Geschwister trennen, damit sie "funktionieren"?

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Geschwister trennen, damit sie "funktionieren"?

Beitrag von lapin » Fr 16. Nov 2012, 12:03

Ich mag das mal eben aus dem Thread: https://www.tierpla.net/hundevorstellung-geschichten-und-fotos/die-neuen-pflegis-sind-t15834.html" onclick="window.open(this.href);return false; übernehmen, da mich das gerade beschäftigt.

Nachvollziehbar ist für mich, dass die Grenzen VON 2 Geschwister nicht so schnell erreicht sind, wie die eines einzelnen Hundes...jedoch machts daher eine Einzelvermittlung zur Voraussetzung, damit ich meine Hunde erzogen bekomme?

Iwie find ich den Gedanken wieder gerade arg menschlich...zu Zweit sind sie zu aufmüpfig, also lieber einzeln vermitteln?


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Re: Geschwister trennen, damit sie "funktionieren"?

Beitrag von mone » Fr 16. Nov 2012, 12:15

Ich glaube die gehen auch zu zweit
es liegt an uns Menschen wir haben da ein falschen Blickwinkel
Und ich würde die Zwei nicht trennen.

Wir schauen oft den Rütter oder Cesar Millan an
und beide sind ja total unterschiedlich aber trozdem in Ihrem Tun Logisch.
Ich lern da nie auss und obwohl ich kein Hund habe, bringt es mich im verstehen von Hunden weiter.



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Re: Geschwister trennen, damit sie "funktionieren"?

Beitrag von Venga » Fr 16. Nov 2012, 12:31

Hündische Geschwister oder gleichaltrige Welpen und Junghunde zu erziehen ist sicher nicht einfach, weil sie sich gegenseitig sehr ablenken.
Dazu kommt, dass Beagle, Terrier und einige andere Rassen keine Anfängerhunde sind. Gerade bei ihnen muss man sehr konsequent sein.
Wie kann man das, wenn die Süßen sich gerade wieder überkugeln, statt Platz zu machen? Das ist doch so niedlich. - Das haben die ruckzuck raus.

Wenn man sich 2 Welpen holt, sollte man die Übungsstunden getrennt abhalten, zumindest bis die Grundkommandos sitzen und ein Grundgehorsam vorhanden ist.
Auf jeden Fall wird das eine anstrende Zeit der Erziehung.
Die meisten Welpen wollen lieber miteinander spielen und balgen und nicht stillsitzen und irgendwelche Kommandos lernen.


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Re: Geschwister trennen, damit sie "funktionieren"?

Beitrag von lapin » Fr 16. Nov 2012, 12:47

Aber spricht das nicht dafür, dass wir nicht ganz mir ihrer Natur sind, wenn wir sie trennen bzw alleine halten?!


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Re: Geschwister trennen, damit sie "funktionieren"?

Beitrag von freigänger » Fr 16. Nov 2012, 13:02

in der natur würden sie wahrscheinlich bis nach der geschlechtsreife im rudel bleiben und dann die rüden ihr eigenes revier mit rudel bilden.
ich wußte nicht, daß beagles auch sooo ihren eigenen kopf haben.
welpen- und hundeerziehung ist eine zeit der konsequenz :X


liebe grüße freigänger

vom 18.6.00 bis 14.4.12 begleitete mich cano treu und in liebe, wie nur ein hund kann. danke cano. Wer wagt, kann verlieren. Wer nicht wagt, hat schon verloren. (b.brecht)

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Re: Geschwister trennen, damit sie "funktionieren"?

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 16. Nov 2012, 13:15

Sowohl Rütter, als auch Cesar Millan bieten keine Anleitung zur hundgerechten Ausbildung, sondern eine Ad hoc Ausbildung auf den Menschen zugeschnitten. Klar, Hunde kommen damit zurecht, die sind recht anpassungsfähig ... aber im Grunde genommen ist das auch nix anderes, wie das, was in der modernen Sportpferdeausbildung gemacht wird, man unterdrückt den Hund, daß er besser funktioniert ...
Beide Ausbilder nutzen Brachialmethoden, oft genug auch in Fällen, wo Brachialmethoden sogar deutlich mehr Schaden anrichten, wie sie nutzen bringen. Das Ergebnis sind in beiden Fällen unzuverlässige Hunde.

Schaut man sich das an, was Rütters und Millan tatsächlich sagen, ergeben sich schon alleine aus ihren Worten etliche Widersprüche, die nicht mal im Ansatz aufgelöst werden - bei Rütters weiß ich nicht warum, denn er sollte es eigentlich aufgrund seiner Ausbildung besser wissen, bei Millan aufgrund dessen, daß er nicht viel Ahnung von Hundepsychologie hat, aber dafür umso mehr Ahnung von Menschenpsychologie. Der Hund wird von Millan benutzt, um den Menschen zu therapieren! Auch ein interessanter Ansatz, der offensichtlich auch klappt, zumindest solange die Hunde keine echten Problemhunde sind. Wenn Rütters oder Millan dagegen auf echte Problemhunde treffen, leidet in beiden Fällen der Hund, weil er kurzerhand eingebrochen und passend gemacht wird.

Wer etwas über Hunde lernen will und nicht über Menschenpsychologie oder das Einbrechen und passend machen von Hunden, der sollte sich lieber an Dorit Feddersen-Petersen oder Ute Blaschke-Berthold halten, beide sind echte Koryphäen, was Hundepsychologie angeht. Es gibt noch weitere echte Koryphäen, aber die Beiden dürften noch die Bekanntesten sein.
Grundsätzlich ... wenn über Rangordnung, Rangordnungsprobleme, Anleitungen, wie man Rangordnungen herstellen sollte oder ähnliches im Zusammenhang mit der Mensch-Hund-Gruppe gefaselt wird, kann man 100% von ausgehen, daß dieser Mensch nicht viel Ahnung von Hundepsychologie hat.
Klar, es bilden sich auch Rangordnungen in der Mensch-Hund-Gruppe aus - aber das ist angeborenes Verhalten beider Arten, welches angeboren ist. Beide Arten kennen überlappende Reviere, die von Familiengruppen genutzt werden, beide Arten haben ein ähnliches Ausdrucksvermögen, um ihrem persönlichen Gefühl innerhalb einer Rangordnung Ausdruck zu verleihen. Was angeboren ist, braucht nicht weiter gefördert werden - das funktioniert, wenn die Mißverständnisse aufgrund der nicht kompatiblen Kommunikationssysteme ausgeräumt und ein tiefgreifendes Verständnis der Bedürfnisse der jeweils anderen Art beigebracht werden. Also ist Rangordnung das Wort, was als allerletztes vielleicht mal beiläufig erwähnt werden sollte ... oder noch besser, vollständig gestrichen werden sollte, da es absolut falsche Vorstellungen transportiert, die es nicht mal im intakten Wolfsrudel gibt (Wolfsrudel sind reine Familiengruppen, bestehend aus den zwei Elterntieren, den vorjährigen Jungen und den diesjährigen Jungen. Nur, weil die vorjährigen Jungen mit zur Jagd gehen und ihnen die Tricks und Kniffe in der Jagd von den Eltern beigebracht wird, handelt es sich hierbei noch lange nicht um eine Rangordnung im Sinne von erweiterter Hackordnung, wie sie in der Hundeausbildung immer wieder versucht wird zu verkaufen, sondern es handelt sich um eine Rangordnung Lehrer-Schüler, bei der jeder Schüler jederzeit von sich aus beschließen darf, daß er nun genug weiß, um eigenständig agieren zu können, also genau so eine Rangordung, wie sie auch zwischen Vater/Mutter und deren Kindern bei uns Menschen existiert. Da ists doch schließlich auch nicht nötig, die armen Kiddies mit Schlägen, Leinenruck und Nahrungsentzug dazu zu treiben, daß sie in der Familie gut funktionieren!).

Zum eigentlichen Thema ...
Wer Hundepsychologie anwendet, wird aus zwei kleinen Rackern relativ schnell zwei gerne lernende und fröhliche Wirbelwinde machen, die sich gegenseitig anstacheln, noch schneller und noch besser zu lernen - ist wie mit den Kiddies, Geschwister lernen auch viel schneller, wie Einzelkinder.
Und daß man kleine Kinder nicht zu ausdauernden Bleibübungen bringen kann, ohne ihrer Seele zu schaden, das wird ja auch so ganz, ganz langsam in unserem Schulwesen begriffen ... es geht auch anders, es geht auch um das Lernen aus dem Spiel heraus und über das Spiel. Klar - man muß mehr beobachten, was die Lütten da gerade anbieten und das dann fördern, was sie gerade anbieten - oder ablenken, wenn sie was tun, was sie besser bleiben lassen sollten! Wenn Hundekinder und Menschenkinder freiwillig lernen, lernen sie extrem schnell und hören freiwillig und gerne - wenn sie zum Lernen gezwungen werden, werden sie bei erstbester Gelegenheit sich dem Zwang entziehen ... sie werden unzuverlässig.

Wenn ich also zwei Welpen aufnehme und die alten Brachialmethoden anwende, dann werden diese Beiden sich gegen mich verbünden oder irgendwann aufgrund von Konkurrenzdenken und Ressourcenverteidigung sich ausweichen oder noch schlimmer, irgendwann aufeinander losgehen. Ich erziehe mir ne tickende Zeitbombe. Genau wie bei der Aufzucht menschlicher Kinder.
Wenn ich zwei Welpen aufnehme und hundgerecht ausbilde, werden die Beiden sich ergänzen, schneller lernen und sich gegenseitig beim Lernen helfen - genau wie menschliche Kinder auch.
Versuche ich eine Laissez Faire Erziehung, ohne Grenzen zu setzen, werde ich respektlose Ungeheuer mir ranziehen, deren einzigster Respekt voreinander sich entwickeln wird - eine tickende und äußerst gefährliche Zeitbombe, da ein Pärchen so ziemlich die am besten zusammenarbeitende Hundegruppe darstellt, die man sich vorstellen kann!

Wenn ich Welpen in der Gruppe hatte, hatte ich die immer gemeinsam bespielt und ausgebildet, einfach, weil die Wahrscheinlichkeit, das wenigstens ein Welpe auf die Idee kommt, sich hinzusetzen, höher ist und die anderen Welpen sich schnell abschauen, wofür der eine Welpe belohnt wird. Bei einer Pudelzüchterin hatte ich zwei Würfe (13 Welpen mit einmal acht Wochen, einmal 11 Wochen) innerhalb von nur vier Tagen soweit gehabt, daß sie allesamt vor dem Futternapf saßen, bis ich ihnen erlaubte, zu futtern. Nach einer Woche hatten sie schon perfekt gehört, wenn ich rief, kamen sie und saßen um mich drumrum (schief und krumm und wie es ihnen grad einfiel - von perfektem Vorsitzen kann da keine Rede sein :D) und warteten drauf, daß ich anfing, mit ihnen Jagespielchen zu machen, sie gingen besser an der Leine, wie ihre Eltern, wußten, daß sie nicht auf die Straße dürfen (haben das aber genauso häufig dann doch wieder vergessen, wie eben Kleinkinder bei Menschen auch logischerweise, da muß man einfach aufpassen) - und das alles ohne Zwang und Leinenruck! Einer hatte es gemacht, ich hab gelobt, die andern wollten auch ein Lob und machten es nach ... so einfach hatte ich es mit meinen Hunden, welche Einzelhunde waren, nicht!

Beagle sind übrigens nicht schwerer auszubilden, wie andere Hunde auch ... sie sind leichtführig, friedliebend, eigenständig, im Schnitt nicht unbedingt sehr helle, brauchen also zum Lernen ein wenig länger, wie andere Hunde, reaktionsträge mit mittelmäßig bis stark ausgeprägten Jagdtrieb in den Bereichen Hetzen und Spurensuche. Die Schwierigkeit bei den Beaglen ergibt sich aus ihrer Eigenständigkeit (sie müssen wissen, warum sie etwas tun sollen, sonst weigern sie sich schnell, es zu tun) und dem ausgeprägten Jagdtrieb. Mit Brachialmethoden versaut man Beagle nur ... also ich kann nur jedem empfehlen, weder einen Rütters, noch einen Millan an seinen Beagle zu lassen ...



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Re: Geschwister trennen, damit sie "funktionieren"?

Beitrag von lapin » Fr 16. Nov 2012, 13:18

Ich hatte gehofft so etwas zu lesen, danke :kiss:!


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