E.C. - einige Fragen

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Es gibt Kaninchenhalter, erfahrene Kaninchenhalter und sehr erfahrene Kaninchenhalter.
Nicht jeder kennt sich mit diversen Krankheiten aus.
Selbst als sehr erfahrener Kaninchenhalter kann man nicht alles kennen und wissen.

Alles, was hier im Forum speziell zu Krankheiten, Diagnosen, Medikamenten und deren Dosierungen zu finden ist, sind persönliche Erfahrungen, Tipps und Ratschläge.

Diese Tipps und Ratschläge ersetzen keinen Tierarztbesuch.

Es gibt sehr viele ernst zu nehmende Krankheiten, die man durch Eigenbehandlung/Eigentherapie noch verschlimmern kann.

Es ist daher wichtig, jede Medikamentenabgabe und Therapie unbedingt mit dem Arzt zu besprechen und gemeinsam nach der besten Lösung, für das jeweilige Tier zu suchen.

Also zieht bitte immer einen Tierarzt zu Rate. Selbstverständlich könnt Ihr die hier gegebenen Tipps und Ratschläge mit Eurem Tierarzt besprechen.
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eigentlich max
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E.C. - einige Fragen

Beitrag von eigentlich max » Do 19. Mai 2011, 20:41

Wenn ein Kaninchen EC hat und es wurde 4 Wochen lang nur mit AB und Vit B behandelt

und es wurde NICHT mit Panacur behandelt

kann doch die Krankheit eigentlich garnicht besser werden oder ausheilen? :grübel: Denn die Ursache ist ja nicht behandelt. Liege ich da richtig?

Hat eine Behandlung mit den richtigen Mitteln (AB, Panacur, VitB) dann überhaupt noch einen Sinn? Oder sind in so einer grossen Zeitspanne die Schäden zu gross?

Welche AB's eignen sich generell für E.C.?

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Anita
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Re: E.C. - einige Fragen

Beitrag von Anita » Do 19. Mai 2011, 22:04

Hallo eigentlich max,

in der richtigen E.C.-Therapie scheiden sich die Geister.

Bei Vit B sind sich noch alle einig, das ist wirklich wichtig um die Regeneration der Nerven zu unerstützen.

Panacur steht in dem Verdacht den Erreger zu bekämpfen und führ bei den meisten Tieren zu einer deutlichen Verbesserung, allerdings gibts da wohl auch wenig Gegenproben, also kaum einer hat versucht Panacur genau dann wegzulassen und zu sehen was passiert wenn man meint dass es anschlägt. Wir behandeln E.C. grundsätzlich mit Panacur weil wir damit gute Erfahrungen haben und es bei einer "unnützen" Gabe immernoch kaum Nebenwirkungen zeigt.

AB befürworten auch nicht alle. Es hat unseres Wissens auch nichts mit dem Erreger zu tun sondern soll Sekundärinfektionen und E.C-bedingten Entzündungen entgegenwirken. Wir geben Marbocyl, es gibt auch Empfehlungen mit Chloramphenicol, viele sagen es muss hirngängig sein, was aber meiner Meinung nach der These widerspricht, dass es nur zur Bekämpfung von Sekundärinfektionen & Co gegeben wird. Es gibt allerdings Formen von Pasteurelleninfektionen die dieselben Symptome wie E.C. haben, hier wäre AB auch schon wieder konkret wirksam.

Sehr umstritten ist noch Cortison. Wir geben das nur in ganz schweren Fällen und nur dann wenn keine weiteren Infekte (z.B. Schnupfen) erkennbar sind, da es das Immunsystem beeinträchtigt.

Und zuletzt behandeln einige auch noch mit Daraprim. Hier ist es ähnlich wie mit Panacur, die einen schwören darauf die anderen verteufeln es. Es wird eigentlich zur Behandlung von Toxoplasmose eingesetzt und soll im Speziellen sehr gute Ergebnisse bei Tieren erzielen die gar nicht mehr allein aufstehen können.

Es gibt auch die unterschiedlichsten Formen von E.C.:

- organische Form:
Hier sieht man die Infektion äusserlich meist gar nicht, die Erreger befallen die inneren Organe und die Folge sind schwere Leber- und Nierenschäden bzw. können alle Organe betroffen sein. Leber und Niere treten aber sehr oft in den Vordergrund.

- neurologische Form:
Das ist der klassische E.C.-Verlauf mit neurologischen Ausfällen, Lähmungen und Schiefkopf

- Pasteurellen und andere Infektionen:
Wie oben schon beschrieben kommt es auch nicht selten dazu, dass z.B. Mittelohrentzündungen o.ä. mit E.C. verwechselt werden.

Genau feststellen ob ein Tier nun wirklich einen E.C.-Ausbruch hat oder nicht kann man ansich nicht. Die Titerbestimmung ist zwar möglich, aber leider sehr unzuverlässig bzw. noch wenig erforscht. Wir hatten auch schon Tiere die ganz eindeutig an E.C. erkrankt waren (auch anderer Infekt konnte ausgeschlossen werden) und dennoch einen sog. 0-Titer hatten. Andersrum hatten wir schon unglaublich hohe Titer ohne ein einziges Symptom.

Aber um auf deine Frage zurückzukommen:

Ich persönlich würde nicht ohne Panacur behandeln und wir setzen mit Erfolg Marbocyl als AB ein. Grundlegend rate ich auch davon ab einen fixen Zeitraum zu behandeln und dann abzusetzen, wir haben bessere Erfahrungen damit zu warten bis die Tiere symptomfrei sind. Unsere Ginger hatte Ende März einen üblen Ausbruch, neurologischer Verlauf, sie lag wochenlang auf der Seite, und bekommt noch immer Marbo, Panacur und Vit B und wir sehen immernoch fast tgl. Verbesserungen im Zustand.

Wichtig ist noch die Blutwerte ein bisschen im Auge zu behalten, da die Organe bei allen E.C.-Verläufen angegriffen sein können.

LG Anita

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eigentlich max
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Re: E.C. - einige Fragen

Beitrag von eigentlich max » Do 19. Mai 2011, 22:13

Danke für deine umfassende Antwort.

Im speziellen Fall wurde das Tier (nicht mein Tier) mit AB (28 Tage) und VitB (14 Tage) behandelt.

Der Zustand des Kaninchens wird seitdem immer schlechter.

Da hab ich mich gefragt, ob das am fehlenden Panacur liegen kann. (ich konnt mich noch gut daran erinnern, dass ich es mal bekommen hatte bei einem ähnlichem Fall)

Die Medikamente sollen nach der oben genannten Behandlungsdauer einfach abgesetzt werden, TROTZ des schlechten Zustandes des Kaninchens. Dem Kaninchen geht es schlechter als zu Beginn der Behandlung!?

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ClaudiaL
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Re: E.C. - einige Fragen

Beitrag von ClaudiaL » Do 19. Mai 2011, 23:05

Was zeigt das Tier denn für Symptome?

Anita hat das Grundlegende ja schon geschrieben. Ich würde eine E.C.-Behandlung nicht abbrechen, solange das Tier nicht symptomfrei ist. E.C.-Behandlungen können sehr langwierig sein. Ich hab auch schon von Fällen gelesen, wo die Behandlung rum war, dann ein Rückschlag kam und nochmal behandelt wurde. Ich denke für E.C. gibt es keine Richtlinien. Man muss es vom Tier und den Symptomen abhängig machen.

Bei Rosi haben wir Panacur sehr lange gegeben, haben dann eine Pause gemacht und nochmal einen Zyklus nachgesetzt, weil wieder Symptome auftauchten. AB, wir hatten zuerst Baytril, brachte nicht den gewünschten Erfolg, so dass wir auf Chloramphenicol wechselten. Das haben wir glaube ich so vier Wochen gegeben.

Das VitaminB haben wir noch einige Zeit länger gegeben.

Ich würde mir schnellstmöglich die Medikamente besorgen und wieder anfangen zu behandeln.

Je nach Symptomen auch unbedingt die Ohren checken lassen, evtl. auch mit Röntgen.
Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler
(Philippe Djian)

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Re: E.C. - einige Fragen

Beitrag von saloiv » Do 19. Mai 2011, 23:09

Vielleicht hat es gar kein E. Cuniculi sondern eine andere Erkrankung.

Ich sehe E. Cuniculi sehr kritisch. Es ist immer eine Verdachtsdiagnose zu einer Krankheit, die man nicht kennt sondern mehr oder weniger vermutet. Wie Anita schon schreibt, kann man E. Cuniculi nicht nachweisen und die Symtome von E.C. kommen nicht nur bei Tieren mit positiven Titer vor, identische Symptome gibt es genauso bei Tieren ohne positiven Titer.

Die Behandlung ist relativ allgemein gehalten und deckt eben das wichtigste ab. Antibiotikum, Wurmmittel und Vitamin B (wirkt allgemein bei nervlichen Krankheiten sehr gut).

Die gleichen Symptome gibt es auch bei anderen Tieren, bei diesen Tieren hat aber nie jemand das Wort "E. Cuniculi" in die Welt gesetzt, da heißt dann halt die Krankheit anders. Auch bei diesen Tieren behandelt man so, obwohl die Krankheit anders heißt...

Ansich ist ja egal wie man was nennt, aber bei E.C. beobachte ich immer mehr, dass diese "Zusammenfassung von vielschichtigen Symptomen" unter einem Begriff mehr schadet als nutzt. Denn die Tierärzte behandeln standardmäßig jedes Kaninchen, das irgendein Symptom hat, das man E.C. zuschreibt, mit den Standard-Medikamenten. Viele dieser Tiere haben in Wirklichkeit Krankheiten, die man mit anderen Maßnahmen erfolgreich behandeln könnte und leiden daher unter der Diagnose E.C.
E.C. überschattet vielerlei Krankheiten, die man sonst längst besser erforscht und gute Behandlungsmöglichkeiten gefunden hätte!

Das ist zumindest meine Meinung.
Bild
Ich wünsche Dir...
dass Du arbeitest als würdest Du kein Geld brauchen.
dass Du liebst, als hätte Dich noch nie jemand verletzt.
dass Du tanzt, als würde keiner hinschauen.
dass Du singst, als würde keiner zuhören.
dass Du lebst, als wäre das Paradies auf Erden.

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