Wildkaninchenjungtiere auswildern

[Bigfoot63]

Vor einigen Wochen wurden Wildkaninchenbabies im Tierheim abgegeben. Die sind dann durch die Pfleger mitversorgt worden.
Nun sind sie seit 10 Tagen auf Wiese und Zweige Ernährungstechnisch umgestellt und mit ca. 16 -18 Wochen auch auszugsbereit.

Wie mach ich das. Da wo sie her sind ist auswildern keine Option. Ich könnte sie mit zum Pferdehof nehmen und auf den 8.5 ha was suchen.
Natürlich haben wir einen bewohnten Dachsbau, das Umfeld würde ich meiden. Was nehme ich denn als besten Platz, etwas zur Waldnähe, weil da Bäume Schutz vor den Milanen geben ?
Oder am Tümmpel, aber da gibt es keine Deckung.
Wir haben nicht soviele Wildkaninchen bei uns, sondern mehr Hasen.

Nicht zu vergessen, geht das überhaupt, die einfach rauswerfen - sozusagen - und gut ist.

Irgendwas ist ja immer

[Murx Pickwick]

Bei Kaninchen ist das kein Problem mit rauswerfen und gut ist ... allerdings ist die Überlebensrate generell bei 16 -18 Wochen extrem gering (auch bei den wildgeborenen und wild aufgewachsenen). Mit über nen halben Jahr sind die Überlebenschancen extrem viel höher, fast so hoch, wie bei den ausgewachsenen Kaninchen. Je nachdem, wie gut die Lebensbedingungen sind, liegen die Verluste generell in dem Alter bis ca 5 Monaten zwischen 30% und fast 100% ... im Schnitt bei 80%. Es gibt Gegenden und Jahre, in denen nur zwei bis drei Jungkaninchen der ranghöchsten Häsin im Revier hochkommen - und alles andere in dem Alter gefressen wird!
Mit nem dreiviertel Jahr ist die Chance zu überleben, relativ hoch, alles, was Kaninchen brauchen, ist ihnen angeboren. Klappt sogar mit Kuntibuntikaninchen ohne irgendwelche Vorbereitungszeit, die haben die gleichen Überlebenschancen, wie die alteingesessenen Wilden im gleichen Alter.

Das bei euch viele Feldhasen vorkommen, ist ein sicheres Zeichen dafür, daß es kein gutes Kaninchenbiotop ist ... zu harter, lehmiger Boden, zu trocken.

Bestes Auswilderungsgelände (aus Sicht der Kaninchen) sind alte, städtische Friedhöfe - Stadtverwaltungen und Friedhofswärter werden dich allerdings dafür heiß und innig "lieben", wenn du ihr Kaninchenübervölkerungsproblem auf die Art und Weise noch Vorschub leistest *g*
Ist übrigens ein generelles Problem mit den Kaninchen ... dort, wo Auswilderungen gern gesehen werden, ist kein gutes Kaninchenland, dort, wo gutes Kaninchenland ist, sind ausgewilderte Kaninchen absolut nicht gern gesehen ... die gelten auch heute noch als Schädlinge!
(Gibt sogar legale Spritzmittel gegen Kaninchenplage in Deutschland zu kaufen ... )

Ansonsten ... damit sich das Kaninchen die Zeit verschaffen kann, sein zukünftiges Revier zu erkunden, ist Deckung erstmal das Wichtigste ... am besten Dorngesträuch, also Schlehen, Weißdorn, Brombeeren - halt all das Stachelzeugs, was einem das Leben beim Pflücken schwer macht, das macht nämlich auch den Beutegreifern das Leben schwer.
Ungünstig sind einzeln stehende, hohe Bäume - dort können sich Greifvögel auf die Lauer hocken. Die Kaninchen sehen die Vögel nicht in den Bäumen, bevorzugen jedoch den Fuß solche Bäume fatalerweise als Ruheplatz ... und Greifvögelchen freut sich über nen netten Snack

[Bigfoot63]

Dann wären die Rheinauen oder ein Deich mit Heckenpflanzen doch deutlich besser...
Bei mir vorm Haus ist ein Sportplatz danach kommen die Wupper und Rheinauen. Da sehe ich immer viele kaninchen..
Leider wird dort viel gejagt. Die Friedhöfe )) na ja ....kann man die denn auch nachts aussetzen oder spät abends...dann könnte ich mit grossem Rucksack dann ja mal.....

[Murx Pickwick]

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle eine pro forma Information vorwegschicken, sonst mach ich mich noch strafbar: Anstiftung zu einer Straftat ...

Das Aussetzen von Tieren in Deutschland bedarf nämlich einer ganz besonderen Genehmigung, die nur selten erteilt wird (beispielsweise zur Auswilderung von Biber und Co), ansonsten ist das Auswildern nur dem Jagdpächter zur Stützung der jagdlich genutzten Bestände erlaubt und dem Normalbürger schlichtweg verboten!
Das gilt selbstverfreilich auch für Wildtiere ...
Kann dir bei Interesse auch die Paragraphen dafür raussuchen ...

Ok ... betrachten wir es aus der Sicht der Kaninchen.
Ja - viel Kaninchen = gutes Kaninchenland = beste Bedingungen für das ausgewilderte Kaninchen!
Für ein so junges Kaninchen hat ein vielbevölkertes Kaninchenland mit starker Bejagung durch den Menschen noch einen enormen Vorteil: Menschen neigen dazu, die ranghohen Häsinnen wegzuschießen, weil die sich doch eher zeigen, sie müssen ja schließlich ihr Revier vor anderen, revierfremden Häsinnen beschützen. Dadurch werden im Laufe des Sommers immer wieder Reviere frei, da die Nebenhäsinnen solcher Reviere oftmals ohne die ranghöchste Häsin gar nicht in der Lage sind, das Revier weiter zu halten.
Und das bedeutet wiederum, daß das gut gefütterte, ausgewilderte Hasili beste Chancen auf ein eigenes Revier im ersten Lebensjahr bekommt! Das wiederum bedeutet, gute Deckungslage, hohe Nachkommenschaft, gutes Futter, auf Dauer ranghoher Platz ... ausgewilderte und entkommene Kaninchen in vom Menschen bejagten Kaninchenland haben deutlich höhere Chancen, wie die Wilden, zu überleben und zu einer reichlichen Nachkommenschaft zu sorgen, einfach weil sie durch den Bewegungsmangel und das energiereiche Futter vorher deutlich mehr Reserven aufbauen konnten, wie die Wilden, die von Ende Februar/Anfang März an im Fortpflanzungsstreß standen - das heißt, wenn sie wie Wildkaninchen aussehen und nicht irgendwelche abstruse Farben im Fell tragen, welche sie wiederum auffällig für den Tierschutz und die Jägerschaft machen.

[Bigfoot63]

Alles klar dann lass ich sie bei mir Zuhause frei na ja wenn die dann meinen Garten verlassen und in dieses Kaninchenland auf der anderen Strassenseite wechseln . Das ist ja nicht aussetzen die wohnen ja bei mir