Der Medizinische Blutegel

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Isa
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Der Medizinische Blutegel

Beitrag von Isa » So 20. Nov 2011, 17:07

Blutegel gehören zur Familie der blutsaugenden Ringelwürmer, den Anneliden.
Sie stehen den Regenwürmern sehr nahe.
Die bekannteste Art ist der Hirudo medicinalis.
Er wiegt "leer" zwischen 2 unnd 3 Gramm und misst ca. 4-8 cm.
Saugt er sich voll, verdoppeln bis verdreifachen sie ihr Gewicht.

Sein Körper ist relativ flach und an beiden Körperenden mit Saugnäpfen ausgestattet.
Er besteht aus 95 Ringen, von denen die ersten 9-10 den Kopf bilden. Die vordersten 4 Ringe bilden zusammen eine löffelförmige Haftscheibe, hinter der 3 halbinselförmige Kieferplatten liegen. Auf diesen Kieferplatten befinden sich jeweils bis zu 90 (!!) bewegliche Zähnchen, welche er durch wiederholte Bewegungen in die Haut des "Opfers" fräsen.
Schon vor dem Anbeißen saugt sich der Blutegel an seinem Wirt fest und lässt ihn nicht mehr freiwillig los, bis er satt ist. :jaja:

Der junge Blutegel ernährt sich vom Blut kaltblütiger Wassertiere wie z.B. Kaulquappen und Fischen.
Erst adult bevorzugt er Warmblüter wie z.B. Rinder, Pferde, Menschen,...

Bei jedem Biss gibt der Blutegel 1 v- 1,5 mg Hirudin in den Wirtskörper ab.
Schon 1 mg Hirudin macht ca. 60 ml Blut für 24 Stunden ungerinnbar!
Das hat einerseits den bekannten medizinischen Effekt, andererseits schließt sich die Wunde so nicht so schnell für den Egel.

Das aufgenommene Blut verdaut der Blutegel nun innerhalb der nächsten 5 - 18 Monate und braucht so lange auch keine weitere Nahrung mehr!

Der Biss eines Blutegels ist kaum schmerzhaft. Es fühlt sich eher an wie wenn man in Brennnesseln fasst.
Nach dem Saugen kann die Bissstelle leicht jucken, da lokal eine histaminähnliche Substanz frei gesetzt wird.

Außerdem befindet sich eine weitere gerinnungshemmende Substanz im Speichel der Tiere: Das Calin.
Calin bewirkt das Nachbluten der Wunde, welches die reinigende Funktion übernimmt.

Ob ein Anästhetikum im Speichel enthalten ist, ist noch nicht erwiesen!

Kontraindikationen:
- Nicht anwenden, wenn der Patient blutverdünnende / gerinnungshemmende Medikamente einnimmt (z.B. Marcumar).
- bei Anämien oder bei sehr alten, sehr jungen oder geschwächten Tieren.
- Bei Tieren die unter 10 kg wiegen.
- Nicht anwenden bei vorheriger Behandlung des Wirtes mit Zeckenmitteln, Impfstoffen, auch Spot-Ons. Der Blutegel kann dann Krämpfe bekommen und innerhalb weniger Minuten sterben.

Indikationen:
- Hüftgelenksdysplasie
- Osteochondrose
- Therapie der Lendenwirbelsäule
- Spondyloseschmerzen

Und hier noch ein paar Bilder vom Kurs heute mit den "possierlichen" Tierchen :hot: :
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Re: Der Medizinische Blutegel

Beitrag von Isa » So 20. Nov 2011, 18:48

Blutegel sollten übrigens nur einmal verwendet werden!
Bis vor relativ kurzem konnte man die Blutegel zu manchen Händlern wieder zurückgeben /-senden.
Sie wurden dann in einen großen Teich untergebracht, der sogenannte "Rentnerteich". :lol:
Dies wurde aber verboten; aus gesundheitlichen Gründen.

Heutzutage ist es üblich, die Tiere nach Verwendung zu töten.
Dazu friert man sie entweder ein, oder man ertränkt sie in Alkohol. :?
Wobei die erste Variante wohl humaner ist!

In öffentlichen Gewässern ist das Verbringen aber eben aus gesundheitlichen Gründen nicht erlaubt.
Man darf sie allerdings in seinem eigenen, der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Teich oder Aquarium "halten".
Auf gute Wasserqualtität ist dann aber zu achten.
Viele Blutegel sterben dann in kalten Wintern im Teich, da sie erfrieren.
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Re: Der Medizinische Blutegel

Beitrag von Miss Marple » So 20. Nov 2011, 18:52

Beim THP habe ich so viele Gläser mit verschiedenen Egeln gesehen, und die geben alle "nur" das Hirudin? :grübel:
Und wieso und wie wirkt das bei diesen orthopädischen Geschichten? Kann ich mir gerade gar keinen Reim drauf machen.
"Der Clown ist die wichtigste Mahlzeit des Tages."

geklaut


"Ich schimpfe nie über Regen. Ich mochte ihn ja auch, als er noch das Meer war."

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Re: Der Medizinische Blutegel

Beitrag von Isa » So 20. Nov 2011, 19:46

Die oft großen Erfolge werden oft dadurch erzielt, dass danach Schmerzfreiheit herrscht und mehr Möglichkeiten zur Bewegung / Mobilisierung bestehen!
Erklärt wurde auch, dass die Blutegelwirkstoffe gerinnungshemmend, antithrombotisch, antiphlogistisch, analgetisch, viskositätsmindernd, lymphstrombeschleunigend wirken.

Im Speichel der Blutegel sind nämlich außer Hirudin noch weitere Substanzen enthalten:
Hyaluronidase, Egline, Bdellin, Apyrase, Kallagenase, Destabilase, Piyavit.

Die Funktionen dieser Stoffe, bzw. die Stoffe selbst sind leider noch nicht gänzlich erforscht.

Halten kann man die Blutegel natürlich in solchen kleinen Gläsern.
Auf die Umgebung legen sie nämlich nicht so viel Wert.
Allerdings muss man immer dafür sorgen, dass das Wasser von guter, frischer Qualtiät ist; es darf nicht zu kalkreich und auch nicht zu warm sein.
Und je größer die Gläser / Behältnisse, desto besser kann man eine gute Wasserqualität gewährleisten!
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