Ich will euch heute mal meine Lieblingsspinnenfamilie genauer vorstellen.
Weltweit gibt es über 5000 Springspinnenarten, in Mitteleuropa kommen davon noch gut 100 Arten vor. Damit gehören sie zu den artenreichsten Spinnenfamilien in Deutschland.
Typisch ist die eher gedrungene Gestalt und die vergleichsweise kurzen, kräftigen Beine, die sie zu Profis in ihrer namensgebenden Eigenschaft macht: dem ausgezeichneten Sprungvermögen. Da Spinnen keine Muskeln zum Strecken der Beine besitzen, muss die Sprungkraft anders erzeugt werden. Dazu wird der Hämolymphdruck (Hämolymphe = ~Blut) schlagartig erhöht, so dass sich die Beine in Sekundenbruchteilen strecken, und die Spinne abspringt. Dabei ist sie sehr zielgenau und verfehlt ihre Beute nur selten. Grund dafür ist ihr ausgezeichnetes Sehvermögen. Springspinnen besitzen die leistungsfähigsten Augen im Spinnenreich, die in einer ganz familiencharakteristischen Anordnung am Vorderkörper liegen: an der Stirn liegen vier Augen, wovon das mittlere Augenpaar scheinwerferartig vergrößert ist. Am Hinterkopf liegen weitere zwei Augen, die etwa so groß wie die äußeren Stirnaugen sind. Dazwischen liegen nochmal 2 winzigste Augen.
Springspinnen gehen aktiv auf Beutesuche. Nehmen sie auf ihren Streifzügen zum Beispiel eine Bewegung mit dem hinteren Augenpaar wahr, drehen sie sich blitzschnell um, und versuchen die Bewegung anzuvisieren. Das sie das tatsächlich können ist eine Besonderheit bei den Spinnen. Sie sind in der Lage Objekte bis in ca 10cm Entfernung scharf anzuvisieren indem sie ihre Netzhaut vor und zurück schieben. Die Netzhaut kann auch seitlich verschoben werden, was ihnen einen Blickrichtungswechsel ermöglicht, ohne sich selbst bewegen zu müssen (und sich dadurch vielleicht zu verraten). Und durch die enge Lage der "Scheinwerferaugen", sehen Springspinnen sogar räumlich.. eine Notwendigkeit und gezielt springen zu können.
Obwohl diese Familie doch recht artenreich ist, lassen sich zumindest die Männchen doch oft allein anhand von äußeren Merkmalen unterscheiden (viele Spinnenfamilien sind dahingehend deprimierend uneindeutig). Die meisten einheimischen Arten bleiben unter einem Zentimeter groß (Info: bei Spinnen wird die Körpergröße ohne Beinspanne angegeben), es gibt aber ausnahmen, die diesen Wert leicht überschreiten.
Springspinnen findet man in sehr vielen Lebensräumen. Es gibt Arten, die ausschließlich in menschlichen Behausungen auftreten, manche nur in Tropenhallen und ähnlichem. Einige Arten sind recht generalistisch, dh. heißt man findet sie in verschiedenen Lebenräumen, und dort auch recht regelmäßig zu finden (Zebraspringspinnen sind zB oft schon zufrieden, wenn es irgendwo einen Zaunpfahl oder eine warme Mauer gibt). Andere kommen nur in sehr speziellen Gebieten vor, zB in Binnendünen oder an naturbelassenen Flusslandschaften (in Deutschland eigentlich nur in den Alpen). Viele Arten solcher speziellen lebensräume sind vom Aussterben bedroht. Obwohl alle Springspinnen tagaktiv sind, sind viele von ihnen nur schwer zu entdecken.
Es folgt eine kleine Bilderauswahl von Arten:
Die Rindenspringspinne (Marpissa muscosa) gehört zu den größten Arten in Deutschland. Die Weibchen werden bis 1,1cm groß.
![](http://foto.arcor-online.net/palb/alben/33/5987833/1280_6331306230313761.jpg)
Die Gewächshausspringspinne (Hasarius adansoni) kommt, wie der Name schon sagt, ausschließlich in einigen gewächshausähnlichen Gebäuden (Tropenhallen, Botanische Gärten usw) in Deutschland vor.. zB in Bonn, im kölner Aquarium.. man findet sie heute weltweit in solchen Lebensräumen...wo sie ursprünglich einmal herkam wird nur spekuliert, vermutlich aber aus dem asiatischen Raum. Diese hier wurde im Zoo Leipzig aufgenommen. Auf dem ersten Bild kann man, wenn man genau hinschaut, alle 4 Augen auf der rechten Seite der Spinne sehen, auch das winzige zwischen den mittelgroßen Augen.
![](http://foto.arcor-online.net/palb/alben/33/5987833/3131626362396433.jpg)
![](http://foto.arcor-online.net/palb/alben/33/5987833/3032306432383666.jpg)
![](http://foto.arcor-online.net/palb/alben/33/5987833/3864336166613037.jpg)
Diese Art hat keinen deutschen Namen: Aelurillus v-insignitus. Dennoch kann ich mir den Namen recht gut merken, denn die Männchen haben eine charakteristische V-Zeichnung auf der Stirn, der ihnen den "bösen Blick"
![Erschüttert :shock:](./images/smilies/icon_eek.gif)
![](http://foto.arcor-online.net/palb/alben/33/5987833/3731353666376666.jpg)
![](http://foto.arcor-online.net/palb/alben/33/5987833/6433303038663666.jpg)
![](http://foto.arcor-online.net/palb/alben/33/5987833/3463383534306265.jpg)
Die letzte Art, die es heute von mir gibt ist die Zebraspringspinneart (ja, es gibt da mehrere ähnliche Arten) Salticus scenicus. Sie war Spinne des Jahres 2005. Die Art ist holarktisch verbreitet, das heißt man kann sie in Europa, Noramerika und Nordasien finden. Sie bevorzugt windstille, sonnenbeschiene Bereiche (steinige Trockenrasen zB) und ist in menschlicher Umgebung recht häufig zu finden, wo sie gerne an sonnenseitigen mauern oder Zäunen jagt.
Dieses Weibchen hier hat eine Steinfliege erbeutet.
![](http://foto.arcor-online.net/palb/alben/33/5987833/6363383263306234.jpg)
![](http://foto.arcor-online.net/palb/alben/33/5987833/3435356337646137.jpg)
![](http://foto.arcor-online.net/palb/alben/33/5987833/6636353662623935.jpg)
![](http://foto.arcor-online.net/palb/alben/33/5987833/6334363435393934.jpg)
diese Serie wird fortgesetzt..
liebe Grüße
Anja