Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Moderatoren: Emmy, Heike, Miss Marple

Forumsregeln
Es gibt Meerschweinchenhalter, erfahrene Meerschweinchenhalter und sehr erfahrene Meerschweinchenhalter.
Nicht jeder kennt sich mit diversen Krankheiten aus.
Selbst als sehr erfahrener Meerschweinchenhalter kann man nicht alles kennen und wissen.

Alles, was hier im Forum speziell zu Krankheiten, Diagnosen, Medikamenten und deren Dosierungen zu finden ist, sind persönliche Erfahrungen, Tipps und Ratschläge.

Diese Tipps und Ratschläge ersetzen keinen Tierarztbesuch.

Es gibt sehr viele ernst zu nehmende Krankheiten, die man durch Eigenbehandlung/Eigentherapie noch verschlimmern kann.

Es ist daher wichtig, jede Medikamentenabgabe und Therapie unbedingt mit dem Arzt zu besprechen und gemeinsam nach der besten Lösung, für das jeweilige Tier zu suchen.

Also zieht bitte immer einen Tierarzt zu Rate. Selbstverständlich könnt Ihr die hier gegebenen Tipps und Ratschläge mit Eurem Tierarzt besprechen.
Antworten
Benutzeravatar
saloiv
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 12303
Registriert: Di 25. Nov 2008, 23:42
Land: Deutschland
Wohnort: Landsberg
Hat sich bedankt: 217 Mal
Danksagung erhalten: 309 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von saloiv » Di 17. Dez 2013, 20:06

Hast du schon mal das Heu gewechselt?

Wie alnge hast du die Zwei schon bzw. wie lange waren sie ohne Matschkot (zumindest das ohne Zahnprobleme) bevor das Ganze los ging?

Könntest du mal deine Gemüseauswahl aufschreiben, möglichst das was du im Schnitt so täglich fütterst.


Bild
Ich wünsche Dir...
dass Du arbeitest als würdest Du kein Geld brauchen.
dass Du liebst, als hätte Dich noch nie jemand verletzt.
dass Du tanzt, als würde keiner hinschauen.
dass Du singst, als würde keiner zuhören.
dass Du lebst, als wäre das Paradies auf Erden.

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 18. Dez 2013, 00:29

Wieviel Gemüse hast du am Anfang im April/Mai gefüttert, wieviel fütterst du jetzt?
Kannst du übers Wochenende Zweige schneiden? - Momentan wären am besten Kiefern-, Fichten- und Tannenzweige, aber auch Rosenzweige und Brombeerzweige (mit Stacheln!) sind sehr gut, um wichtige Gerbsäuren anzubieten.
Meist wird nicht viel von gefuttert ... aber ein wenig davon reicht oft schon aus, Gerbsäuren wirken auf den Darm von Meerschweinchen, wie auf den Menschendarm schwarzer Tee.

Kennst du jemanden mit Garten, der dir Bambus abgeben könnte?

Insgesamt ist die Ernährung zu einseitig - es fehlt Oxalsäure (ist viel in frischen Gräsern, Mangold und Spinat drin), Gerbsäuren (das wäre dann in den Zweigen) und es fehlen Zwiebelgewächse, wie beispielsweise Lauch ...

Werden unsere fast veganen Pflanzenfresser mit zuwenig Pflanzenwirkstoffen gefüttert, werden sie irgendwann krank, die einen früher, die anderen später.

Erbsenflocken kannst du übrigens weglassen ... besser sind frische Erbsenschoten oder frische grüne Bohnen. Erbsenflocken dagegen können durchaus Matsche auslösen (meist liegt jedoch eine andere Störung vor und die Erbsenflocken bringen das nur zum Vorschein.)



Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 18. Dez 2013, 10:06

Im Winter ist generell schwierig mit Wiese ... es ist ein wahres Glück, wenn man ne gute Bambusquelle hat, so bekommen die Meerschweinchen auch im Winter artgerechte Nahrung. Das bringt schon eine Menge.
Allerdings sind die meisten Städte deutlich bessere Wintersammelstellen, wie das Land ... ich geh gern im Winter in die Stadt, um dort zu pflücken, einfach nur, weil ich da noch diverse Kräuter finde, die auf dem Land aufgrund der Kälte schon längst abgefroren sind. Teilweise wächst an geschützten Stellen mitten im Winter in der Stadt sogar Stachellattich und Gänsedistel!
Schau dir mal auf Bildern die Blätter vom Schöllkraut an - das wächst in den meisten Städten sehr viel und gerade der Winter ist nun die richtige Zeit, Schöllkraut anzufüttern. Auch das könnte gegen die Matsche helfen.
Du kannst nun im Winter innerhalb von wenigen Tagen anfüttern so viel Schöllkraut verfüttern, wie du findest, du solltest nur drauf achten, daß du es nu nicht gerade direkt an der Hauptverkehrsstraße pflückst bzw ein gewisser Abstand zwischen Hundeglück und Schöllkraut ist. Nebenstraßen dagegen sind zum Pflücken vollkommen ok, das Heu, was du kaufst, ist fast immer deutlich belasteter mit Autoabgasen, wie Kräuter, die du in moderat befahrenen städtischen Nebenstraßen findest (die Wiesen für Heu für den Kleintiermarkt liegen oft direkt an Autobahnen oder noch schlimmer, direkt zwischen Autobahnkleeblättern, teilweise werden sie mit "Heißluft" aus Dieselgeneratoren, also puren Abgasen getrocknet). Noch besser sind zum Pflücken natürlich Hinterhöfe und sowas ...

Meerschweinchen sind wie kleine, schwarze Löcher ... sie fressen normalerweise die Hälfte bis 100% an Frischfuttergewicht, was sie wiegen - stell mal deine Wuzen auf die Waage, ich wette, sie sind schwerer, wie 400g - sie futtern also viel zu wenig Frischfutter! Auch das kann zu Matsche führen ... es wird allerdings dauern, bis sich Matsche durch zuwenig Frischfutter wieder normalisiert.
Da sie nun aufs Heu ausweichen müssen, um satt zu werden, haben sie ein Problem, wenn das Heu so ein mordernes Weidelgrasheu ist - das, was man halt überall bekommt. Du kannst nun probieren, ob das mit der Matsche besser wird, wenn du ein Thimothy-Heu anbietest oder auf Heu von Naturschutzwiesen oder Schwarzwaldheu umsteigst. Beim Schwarzwaldheu solltest du allerdings aufpassen - nicht alles, wo Schwarzwaldheu draufsteht, ist das gesuchte artenreiche und kräuterreiche Schwarzwaldheu, was ich meine - gerade im Tierladen findet sich oft ein ganz stinknormales Weidelgraskuhheu unter dem Namen Schwarzwaldheu! Oft ist dieses Heu auch noch giftgrün und duftet wunderbar nach Kunst ... würd mich nicht mal wundern, wenn bei solchem Heu ein wenig mit Farbstoffen und Geschmacksstoffen nachgeholfen wurde, gibt da so einiges auf dem Markt, was man in Heu reinschmeißen darf, ohne daß es auf der Packung stehen muß.
Artenreiche Schwarzwaldheue sehen selten richtig grün aus, man findet da drinne diverses, was keine Gräser sind, also Blütenstände und Fruchstände verschiedener Kräuter, dickere Blätter und teilweise auch Zeige (irgendwie ist unsere Zeit eine merkwürdige Zeit, daß Zweige im Heu als Qualitätsmerkmal angesehen werden können ... früher galten Zweige im Heu als qualitätsmindernd.)

Die Schäden, die durch die Pellets entstanden sind, brauchen bis zu zwei Jahren, bis sie endlich abgeheilt sind - es gibt Schäden im Darm, die nie wieder ganz heilen. Allerdings brauchte es bei Meerschweinchen, die bei mir abgegeben wurden, in der Regel nicht mal nen Monat, meist nur ein paar Tage, und die Meerschweinchen produzierten vorschriftsmäßige Bohnen, selbst bei Meerschweinchen, die vordem mit dem schlimmsten denkbaren Kuntibunti als Alleinfutter ohne Heu gefüttert wurden.

Es gibt einige Sämereien, die helfen können, den Darm in Ordnung zu bringen: Fenchel, Ajowan, Schwarzkümmel, Kümmel und Kreuzkümmel, Wacholderbeeren, Anis ... es wird nicht viel von gefressen, oft sieht man nicht mal, daß ein Körnchen gefuttert wurde - aber nur ein einziges gefressene Körnchen bewirkt schon ware Wunder im Darm. Es lohnt sich also, ein kleines Schüsselchen oder einen kleinen Teller damit anzubieten - dadurch, daß davon wirklich nur ganz wenig gefuttert wird, ist es auch nicht allzuteuer, weil man nur ganz wenig anbieten braucht.



Benutzeravatar
suntrek
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 1433
Registriert: Sa 25. Aug 2012, 22:09
Land: Deutschland
Wohnort: Bielefeld
Hat sich bedankt: 246 Mal
Danksagung erhalten: 259 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von suntrek » Mi 18. Dez 2013, 15:57

Ich habe dir ja gesagt hier kann man dir bestimmt helfen.

Kenne ja selber das Problem mit meiner Molly, Kaninchen.

Morgen schicke ich dir dann ein Bambuspaket wo ich auch noch saaten reinpacke. Habe zwar keinen Kümmel drin, aber einiges an Fenchelsamen. Sind hauptsächlich Ölsaaten in meiner Mischung.


Mit freundlichen Grüßen Jasmin und ihr tierischer Anhang.

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 18. Dez 2013, 16:45

Einen Versuch ist es immer wert ... :D

Einige dieser aromatischen Sämereien findest du im Gewürzregal in Kaufhäusern, besser ist natürlich Bio aus den Naturkostläden, wobei du da dann oft auch die größere Auswahl hast. Bei Birds and more im Internet findest du sogar so seltene Sämereien wie Basilikumsamen.

Ajowan und Schwarzkümmel findest du in Asiashops in ausreichend hoher Qualität, allerdings heißt der Schwarzkümmel da oftmals "Zwiebelsamen" oder "Onion seed", frag mich bitte nicht, wie die drauf kommen, es Zwiebelsamen zu nennen, Schwarzkümmel hat wirklich so richtig gar nix mit Zwiebeln zu tun ... :D

Sind die Zysten hormonell aktiv?

Ölsaaten, insbesondere Leinsaat, gibt nen schönes Fell :D



Benutzeravatar
suntrek
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 1433
Registriert: Sa 25. Aug 2012, 22:09
Land: Deutschland
Wohnort: Bielefeld
Hat sich bedankt: 246 Mal
Danksagung erhalten: 259 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von suntrek » Mi 18. Dez 2013, 19:43

Ich kann dir sagen Murx ist mehr als kundig.

Ich sehe die Tips auch alles andere als lebensgefährlich an.
Lauch ist nicht giftig nur zu scharf weswegen er auch normalerweise nicht gefressen wird. Ich hatte aber auch schon den Fall, dass hier in der Nacht eine ganze Stange verschwand davor und danach nie wieder.
Rohe Bohnen gab es hier auch schon mal, aber nicht beabsichtig, zwischen den Resten. Wurde erst Probebiss genomen dann vermampft ohne Probelme.
Die Nins killen sogar die Gartenbohne und schwarzen Nachtschatten on mass gilt auch über all als giftig nur keinerlei Probleme.

Große Mengen an oxalsäurehaltigen Futtermitteln ist auch nicht gleich schädlich solange die nicht ein Alleinfuttermittel sind. Hier ist gerade im Winter auch der Oxalsäuregehalt relativ hoch wenn ich das mit dem restlichen Jahr vergleiche. Gerade bei dem was es von draußen gibt ist viel Ampfer bei dazu fast täglich Mangold, Spinat und Co.

Zur Futtermenge da steht nicht, dass sie 100% fressen müssen. Sondern, dass wenn sie selber wählen können das meisten 50% bis 100% gefressen werden. Die 50% hatte ich hier auch desöfteren schon locker pro Schwein gehabt also absolut machbar aus Schweinesicht.


Mit freundlichen Grüßen Jasmin und ihr tierischer Anhang.

Benutzeravatar
Hasilein
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 2415
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 10:57
Land: Deutschland
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 453 Mal
Danksagung erhalten: 323 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von Hasilein » Mi 18. Dez 2013, 20:05

Murx gibt keine lebensgefährlichen Ernährungstipps.

Es ist, wie suntrek schon schrieb, fundiertes Wissen und jahrelange Erfahrung mit vielen Tierarten.

Meine Kaninchen "überleben" Thuja, Buchs, Schneeglöckchen und Co. Bei Schnupfen kann man sehr gut beobachten, wie sie z.B. verstärkt Thuja fressen, um sich zu kurieren



Benutzeravatar
Da4nG3L
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 3807
Registriert: Di 27. Sep 2011, 10:30
Land: Deutschland
Wohnort: Mülheim an der Ruhr
Hat sich bedankt: 557 Mal
Danksagung erhalten: 738 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von Da4nG3L » Mi 18. Dez 2013, 20:10

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.“
- Paracelsus -


Murx hat mit "giftigen" Pflanzen mehr als kundige Erfahrung, da sie auch Tiere (Kaninchen) die mit "Gift" gefüttert wurden geschlachtet hat und sehen konnte wo Schädigungen an Organen vorliegen.
40 Jahre Erfahrung sind nicht gleich vierzig jahre Erfahrung.

Meine Kaninchen fressen im Übrigen auch Lauch (und den bösen schw. Nachtschatten) und leben noch.

Meerschweinchen hat Murx auch gehalten und kann aus Erfahrung sagen ob die Kleinen das Futtern überlebt haben.


Liebe Grüße,
Sabrina

Benutzeravatar
Hasilein
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 2415
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 10:57
Land: Deutschland
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 453 Mal
Danksagung erhalten: 323 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von Hasilein » Mi 18. Dez 2013, 20:30

Klar, es geht um Meerschweinchen.
Aber selbst bei Kaninchen wird immernoch vor diversen "bösen" Pflanzen gewarnt, obwohl die Kaninchen sie selbst auswählen, wenn Bedarf besteht.



Benutzeravatar
Hasilein
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 2415
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 10:57
Land: Deutschland
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 453 Mal
Danksagung erhalten: 323 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von Hasilein » Mi 18. Dez 2013, 20:45

@ Gabi
Gutes Heu muß in der Meerschweinchenernährung stets "ad Libitum"/zur freien Verfügung bereitstehen. Davon wird gerne 200 g pro Nase und Tag gefressen.
Vielleicht verstehe ich da was falsch, aber wieviel Frischfutter fressen deine Meerschweinchen denn zu 200gr Heu?



Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 18. Dez 2013, 22:22

In der Heimat der Meerschweinchen werden Hausmeerschweinchen mit frischgeschnittenen Gräsern und Gemüseabfällen gefüttert - Gemüseabfälle, das sind dort unter anderem Kartoffelstroh, Bohnenstroh, Pferdebohnenhülsen, Tomatengrün etc ... unsere Hausmeerschweinchen stammen nun von Meerschweinchen ab, die so gefüttert wurden - wann genau sollten sie die Anpassung an diese hochgiftigen Grünabfälle verloren gegangen sein?
Meerschweinchen gibt es noch nicht sehr lange in Europa!

Heu bekommen die Meerschweinchen in ihrer Heimat übrigens nur selten und traditionell sogar gar nicht, Gras wird frisch geschnitten und beinhaltet unter anderem zuckerreiches Zuckerrohr, eiweißreiche Maisblätter, stark oxalsäurehaltige diverse dort wildwachsende Gräser. Alleine der Oxalsäuregehalt, den die Meerschweinchen dort in Form von Gräsern aufnehmen, ist enorm - ohne daß Schäden auftreten.
Wie denn auch ... gerade weil die Tschudi-Meerschweinchen noch echte Grasfresser waren, die aus feuchteren Gegenden Perus stammen und dort eben sehr viele junge, äußerst oxalsäurehaltigen Gräser fraßen, sind die gemeinsamen Vorfahren von Tschudi und Hausmeerschweinchen einschließlich der Nachfahren, nämlich den heutigen Tschudis und den heutigen Hausmeerschweinchen, an eine äußerst oxalsäurehaltige Kost angepaßt!
Bei mir fraßen die Hausmeerschweinchen, ohne Schaden zu nehmen, sogar Rhabarber - und das keinesfalls nur im Frühling, wo der Oxalsäuregehalt des Rhabarbers deutlich geringer ist, wie im Sommer!

Ich selbst habe meine Meerschweinchen, auch durch jahrelange Kuntibuntiernährung geschädigte Meerschweinchen, mit allem gefüttert, womit ich auch meine Kaninchen gefüttert hatte - und hatte deutlich gesündere Meerschweinchen, wie die Leute, die so übervorsichtig sogar den Lauch und den Kohl aus der Ernährung strichen! Wie kann das sein?
Und wie kann es sein, daß die Meerschweinchen, die ständig an Verdauungsproblemen litten und keinen Lauch, keine grüne Bohnen etc bekamen, nach meiner Übernahme und der Fütterung mit Kohl, Lauch und Co im Verdauungstrakt soweit gesundeten, daß nach einem Jahr nicht mal mehr Bauchgluckern zu hören war? Schließlich hatte ich sogar im Winter "giftigen" Efeu gefüttert!
Apropos Efeu ... es mag sein, daß er für Pferde giftig ist - Ziegen, Schafe und Rinder wurden dagegen früher ebenfalls im Winter mit Efeu gefüttert, und das über Jahrhunderte - daher übrigens auch der Name, denn er kommt von Ep-Heu ;)

Ich hatte zeitweise auch ausgewogen, was die Meerschweinchen gefuttert haben - und kam bei Möhrenfütterung bei ca. halben Körpergewicht, bei Wiese dagegen bei ganzem Körpergewicht und teilweise sogar mehr wie Körpergewicht raus! Dazu wurde allerdings noch zusätzlich Heu gemampft, was ich nicht ausgewogen hatte. Es kommt also stark darauf an, welchen Energiegehalt das Futter hat, wird viel Wurzelgemüse und Knollengemüse gefüttert, kommen Meerschweinchen eher bei halben Körpergewicht raus, einfach weil sie sehr schnell satt sind (deshalb ist übrigens gerade Wurzelgemüse und Knollengemüse kein gutes Frischfutter - je mehr die Meerschweinchen kauen müssen, desto mehr werden sich die Zähne abnutzen, fressen sie also weniger, wie bei Wurzelgemüse oder noch schlimmer, bei Kuntibunti und Pellets, können sich die Zähne nicht genügend abnutzen - anders bei grasreicher Wiese ... da sind die Meerschweinchen den gesamten lieben langen Tag samt Nacht damit beschäftigt, Gras in sich hineinzuschaufeln und zu kauen - und haben wunderbar gleichmäßige, keinesfalls zu lange Zähne.)

Blattkohlsorten haben sich bei mir in der Meerschweinchenernährung bewährt - warum?
Weil Meerschweinchen den Energiegehalt des Blattkohles (Wirsing, Grünkohl, Rotkohl, Weißkohl, Kohlrabiblätter etc) nicht so gut nutzen können, wie den Energiegehalt stärke- und zuckerreichen Wurzelgemüses! Sie müssen also mehr futtern, als wenn sie Möhren und Co bekommen!
Sicher ist es so, daß man durch Pellets und Kuntibunti geschädigte Meerschweinchen nicht gleich nen Riesenberg Kohl vorsetzen kann - sie würden sich ansonsten übernehmen und tatsächlich starke Koliken bis hin zu Trommelsucht bekommen. Wenn man jedoch seine Meerschweinchen langsam an Kohl gewöhnt und vor allem mit den harmlosen Sorten, wie Kohlrabiblätter und Chinakohl anfängt, passiert da nix - die Meerschweinchen stellen ihre Blinddarmgesellschaft um, so daß der Kohl prima verdaut werden kann und gut ist.
Ich hatte nicht ein einziges Meerschweinchen bei, was aufgrund von Kohl ne Kolik oder auch nur Matsche bekommen hätte! Ich hatte jedoch eine ganze Reihe von Meerschweinchen in Behandlung, die ständig Matsche hatten und keinen Kohl bekamen! Umgestellt auf meine giftige Kost mit Lauch, Zwiebelgrün, Efeu und Kohl, ging nicht nur die Matsche weg, sondern die Meerschweinchen wurden auch wieder richtiggehend munter, die Aufgasungen wurden immer weniger und irgendwann waren sie so gesund, wie sie eben noch werden konnten nach jahrelanger ungesunder Kost.

Übrigens ... Heu fehlt das Wasser (und nicht nur das ... ).
Junge Wiese enthält zwischen 80 und 85% Wasser, wenn die Wiese schnittreif ist im Juni/Juli, ist der Wassergehalt auf nur noch 70% gesunken, denn eine Menge Gräser und Kräuter haben Samen gebildet und verstrohen nun. Dieses Stroh wird jedoch von den Meerschweinchen nicht gefressen, solange da noch Gräser und Kräuter mit einem Wassergehalt von 80% zwischen den vertrockneten Gräsern und Kräutern mit nem Wassergehalt von unter 50% zu finden sind.
Man kann also schon von ausgehen, wenn 200g Heu gefressen werden, muß ein Meerschweinchen fast 1kg frische Wiese futtern, um die gleiche Trockenmasse (welche die Nährstoffe enthält) aufzunehmen, wie mit dem Heu. Nun fütterst du ja neben den 200g Heu auch noch stark energiehaltiges Gemüse ... die Nährstoffe, die das Meerschweinchen über das Gemüse bekommt, muß es nun auch in Form von Wiese futtern!
Kurzum ... Meerschweinchen müssen, wenn sie von Wiese leben, bis zu ihrem Eigengewicht futtern können, also ein 1kg schweres Meerschweinchen muß 1kg Wiese fressen können, sonst würden Meerschweinchen in Weidehaltung verhungern - aus eigener Erfahrung kann ich da durchaus versichern, verhungern tun Meerschweinchen auf der Weide definitiv nicht! Aber sie fressen tatsächlich ihr Eigengewicht an Wiese!
Rohe Bohnen enthalten ein giftiges Glycosid, das Phasin. Es führt zur Verklumpung der roten Blutkörperchen und Blutungen im Magen-Darm-Bereich und kann tödlich sein.
Ich habe immer wieder Meerschweinchen bei gehabt, die große Mengen rohe Bohnen (insbesondere grüne Bohnen) samt Kraut gefressen haben ... also große Mengen Phasin aufgenommen haben. Ich kann versichern, eine Verklumpung der roten Blutkörperchen gab es bei diesen Meerschweinchen definitiv nicht.
Wie denn auch, Meerschweinchen leeren ihren Magen nicht, so wie wir Menschen das tun, sondern das, was in den Magen kommt, bleibt deutlich länger im Magen, wie beim Menschen. Dadurch kann die Magensäure deutlich länger auf Eiweiße, wie beispielsweise Phasin, einwirken. Phasin wird dadurch denaturiert - also genauso zerstört, wie beim Kochen. Was im Magen ist, kann nicht an rote Blutkörperchen ran, was in den Dünndarm kommt, enthält kein Phasin mehr ... also, wie soll es da zur Verklumpung von roten Blutkörperchen kommen?
Die Leute sollen doch die Bohnen den Meerschweinchen nicht in die Blutbahn spritzen, sondern verfüttern!

Übrigens - es wird immer wieder behauptet, schon so und soviele rohe Bohnen (meist wird ne Zahl zwischen 4 und 10 genannt) würden ein Kind ins Grab bringen ... ich bin offenbar ein Supermensch, denn ich hab als Kind Bohnen vom Bohnenstrauch weggefuttert - und nicht nur 10 Böhnchen, sondern durchaus soviele Bohnen, bis ich satt war!
Ich lebe noch - ohne je verklumpte rote Blutkörperchen gehabt zu haben ... :D
Die einzigste Nebenwirkung, die an mir feststellbar war, war Rülpsen - das hatte ich allerdings auch, wenn ich viele Kirschen gefuttert hatte - und die gelten ja nu nicht als giftig, oder? ;)

Schöllkraut ist auch so eine Sache ... es gilt als leberschädigend, aber bei welcher Art wirkt es tatsächlich leberschädigend?
Zitieren wir hier mal den Frohne und Pfänder, Giftpflanzen Ein Handbuch für Apotheker und Ärzte ein wenig:
Übereinstimmen haben mehrere Autoren nach peroraler Verabreichung von Extrakten und Tinkturen aus frischen Pflanzenteilen an Mäusen und Kaninchen eine schwache, sedative Wirkung (Hemmung der Beweglichkeit), eine anhaltende Blutdrucksenkung sowie einen krampflösenden Einfluß auf Magen und Darm beobachtet.
Den Tieren wurden also Extrakte mit einem Alkaloidgehalt von 12 - 30% verabreicht! Die frische Pflanze dagegen hat nur einen Alkaloidgehalt von 1,3%, also nicht mal ein Zehntel!
Dennoch traten an den Versuchstieren keine Leberschädigungen auf ... und liest man sich die Versuche dazu durch, wurden diese Tiere sogar gegen ihren Willen regelrecht vollgepumpt mit diesen Extrakten und Tinkturen!
Damit ein 1kg schweres Meerschweinchen die gleiche Menge Alkaloide mit frischem Schöllkraut aufnehmen kann, müßte es umgerechnet über ein Kilo Schöllkraut futtern!
Meerschweinchen mögen vielleicht so viel Wiese, die aus unterschiedlichsten Gräsern und Kräutern besteht, in sich hineinschlingen - vom Schöllkraut dagegen fressen sie nie und nimmer so viel!
Was bleibt, ist also nur die krampflösende Wirkung auf Magen und Darm - und die kann ich voll bestätigen!

Quellen zum Thema Schöllkraut:
Frohne und Pfänder (2004): Giftpflanzen, ein Handbuch für Apotheker, Ärzte, Toxikologen und Biologen. wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbh Stuttgart, 5. Aufl.
van Wyk, Wink, Wink (2004): Handbuch der Arzneipflanzen. wissenschafltiche Verlagsgesellschaft mbh Stuttgart,
2. Aufl.
Einige wissenschaftliche Studien, die im Frohne und Pfänder als Quellen angegeben wurden.



Benutzeravatar
suntrek
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 1433
Registriert: Sa 25. Aug 2012, 22:09
Land: Deutschland
Wohnort: Bielefeld
Hat sich bedankt: 246 Mal
Danksagung erhalten: 259 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von suntrek » Mi 18. Dez 2013, 22:45

Murx ich muss mich echt bedanken für einen wiedermal super tollen und ausführlichen Beitrag!
Auch für meine Umgestaltung der Homepage ist er wiedermal echt hilfreich gerade auch zum Schöllkraut, bei mir werden vorallem im Winter junge Pflanen gefressen.

Dieser bestätigt zum Teil auch meine Erfahrung und gibt mir Mut so weiter zu machen.
Denn auch hier gibt es mal in der Wiese giftigere Pflanzen also nicht unbekömliche Pflanzen ohne Probleme. Werden zwar nicht wirklich, aber wenn nur geringe Mengen, fressen.


Mit freundlichen Grüßen Jasmin und ihr tierischer Anhang.

Ziesel
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 13989
Registriert: So 19. Apr 2009, 17:17
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 526 Mal
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von Ziesel » Do 19. Dez 2013, 00:31

Gast hat geschrieben:Schöllkraut gilt als leberschädigend. Zwiebeln gelten als giftig bis unverträglich....Rohe Bohnen, Ziebelgewächse, Schöllkraut und Lauch sind giftig für Meerschweinchen. Oxalsäure ist ebenfalls in größeren Mengen zumindest gesundheitsgefährdend für sie.
Mit solchen Pauschalaussagen hab ich so meine Problemchen und nur weil das hier und da immer wieder mal aufgesagt wird bzw auf mehreren Webseiten auftaucht wirds jetzt zwar verbreitet aber machts das "zur ultimativen einzigen Wahrheit"?
Ich könnt jetzt diverse Webseiten, Flyer, Bücher aufzählen wo nachlesbar ist, dass Kohl an mehrere Tierarten nicht verfüttert werden darf (findet man uA oft bei Meerschweinchenernährung) weil er bläht, Obst macht fett und Diabetes, Gurke ist zu wässrig und führt zu Matschekacke aber das Weglassen jeglicher Kohlsorten und sämtlichen Obstes würde doch zur Folge haben, dass ich auch einige wichtige Ernährungsbausteine vom Speiseplan streiche !?! Machts Sinn jetzt wegen der Oxalsäure niemalsnicht Rhabarber oder Schnittbohnen zu verfüttern bzw peinlich drauf zu achten, dass die Tiere da im eventl Ausauf nicht dran kommen aber ebenso oxalsäurehaltiges wie Mangold, Kressesorten, Rote Beete, Sauerampfer, Spinat, Portulak, Petersilie usw anzubieten?
Für mich definitiv nicht - wie schon Da4nG3L schrieb: die Dosis macht das Gift und für mich kommt noch ein Fakt dazu: die Mischung machts ! Besteht das gesamte Frischfutterangebot nämlich aus sehr einseitig Serviertem, wie eben nur Kohl, nur Obst oder nur sehr Oxalsäurehaltigem könnt´s sicher Probleme/Unverträglichkeiten geben und bei bestimmten "tierischen Befindlichkeiten" würd ich eventuell das ein oder andere hier genannte Futtermittel´ne zeitlang begrenzen/weglassen aber dafür etwas anbieten, das eben bei der momentanen "Unpässlichkeit" helfen könnte und wenn das eben Zwiebelgewächse, Efeu oder ähnlich angeblich "unverträgliche" Pflanzis sind !
Die Voraussetzung dergleichen anzubieten wäre für mich allerdings, dass so´n Tier bisher nicht von täglichen 2 Minimöhrenzipfeln und ´nem Gurkenscheibchen zu Heu mit Ferigtütenfutter leben musste, sondern ausreichendes und abwechslungsreiches Frischfutter gewohnt ist.
Zusammengefasst ausgedrückt:
Wenn meine (wie ich find) recht abwechslungsreich ernährten Tiere irgendwelche Probleme haben (klar, geh ich auch zum TA) und Murx würde mir dies Kraut oder das Zwiebelgewächs deswegen empfehlen und mir erklären können wie das was zur Besserung bewirken kann, wäre ich umgehend dabei das zu besorgen - egal ob jemand aufschreit weil sonstwo steht es wäre unverträglich!

PS: Bedienen wir uns nicht alle (ob nun in der Tier-oder Humanmedizin) irgendwelcher eigentlich als giftig/gefährlich/unverträglich geltenen Produkte, seien es nun Röntgenstrahlen, Chemikalien oder das "Gift" irgendwelcher Tiere und Pflanzen usw in der Medizin ?



Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von Murx Pickwick » Do 19. Dez 2013, 09:29

Daß die Blätter derartig schnell nach chronischem Matsche anschlagen, glaub ich nicht so dran ... aber mit dem Heu, das könnte tatsächlich sein.

Ich wünsch dir, daß es das tatsächlich war und die Matsche nicht wiederkommt :D



Benutzeravatar
Hasilein
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 2415
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 10:57
Land: Deutschland
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 453 Mal
Danksagung erhalten: 323 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von Hasilein » Do 19. Dez 2013, 10:54

Ja, drücken wir mal die Daumen! :daum:



Benutzeravatar
suntrek
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 1433
Registriert: Sa 25. Aug 2012, 22:09
Land: Deutschland
Wohnort: Bielefeld
Hat sich bedankt: 246 Mal
Danksagung erhalten: 259 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Weiche/matschige Köttel bei Meerschweinchengruppe

Beitrag von suntrek » Do 19. Dez 2013, 18:04

Ich auch. Auch wenn ich es noch nicht glauben kann. War ja meien ab und an das es kurz besser war und dann wieder nicht.

Aber dein Paket ist raus mit Bambus, verschiedensten jungen Zweigen (Apfel,Blutpflaume,Birke, etwas Eiche), anderen Kräutern wie Lavendel, Nelkenwurz und Walderdbeere, die Saatenmischung mit einiges an Fenchelsamen und anderes (ca.2/3 Ölsaaten udn 1/3 Mehlsaaten, jedenfals so in meiner Tonne ungefähr zusammen gemischt).

Deinen Schweinchen schmeckt es bestimmt


Mit freundlichen Grüßen Jasmin und ihr tierischer Anhang.

Antworten

Zurück zu „Meerschweinchen Gesundheit“