heute will ich euch mal eine einheimische Tierart mit weniger als 8 Beinen vorstellen ;-)
Um genau zu sein, sehr viel weniger, nämlich gar keine Beine, hat das Tier.
Die Kreuzotter (Vipera berus) ist eine der zwei Vipernarten Deutschlands und eine von insgesamt 6 Schlangenarten hierzulande. In Europa gehört sie zu den am weitesten verbreiteten Schlangen, ist die am nördlichsten zu findene Viper und weltweit ist sie die einzige Schlange, die auch noch nördlich des Polarkreises vorkommt. In Deutschland findet man sie vor allem in der nördlichen Tieflandebene (gerne in Heidegebieten) und in den östlichen Mittelgebirgen sowie im Alpenland, wo sie regional auch recht häufig vorkommen kann.
Insgesamt ist die sind die Bestände der Kreuzotter in Deutschland jedoch stark gefährdet (Angang 2 in der roten Liste Deutschlands). Dies ist zum Teil der gezielten Dezimierung zu verdanken, die bis vor ein paar Jahren staatlich durch ein Kopfgeld pro erlegtem Tier gefördert wurde. Das ist heute natürlich nicht mehr der Fall, im Gegenteil... es ist strengstens verboten Kreuzottern zu fangen oder zu töten, sie wird in der Bundesartenschutzverordnung und im Bundesnaturschutzgesetzt geführt ebenso in der Berner Konvention, und genießt dadurch EU-weiten Schutz.
Das größte Problem für die Kreuzotter ist heutzutage der zunehmende Schwund geeigneter Lebensräume. Kreuzottern benötigen halboffene Lebensräume. Sie brauchen die Möglichkeit eines schnellen Rückzugs in schützende Vegetation genauso wie offene Sonneplätze. So findet man sie in ihren Vorkommensgebieten oft an Gebüschrändern, Waldschneisen, Waldrändern usw, andererseits aber auch in Mooren, Heiden, in den Alpen in Geröllfeldern usw. Die Aufforstung von Sonnenplätzen, natürliche Verbuschung oder häufige Störungen stellen für die Kreuzottern ein echtes Problem dar.
Kreuzottern sind tagaktive Tiere. Um auf Betriebstemperatur zu kommen findet man sie morgens oft sonnend vor, ebenso wie Nachmittags bevor sie sich in ihren Unterschlupf für die Nacht zurückzieht. Dabei sind Kreuzottern recht standorttreue Tiere die ihrem Revier so lange treu bleiben, wie nicht allzuhäufige Störungen auftreten.
Sie ist eine wenig spezialisierte Lauerjägerin, die ihre potentielle Beute beißt, und dadurch ihr Gift injeziert. Das gebissen Tier wird verfolgt und erst überwältigt und verschlungen, wenn das Gift seine Wirkung tut. In Frage kommen Kleinsäuger (Mäuse), Amphibien (Kröten, Frösche) und andere Reptilien (besonders Eidechsen). Daher ist die Kreuzotter auch von der Existenz dieser Tiergruppen in einem Gebiet abhängig. Ein Schlüsselrolle spielen Waldeidechsen und Braunfrösche (dazu gehören Moorfrosch, Springfrosch und Grasfrosch), die die Hauptnahrung für junge Kreuzottern darstellen.
Sie selbst stehen aber auch auf einer ganzen Reihe von Speisezetteln vom Mäusebussard, Fuchs, Iltis, Störche Krähen und vielen mehr. Besonders erfolgreiche Otterjäger sind Dachse, Igel und vor allem das Wildschwein, die eine Kreuzotterpopulation spürbar eindämmen können.
Kreuzottern sind lebendgebärend und bringen im Spätsommer/Herbst bis maximal 20 Junge zur Welt (meist allerdings weniger, oft nur eine einstellige Anzahl).
Kreuzottern sind Giftschlangen, und ab und an passieren auch in Deutschland Beißunfälle. Generell sind die allerdings sehr selten und oft auf ein Fehlverhalten des Menschen zurückzuführen. In der Regel bemerkt die Schlange den Menschen sehr viel früher und flieht noch bevor man sie überhaupt zu Gesicht bekommen hat. Eher selten passieren Unfälle, weil ein Mensch versehentlich auf eine Kreuzotter getreten ist. Man sollte vorbeugend in Kreuzottergebieten festes Schuhwerk und lange Hosen tragen.
Der Biss einer Kreuzotter ist unangenehm, aber im Prinzip nicht gefährlich. In Deutschland sind zwei tödliche Beissunfälle bekannt: einer ereignete sich in den 60er Jahren, als ein Kleinkind direkt in dei Halsschlagader gebissen wurde. Der zweite wrde 2004 auf Rügen registriert, wo eine 82jährige Frau nach einem Biss verstarb... allerdings ist hier anzunehmen, dass der Biss selbst nicht der Grund für den Tod war, da die Frau bereits eine Viertelstunde nach dem Biss verstarb... es ist anzunehmen, dass ein Herzinfarkt aufgrund des Schockes nach dem Biss der eigentliche Grund für den tödlichen Ausgang ist.
Das Gift der Kreuzotter wirkt auf das Blut und auf das Gewebe.
Nicht selten beißt eine Otter im Abwehrverhalten trocken oder injeziert nur eine sehr geringe Giftmenge, so dass die Folgen eines Bisses in der Regel überschaubar sind.. die Bissstelle wird schmerzempfindlich, der betroffene Körperteil schwillt an, es kann zu Blutungen ins umliegende Gewebe (also salopp gesagt ein blauer Fleck) zu Übelkeit und Herzrasen kommen. Spätfolgen sind nicht zu erwarten.
Ich habe eine Statistik gefunden, nach der in Schweden im Jahr etwa 1300 Menschen gebissen werden, von denen nur etwa 160 ärztlich behandelt werden mussten. Zum Vergleich: zwischen 1883 bis 2006 sind offiziell 940 Bisse in Deutschland offiziell dokumentiert worden.. davon knapp 300 seit 1964.
Es gibt ein Antiserum, welches aber nur in sehr schweren Verlaufsformen eingesetzt wird, da die Kosten-Nutzenrechnung oft gegen das Serum spricht, welches allergische Schocks auslösen kann.
Ich selbst habe auf Hiddensee mittlerweile mit etwa zwei Dutzend Tieren Kontakt gehabt (gezielt im Rahmen eines Projektes... wenn man nicht weiß, wo man suchen soll, wird man in der Regel keine Otter zu Gesicht bekommen, da muss man schon Glück haben.. die meisten Bewohner der Insel haben selbst noch nie eine Kreuzotter gesehen), und habe festgestellt, dass es auch bei diesen Tieren individuelle charakterliche Unterschiede gibt. Wärend einige Tiere sofort die Flucht ergreifen, bleiben andere relativ relaxt und wieder andere drohen sofort. Der Versuch wirklich zuzubeißen wurde nur selten (aber nie grundlos) unternommen.
Es folgen Bilder, die alle auf Hiddensee entstanden
ein subadultes Tier kurz vor der Häutung

an der Form und Anordnung der Kopfschuppen lassen sich die Tiere zweifelsfrei wiedererkennen

Die Tier können sehr variabel gefärbt sein. Der Tip, dass männliche Tiere meist einen grauen Grundton hätten und weibliche Tiere oft eher braun ist so nicht haltbar


ein junges (weibliches!) Tier

noch ein junges Weibchen vom Vorjahr

auf diesem Bild erkennt man das sicherste Unterscheidungsmerkmal von Männchen und Weibchen: Bei diesem Weibchen zeigt sich in Kopfhöhe die sprunghafte Verjüngung des Schwanzes...beim Männchen geht der Körper allmählich in den Schwanz über

die rote Variante...diese wurden früher, genau wie die ganz schwarz gefärbten Höllenottern für besonders giftig gehalten

Wie alle Schlangen züngeln Ottern und nehmen so Geruchspratikel auf

auf diese Weise setzen sie sich zielsicher auf die Spur ihrer Beute und folgen ihr

eine Otter in Drohhaltung


liebe Grüße
Aj