Im Winter mehr Energie - ein Mythos?

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Im Winter mehr Energie - ein Mythos?

Beitrag von Grashüpfer » Mo 4. Jan 2010, 19:05

Kann mir bitte jemand noch einmal die Geschichte mit der Energie und den Kaninchen erklären? Irgendwie verhalten sich meine anders als erwartet.

Nachdem wir uns ja schon wieder im Dauerfrost befinden, der auch die restliche Woche anhalten soll :roll: und meine Kaninchen nicht wirklich viel fressen, wie IMMER bei starkem Frost, hätte ich gerne die Geschichte mit der Energie noch einmal genau erläutert bekommen.

Kaninchen benötigen im Winter mehr Energie, um mit der Kälte fertig zu werden und somit entsprechendes Energiefutter? Stimmt das soweit?
Wenn ja, warum fahren dann meine Kaninchen bei Dauerfrost ihr Futter zurück?
Es wird seit zwei Tagen auser Karotten kaum Gemüse gefuttert, Samen wurden auch schon mal mehr gefressen, eben habe ich Tonnen an Trockenkräuter reingelegt, auf die sie normalerweise sofort los rennen, eben wurden die Kräuter ignoriert. Nadeln von Kiefern usw. oder Äste werden auch nur geknabbert, aber satt werden können sie dadurch nie und nimmer.

Wieso braucht ein Kaninchen im Winter überhaupt mehr Energiefutter? Angeblich kommen sie doch mit Kälte gut zurecht, also müsste doch der Körper aus eigener Kraft genug Energie produzieren, um mit der Kälte klar zu kommen, das würde zumindest erklären, weshalb meine ihren Futterbedarf zurückschrauben.

Die andere Seite ist die, im Sommer, wenn sie bei großer Hitze sich kaum bewegen, dann fressen sie frische Kräuter tonnenweise, aber durch die wenige Bewegung bräuchten sie doch gar kein Futter, zumindest kein Futter um rennen zu können, eben nur Futter um am leben zu bleiben. :hm:
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Re: Im Winter mehr Energie - ein Mythos?

Beitrag von Kaktus » Mo 4. Jan 2010, 19:24

Grashüpfer hat geschrieben:also müsste doch der Körper aus eigener Kraft genug Energie produzieren, um mit der Kälte klar zu kommen
Sowas gibt es nicht. Der Körper kann aus eigener Kraft keine Energie produzieren, er benötigt Futter, aus dem er die Energie gewinnt, mithilfe derer er sich erwärmen kann. Vgl. Energieerhaltungssatz; die Energie muss irgendwoher kommen. Deshalb frieren sehr dünne Menschen normal mehr als andere, weil dem Körper die Energie fehlt.

Im Sommer fressen Kaninchen in erster Linie Wiese, welche karg also energiearm ist. In kälterer Jahreszeit gehn man davon aus, dass Kaninchen mehr gehaltvolles Futter wie Wurzelgemüse oder Samen zu sich nehmen. Allerdings ist mir auch nicht bekannt, ab wie viel grad mehr Energie benötigt wird, denn nicht umsonst besitzen die Tiere Winterfell, welches auch wärmt.
Bei uns Menschen ist es auch nicht viel anders, im Sommer bevorzugen wir eher karge Kost wie Salate, auf Deftiges, Fettiges hat man da weniger Lust.

Was habt ihr denn für Temperaturen im Moment, wie sieht das Gewicht der Karnickel aus und sind sie denn alle gesund?
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Re: Im Winter mehr Energie - ein Mythos?

Beitrag von Grashüpfer » Mo 4. Jan 2010, 19:32

Kaktus hat geschrieben: Was habt ihr denn für Temperaturen im Moment, wie sieht das Gewicht der Karnickel aus und sind sie denn alle gesund?
Die Gewichte sind in Ordnung, bzw. eher zuviel der Optik nach. Also abgenommen hat sichtbar keines.
(Hast ja neulich selber noch Hugo gesehen, der wäre ja schlachtreif :X, wenn ich denn schlachten würde.)

Auser mein Samson, der leicht schnupft, sind alle gesund. Also sichtbar gesund. Wie es bei denen innen drin aussieht, weiß ich natürlich nicht.
Aber zum Teil haben sich ihre Stammfutterplätze geändert.

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Re: Im Winter mehr Energie - ein Mythos?

Beitrag von Kaktus » Mo 4. Jan 2010, 19:36

Da ihr also keinen harten Winter habt (ich mein 0 oder -3 Grad sind ja nicht unbedingt frostig), die Nickels fett sind und wohl gesund, würde ich mir da keine Sorgen machen.

Die Futterplätze können sich aufgrund des Einzuges der beiden Neuen geändert haben, auch das Fressverhalten an sich kann dadurch eventuell bis zu einem gewissen Grade betroffen sein.
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Re: Im Winter mehr Energie - ein Mythos?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 4. Jan 2010, 20:16

Also nochmal ...

Kaninchen sind nicht angepaßt an den Winter, sondern angepaßt an Trockenzeiten. Sie sparen Wasser, wenns eng wird, und verbrauchen dadurch, daß sie Wasser sparen, weniger Energie!
Im Winter wirds eng ... da wirds sogar verdammt eng! Wenns richtig frostig wird, ist ihr Frischfutter eingefroren, sie müssen auf trockeneres Futter ausweichen - genau wie in ihrer Heimat Spanien!
Trockenes Futter, das ist in der Steppe Sämereien, Rinde, Kohlgewächse, Blätter sukkulenter Pflanzen, Knospen ...
Trockenes Futter, das ist in unserem Winter Sämereien, Rinde, Kohlgewächse, Nadelgehölzblätter, Knospen ...

Kaninchen sind Säugetiere, Säugetiere haben enorm viele Stoffwechselvorgänge permanent am laufen - und jedes dieser Stoffwechselprozesse produziert Wärme - viel Wärme!
Alleine nur, daß Säugetiere träumen, denken, Hormone herstellen, verdauen produziert derartig viel Wärme, daß sie das generelle Problem haben, diese Wärme wieder abführen zu müssen! Und nur weil Kaninchen solcherart Säugetiere sind, und nicht etwa irgendwelche Salamander oder Schnecken oder Krokodile, ist es ihnen im Grunde genommen egal, wie kalt es ist - aber nicht mehr egal, wie warm es ist! Wenn es also wirklich richtig klirrend kalt wird, brauchen sie sich nur noch eine Isolierung wachsen lassen, und schon bleibt die ganze Wärme, die sie normalerweise mit allen Mitteln versuchen loszuwerden, schön brav im Körper und ihnen ist tendenziell trotz der klirrenden Kälte eher zu warm ...
Gibt zwei Prinzipien einer solchen Isolierung, dichtes Fell und Unterhautfett - Kaninchen wählen das dichte Fell und damit verbrauchen sie auch keinesfalls mehr Energie, wie im Sommer ... im Gegenteil, wenn es wirklich richtig heiß ist, dann müssen sie sogar Energie zusätzlich aufwenden, um die Wärme, die sie produzieren, abzuführen - was jedoch dazu führt, daß sie nun auch wieder mehr Wärme produzieren!
Ein wirklich schwieriges Problem, welche sie in ihrer eigentlichen Heimat versuchen, in ihrem Zentralbau zu überdauern - da ists nämlich lauschige 10°C warm und keine mordsmäßigen 40°C im Schatten.

So kommt es, daß Kaninchen, trotzdem sie nicht an unsere Winter angepaßt sind, besser mit sibirischer Kälte klarkommen, wie mit der Hitze ihrer Heimat.

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Re: Im Winter mehr Energie - ein Mythos?

Beitrag von saloiv » Mo 4. Jan 2010, 20:56

Mein Tipp: Kauf eine Palette Äpfel und biete die mal an. Meine Kaninchen fressen momentan extrem viel Äpfel, vielleicht sind da deine ja ähnlich. :D Birnen gehen auch - sehr beliebt. Am besten überreife.
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dass Du tanzt, als würde keiner hinschauen.
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Re: Im Winter mehr Energie - ein Mythos?

Beitrag von Kaktus » Di 5. Jan 2010, 10:28

Murx hats ja bereits angesprochen, aber hier noch was dazu:
[...]Rehe, Hirsche, Füchse, Wildschweine, Hasen und Kaninchen, Mäuse und Vögel. Wie werden sie mit der lebensfeindlichen Jahreszeit fertig?
Ein dichtes, gut isolierendes Fell bzw. aufgeplustertes Federkleid und/oder auch eine dicke Speckschicht helfen vor Wärmeverlusten. Auch halten sich diese Tiere an kältegeschützten Orten auf und bewegen sich möglichst wenig, um Energie zu sparen (weshalb häufige Beunruhigung durch Beutegreifer oder Menschen und die damit verbundene Flucht den Energieverbrauch drastisch erhöhen und lebensbedrohlich sein können). Ein allzu hoher Energieverbrauch können sich winteraktive Tiere deshalb nicht leisten, weil die Nahrung ja sehr knapp geworden ist und man seine Energiereserven also nicht so schnell wieder auftanken kann.
[...]
Quelle: https://www.naturmuseum.it/de/372.htm" onclick="window.open(this.href);return false;

Das heisst, dass die Tiere sich erst einmal eine dicke Speckschicht anfressen, dann jedoch - eben weil sie in der Natur während des harten Winters kaum Futter mehr finden - sich mehr so viel fressen, sondern einfach extremst Energie sparen, in dem sie sich z.B. möglichst wenig bewegen (bei einer wenig erfolgreichen Futtersuche im Winter verbraucht man auch Energie). Das erklärt also, Ulrike, weshalb deine Kaninchen im Moment gar nicht so viel fressen.
Das große Fressen findet eher im Herbst, eventuell noch im Frühwinter statt, nicht aber mitten drin.
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Re: Im Winter mehr Energie - ein Mythos?

Beitrag von Grashüpfer » Di 5. Jan 2010, 16:37

@Saloiv: Danke für den Tipp. Ich habe heute wirklich eine Palette Äpfel gekauft. Und auch schon reingelegt. Gretel, Putzi, Louis und Samson stürtzen sich gleich darauf. Bei Clara hat es ein bissl gedauert. Nase wollte unbedingt, war aber durch irgendwas total abgelenkt, ich habe ihm das Äpfelchen hinterhergetragen, immer kurz bevor er reinbeisen wollte, ist er wieder weg gehoppelt.
Alle anderen haben zum Zeitpunkt als ich drin war, keinen Apfel gefressen, aber ich schaue nachher nach. Vielleicht fühlten sie sich ja nur durch mich gestört.
Bin ja nur schon froh, dass sie nicht noch Ansprüche an die Apfelsorte stellen. :roll: So was von einer verwöhnten und schleckigen Hasenbande. :D

@Murx: Danke für die ausführliche Information. Demnach müsste man sich ja im Sommer viel mehr Sorgen um die Kleinen machen, als im Winter.

@Kaktus: Puh, da bin ich aber froh, dass das bei meinen Ninis ein normales Verhalten ist. Ich dachte schon ernsthaft, dass die den Winter nicht überleben.
(Übrigens war Twixie heute zu blöde um von einem Baumstumpf zum nächsten zu hopsen. Sie plumste zwischen den beiden Stämmen durch bzw. runter. :arg: Und die stehen ja wirklich so nah beieinander, dass sie ja nicht mal springen müsste, sie könnte ja einfach nur die Pfote vorstrecken und rüber laufen. Aber nein, sie fällt dazwischen.) :crazy:
Vielleicht doch kraftlos durch zu wenig Futter? :lol:
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Re: Im Winter mehr Energie - ein Mythos?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 5. Jan 2010, 16:46

Sie hat bestimmt das Mehrgewicht von ihrem Winterpelz nicht mit einberechnet ... :lol:

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