das sagen Tierärzte zur naturnahen Ernährung von Chinchillas

Forumsregeln
Giftige Pflanzen die hier aufgeführt oder vorgestellt werden, stellen für Tiere die Ad Libitum ernährt werden selten eine Gefahr dar, da sie in der Lage sind zu selektieren und daher immer wissen, was fressbar und genießbar ist und was nicht.

Wie in allen Fällen auch, ist jedes Tier individuell zu betrachten und man sollte neue Pflanzen IMMER langsam anfüttern.
Jedes Tier kann unterschiedliche Dinge auch unterschiedlich vertragen.

Die User sprechen von eigenen Erfahrungen, es liegt an Euch, Eure zu sammeln.
Antworten
Benutzeravatar
Kaktus
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 2346
Registriert: Mi 2. Dez 2009, 17:41
Land: Deutschland
Wohnort: Mannheim
Kontaktdaten:

das sagen Tierärzte zur naturnahen Ernährung von Chinchillas

Beitrag von Kaktus » So 31. Jul 2011, 11:58

Huhu

es heißt leider wie ihr wisst, dass Chins kein oder nur wenig Frischfutter bekommen dürfen oder dass sie unbedingt zumindest einen kleinen Anteil an Pellets in ihrerer Fütterung benötigen würden.

Auch höre ich immer wieder, dass Tierärzte diese Ansichten vertreten sollen. Abgesehen davon, dass Ernährung eh nicht so wirklich das Spezialgebiet von Tierärzten ist, habe ich aus Neugier um die 30 Ärzte angeschrieben und wollte ihre Meinung hören. Leider bekam ich bisher nur wenige Antworten. In Folgendem mal mein Anschreiben und dahinter die bisherigen Antworten.
Sehr geehrtes Tierpraxis-Team,

ich würde gerne Ihre Meinung zur artgerechten Chinchillaernährung hören. Falls bei der Beratung Gebühren fallen sollten, bitte ich Sie hiermit, mich im Voraus darüber zu unterrichten und auch über die Höhe.

Ich halte 17 Chinchillas im Alter zwischen 4 Monaten und 9 Jahren.

Die Tiere werden folgenermaßen ernährt:

- eine Mischung aus getrockneten Kräutern, Blättern, Blüten, Wurzeln, Rinde, Zweigen
- frisches Grünfutter (Zweige, Kräuter, Gras, Blüten)
- Heu und Stroh
- frisches Obst und Gemüse
- als Kraftfutter gibt es Sämereien und eine Mischung aus getrocknetem Gemüse

Fertigfutter jeder Art wie Pellets, Knabberstangen oder Mischfutter gibt es hier nicht.
Bis auf das Kraftfutter gibt es von allen aufgezählten Futtermitteln täglich alles soviel die Tiere möchten. Das Kraftfutter wird an die Bedürfnisse jeder Gruppe angepasst d.h. z.B. Tiere im Wachstum bekommen mehr Kraftfutter als Tiere, die zu Übergewicht neigen.

Viele meiner Tiere sind Notfallchinchillas, die aus schlechter Haltung stammen und auch welche, die krank waren/sind. Keines dieser Nasen hat wegen meiner Fütterung Verdauungsprobleme bekommen - Durchfall oder Aufgasung hatten wir hier bisher noch nicht.

Meine Art der Fütterung entstand nachdem ich mich gründlich über die Ernährung von Wildchinchillas erkundigt habe. In freier Wildbahn fressen Chinchillas verschiedene Gräser; Kräuter; Blüten, Rinde, Blätter, Wurzeln und Früchte verschiedener Sträucher sowie das Fruchtfleisch und Früchte einiger Sukkulenten (wasserspeichernder Pflanzen) und letztenendes einen kleinen Teil Sämereien dieser Pflanzen.

Auf diese Erkenntnisse habe ich versucht die Ernährung meiner Tiere anzugleichen.

Nun wird diese Art der Ernährung insbesondere der hohe Anteil an Frischfutter und die fehlenden Pellets (Chinchillapellets, die von Haltern insbesondere von Züchtern oft als Hauptfutter neben Heu gereicht werden und aus eißweißreichen Hülsenfrüchtlern wie Luzerne und Soja und kohlenhydratreichem Getreide(-nebenprodukten) sowie anderen pflanzlichen Nebenerzeugnissen bestehen und mit synthetischen Vitaminen versehen sind) von vielen Haltern kritisiert und ich deswegen angegriffen – auch andere Halter, die sehr ähnlich ihre Tiere ernähren.

Ich persönlich halte aufgrund meiner Recherchen aber nichts von Fertigfutter wie Pellets und halte auch das oft verteufelte Frischfutter für einen sehr wichtigen Bestandteil der Kleinsäugerernährung, nicht nur weil dieses in der Natur verspeist wird, sondern auch weil es wichtige Nährstoffe und v.a. Wasser bietet, welches diversen Krankheiten vorbeugen kann wie z.B. Nieren- und Harnsteinen. Auch bei säugenden Muttertieren unterstützt Frischfutter die Milchbildung. Ich persönlich kann bezüglich Frischfutter keine Nachteile für Chinchillas erkennen.

Daher würde ich sehr gerne von Ihnen hören, welche Fütterung Sie empfehlen, was sie von Frischfutter halten und ob Chinchillapellets unbedingt notwendig für eine gesundere Chinchillaernährung sind und falls ja weshalb.

Ich freue mich auf ein Feedback von Ihnen und wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.

Viele Grüße,

Aleksandra J.
Bisher bekam ich eine Antwort von nur wenigen Leuten.

1)
Sehr geehrte Frau J.,

können Sie uns bitte Ihre postalische Adresse zukommen lassen (gerne wieder per E-Mail),
damit wir Ihnen Literatur zur Chinchillafütterung schicken können?

Mit freundlichen Grüßen
i.A. xxx
Da Lea dieselbe Literatur schon bekommen hat, brauch ich sie nicht, die Literatur ist recht gut und steht auch nicht drin, dass Chins unbedingt Pellets benötigen.


2)
Sehr geehrte Frau J.,

da Sie sich mit Ihrer mail an die Chirurgische Tierklinik gewandt haben, die kein Spezialist für Ernährung ist, möchte ich Sie bitten mit dem Instritrut für Tierernährung Kontakt aufzunehmen. Dieses Institut wird Ihre Fragen ausführlischst beantworten können. Ich persönlich bevorzuge es ein Röntgenbild des Kopfes anzufertigen, um zu sehen, wie die Knochenstruktur ist. Von einem Tier mit veränderten Zähnen kann man nicht erwarten Heu zu fressen, da muss man auf Alternativen ausweichen. Nach dem Röntgen kann ich auf die Ernährung detraillierter eingehen. Alternativ hier eine Internetseite:

https://www.ernaehrung.vetmed.uni-muenchen.de/service/ernaehrungsberatung/eb_hunde/index.html" onclick="window.open(this.href);return false;
https://www.diebrain.de/ch-futter.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Mit freundlichen Grüßen

xxx
Ich hab nun den Bereich zur Tierdiätetik der Hochschule angeschrieben.


3)
Werte Frau J.!
Sie machen das super mit der Ernährung.Dem kann ich nichts hinzufügen!
Lg xxx

4)
Sehr geehrte Frau J.,

es gibt bezüglich der richtigen Ernährung von Chinchillas so viele
unterschiedliche Ansichten wie es Halter gibt.

Man kann nicht generell sagen, daß die Fütterung von Chinchillapellets
unbedingt notwendig ist. Wichtig ist, daß die Zusammensetzung des Futters
( Vitamine, Mineralstoffe, etc.) für die Chinchillas optimiert ist. Um Ihnen
dazu genaueres sagen zu können, bräuchten wir eine genaue Auflistung der
einzelnen Futtermittel und deren Mengenangaben. Dann könnten wir eine
ausführliche Fütterungsberatung durchführen ( Kosten etwa 20-30 €).

Wir und viele der Halter unserer Praxis füttern den Chinchillas eine
Mischung aus Kräutern, Pellets und Sämereien. Genaueres hierzu können Sie
auch in dem Buch "Haltung und Pflege von Heimtieren -Chinchillas" von Guido
Schweigart, ISBN: 978-3-938517-02-4 nachlesen ( https://www.vetmedverlag.de" onclick="window.open(this.href);return false; )

Mit freundlichen Grüßen
xxx

5)
Sehr geehrte Frau J.,

grundsätzlich wird bei Chinchillas - wie auch bei anderen Nagetieren und Kaninchen - empfohlen, hochwertiges Heu als Hauptnahrungsquelle anzubieten. Zusätzlich sollte täglich Trockenfutter gefüttert werden - am besten in Form von Chinchillapellets. Diese sind im Energie- und Nährstoffgehalt optimal an die Bedürfnisse von in Gefangenschaft lebenden Chinchillas angepasst. Auf keinen Fall sollten "Mischfutter" oder sog. "Nagerfutter" angeboten werden, da diese in der Regel zu gehaltvoll für Chinchillas sind (zu hoher Protein- und Kohlenhydratanteil). Mehrmals wöchentlich sollten dazu getrocknete Kräuter gegeben werden. Frischfutter sollte nicht täglich gefüttert und auch nur in kleinen Portionen angeboten werden. Gut geeignet sind Gemüse wie Karotten oder Kräuter wie Löwenzahn und Kamille. Auf gar keinen Fall sollten Kohlsorten gefüttert werden, da diese stark blähen und die Verdauung der Chinchillas massiv stören können. Wichtig ist zudem bei einem Futterwechsel, die Fütterung nicht abrupt umzustellen, sondern immer nur ein bisschen des neuen Futters zuzugeben und die Fütterung so allmählich umzustellen. Andernfalls kann es zu schwerwiegenden Dysbakterien im Magen-Darm-Trakt kommen.

Der von Ihnen angewendete Futterplan deckt die Bedürfnisse Ihrer Schützlinge bereits sehr gut ab. Gegebenfalls könnten Sie jedoch die von Ihnen hergestellte Kraftfuttermischung - zumindest zum Teil - zugunsten von Chinchillapellets ersetzen. Diese haben nämlich eine genau definierte und - wie bereits gesagt - speziell auf die Bedürfnisse von Chinchillas abgestimmte Zusammensetzung und sind in den Mengenverhältnissen Ihrer Inhaltsstoffe stets konstant. Bei selbst hergestellten Mischungen (auch bei sehr guten) können gerade die Gehalte an Vitaminen und Mineralstoffen zum Teil sehr stark variieren, sodass gegebenfalls ein Mangel auftreten kann.

Wichtig bei Frischfutter ist, dieses vor der Fütterung gründlich zu waschen und natürlich, nur ungiftige bzw. nicht mit Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln behandelte Pflanzen zu verwenden.

Ansonsten ist an Ihrer Fütterung, so wie Sie sie durchführen, nichts zu bemängeln.

Wir hoffen, dass wir Ihnen damit weiterhelfen konnten und stehen für weitere Fragen gerne jederzeit zur Verfügung.

Viel Spaß und Freude noch mit Ihren 17 Schützlingen!

Mit freundlichen Grüßen
xxx

6)
Sehr geehrte Frau J.,

Gemäss Ihren Angaben füttern sie Ihre Chinchillas sehr abwechslungsreich und haben damit auch gute Erfahrung. Wenn Sie keine Probleme haben, würde ich nichts ändern!

Die Industrie verkauft sehr gerne Fertigfutter und propagiert das natürlich dementsprechend. Für gewisse Leute ist es ja gut, wenn vorgefertigte Futter angeboten werden, die den Aufwand verringern und eine adäquate Ernährung erlauben. Sonst wären sie überfordert oder füttern ihre Tiere nicht richtig.

Betreffs Fütterung gibt es immer verschiedene Meinungen und jeder behauptet, das Richtige zu machen.

Also nochmals, nichts ändern, wenn keine Probleme vorhanden sind!


Mit freundlichen Grüssen
xxx
7.
Sehr geehrte Frau J.,
die von Ihnen beschriebene Chinchillafütterung erscheint ausgewogen. Es gibt keinen zwingenden Grund zur Fütterung von Pellets. Frischfutter als Bestandteil der Futterration ist in Ordnung. Probleme mit Frischfutter treten überwiegend auf, wenn die Tiere nicht daran gewöhnt sind.
Soweit ersichtlich können Sie weiterfüttern wie bisher.

MfG
xxx
8.
Sehr geehrte Frau J.,

ich habe mich gerade auf Ihrer Website ein wenig umgeschaut und bin begeistert.

Was Ihre Frage zur Fütterung angeht, so ist die Antwort ganz einfach: wenn die Tiere langfristig gesund sind, so ist die Fütterung richtig. Lassen Sie sich nichts anderes erzählen!

Der Grund, warum Fertigfutter so beliebt ist, ist die doch recht aufwendige Zusammenstellung der Futterrationen. Wie Sie selbst wissen, können durch fehlerhafte Fütterung sehr schnell Verdauungsprobleme oder langfristig Zahnfehlstellungen durch unzureichenden Abrieb auftreten.
Leider machen sich manche Leute nicht die Mühe, sich von Anfang an derart intensiv mit der Fütterung auseinanderzusetzen.
Und da die Zoohandlungen ja auch Geld verdienen wollen, wird dort natürlich das Fertigfutter empfohlen. Die "Experten" in den Zoohandlungen haben also Interesse daran, selbst zusammengestelltes Futter zu verteufeln.
Beim "barfen" von Hunden gibt es übrigens ganz ähnliche Diskussionen.

Ich empfehle Anfängern ehrlich gesagt auch meist, erstmal Fertigfutter zu verwenden, denn es verursacht in der Regel weniger gesundheitliche Probleme als eine schlecht selbst zusammengestellte Futteration. Da siegt dann leider der Pragmatismus. Wenn mir das Tier vorgestellt wird, wurde es ja schon angeschafft und es dauert eine Weile, bis die stolzen Neubesitzer sich entsprechend eingearbeitet haben.

Eine ausgewogene eigene Zusammenstellung des Futters, wie Sie sie machen, ist aber sicher von Vorteil. Meiner Erfahrung nach werden die meisten Leute mit der Zeit etwas mutiger und fangen an, die Pelletfütterung mehr und mehr zu ergänzen bzw. zu ersetzen.


Ich hoffe, Ihre Fragen damit beantwortet zu haben.


Mit freundlichen Grüßen

xxx

9.
Sg Frau J.,

wenn die Tiere keine Mangelerscheinungen zeigen, ist gegen Ihrer Fütterung nichts einzuwenden.

MfG
Es grüßt Flora mit den geliebten Plüschbällchen
Bild

http://www.chinchillaschutzforum.com" onclick="window.open(this.href);return false;
http://www.chinchilla-scientia.de" onclick="window.open(this.href);return false;

Benutzeravatar
WELLEN
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 5666
Registriert: Mi 2. Mär 2011, 20:01
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: das sagen Tierärzte zur naturnahen Ernährung von Chinchi

Beitrag von WELLEN » So 31. Jul 2011, 12:08

Das ist doch top!
Die meisten TÄ unterstützen ja deine Form der Ernährung! Außer einer will Pellets soweit ich gelesen habe.
Gut zu wissen, dass immer mehr Tierärzte für die naturnahe Ernährung sind! :D

Benutzeravatar
Angel272
Chinchilla Supporter
Chinchilla Supporter
Beiträge: 972
Registriert: Mi 3. Mär 2010, 01:26
Land: Deutschland
Wohnort: im schönen Mittelfranken
Kontaktdaten:

Re: das sagen Tierärzte zur naturnahen Ernährung von Chinchi

Beitrag von Angel272 » So 31. Jul 2011, 12:17

Jetzt muss das nur noch den Weg in die Köpfe der Chinhalter finden und wir nähern uns den Meeri- und Ninchenhaltern an.
Die sind nämlich schon viel weiter, als die meisten Chinhalter.
LG Angel

Link zur Petition gegen Massentötung der Streuner in Rumänien:
https://www.secureconnect.at/4pfoten.or ... st/130906/" onclick="window.open(this.href);return false;

***********************
http://www.rassekatzen-in-not.de/" onclick="window.open(this.href);return false;

http://www.maine-coon-hilfe.de/" onclick="window.open(this.href);return false;

Benutzeravatar
RuJo
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 1891
Registriert: So 9. Mai 2010, 18:33
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: das sagen Tierärzte zur naturnahen Ernährung von Chinchi

Beitrag von RuJo » So 31. Jul 2011, 19:40

Interessante Geschichte (obwohl ich keine Chins halte). Danke.

liebe Grüße
Aj

PS: in Nummer 5 hast du deinen Namen nicht rauseditiert.
"Ein gutes Buch, das von majestätischer Unerschlossenheit an seiner Stelle im Regal steht, stellt die aufmunternste Form intellektueller Wandverkleidung dar!" (David Quammen "Die Hörner des Rhinozeros")

Benutzeravatar
Isa
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 8972
Registriert: So 11. Apr 2010, 12:41
Land: Deutschland
Wohnort: Bietigheim-Bissingen
Kontaktdaten:

Re: das sagen Tierärzte zur naturnahen Ernährung von Chinchi

Beitrag von Isa » So 31. Jul 2011, 19:53

Wow, die meisten TÄ sind ja der Ansicht deine Ernährung ist genau richtig so! Hätte ich nicht gedacht!!
Somit scheint ja doch so einiges in der Ernährung bzgl. Pro Frischfutter und Kontra Pellets im Umbruch zu sein! :top:
Bild

Benutzeravatar
saloiv
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 12303
Registriert: Di 25. Nov 2008, 23:42
Land: Deutschland
Wohnort: Landsberg
Kontaktdaten:

Re: das sagen Tierärzte zur naturnahen Ernährung von Chinchi

Beitrag von saloiv » Mi 3. Aug 2011, 00:17

Köstlich zu lesen. :mrgreen: Aber die Bilanz ist wirklich gut!
Bild
Ich wünsche Dir...
dass Du arbeitest als würdest Du kein Geld brauchen.
dass Du liebst, als hätte Dich noch nie jemand verletzt.
dass Du tanzt, als würde keiner hinschauen.
dass Du singst, als würde keiner zuhören.
dass Du lebst, als wäre das Paradies auf Erden.

Benutzeravatar
Kaktus
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 2346
Registriert: Mi 2. Dez 2009, 17:41
Land: Deutschland
Wohnort: Mannheim
Kontaktdaten:

Re: das sagen Tierärzte zur naturnahen Ernährung von Chinchi

Beitrag von Kaktus » Mi 3. Aug 2011, 14:11

Einiges Neues ;)

10)
Sehr geehrte Frau J.,

abwechslungsreiches Futter ist grundsätzlich gut, es sollten viele abrasive Bestandteile enthalten sein um eine physiologische Abnutzung der Zähne zu gewährleisten. Heu ist dazu besonders zu empfehlen, jedoch ist auch Grünfutter grundsätzlich der Abnutzung dienlich. Auf die Mischung kommt es letztlich an. Pellets dahingegen bedeutet „vorgekautes“ Futter in unüblicher Form, so dass Heu und Grünfutter der Vorzug zu geben ist.


Mit freundlichem Gruß

xxx
11)eine Vet Med Uni
Sehr geehrter Frau J.,

ich persönlich halte ihre Fütterung für vorbildlich. Es ist durchdacht und das seltene Auftreten von Verdauungsstörungen gibt ihnen recht ;-) Sicher sollte man etwas vorsichtig mit Frischfutter vorallem in der Gewöhnungsphase sein, aber Heu und Frischfutter ist deutlich sinnvoller für den Zahnabrieb als Pellets. Mischfuttermittel halte ich eh für schlecht, da die Chinchis sich ihr Lieblingszeug raussuchen und es häufig zu Mangelerscheinungen kommt.

Wichtig ist es die Tiere langsam an Frischfutter zu gewöhnen und trotzallem Heu, Kräuter und ähnliches ganz oben auf der Liste zu haben. Mit Obst wäre ich auch sparsam - süße Sachen machen satt und vermindern die Heuaufnhame und fördern Hefen und Obstipationen. Wichtig ist das die Zähne gut abgerieben werden, es nicht zu Verstopfungen kommt und das kein Calciummangel auftritt. Das erkennt man beim Chinchilla ganz gut an den Schneidezähnen - entfärben sich diese ist das ein Hinweis für einen Calciummangel- oder auch Krampfanfälle sind ein Hinweis für einen Calciummangel. Bei ihrere ausgewogenen Ernährung sollte das nicht passieren, den vieles enthält ja ausreichend Calcium (z.B. Sämereien und Löwenzahn....). Wiederum sollte man davon aber nicht zuviel geben. Das ist der Grund warum Mischfutter sehr schlecht sind. Die Chinchis sortieren da die calciumhaltigen Pellets aus und bekommen Probleme. Besonders gilt das für laktierende Tiere und Tiere im Wachstum.

Es gilt ja wer heilt hat recht, in ihrem Fall wer gesunde Tiere hat hat Recht ;-)

Liebe Grüße
xxx
12)
Sehr geehrte Frau J.,

wir empfehlen die Fütterung entsprechend der Fortbildung von Frau Dr, Glöckner, incl der Pelletfütterung, dabei ist der hohe Rohfasergehalt (Heu) wichtig um Fellbeissen und Fellverschlucken zu vermeiden. Ausserdem ist Ca-Bedarf zu beachten, ein Mangel ist an der Entfärbung der Schneidezähne sichtbar.

Aus meinen Fortbildungsunterlagen:

"Chinchillas:

Fütterung:

hochwertiges Heu als Grundnahrungsmittel, jedoch zusätzl. täglich Trockenfutter, Chinchillapellets notwendig

kein „Nagerfutter“ für mehrere Tierarten, da zu hoher KH- und Proteinanteil und gleichz. geringer Mineralsuppl.

zusätzl. mehrmals wöchentl. getrocknete Kräuter, auch getrocknete Blüten oder etwas Trockengemüse mgl.

nur gelegentl Leckerbissen wie getrocknete Hagebutten, Rosinen oder getrocknete Apfelscheiben in kl. Mengen

Frischfutter wie Gemüse (Karotten), Kräuter (Löwenzahn, Kamille) nicht täglich und nur in kl. Mengen

zur Beschäftigung als Nahrungsergänzung ungespritzte Obstbaum-, Weiden- Haselnusszweige."


Viel geforscht und Chinchillas gehalten hat auch Kollege Schweighardt, evt dort nachfragen.

Mit freundlichen Grüßen
xxx
13)
Sehr geehrte Frau J.,

gerne helfen wir Ihnen mit Ihrer Anfrage weiter, hierfür werden keine Kosten erhoben.

Die richtige Fütterung kleiner Heimtiere ist von großer Bedeutung. Bei keinen anderen Haustierarten werden so viele Fehler gemacht, wie bei unseren "Exoten".
Im Weiteren wird ausschließlich auf die Ernährung eingegangen und nicht auf Haltungsproblematiken etc.

Für Chinchillas als reine Pflanzenfresser und Haltung in unseren Breitengraden ist Folgendes zu empfehlen:

Die Basis für eine gute Chinchillaernährung sind Rohfasern, sprich Heu. Heu guter Qualität MUSS IMMER zur Verfügung stehen. Dies wird häufig versucht mit Pellets aus dem Handel zu ersetzten. Unsere Erfahrung zeigt, dass diese häufig nicht einen ausreichenden Rohfasergehalt und gleichzeitig einen zu hohen Fett-und Kohlenhydratgehalt aufweisen. Verdauungsprobleme sind die Folge und häufig Grund zur Vorstellung.

Leckerchen (mehrmals wöchentlich): getrocknete Kräuter, Äste (z.B. Weide), getrocknete Blüten

Grünfutter (gelegentlich): Gemüse, Kräuter (z.B. Löwenzahn), Salate

Pelletiertes Trockenfutter (abends): z.B. bei laktierenden Chinchillas, oder zum "päppeln". Nicht zwingend notwenig

Alle Futterumstellungen müssen langsam und Schrittweise erfolgen, da die Chinchillas eine ausgesprochen empfindliche Darmflora aufweisen.

Zusammenfassend: Ihre beschriebene Ernährung erscheint sehr ausgewogen und abwechslungsreich. Mengen und Häufigkeiten der einzelnen Fütterungsbestandteile sind jedoch nicht aufgelistet, so kann ich abschließend Ihre Fütterung nicht vollständig bewerten. Jedoch finde ich es sehr empfehlenswert, sich an der Herkunft der Chinchillas zu orientieren und halte dies für den richtigen Ansatzpunkt.
Züchter entscheiden sich häufig aufgrund des damit verbundenen Arbeitsaufkommen für die pelletierte Fütterung. Dies muss von Fall zu Fall unterschieden werden, da Pellets häufig in ihrer Zusammensatzung variieren. Zusätzlich entfällt das psychologisch wichtige "Knabbern" von z.B. Ästen, Karotten etc. und ist aus tierschutzrechtlicher Sicht sicherlich zu hinterfragen.

Ich hoffe mit dieser Antwort Ihnen weitergeholfen zu haben.
Gerne stehen wir Ihnen für weitere Fragen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
xxx
14)
Sehr geehrte Frau J.,

danke für ihre Mail. Eigentlich haben Sie sich die Frage ja schon selbst beantwortet, wenn Sie mir schreiben, dass sie keine gesundheitlichen Probleme bei ihren Chinchillas haben.
Es kommt auch sehr auf die Mengenverhältnisse an, letztes Jahr haben wir ein Chinchilla wegen exzessiver Bananenchipsfütterung verloren, zwei auch noch betroffene Chinchillas konnte ich retten.
Wenn Ihre Tiere immer gesund sind, weder Probleme mit Zähnen noch mit der Verdauung haben, dann machen Sie alles richtig.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass eine möglichst natürliche Fütterung, im Sinne von „so wie in der Natur“ die beste Fütterung ist.
Leider entstehen sehr viele Erkrankungen aller unserer Haustiere (besonders Kaninchen) durch falsche Fütterung.
Ich rate Ihnen so weiterzumachen wie bisher, da Ihre Tiere ja gesund sind.
Wenn Probleme auftreten, müsste man eine genaue Fütterungsanalyse mit detaillierten Mengenangaben durchführen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein bisschen weiterhelfen.

Viele Grüße
xxx
15)
Sehr geehrte Frau J.,

vielen Dank für die ausführliche Mail, auf die wir hiermit antworten möchten:
Als Rationsgestaltung für Chinchillas wird empfohlen:

- Heu ad libitum
- abends pelletiertes/uniform konfektioniertes Trockenfutter anbieten (rohfaserreiche Pellets; kein Mischfutter, da es rohfaserarm und fettreich ist)
- Grünfutter gelegentlich in geringen Mengen möglich (Kräuter - z.B. Löwenzahn und Kamille -; Gemüse - z.B. Karotten -; Salate - z.B. Ruccola und Chicorée)
- mehrmals wöchentlich Ergänzungen (Äste von ungespritzten Bäumen - z.B. Haselnuss, Apfelbaum, Birnbaum, Weide -; Hagebutten, Getrocknete Kräuter; Getrocknete Blüten)
Der Rohfaseranteil sollte bei 17% liegen.

Ich hoffe, wir konnten Ihnen mit dieser kleinen Übersicht helfen und stehen Ihnen für weitere Fragen selbstverständlich gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
xxx
16)
Sehr geehrte Frau J.,

es freut mich von so engagierten Chinchillahaltern zu hören. Meiner Meinung nach ist gegen Ihre Fütterung prinzipiell nichts einzuwenden. Ob Chinchilla „europäisches“ Obst und Gemüse bekommen sollten, dass entgegen den Verhältnissen in den Anden doch sehr zucker- und nährstoffreich ist, kann allerdings diskutiert werden.

Das Problem sehe ich allerdings darin, dass eine derartige Fütterung bei einem weniger erfahrenen Besitzer wahrscheinlich fatale Folgen haben wird. Selbst bei Kaninchen und Meerscheinchen, deren Hauptanteil der Fütterung Frischfutter sein sollte, ist genau diese Fütterung der Hauptvorstellungsgrund in der Praxis, da viele Besitzer nicht in der Lage sind regelmäßig, kleine gemischte Portionen zu füttern und die Komponenten langsam einzuführen, geschweige denn diese Futter auch noch selbst zusammen zu stellen. Da beim Chinchilla nach wie vor der häufigste Vorstellungsgrund die Zähne sind, scheint es am wichtigsten die Besitzer dazu zu bekommen Futter anzubieten, dass auch wirklich gekaut werden muss (Heu, Kräuter, langfaserige Pelletprodukte). Gibt man ihnen die Möglichkeit „Sämereien“ zu füttern, werden sie sehr wahrscheinlich im Zoohandel Mischfutter mit Getreide kaufen, was wiederum zu Selektion, mangelndem Zahnabrieb und Dysbiosen führt, und die Frischfutterfütterung endet in Durchfall und Tympanien. Ihre Fütterung ist klasse, aber ich würde mich nicht trauen sie einem weniger erfahrenen Halter anzubieten, da ich die Folgen nur allzugut kenne. Werde daher sicherheitshalber bei der Fütterung von Kräutern, langfaserigen, getreidefreien Pellets und Heu bleiben und das Frischfutter eher im persönlichen Gespräch empfehlen, wenn auch gewährleistet ist, das der Besitzer die Problematik erkennt und versteht.


Weiter viel Freude mit Ihrer Arbeit
xxx
17) 2 Antworten aus einer Praxis, denk mal eine von einer Sprechstundenhilfe

1. Guten Tag Frau J.,

Ihre Fütterung ist optimal.
Sie brauchen nichts zu verändern


Liebe Grüße
xxx


2. Guten Tag Frau J.

Ihre Fütterung ist Herrvoragend
und würde ich auch so dabei lassen.

Liebe Grüße xxx
18)
Sehr geehrte Frau J.,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Sie haben sich in der Tat sehr ausführlich und umfangreich informiert und alles akribisch in die Tat umgesetzt - wie Sie selbst sagen - mit großem Erfolg. Insofern spricht nichts dagegen, dass Sie Ihre Haltung und Fütterung so fortführen.

Als allgemeingültige Anweisung für den üblichen Heimtierhalter eignet sich allerdings die Pelletfütterung eher. Wie Sie wissen, sind Chinchillas höchst empfindlich, wenn die Qualität des Futters wechselt. Die Tiere neigen auch dazu sich einzelne Komponenten aus dem Futter herauszusortieren. Bei selbst hergestelltem Futter, besteht auch immer die Gefahr, dass zu einseitig (nur Äpfelchen und grüner Salat oder ähnliches) gefüttert wird. Diese Probleme werden durch die Pelletfütterung umgangen.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unserer Antwort dienen konnten.


Mit freundlichen Grüßen
xxx
Es grüßt Flora mit den geliebten Plüschbällchen
Bild

http://www.chinchillaschutzforum.com" onclick="window.open(this.href);return false;
http://www.chinchilla-scientia.de" onclick="window.open(this.href);return false;

Antworten

Zurück zu „Chinchilla Ernährung“