Apenheul

Moderator: Murx Pickwick

Antworten
Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11759
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Apenheul

Beitrag von Murx Pickwick » So 2. Nov 2025, 10:22

Apenheul heißt auf deutsch Affenzuflucht.

Die Legende geht um, daß der Photograf Wim Mager in den 60er Jahren sich Zwergäffchen zugelegt hatte. Diese vermehrten sich lustig und waren für einen arbeitssamen Menschen, der viel unterwegs war, nicht zu händeln - eine Lösung mußte her.

Die Lösung war schnell gefunden - Wim Mager eröffnete 1971 Apenheul, wo die Besucherheerscharen freilaufende Affen bewundern konnten. Zu einer Zeit, wo die meisten Zoos noch ihre Affen in engen gekachelten Räumen mit und ohne vergittertem winzigen Auslauf hielten, konnte man nun in Apenheul die Affen wie in freier Natur beobachten.
Die ersten dort ausgestellten Affen waren natürlich seine Zwergäffchen, aber auch Wollaffen und ein paar Klammeraffen ...
Das Konzept kam an, Apenheul wurde ein voller Erfolg!

1997 zog Wim Mager nach Frankreich - und nahm seine Idee vom Affenfreilaufzoo mit. Dort gründete er den La Vallée des Singes, das Affental.
Leider verstarb er viel zu früh im März 2008.
Seine Idee jedoch, Affen in einer Quasiwildnis zu halten, machte Schule.

Wenn man nach Apenheul reinkommt, steht man erstmal im Wald - im warsten Sinne des Wortes.
Von Affen keine Spur ...
Bild

Man hört im schattigen Dämmerlicht immer wieder das Gezwitscher merkwürdiger Vögel, die man sonst in ganz Niederlande nicht hört ... schaut man sich um, woher das Gezwitscher kommt, sieht man kleine grüne Schatten durch das Geäst springen.
Bild

Nach einigen Minuten intensiven Schauens sieht man dann die wahren Verursacher des Gezwitschers: Bolivianische Totenkopfäffchen!
Also nix Vogel - kleines Äffchen!
Bild

Flink klettern diese durchs Geäst, für das menschliche Auge nur schwer zu entdecken.
Bild

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11759
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: Apenheul

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 3. Nov 2025, 08:40

Um zu garantieren, daß der werthe Besucher auch wirklich ein paar Totenkopfäffchen zu Gesicht bekommt und die kleinen Äffchen nicht im unübersichtlichen Gelände vollends verschwinden, wird mit allen Tricks gearbeitet.

So stehen beispielsweise kleine Häuschen bereit, wo sich die Äffchen bei Regen zurückziehen können - und dennoch gut vom Weg aus gesehen werden können.
Bild

An strategisch günstigen Punkten sind Aussichtsplattformen aus Seilen angebracht, wo die Äffchen sich von den Besucherscharen zurückziehen können und dennoch gut beim Kuscheln beobachtet werden können. Diese sind tatsächlich deutlich beliebter, wie die vielen Bäume im Wald, vermutlich, weil die Äffchen von diesen Seilplattformen den absoluten Überblick über ihr Revier haben.
Bild

Tatsächlich sieht man sie oft, wie sie von diesen Seilplattformen, aber auch von den Verbindungsseilen zwischen diesen Seilplattformen, Fütterungsstellen und Häuschen, auf die Besucher herunterschauen.
Bild

Trotzdem die Affen viel in ihrem Revier an Futter finden, wie beispielsweise Weißdornfrüchte, diverse Blätter etc, nehmen sie gerne die strategisch günstig zu beobachtenden Futterstellen an und naschen dort ausgelegte Leckereien, die sie im Wald nicht finden. So kann für eine ausgeglichene, gesunde Kost gesorgt werden, die Besucher sind zufrieden und die Affen freuen sich über die ausgelegten Snacks.
Ich würd sagen, das ist eine typische Win-Win-Win-Situation ... :D
Bild

Benutzeravatar
Miss Marple
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 10904
Registriert: Di 1. Dez 2009, 16:05
Land: Deutschland
Wohnort: Weißwasser
Kontaktdaten:

Re: Apenheul

Beitrag von Miss Marple » Mo 3. Nov 2025, 08:47

💝 Danke!
"Der Clown ist die wichtigste Mahlzeit des Tages."

geklaut


"Ich schimpfe nie über Regen. Ich mochte ihn ja auch, als er noch das Meer war."

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11759
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: Apenheul

Beitrag von Murx Pickwick » Di 4. Nov 2025, 07:42

Gern geschehen :D
Es tut mir auch gut, endlich wieder hier im Forum zu schreiben und meine Bilder zu verteilen.
Hab schonmal angefangen, die Rinder zu okkupieren. Und mit dem Flückinger See wird es demnächst auch weitergehen.

Die Totenkopfäffchen bewohnen das gesamte Amazonasbecken in Südamerika. Das ist ein riesiges Gebiet und die kleinen Äffchen sind zudem relativ standorttreu (naja, wie wir aus der Tierhaltung wissen, ist relativ ein relativ unzuverlässiges Wort *hüstel*). So werden sie systematisch inzwischen in zwei Artengruppen mit vielen kaum unterscheidbaren Arten eingeteilt. Dabei schwankt die Artenanzahl immer noch ein wenig je nach Autor ...
Die bolivianischen Totenkopfäffchen (Saimiri boliviensis) haben dabei ein Gebiet erwischt, was noch nicht ganz so schnell und nachhaltig zersiedelt wird, so sind sie (noch?) nicht bedroht.
Bild

Die Totenkopfäffchen leben in großen Clans von 20 bis über 100 Mitgliedern zusammen, wobei jeder Clan mehrere Familien umfaßt. Die Familien wiederum bestehen aus mehreren Weibchen mit ihren Jungen. Die Männer sind bei den Totenkopfäffchen nur ein vorübergehendes Phänomeen ... sie leben am Rande der Clans und warten auf die Paarungszeit und damit auf ihre große Stunde, wo sie für wenige Wochen auch mal was in der Familie zu sagen haben.
Die holde Weiblichkeit darf in der Familie bleiben, die Männlichkeit darf mit Einsetzen der Geschlechtsreife gehen und sich einen neuen Clan suchen ... ok, ok, dürfen ist auch wieder relativ ... die Kerle werden eher mit sanftem Druck und Mobbing aus dem Clan ausgeschlossen ...
Offenbar haben bei den Totenkopfäffchen die Feministen gesiegt ...

Zurück zu Apenheul ...
Bild

In Apenheul durften die Touristen füttern - mit der üblichen, mit der Fütterung einhergehenden sozialen Verwahrlosung der Affenschar. Die Diebesbanden nahmen bei allen von den Touristen gefütterten Affengruppen zu - auch bei den Totenkopfäffchen!
Und Totenkopfäffchen sind echt gut im Stehlen! - Alles, was nicht niet- und nagelfest ist und von solch kleinen Äffchen mit beiden Armen umschlossen werden kann, bekommt blitzschnell das Wandern und Springen.
Deshalb wurde das touristische Füttern komplett und unter Strafandrohung untersagt. Zum Glück hält sich jeder dran, Apenheul ist immer noch ein Geheimtip der Einheimischen und die Niederländer halten sich an Regeln, welche Sinn ergeben.
Dennoch kommen die Äffchen, so neugierig wie sie sind, immer wieder auf den Boden, manchmal setzen sie sich auch auf die Touristen und ihr Gepäck. Damit die Diebesbanden möglichst wenig Chancen auf Erfolg haben, werden am Eingang von Apenheul verschließbare Taschen ausgegeben, um das bewegliche Gut vor den Dieben zu schützen.
Nun - dennoch schafft es der ein oder andere kleine Kobold, mal ne Mütze, mal ne Objektivkappe mitgehen zu lassen ...
Bild

Benutzeravatar
Miss Marple
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 10904
Registriert: Di 1. Dez 2009, 16:05
Land: Deutschland
Wohnort: Weißwasser
Kontaktdaten:

Re: Apenheul

Beitrag von Miss Marple » Di 4. Nov 2025, 09:37

Murx Pickwick hat geschrieben:
Di 4. Nov 2025, 07:42
Gern geschehen :D
Es tut mir auch gut, endlich wieder hier im Forum zu schreiben und meine Bilder zu verteilen.
Hab schonmal angefangen, die Rinder zu okkupieren. Und mit dem Flückinger See wird es demnächst auch weitergehen.
Perfekt! Dein Schreibstil ist für mich auch sehr entspannend und ich kann problemlos folgen und lernen. Egal, welche Tierart. Immerhin gehören Bücher wie Anne Rasa "Die perfekte Familie" (afrikanische Zwergmungos) oder Juli Zeh "Gebrauchsanweisung für Pferde" zu meinen Lieblingsbüchern, weil da auch ein persönlicher Touch drin ist.
Ich beschäftige mich mit Verhaltensweisen und besonders Sozialverhalten von Tieren eindeutig lieber als dem meiner eigenen Artgenossen.
Besonders wenn ich lerne, dass meist die Sozialkompetentesten Rudelführer sind. Allein schon beim Lesen kann ich mich geborgener fühlen.
Das Forum ist also ne kleine Oase im wüsten Leben ausserhalb. :yo:
"Der Clown ist die wichtigste Mahlzeit des Tages."

geklaut


"Ich schimpfe nie über Regen. Ich mochte ihn ja auch, als er noch das Meer war."

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11759
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: Apenheul

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 5. Nov 2025, 10:11

Vielleicht sollte ich mehr über Hulman, Langschwanzmakaken, Schimpansen und Menschen schreiben ...
Alle diese Arten haben eines gemeinsam, sie leben auf dem Lande und in der Stadt.
Die verstädterten Vertreter dieser Arten haben allesamt das gleiche Problem - sie bilden übergroße, anonyme Horden, vergessen, wie man sich selbst verpflegt und werden so abhängig von den Annehmlichkeiten der Stadt und sie sozialverwahrlosen ... dadurch nehmen Bettler, Diebe, Betrüger, Kindesmörder und selbsternannte Eliten zu und terrorisieren den Rest ihrer Art.

Die landlebenden Gruppen dagegen zeigen noch arttypisches Verhalten. Der Bodensatz der Gesellschaft bleibt auf einem sozialverträglichen Niveau und wird von der Gesellschaft genauso mitgetragen, wie die Alten und die Schwachen. Die Gesellschaft schützt sich effektiv vor Überfremdung und nimmt nur in ihre Gesellschaft auf, was paßt.
Was nicht paßt, wird verjagt ...

Wer aus der Stadt kommt und sich auf dem Lande niederlassen will, kann dies nur mit den Annehmlichkeiten der Stadt - und verdrängt durch seine antrainierte, übermäßige Aggressivität und Gewissenlosigkeit auf Dauer die Landbevölkerung, die ihrerseits bei schwindenden Ressourcen in die Städte abwandert und verstädtert ...
Ich bin mir inzwischen sicher, Städte sind die schlimmste Erfindung, die Menschen jemals getätigt und umgesetzt haben! Der Preis ist ein furchtbarer Verhaltensvirus, der alles ansteckt, was noch ursprünglich und artgerecht ist.
Was artgerecht ist, wird als rückständig und schlecht angesehen, der städtische Wahnsinn wird als Fortschritt verkauft. Es gibt keinen Unterschied in diesem Verhalten zwischen Hulman und Mensch ... es gilt für alle Affenarten, die sich auf die Stadt einließen: Die Städte brachten den Hunger und den Wahnsinn in die Welt ...

Aber das ist nur die verquere Sicht eines verrückt gewordenen Forenkobolds und zudem bis zur Unkenntlichkeit vereinfacht - also nicht weiter beachten, weitergehen, es gibt nix zu sehen.

Dafür gibt es umso mehr zu sehen in Apenheul ... wir sind ja schließlich erst im ersten Abteil und wandern weiter, dabei unmerklich das Totenkopfäffchengebiet verlassend.
Am Ende des Totenkopfäffchenwaldes ist ein abgetrennter, nicht für Touristen zugelassener Bereich, in welchem sich Guayana-Rotrückensakis befinden - gut einsehbar, aber nicht betretbar.
Bild
Hmmm ... was hab ich jetzt noch zu tun?

Apenheul hat die Rotrückensakis noch nicht sehr lange, vermutlich sind sie deshalb noch nicht im menschenbegehbaren Bereich freilaufend.
Vielleicht gab es jedoch auch Probleme zwischen Affe und Tierpfleger - das will man dann lieber nicht an geldbringenden Touristen ausprobieren, die könnten das übel nehmen und dann wegbleiben.
2017 kamen die ersten beiden Kerle aus den Zoos Belfast und Colchester - beides Nachzuchten, sie wurden also nicht der Natur entnommen, wie es so schön vornehm heißt.
Es ist übrigens eh ein Merkmal von Apenheul, daß sie keine Affen extra für ihren Zoo fangen lassen ... sondern auf Gebrauchtäffchen zurückgreifen.
Zwei Jahre später hatte Apenheul die Gelegenheit, ein Weiblein aus Belfast zu bekommen - das Belfaster-Männchen wurde an den Zoo Paris abgegeben und so Platz gemacht für das Weibchen aus Belfast. Man hoffte auf Nachwuchs, der sich tatsächlich 2023 einstellte.
Noch einmal gab es einen Affentausch mit Paris, zwei Männchen wurden ausgetauscht, nun ist die Kleinfamilie, Mutter, Vater, Kind vollständig ... ok, nicht so ganz, wenn man sich die natürliche Gruppenzusammensetzung anschaut, aber davon später.
Bild
Gut, gehen wir noch einmal die obere Seilautobahn ab ...

Die Rotrückensaris haben viel Platz - wenn man mal die Affenhaltung in anderen Zoos mit der in Apenheul vergleicht ... mit der Fläche, welche den Rotrückensaris zur Verfügung steht, haben sie jedoch sehr wenig Platz, wenn man mal mit den anderen Affenarten in Apenheul vergleicht ...
Platz ist relativ, insbesondere in Zoos.
Dafür wurde viel wert auf die Strukturierung gelegt (wie eigentlich durchgängig überall in Apenheul).
Im Bodenbereich wächst das Kraut wild, so daß die Affen viele unterschiedliche Pflanzen zum Durchprobieren vorfinden. Darauf befindet sich ein großes Klettergerüst mit Seilen und Holzstangen, im Hintergrund ist das Haus zum Überwintern und für Schlechtwettertage.
Bild
Gut - bis hierhin ist alles in Ordnung

Nun - wie leben die Rotrückensakis in weiter, freier Flur?
Sie bewohnen die Baumwipfelregionen in Horden von 20 bis über 50 Mitgliedern, Männlein und Weiblein wild gemischt. Bislang wurden soziale Aktionen, wie Lausen, beschmusen etc bei den Rotrückensaris deutlich seltener beobachtet, wie bei anderen Affenarten. Das kann allerdings an zwei Dingen liegen, die nix mit dem tatsächlichen Verhalten zu tun haben:
Die Baumkronen sind nicht gerade das geeignete Gelände der bodenlebenden Affenart Mensch. Die Beobachtung in freier Wildbahn ist schwierig - und sobald man das Objekt seiner Begierde tatsächlich sehen kann, ist die Horde beunruhigt und verhält sich nicht mehr normal.
Eine weitere Beobachtungsmöglichkeit bieten Zoos - nun werden die Rotrückensaris nur in wenige Zoos überhaupt gehalten und dort dann in Kleinstgruppen unter drei Tieren ... da geht Affe sich schnell mal auf den Senkel, vor allem auch aufgrund des mangelnden Beschäftigungsangebots und des beengten Platzes, aber auch weil es immer nur die gleichen Gesichter sind, die affe sieht. Es ist eben keine Horde ... also auch hier ist kein ungestörtes und natürliches Verhalten zu erwarten.
Bild
Checkpoint erreicht, alles wie immer, weiter gehts ...

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11759
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: Apenheul

Beitrag von Murx Pickwick » Do 6. Nov 2025, 08:41

Trotzdem die Rotrückensaris in großen Horden leben, hat man bis heute keine äffische Rangordnung beobachten können.
Sari lebt zusammen, sari schläft zusammen - und zum Essenserwerb geht jeder seiner eigenen Wege und kommt sich somit nicht mit den anderen ins Gehege. Die Wissenschaft hat für dieses Gruppenverhalten, bei denen die Horde sich zur Nahrungssuche auf kleine und kleinste Grüppchen aufteilt und sich abends wieder zum Schlafen trifft, einen hochtrabenden Namen erfunden: "fisson-fusion".
Bild
Jetzt noch das Schrägseil hoch ...

In den Amazonasregenwäldern sieht man die Rotrückensakis sehr oft mit anderen Primaten zusammen - beispielsweise Totenkopfäffchen.
Vielleicht wird es ja irgendwann möglich sein, daß auch die Apenheuler Rotrückensakis gemeinsam mit den dortigen Totenkopfäffchen das Totenkopfäffchenreich besiedeln dürfen ... momentan deutet da leider noch nix daraufhin, man hat noch Probleme mit der Gruppenzusammensetzung.
Gefressen werden hauptsächlich größere und meist hartschalige Samen, aber auch Früchte, Knospen, Blüten, Blätter und Krabbelviecher ergänzen das abwechslungsreiche Mahl.
Bild
... und wieder fertig ... what next?

Die Rotrückensakis haben einen wunderschönen, langen und buschigen Schwanz.
Bild
Es dauert noch Stunden bis zum nächsten Essen ... und ich hab meine Runde nun schon dreimal gedreht. Fällt jemandem ein, was ich nun noch machen könnte?

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11759
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Kontaktdaten:

Re: Apenheul

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 7. Nov 2025, 09:58

Nach den Rotrückensaris kommt man ins Gebiet der Zwergaffen. Hier leben gleich mehrere Arten freilaufend zwischen den Besuchern.
Fangen wir mit den Roten Springaffen an ...
Bild

Rote Springaffen leben recht versteckt in den unteren Bereichen des Amazonasurwaldes und lassen sich kaum blicken. Auf den Boden kommen sie auch nicht, was die Beobachtung in freier Natur erheblich erschwert.
Tja - und ihre heimliche Lebensweise macht es zudem schwer, sie in Apenheul zu Gesicht zu bekommen, trotz strategisch verteilter Futterstationen und gut einsehbarer Schlechtwetterhäuschen. Selbst die Seilautobahnen werden von den Springaffen nicht annähernd so oft benutzt, wie von den anderen Affenarten.
Sie mögen einfach ihre Ruhe ...
Bild

An den Springaffen hätte die christliche Kirche ihre helle Freude. Wenn sie sich partnerlich binden, dann auf Lebenszeit ... es gibt keine Nebensprünge, springaffe hält zusammen, bis das der Tod sie scheidet.
Wenn man sie sieht, sieht man sie oft eng aneinandergekuschelt, umarmt vom Schwanz des Partners, in der Mitte die Kinder.
Bild

Auch auf Futtersuche ist die Familie stets zusammen unterwegs, Papa kümmert sich um den Kleinsten, Mama übernimmt das Säugen, strenge, aber bewährte Arbeitsteilung.
Das Revier wird gemeinsam gegen widrige Artgenossen verteidigt. In der Dämmerung, nach getaner Futtersuche, stimmen die beiden Eltern ihren Duettgesang an, um jeden Springaffen zu warnen, ihr Gebiet zu betreten. Denn so gemütlich und beschaulich die Springaffen sonst sein mögen - das Einbrechen ins eigene Revier ist ein absolutes No Go!
Jeder Eindringling wird gemeinschaftlich verjagt, da werden die kleinen Springaffen richtiggehend emotional!
Mit zwei bis drei Jahren ist die Zeit für die Heranwachsenden gekommen, ihre Familie zu verlassen und eine neue Familie zu gründen - und sie gehen, ohne sich jemals wieder nach ihren Eltern umzuschauen.
Bild

Antworten

Zurück zu „Zoophotographie“