Selektieren Meeris doch nicht aus....

Moderatoren: Emmy, Heike, Miss Marple

Antworten
Benutzeravatar
Odinchen
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 514
Registriert: Di 13. Jul 2010, 13:08
Land: Deutschland
Wohnort: Remshalden
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 98 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Selektieren Meeris doch nicht aus....

Beitrag von Odinchen » Do 12. Aug 2010, 02:11

eine kleine wahre Geschichte....

3 Meerschweinchen durften nach langsamer Gewöhnung an Grünfutter aus der Natur in den Gartenauslauf. 3 Stunden später erkrankte das erste Meerschweinchen, 5 Stunden später das zweite. Beide zeigten zunehmende Teilnahmslosigkeit, einen taumelnden Gang, fielen auf die Seite und hatten Muskelzuckungen. Später konnten sie nicht mehr aufstehen. Das dritte jedoch hatte keinerlei Symptome ....
Trotz intensiver Bemühungen verstarb das erste Schweinchen nach ein paar Stunden, das zweit konnten wir stabilisieren jedoch wurde es nicht mehr richtig fit und verstarb 1 Woche später. Das dritte Schweinchen zeigte weiterhin keinerlei Anzeichen.
Alle 3 Meeris wurden uns sofort gebracht und ehrlich gesagt hab ich soetwas noch nie gesehen.

Beide verstorbenen Tiere wurden zur Sektion eingeschickt.
Ergebniss: schwere Entzündung und Lähmung des Magendarmkanals sowie eine Leberdegeneration. Durch bakteriologische,parasitologische und elektromikroskopische Laboruntersuchungen wurden Infektionskrankheiten ausgeschlossen, es schließt alles auf Vergiftung.

Jetzt frage ich mich natürlich was die Schweinchen gefressen haben könnten das diesen Prozess ausgelöst hat, alle 3 Tiere waren knapp 1 Jahr alt. Der Garten hat am anderen ende eine Hecke mit Kirschlorbeer, meine Vermutung wäre das davon was ins Gehege durch den Wind geflogen ist (evtl. getrocknete Blätter). Der Freilauf wurde weder gedüngt noch wurden im gesamten Garten irgendwelche Pestizide,Dünger usw verwendet.

Eigentlich war ich davon überzeugt das unsere Schweinchen gut selektieren können was ihnen gut tut und was nicht, da ich das ganze aber miterlebt habe bin ich doch etwas ins grübeln geraten.


LG Nicki und die Schweinchen
Aidan, Barclay, Finola, Mairi, Tara, Elih, Brinola

nicht zu vergessen mein Hund Mylord

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Selektieren Meeris doch nicht aus....

Beitrag von Murx Pickwick » Do 12. Aug 2010, 04:40

Die Blätter des Kirschlorbeers enthalten große Mengen cyanogener Glycoside, welche beim Zerkauen langsam Blausäure abgeben, getrockneter Kirschlorbeer ist ungefährlich ... ist also im Magen frischer Kirschlorbeer gefunden worden?
Weiterhin, wen es eine Blausäurevergiftung war, weshalb ist dann die Leber degeneriert?
Wie ist das erklärbar?
Und woher kommen die Entzündungen im Darm?

Weshalb sind die typischen Blausäurevergiftungssymptome, nämlich typischer Bittermandelgeruch und schwere Atemnot, nicht erkannt worden?
Weshalb erwähnt der Sektionsbefund keine roten Flecken auf der Haut?

Nope - Kirschlorbeer kann in diesem Falle ausgeschlossen werden ...

Andere Giftpflanzen im Angebot?

Ich vermute hier etwas ganz anderes ... ich beobachte schon seit geraumer Zeit eine Krankheit (oder auch einen Symptomkomplex, keine Ahnung, ob es sich wirklich in jedem Falle um ein und dieselbe Krankheit handelt), bei der einzelne Meerschweinchen an einer schweren Darmentzündung erkranken. Der Krankheitsverlauf ist rasend schnell ... die einzig mir bekannte Möglichkeit, die Meerschweinchen zu retten, ist, bei den ersten Symptomen direkt unter Rotlicht zu legen. Die Meerschweinchen hungern recht lang, aber sie kommen durch - kommen sie nicht unter Rotlicht, kühlen sie aus und sind innerhalb eines Tages Tod.
Die Leber ist allerdings selten in Mitleidenschaft gezogen ...
Der Krankheitsverlauf ist immer ähnlich, die Meerschweinchen stellen das Fressen ein, sie magern sichtlich ab (also extremer Flüssigkeitsverlust), es kommt zu Lähmungserscheinungen, manchmal taumelnder Gang, manchmal kommt es noch zu Matschkot und Durchfall, manchmal gehts so rasend schnell, daß selbst dazu keine Zeit mehr ist, die Köttel bleiben also bis zum letzten Köttel wohlgeformt, nach nur 12 - 24 Stunden tritt der Tod durch Unterkühlung und Kreislaufzusammenbruch ein.
Unter der Rotlichtlampe erholen sich die Meerschweinchen erstaunlich schnell, Meerschweinchen, die zwangsgefüttert werden, sterben fast immer. Nach nur wenigen Tagen ist der Spuk vorbei und die Meerschweinchen sind wieder die Alten ...

Es gibt keine Verbindung zur Ernährung, es sind sowohl Trockenfuttermeerschweinchen, als auch Frischfuttermeerschweinchen betroffen, es sind fast immer nur Einzelfälle, manchmal jedoch auch zwei oder drei Tiere auf einmal. Da auch Meerschweinchen von betroffen waren, welche nie in ihrem Leben Heu, Gras oder aus Grünmehlen hergestelltes Futter auch nur zu sehen bekamen, kann es nicht mal Weidelgras sein ...

Vermutlich hab ich vor kurzem erst selbst ein Meerschweinchen daran verloren, was auch immer das ist ... auch hier war der Obduktionsbefund Darmentzündung (leider war der Obduktionsbericht nicht genau genug, es war nicht mal angegeben, über welchen Bereich sich die Darmentzündung hinzog, also ob nur der Dickdarm betroffen war oder der gesamte Darmtrakt, außerdem fehlt mir einfach Fettverteilung, Farbe des Fleisches und und und ... ein Problem bei den Obduktionen von Pets, es wird weniger Sorgfalt in die Beschreibung gesteckt, wie bei Nutzvieh), allerdings war in diesem Falle untypischerweise etliche Bakterien in den Organen zu finden, normalerweise ist die bakteriologische Untersuchung in diesen Fällen ohne Befund. Weiterhin war in meinem Fall auch die Lunge betroffen - wenn es diese Krankheit ist, wäre das der einzige Fall, den ich kenne, wo auch die Lunge betroffen ist ..

Wenn Industriefutter gefüttert wurde, kämen noch Langzeitschäden durch Gifte im Industriefutter in Frage - typisch dafür ist die Leberdegeneration, die Darmentzündung kommt erst später hinzu als Folge. Das tückische - je nach Empfindlichkeit können die Schäden mit bis zu einem halben Jahr Verspätung auftreten!



schweinsnase77
Meerschweinchen Supporter
Meerschweinchen Supporter
Beiträge: 4427
Registriert: Fr 5. Feb 2010, 21:32
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal
Kontaktdaten:

Re: Selektieren Meeris doch nicht aus....

Beitrag von schweinsnase77 » Do 12. Aug 2010, 07:45

Ich schließe zumindets ne Akutvergiftung von Pflanzen aus. Eine Leberdegenariton bedeutet ja immer eine Rückbildung der Leber die passiert nicht innernhalb von Stunden, in der Regl noch nicht mal von ner Woche. In dem Zeitpunkt wären eher Leberentzündungen oder Nekrosen aufgetreten.

Ich tippe eher auf ne Zinkvergiftung.


Mit freundlichen Grunzern

Annette

Mit 2 samtpfotigen Killern

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Selektieren Meeris doch nicht aus....

Beitrag von Murx Pickwick » Do 12. Aug 2010, 09:23

Was mir dabei noch einfällt ... auch möglich wäre eine schleichende Vergiftung über Heu mit zu hohen Gehalten mit Aflatoxin und anderen Schimmelpilzen - und hier würde sogar der Obduktionsbericht genauso gut drauf passen, wie auf die Zinkvergiftung.



Benutzeravatar
Odinchen
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 514
Registriert: Di 13. Jul 2010, 13:08
Land: Deutschland
Wohnort: Remshalden
Hat sich bedankt: 13 Mal
Danksagung erhalten: 98 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Selektieren Meeris doch nicht aus....

Beitrag von Odinchen » Do 12. Aug 2010, 10:23

Das ganze ist wirklich recht seltsam wie ich finde, ich müsste mich nochmal mit der Dame in Verbindung setzten ob im Befunde etwas vom Mageninhalt erwähnt wurde.
Normales Trockenfutter bekamen die 3 nicht zu fressen, sie ernährte mit FriFru und Gras & Löwenzahn + Co.

Von anderen Giftplanzen weiß ich nichts, zumindest hat sie das was alles so im Garten wächst mir aufgezählt. Da es sich umd Bäume und Büsche handelt die ich als ungefährlich eingestuft habe, kam mir eben der Kirschlorbeer in den Sinn. Da es der einzige ist der mir als Gefährlich vor kam.

Das erste Schwein das erkrankte lag im übrigen unter Rotlicht sofort nach dem es behandelt wurde. Das zweite dann auch. Zwangsgefüttert wurden beide nicht, dazu waren sie nicht in der Lage.
Das erste Schwein verstarb dann an einem Kreislaufzusammenbruch, inkl. Schnappatmung.
Die Leberdegeneration als Befund machte mich auch etwas stutzig. So einen akuten Fall habe ich wie gesagt noch nicht erlebt oder davon gehört, die Dame hat die Tiere selber zur Sektion gebracht. Daher hab ich den ganzen Befund leider nicht. Aber ich kann ja mal anfragen ob sie mir eine Kopie schicken kann.

Das zweite Schwein erholte sich nach 3 Tagen ja etwas und fing auch an Kräuter bei uns zu fressen, es hatte aber in der Zeit wo es noch bei uns war, öfter Probleme beim laufen. Also Koordinationsschwierigkeiten. Wir gaben es dann aber auf wunsch der Besitzerin nach Hause. 4 Tage später kam es mit einem total Zusammenbruch, verstarb auch 1 Stunde später mit Kreislaufzusammenbruch.
Wenn es aber nun wirklich eine akute Vergiftung war, warum starb eins sofort und das andere erst 1 Woche später ? Das begreife ich nicht...ich denke auch das da etwas anderes dahinter noch stecken muss.


LG Nicki und die Schweinchen
Aidan, Barclay, Finola, Mairi, Tara, Elih, Brinola

nicht zu vergessen mein Hund Mylord

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Selektieren Meeris doch nicht aus....

Beitrag von Murx Pickwick » Do 12. Aug 2010, 11:04

Versuch mal herauszufinden, was in den vier Tagen anders gemacht wurde wie bei euch ...



schweinsnase77
Meerschweinchen Supporter
Meerschweinchen Supporter
Beiträge: 4427
Registriert: Fr 5. Feb 2010, 21:32
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 59 Mal
Kontaktdaten:

Re: Selektieren Meeris doch nicht aus....

Beitrag von schweinsnase77 » Do 12. Aug 2010, 12:50

Versuch mal rauszufinden ob die Schweinchen am Gehege und am Kafig genagt haben und mit was die Gitterstäbe beschichtet sind.


Das würde nämlich dann erklären warum die Schweinchen so unetrscheidlich drauf reagieren...die werden unter Umständen einfach unterschiedlich viel dran genagt haben.


Mit freundlichen Grunzern

Annette

Mit 2 samtpfotigen Killern

Benutzeravatar
Curly
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 4876
Registriert: Fr 20. Feb 2009, 19:08
Land: Deutschland
Wohnort: Hoher Norden
Hat sich bedankt: 74 Mal
Danksagung erhalten: 120 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Selektieren Meeris doch nicht aus....

Beitrag von Curly » Do 12. Aug 2010, 16:32

Huhu!

Werden Vergiftungen nicht auch unterschiedlich gut/schlecht vertragen?
Z.B. wenn ein Schweinchen mehr Muskel- oder Fettmasse hat,
müsste es doch bei selber Giftmenge - theoretisch und je nach Gift -
länger überleben als ein mageres Ferkel. Oder?

Curly



Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Selektieren Meeris doch nicht aus....

Beitrag von Murx Pickwick » Do 12. Aug 2010, 16:59

Ja, auch Vergiftungen werden unterschiedlich gut/schlecht vertragen ... kein Organismus reagiert gleich ...
Die Verträglichkeit von Giften ist stark abhängig, was kurz vor, während und nach einer Vergiftung gefressen wurde und in welcher Verfassung der Organismus während der Vergiftung ist.



Antworten

Zurück zu „Meerschweinchen Verhalten“