Warum laufen Hunde im Kreis?

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Warum laufen Hunde im Kreis?

Beitrag von chien » Do 24. Jun 2010, 08:39

Hallo Planetarier,

wer hunde kennt wird beobachtet haben, dass ein Hund i.d.R. ein bis zweimal einen Kreis dreht bevor er sich setzt. Hat jemand eine plausible Erklärung parat, warum das so ist?



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Re: Warum laufen Hunde im Kreis?

Beitrag von Noraaaaa » Do 24. Jun 2010, 09:02

Ich habe mal gelesen, dass dieses Verhalten auch bei Kojoten, Füchsen, Wölfen ect zu beobachten ist, und dass sie damit angeblich ihr Lager "vorbereiten". Gras ect niedertreten, Tiere wie Schlangen ect zu verjagen...

Wie weit das der RIchtigkeit entspricht habe ich bisher noch nicht versucht herauszufinden :schäm:


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Re: Warum laufen Hunde im Kreis?

Beitrag von chien » Do 24. Jun 2010, 09:05

Meinst du es wäre noch so ein Urinstinkt der eigentlich heute keinerlei Bedeutung mehr hätte?



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Re: Warum laufen Hunde im Kreis?

Beitrag von Murx Pickwick » Do 24. Jun 2010, 09:36

Gibt nen ganz andern Grund ...

Hunde sind, wie die ganze wölfische Verwandtschaft, Dauerarbeiter, die Muskeln werden also auf der Jagd stark dauerbeansprucht. Dabei werden Gelenke und Sehnen stark belastet.

Die Muskeln sind aus größtenteils sogenannten langsamen Muskelfasern aufgebaut - diese ermöglichen ein kontinuierliches, gleichmäßiges Arbeiten. Weiterhin sind sie sehr gut in der Lage, bei der Dauerbeanspruchung auf der Jagd Sehnen und Gelenke zusammenzuhalten und so zu schützen.
Das hat jedoch auch seinen Preis, langsame Muskelfasern enthalten besonders viele Mitochondrien (das sind die Kraftwerke der Zellen), und diese verbrauchen Sauerstoff.

Und hier liegt dann auch der Schlüssel zum Drehen vorm Legen ... der Sauerstofftransport zu jeder einzelnen Muskelfaser muß gewährleistet bleiben, damit es keine Schäden auf Dauer gibt. Beim Drehen vor dem Hinlegen werden die Muskelfasern so "sortiert", daß keine der Muskelfasern vom Versorgungsstrom abgeklemmt wird, so kann der Hund selbst in zusammengerollter Pose schlafen.
Katzen haben sogar noch eine weitaus effektivere Lösung gefunden, sie putzen sich vor dem Hinlegen ausgiebigst - und massieren so ihre Muskulatur, so daß diese eben gut durchblutet ist zum Hinlegen. Nach dem Aufstehen wird sich erstmal bei Hund und Katz ordentlich gereckt und gestreckt ... damit die Muskelfasern wieder voll versorgt werden, falls sie trotz aller Umsicht beim Hinlegen eben doch zuwenig Versorgung mit Sauerstoff erhielten.

So halten sich Hund und Katz die Muskeln geschmeidig und arbeitsbereit.
Insgesamt kann ich das auch nur für uns empfehlen - Massage, warmes Bad und leichte Gymnastizierung vorm Schlafen gehen, ordentliches, kräftiges Strecken und Recken beim Aufstehen - beugt Muskelkater vor und läßt einen weniger müde sein. Außerdem kann man so schneller seine Muskeln voll einsetzen, ohne gleich winzige Muskelfaserrisse befürchten zu müssen, nur weil die Muskeln "kalt" sind.

Vor Kampfsporttraining oder ähnlichem wird sich übrigens auch erstmal "warmgemacht", also jede Muskelfaser mal gestreckt, mal entlastet, damit die Versorgung wieder stimmt - gleiches Prinzip wie das Um-sich-selbst-Drehen von Hunden vorm Schlafengehen und dem Strecken und Recken der Katzen nach dem Aufstehen ...



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Re: Warum laufen Hunde im Kreis?

Beitrag von Noraaaaa » Do 24. Jun 2010, 10:53

Dake für die tolle Erklärung!! :klatsch:


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Re: Warum laufen Hunde im Kreis?

Beitrag von Gast0816 » Do 24. Jun 2010, 10:58

Diese Erklärung kenne ich auch und auch Geli dreht sich gerne mal im Kreis und trampelt Gras nieder wo keines is :freu:



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Re: Warum laufen Hunde im Kreis?

Beitrag von chien » Do 24. Jun 2010, 11:59

Danke Murx, ist so sehr einleuchtend ;)
Fand es nur immer amusant das zu beobachten und rätzelte in meinen Gedanken :)
Ich war eher der Meinung, das hat eventuell was mit Ungeziefer vertreiben oder so zu tun ;)



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Re: Warum laufen Hunde im Kreis?

Beitrag von Murx Pickwick » Do 24. Jun 2010, 14:07

Naja ... Ungeziefer, welche auf Säuger schnabulieren gehen, sind an die Bewegungen der Säuger angepaßt. So springen beispielsweise Flöhe gerade auf den Hund auf, wenn er sich anfängt, nach längerer Ruhephase zu bewegen - so können sie sich vom Hund zum nächsten Hund mittragen lassen ... außerdem sind sie aufgrund ihrer Anatomie derartig krass daran angepaßt, auf sich bewegenden Hunden rumzuhüpfen, daß sie sogar während des Transportes wunderbar ne Zwischenmahlzeit einnehmen können ...

Aber auch die rote Vogelmilbe läßt sich da nicht vertreiben ... im Gegenteil!
Wenn auf ihrem Nachtlager starke Erschütterungen zu verspüren sind (also der Hund sich zigmal im Kreise dreht), werden diese kleinen Plagegeister erst richtig munter und gehen in Lauerstellung. Kommt dann noch der Reiz von wohliger Wärme hinzu, dann sind sie sicher, da hat ein voller Futternapf sich auf ihr Lager gelegt - und schon marschieren sie zum Essenfassen ...

Aber selbst Nichtblutsauger lassen sich kaum vom Drehen eines Hundes beeindrucken - und wenn, dann setzt es bestenfalls noch kräftige Bisse, weil bei der ganzen Dreherei der Hund aus Versehen ne Schlange geweckt hat ... kann ziemlich tödlich ausgehen, wenns die falsche Schlange war ...

Das Verhalten wäre also zur Ungeziefervertreibung absolut ineffektiv und würde in den meisten Fällen sogar das Gegenteil bewirken. Ein solches Verhalten hätte sich also gar nicht durchsetzen können.

Auch die Erklärung mit der Lagerbereitung kommt hinten und vorne nicht hin, denn zum Bereiten eines Lagers wäre Scharren und das Eintragen von Pflanzenmaterial in die Lagerstatt weitaus sinnvoller und effektiver. Dazu kommt, daß dieses Verhalten auch dann beobachtet werden kann, wenn in der Natur kein Effekt auf den Liegeplatz erziehlt wird - beispielsweise beim Hinlegen auf einem Felsen oder einem großen Baumstamm.
Wäre also das Drehen eine Verhaltensweise, um den Lagerplatz gemütlicher zu gestalten, wäre das Verhalten an die Lagerplatzsituation angepaßt - wächst hohes Gras, wird sich gedreht, auf Felsem dagegen wird sich gleich hingeschmissen - und genau das ist nicht der Fall.

Die Lagerplatzbereitung kann man dennoch bei Hunden beobachten - insbesondere, wenn es heiß ist. Nur drehen sich die Hunde dann nicht, sondern im Gegenteil, sie scharren! Also genau das, was zur Lagerplatzbereitung bei heißem Wetter am effektivsten ist - es wird die heiße und trockene oberste Bodenschicht weggescharrt, um sich in den kühlen, feuchten Untergrund legen zu können.
Genau an heißen Tagen drehen sich Hunde auch deutlich seltener vorm Hinlegen, oftmals lassen sie sich sogar regelrecht in Pfützen, Schlammkuhlen, hohe Wiese oder in den feuchten Sand fallen - der Grund ist hier wiederum, daß die Durchblutung des gesamten Körpers stimmt, alleine nur, um die Körperwärme besser aus dem Körper zu bekommen, arbeitet der Kreislauf auf Hochtouren. Dadurch ist auch ohne Zurechtlegen gewährleistet, daß selbst die hinterste und am schwersten zugängliche Muskelfaser auch noch versorgt wird - Hund kann sich also die zusätzliche und damit wärmeproduzierende Drehung vorm Hinlegen sparen und tut das dann auch, selbst dann, wenn er sich in hohes, ungezieferverseuchtes Gras wirft, um wenigstens ein klitzekleines bischen Schatten zu ergattern.



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