Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Moderator: Venga

Antworten
Ziesel
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 13989
Registriert: So 19. Apr 2009, 17:17
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 526 Mal
Kontaktdaten:

Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Ziesel » Di 23. Nov 2010, 14:31

Laut TiSchuG §2 bin ich als Tierhalter verpflichtet
"Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
1. muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren . . . ."


Also ich füttere nicht wirklich "angemessen" , eher angepasst am Rahmen der menschl. Heimtierhaltung aber für artgerecht oder naturnah halte ich das nicht.
Naturnah ist sicher schon mal kein verarbeitetes Fertigfutter, ob nun nass oder trocken. Artgerecht und naturnah wäre wohl aus Sicht der Mietz, wenn sie die Beute selbst jagd und nix gewolftes, gegartes, gepresstes oder sonstwie verarbeitetes bekommt aber würde ich´ner Wohnungskatze Lebendfutter anbieten, würde ich als Halter auch gegen das TiSchuG vertoßen

§ 1) Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen..

weil kein „vernünftiger Grund“ vorliegt und es eben “angemessene“ Alternativen zur Ernährung von Katzen gibt.

Nun biete ich zwar auch rohes Fleisch (und Fisch) aber ich denke Pute, Kalbsleber, Tatar, Rindergulasch, Meeresfrüchte ect zählen nicht unbedingt ins natürliche/naturnahe Beutespektrum.
Würde ich jetzt versuchen das kätzerische Futterangebot mehr der Natur anzupassen ohne gegen das TiSchuG zu verstossen, fielen mir Frostmäuse und handelsübliche gefrorene Eintagsküken ein, dazu vielleicht ´n paar lebende Insekten aus der Futtertierabteilung sowie Selbstgeangeltes.

Könnte man damit´ne Katze “angemessen“ ernähren? Wäre da alles drin, was Mietz braucht bzw müsste trotzdem supplementiert werden? Wie siehts mit der Qualität aus? Inwieweit mindert das Einfrieren die Qualität des Futters und gibt’s Quellen wo ich Frostmaus und Küken nicht aus Massentierhaltung bekäme und in Bio?



Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Murx Pickwick » Di 23. Nov 2010, 15:08

Vorsicht!

Hier mußt du zwischen dem Fütterungskonzept naturnah und dem, was das TSchG wirklich aussagt, unterscheiden ...

Das TSchG geht davon aus, daß ein Tier durchaus seiner Art und seinen Bedürfnissen gemäß mit Industriefutter oder Schlachtabfällen, mit Rohfleisch oder sonstigem ernährt werden kann. Noch gilt wissenschaftlicher Konsens, daß nur eine bestimmte Nährstoffzusammensetzung im industriellen Katzenfutter enthalten sein muß und schon ist die Katz ihrer Art und ihren Bedürfnissen gemäß ernährt ... das gilt solange, bis zweifelsfrei der wissenschaftliche Beweiß erbracht wird, daß dem nicht so ist.
Dann würde die Futtermittelverordnung dahingehend geändert werden, daß industrielle Katzenfuttermittel nicht mehr zugelassen sind als Katzenfutter, dementsprechend wäre es dann verboten, eine Katze so zu ernähren ...

Momentan haben wir eher das Problem, daß es einen wissenschaftlichen Konsens gibt, daß Katzen OHNE Industriefutter nicht ihrer Art gemäß und angemessen ernährt werden können ... nicht mal, wenn sie sich von selbsterjagten Mäusen ernährt. Der Hintergrund ist, daß die Richter auch nur beraten werden - und wer berät?
Richtig!
Die Wissenschaftler, welche bei der Futtermittelindustrie arbeiten ...

Du hast also im Sinne dieses Gesetzes deine Katze mit Fertigfutter zu füttern - ein Zufüttern von Rohfleisch ist dabei bedenklich, da kein wissenschaftlicher Konsens besteht, daß Rohfleisch wirklich ungefährlich ist, in Rohfleisch könnten nämlich Salmonellen und Co drin sein, welche die Katze erkranken lassen, und es gibt bisher keine wissenschaftliche Studie, die zweifelsfrei belegt, daß dem nicht so ist.

Im Sinne des TSchG §2 ist es sogar so, daß eine naturnahe Ernährung der Katze verboten ist!
Selbst dann, wenn die naturnahe Ernährung aus prekilled Kleinnagern in genügender Menge besteht ... es ist nämlich wissenschaftlich nicht erwiesen, daß eine Solche Ernährung alle von der Futtermittelindustrie ermittelten Nährstoffe in genügender Menge und entsprechend ausgewogenem Verhältnis zueinander enhält - im Gegenteil, es besteht wissenschaftlicher Konsens dahingehend, daß auf die Art und Weise der Katze ein zu hoher Eiweißanteil zugefüttert wird! Außerdem - die Übertragung von Krankheiten ist mit dieser Fütterung nicht wissenschaftlich zweifelsfrei erwiesenermaßen möglich ... oder so ähnlich ... du weißt schon ... jedenfalls sind Mäuse schlecht für die Katz, fütter lieber Kitteratz und königliche Caniden!

Was die rauhe Wirklichkeit angeht ... es ist selbstverständlich möglich, die Katz naturnah zu ernähren. Es ist sogar möglich, selbst Wohnungskatzen natürlich zu ernähren und nicht nur naturnah ...
Wichtig wäre bei einer naturnahen Ernährung die Abwechslung, also rohes Fleisch, Eintagsküken, rohe kleine Fische mit Gräten, tierisches Fett, Weichkäse, Joghurt, Quark, Filet von großen Fischen, möglich ist sogar, wenn die Katz das mag, ein Eßlöffel an Kräuterpesto täglich.
Bioeintagsküken sind bisher gar nicht erhältlich ... geht also leider nur der Abfall aus der Broilerindustrie ... eine naturnahe Ernährung ohne Eintagsküken ist jedoch durchaus möglich und wurde über 60 Jahre lang bei Wohnungskatzen praktiziert, bevor Industriefraß ihren Siegeszug auch bei Katzen began ... bei Wohnungskatzen aus der Vorindustrienahrungszeit kann nachgewiesen werden, daß sie durchwegs weniger häufig im Alter erkrankten und viele Erkrankungen, die nun zu beobachten sind, sogar unbekannt waren. Das Hauptproblem dürfte für diese Katzen einzig eine einseitige Ernährung mit Schabefleisch in einigen Haltungen oder aber eine Ernährung nur mit Kochkost gewesen sein, beide Ernährungsformen führten über kurz oder lang zu typischen, mit diesen Ernährungsformen verbundenen Krankheiten, wie beispielsweise Ekzeme, Freßunlust, Apathie oder sogar Haarausfall.

Eine natürliche Ernährung mit Mäusen, Eintagsküken, Ratten und Co ist auch möglich, jedoch müßte man dann, wenn man nicht die Massentierhaltung unterstützen will, die entsprechenden Beutetiere selbst züchten - ein enormer Aufwand! Um Katzen voll mit Mäusen zu ernähren, braucht es pro Tag ca. 20 Mäuse!
Nun bekommt ein Farbmausweibchen nur durschnittlich 10 Mäuse pro Monat ... sind also schon zwei Mäusedamen, die man braucht, um eine Katze einen Tag lang satt zu bekommen und damit sie die restlichen 30 Tage im Monat nicht hungern muß, wären das weitere 58 Mäusedamen ... wobei ja dann noch die Mauseherren dazukommen - ohne die bekommen nämlich die 60 Mäusedamen einfach keine Jungen ...

Ok ... diese Masse an Mäusen könnte man sich sparen, wenn man nun auch noch Ratten oder Kaninchen hält ...
Eine Katze braucht im Schnitt 2 ausgewachsene Ratten oder ein 8wochen altes Kaninchenjunges ...
Wären also, wenn man nur Ratten halten würde, immer noch 6 Rattendamen und Herrn dazu ... und Ratten brauchen Platz, die artgerechte Kaninchenhaltung wiederum ist nur mit entsprechender Weide möglich ...

Andererseits hätte man halt mit einer solcherart natürlichen Ernährung keine ernährungsbedingten Gesundheitsprobleme, vor allem, wenn man dann auch noch sehr unterschiedliche Kleinnager anbieten kann.

Für die Abwechslung gingen dann auch ab und an Wellensittiche, Prachtfinken etc ... es müssen keine Eintagsküken sein. Als Fisch gehen durchaus auch Guppy und Co. Allerdings bleibt das nur Abwechslung für ab und an, insbesondere pflanzenfressende Fische haben sehr hohe Thiaminasegehalte, was das für die Katz so lebenswichtige Thiamin zerstört ... ist also ratsam, nur alle zwei Wochen oder höchstens einmal die Woche zu verfüttern ...

Da wildlebende Katzen durchaus nicht immer selbst jagen, sondern auch gerne die Beute anderer Katzen abjagen und sich so die eigene Jagd sparen, und zudem auch noch das Jagdverhalten absolut unabhängig vom Hungerverhalten gezeigt wird, ist es ohne Probleme möglich, die Bedürfnisse der Katze nach Jagd mit Spielen zu befriedigen und sie mit frischgetöteten Tieren oder aber mit Frostware zu füttern ...



Benutzeravatar
Curly
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 4876
Registriert: Fr 20. Feb 2009, 19:08
Land: Deutschland
Wohnort: Hoher Norden
Hat sich bedankt: 74 Mal
Danksagung erhalten: 120 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Curly » Di 23. Nov 2010, 15:25

Hi Ziesel,

du wirst dich kaum auf 2 oder 3 Futtertierarten beschränken können,
wenn du nicht supplementieren willst. Gerade, wenn du nur aus
zweifelhaften Quellen die Nahrung beziehst.

Ansonsten hatten wir ja mal die Diskussion Futtermäuse für die
Katze selbst zu züchten.
https://www.tierpla.net/post43338.html?hilit=suplementieren#p43338" onclick="window.open(this.href);return false;

Und hier ist ein Link, der noch immer super ist:
https://www.tierpla.net/post59165.html?hilit=%20supplementieren#p59165" onclick="window.open(this.href);return false;

Curly



Ziesel
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 13989
Registriert: So 19. Apr 2009, 17:17
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 526 Mal
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Ziesel » Di 23. Nov 2010, 15:56

janeee.. mir ist schon klar, dass tierschutzgesetzkonforme Ernährung nicht so wirklich ohne Weiteres mit naturnah/artgerecht vereinbar ist. Darum ja die Frage, ob und in wie weit man das im Rahmen der Möglichkeiten und des Gesetzes am Besten unter einen Hut kriegt.

Allerding sind mir mehrere Dinge völlig unklar. Einerseits soll man Mietz keine Milch geben aber beim BARFEN gibts ja auch Milchprodukte, so wie du schriebst :

"Wichtig wäre bei einer naturnahen Ernährung die Abwechslung, also rohes Fleisch, Eintagsküken, rohe kleine Fische mit Gräten, tierisches Fett, Weichkäse, Joghurt, Quark, Filet von großen Fischen, möglich ist sogar, wenn die Katz das mag, ein Eßlöffel an Kräuterpesto täglich"

Ähm ja, nimmt man da lactosefreie Produkte? Ist das dann natürlich.. :hm:
Und wie kommst du auf die Anzahl der von Mietz benötigten Mäuse? Wäre es nach TiSchuG vertretbar Wellis, Kleinnager usw zum Zwecke der Stubenmietzernährung zu "züchten" ?



Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Murx Pickwick » Di 23. Nov 2010, 16:28

Milch hat den höchsten Gehalt an Lactose, Joghurt und Quark den geringsten - und wenn Joghurt und Quark noch traditionell hergestellt werden, sind sie sogar lactosefrei und bestens bekömmlich für Mensch und Tier ...

Gibt schon einen Grund, weshalb in Asien, wo der höchste Anteil lactoseintoleranter Menschen zu finden ist, die Leute alle keine Milch trinken, sondern daraus Käse, Quark und sowas ähnliches wie Joghurt herstellen ... natürlich ist es insofern, wie die Katz nun schon seit mind. 10.000 Generationen mit Milch oder Milchprodukten an die Orte gebunden wurde, wo sie Mäuse fangen sollte ... man kann von ausgehen, daß die Katz sich da sogar an Milchprodukte hat anpassen können. Aber selbst als natürliches Ersatzprodukt für Fleisch taugen Milchprodukte wie Joghurt und Quark ... sie enthalten ein gut verdauliches, sehr hochwertiges Eiweiß, eine ideale Mischung aus Milchsäure und Mineralstoffen, so daß diese sehr gut aufgenommen werden können, ähnlich wie Fleischeiweiße sind die Milcheiweiße in der Lage, das Immunsystem zu puschen und Quark und Co enthält zudem alle für die Katz notwendigen Vitamine ...

Da es nach dem TiSCHuG vertretbar ist, Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine und sogar Rothirsche, Damwild und Mufflon für den Menschen zu züchten und zu töten, warum sollten es nicht möglich sein, nicht gesondert geschützte Arten wie Wellensittiche, Kleinnager und Prachtfinken als Futtertiere zu züchten? Viele Ziervogelarten, Kleinnager und Prachtfinkenarten sind schon lange domestiziert ... unter den Prachtfinken findet sich sogar eine echte Haustierart, die nun schon seit mind. dem 15. Jhr in kleinen Käfigen gezüchtet wird: das japanische Mövchen.

Die von der Miez benötigte Anzahl an Mäusen finden sich in verschiedenen Studien zu feral Cats wieder ... Londoner feral cats beispielsweise jagen pro Tag im Durchschnitt 16 Mäuse, wobei sie allerdings im Schnitt auch kleiner sind wie unsere Stubentiger. Man kann hier also schon gut mit 20 Mäusen rechnen, wobei ne Coonie mit Sicherheit mehr Mäuse braucht und ne Havanna mit Sicherheit weniger brauchen wird ... einfach von der Größe her ...



Benutzeravatar
Nightmoon
Supermoderator
Supermoderator
Beiträge: 12845
Registriert: Di 18. Nov 2008, 22:16
Land: Deutschland
Wohnort: R-P
Hat sich bedankt: 91 Mal
Danksagung erhalten: 36 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Nightmoon » Di 23. Nov 2010, 16:33

Wenn Du deine Katze mit handelsüblichen Futter füttern würdest, dann wäre es im Sinne des Tierschutzgesetzes normal schon erfüllt, denn Katzenfutter ist offiziell als Nahrungsquelle für Katzen anerkannt.
Da auch die Futterindustrie nie auslernt, hat sich das Katzenfutter bei vielen Herstellern inzwischen deutlich verbessert.
Würde das Futter nicht offiziell anerkannt, dann hätte man ein Problem, wenn man Katze naturnah ernähren wollte.
Dazu müsstest Du dir wahrscheinlich gleich einen halben Kleintierzoo, inklusive Insektenabteilung halten usw...
Steht in dem Tierschutzgesetz irgendwo eindeutig definiert, wie Katzenhaltung laut deren Aussage auszusehen hat? ...

Beim Barfen verwendet man keine reine Milch, wenn ich mich recht entsinne.... die Milchprodukte werden in veränderter Form den Tieren angeboten. Sie sind zum Teil vergärt, mit Joghurtkulturen versetzt, Pilzkulturen sowie Lab, das Ferment aus dem Kälbermagen, welches die Milch gerinnen lässt, um daraus Käseprodukte herstellen zu können, wurde/-n teilweise zugefügt und/oder die natürlich vorhandene Milchsäure zu Nutze gemacht usw.... ebenso wurde der Rahm weitesgehend abgeschöpft, der Fett-, Protein- und Vitamingehalt wurde verändert und und und....
Das Alles zusammen verändert die Verträglichkeit ganz erheblich.

Wie würde es denn mit den Futtertieren aussehen? Könntest Du denen ebenso ein weitgehend artgerechtes Leben ermöglichen, dass sie eine Chance gegen ihre Fressfeinde hätten? :lieb:

Murx war schneller... ;)


Bild
Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Murx Pickwick » Di 23. Nov 2010, 16:41

Barfen schließt bei Katzen Milchprodukte aus ... hier kommen als Calciumlieferanten gemahlene Eierschalen, gewolfte Knochen, Calciumsupplemente und ähnliches zum Einsatz ...
Der Denkfehler besteht hier meiner Meinung nach darin, daß Calciumsupplemente und harte Knochen zu großer Beutetiere als natürlicher für die Katz angesehen werden, wie Joghurt und Co ... nun nehmen Katzen natürlicherweise nur selten die Knochen größerer Beutetiere zu sich, selbst die Knochen von Ratten bleiben oft liegen - gefressen werden die weichen Knochen, bei denen es sich nicht lohnt, sie aus Maus und Co rauszupuhlen ... die Knochenstruktur ist hier eine etwas andere wie bei Knochen der größeren Tierarten, Knorpelgewebe überwiegt.
Der bessere Ersatz für weiche Kleinnagerknochen ist also auch hier wieder Joghurt und Quark, auch wenn das paradox klingt ...



Benutzeravatar
Nightmoon
Supermoderator
Supermoderator
Beiträge: 12845
Registriert: Di 18. Nov 2008, 22:16
Land: Deutschland
Wohnort: R-P
Hat sich bedankt: 91 Mal
Danksagung erhalten: 36 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Nightmoon » Di 23. Nov 2010, 17:34

Murx Pickwick hat geschrieben:Barfen schließt bei Katzen Milchprodukte aus ...
Hmmmm... sehe ich nicht ganz so, weil ich viele Leute kenne, die kleine Mengen von Milchprodukten mit einschließen.
Wer oder was ist das Maß des gesunden Barfens eigentlich?
Ich meine wer bestimmt was dazu gehört und was nicht? :grübel:
Spontan würde ich "das Wohl der Tiere" sagen, aber können Katzen genausogut selektieren, wie Kaninchen und Meeris z.B.?


Bild
Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Murx Pickwick » Di 23. Nov 2010, 17:43

Savannah-Cats ... oder besser gesagt, die Macherin dieser Seite ...
Sie ist die Triebfeder hinter der Katzenbarfszene - und sie lehnt Milchprodukte ab.

Barfen entwickelt sich immer mehr zu einer ganz bestimmten Ernährungsform, die sich sowohl bei Katzen, als auch bei Hunden mehr und mehr an der Wildform orientiert. Der früher übliche fließende Übergang samt den Extremformen zwischen Resteernährung, daß, was heute unter Barf verstanden wird und Industrienahrungsernährung wird abgelehnt ... nur noch Barf ist offiziell möglich oder gleich nur noch Industrienahrung.
Es wird einfach sehr stark polarisiert und genauso stark unnötige Ängste geschührt ...

Zumindest Bero konnte so gut selektieren wie Kaninchen und Meeris ... ich konnte mich auf ihn verlassen, wenn er sein Futter nicht mehr anrührte, war das nicht nur der Versuch, irgendwann mich dahingehend zu erziehen, daß es nur noch Katzenluxusfutter gab, sondern dann fehlte einfach was in dem, was ich ihm vorsetzte (bzw er erkannte schon vor mir, daß Fisch <> Fisch ist und pflanzenfressende Fische besser nur selten gefressen werden sollten). Ich brauchte dann nur noch überlegen, was es war, was fehlte ...



Benutzeravatar
Nightmoon
Supermoderator
Supermoderator
Beiträge: 12845
Registriert: Di 18. Nov 2008, 22:16
Land: Deutschland
Wohnort: R-P
Hat sich bedankt: 91 Mal
Danksagung erhalten: 36 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Nightmoon » Di 23. Nov 2010, 18:05

Murx Pickwick hat geschrieben:Savannah-Cats ... oder besser gesagt, die Macherin dieser Seite ...
Sie ist die Triebfeder hinter der Katzenbarfszene - und sie lehnt Milchprodukte ab.
Jopp...
Murx Pickwick hat geschrieben:....
Zumindest Bero konnte so gut selektieren wie Kaninchen und Meeris ... ich konnte mich auf ihn verlassen, ...
Dachte ich mir, da wir aber Mythen hier auch aufklären, ob sie berechtigt sind oder nicht, könnte man das eventuell mal ganz speziell durchleuchten... ;)

Ich bin nämlich fest der Meinung, dass wenn man Tiere von Anfang an vielseitig ernährt, ihnen viel Auswahl anbietet, dass sie sehr schnell anfangen zu selektieren und sich das merken.

Unsere Katzen haben auch ganz explizit selektiert. Sie liebeten eine Sorte Futter aus einem bestimmten Supermarkt. Irgendwann wurde Nachschub gehol, vermeintlioch auch das selbe Futter. Pustekuchen, die Katzen sträubten sich Beide. Keine wollte das einstig "ach so tolle Futter" anrühren.
Wir fragten bei dem Hersteller nach und dort bestätigte man voller Stolz, dass man das Futter leicht verändert habe. Leider wurde das nicht mit angegeben... Dank unserer Mietzen merkten wir das halt.
Hersteller wollte die Änderung nicht rückgängig machen, also schwenkten wir auf ein anderes Futter um, was auch nicht so leicht war das zu finden. Die Katzen entschieden welches okay war.

Tessa, meine Hündin selektiert meiner Meinung nach auch. Sie weiß genau, wann sie was frisst und was sie lieber bleiben lässt.
Sie kriegt es auch fertig und lässt mich mit dem teuersten Happi sitzen, wenn sie der Meinungist, dass es für sie nicht gut ist. Würde ich sie mit Tricks dazu bringen, dass sie es dennoch frisst, kann ich mich auf Durchfall gefasst machen. Also musste ich auch lernen ihr zu vertrauen und nicht annehmen, dass sie nur verwöhnt werden will. Gerade jetzt, wo sie krank und empfindlich ist merke ich es sehr deutlich, dass es mit Verwöhntsein meiner Meinung nach nichts zu tun hat. Sie besteht einfach darauf, dass sie für sich das am besten verträglichste bekommt und das Futter das enthält, was sie braucht.
Nun könnte man diesen Mythos "verwöhnter Tiere" eigentlich auch in Frage stellen. Sind sie wirklich verwöhnt, wenn sie Futter verschmähen oder einfach nur super gut im Selektieren? :grübel:


Bild
Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Murx Pickwick » Di 23. Nov 2010, 18:57

Ich stelle diesen Mythos des verwöhnten Tieres in Frage ... und nicht nur das, ich bin mir 100%ig sicher, daß Hunde eigentlich sehr genau wissen, bei was sie Bauchgrimmen bekommen und genau deshalb anfangen zu mäkeln ... immer dann, wenn man nämlich beginnt, zu untersuchen, was die Hunde wirklich bevorzugen und warum, kommt man sehr schnell darauf, daß sie ihrem Gesundheitsstatus zuliebe ihre selbstauferlegte Diät halten ... und dementsprechend eben das Futter sich aussuchen!
Selbst die wirklich verwöhnten Masthunde gewisser älterer Herr- und Damschaften sind nicht wirklich verwöhnt, es ist nur so, daß sie sich zum Wohlwollen ihrer Mäster eben doch dazu überreden lassen, gewisse Leckerli ohne Bedarf runterzuschlucken ... von sich aus würden sie gar nix mehr fressen und lieber ein paar Fastentage einlegen, um endlich wieder auf Normalgewicht zu kommen ... danach sind es genau diese Hunde, die von selbst darauf kommen, lieber ne ordentliche Diät einzuhalten - oftmals kohlenhydratarm und fettarm ... wenig aber hochwertig. Es ist richtiggehend auffällig!
Also auch diese verwöhnten Hunde sind nicht wirklich verwöhnt, es sind einfach nur zu Mastschweinen degradierte Hunde, die über Nötigung dazu getrieben werden, immer weiter zu fressen, trotzdem schon lange kein Bedarf mehr besteht ...



Benutzeravatar
Curly
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 4876
Registriert: Fr 20. Feb 2009, 19:08
Land: Deutschland
Wohnort: Hoher Norden
Hat sich bedankt: 74 Mal
Danksagung erhalten: 120 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Curly » Di 23. Nov 2010, 21:22

Na ich weiß nicht...

Ich hatte mal 2 Hunde in Pflege... Geschwister wohl.
Der Rüde fraß immer sein Futter ratzfatz auf...
Danach watschelte er zur Hündin, vertrieb sie vom Napf und
fraß ihren Teil auch noch mit.
Folglich sah der Rüde bald breiter als lang aus, die Hündin
dagegen war recht dürr.

Müsste der Rüde dann nich gemerkt haben, dass er durchs viele Fressen
fett wird? Warum frisst er dann noch ihr Futter weg?
Wir haben dann immer bei der Hündin gestanden und den Rüden auf
Distanz gehalten...
Resultat war... rationiertes Futter und mehr Bewegung und man sah
nach 2 Wochen schon wieder sowas wie ne Taille beim Rüden.
Zumindest sah er nicht mehr wie ne Leberwurst aus.

Als die beiden dann zu ihren Besitzern kamen, war der Rüde innerhalb
einiger Tage wieder leberwurstig.
Müsste er nicht auch gemerkt haben, dass weniger Speck seiner
Bewegung und Gelenken besser tut?
Nach deiner Theorie schon, oder?



Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1721 Mal
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Murx Pickwick » Di 23. Nov 2010, 22:19

Der Hund ist vom Ursprung her ein abfallverwertender Vorratsfresser ... wenn ihm das Futter bekommt und er dann auch noch Futterkonkurrenz vor der Schnauze hat, staubsaugert er alles Futter in sich hinein, bis er nicht mehr laufen kann ... normal ist für Hunde über lange Jahrhunderte gewesen, daß es nie genug zu futtern gab.
Hunde sind Hungerkünstler, welche sich, wenn es endlich was Ordentliches gibt, den Magen bis zur Speiseröhrenoberkante vollhauen können! Wenn sie das täglich machen und dann noch durch einen weiteren Hund dazu animiert werden, es zu tun, sehen sie bald aus wie Mastschwein.

Das Ganze wird begünstigt durch Fertigfutter ... aber es funktioniert auch wunderbar mit Barf oder Resteernährung oder allem, was dazwischenliegt.

Das Ganze hat nun weniger mit dem Selektionsverhalten zu tun - das wird erst sichtbar, wenn dem Hund etwas nicht bekommt, das wird er dann nämlich irgendwann liegenlassen ...



Ziesel
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 13989
Registriert: So 19. Apr 2009, 17:17
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 526 Mal
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Ziesel » Di 23. Nov 2010, 23:40

Savannahcats kenn ich..

Das mit den Milchprodukten ist paradox aber ich glaub, jetzt hab ich´s gerafft. Biete ich ausreichend Kleinnager und kleine Flattertiere bzw Insekten und würden Knochen, Fell, Gefieder ect mitgefuttert, müsste ich nicht supplementieren. Das ist erst nötig wenn ich Tier ausserhalb des Beuteschemas anbiete weil eben kein Kuhknochen uÄ mitgefuttert wird.
Nightmoon hat geschrieben:Wenn Du deine Katze mit handelsüblichen Futter füttern würdest, dann wäre es im Sinne des Tierschutzgesetzes normal schon erfüllt, denn Katzenfutter ist offiziell als Nahrungsquelle für Katzen anerkannt] .
Wie ich im ersten Beitrag erwähnte, füttere ich ja “anerkannt“ und im Sinne des TiSchG aber das bedeutet ja nicht , dass es artgerecht oder naturnah ist
Nightmoon hat geschrieben: Da auch die Futterindustrie nie auslernt, hat sich das Katzenfutter bei vielen Herstellern inzwischen deutlich verbessert.
Joah aber was heisst das? Im Rahmen des TischuG wäre jedes Futter mit 4% Fleisch, undefinierbaren Zusatzstoffen und sogar Bestandteilen wie Zucker, Karamel uÄ völlig ok. Dabei dürfte eigentlich klar sein, dass es weder gesund, noch artgerecht oder naturnah ist
Nightmoon hat geschrieben: Würde das Futter nicht offiziell anerkannt, dann hätte man ein Problem, wenn man Katze naturnah ernähren wollte.
Jap, genau das thematisieren wir hier doch gerade ! Ich muss als Halter entscheiden, ob ich nach dem Gesetz füttere (Zitat: “ entsprechend angemessen“ oder was du als “anerkannt“ bezeichnest) oder ob ich naturnah/artgerecht ernähre bzw einen Kompromiss finde.
Ganz deutlich gemacht ist doch so:
Hätte ich einen Bauernhof und würde mein Katzi dort Mäuschen , Vögelchen, Insekten vernaschen, wäre das für den Großteil der Menschheit “normal“. Erdreiste ich mir nun für mein Stubenmietz diverse Kleinnager wie Hamster, Mäuse ect zu züchten und gar noch Wellis oder Zebrafinken (die vermehren sich gut) fragst du beispielsweise gleich
Nightmoon hat geschrieben: Wie würde es denn mit den Futtertieren aussehen? Könntest Du denen ebenso ein weitgehend artgerechtes Leben ermöglichen, dass sie eine Chance gegen ihre Fressfeinde hätten? :lieb:
Klar könnte ich solche “Futtertiere“ bis zur Verfütterung artgerecht halten und ernähren aber ich würde sie sicher nicht “einfach irgendwo laufen lassen“. Wo wäre da der Sinn des eigens dafür gezüchteten Futtertieres? Bei Stubenkatzen wäre es zB jetzt ein bestimmter Raum, wo Mietz eben jagd und selbst wenn man seine Futtertiere und Katzi in den Garten setzen würde, wäre das nicht okay weil man ja laut TiSchG die Verantwortung auch für seine gezüchteten Futtertiere hat und sie somit nicht mal einfach aussetzen kann um ihnen “eine Chance“ zu geben.
Nightmoon hat geschrieben: Steht in dem Tierschutzgesetz irgendwo eindeutig definiert, wie Katzenhaltung laut deren Aussage auszusehen hat? ...
Naja , das Gesetz sagt doch:
§ 1) Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen..

Da steht doch, ich bräuchte einen “vernünftigen Grund“ und eben der ist bei Katzen nicht gegeben weil sie sich ja “angemessen“ ernähren lassen, ohne dass ich Tiere zum Zwecke des Tötens für die Mietz züchte. Schmerzen, Schäden und Leiden lassen sich für kein Katzenlebendfuttertier ausschliessen weil sie nun mal Spaß an der Jagd haben und es kaum ohne gehen wird… wobei man vorher nicht mal sicher sagen könnte, ob Stubenmietz nach dem Verletzen oder Töten auch noch frisst.



Ziesel
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 13989
Registriert: So 19. Apr 2009, 17:17
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 526 Mal
Kontaktdaten:

Re: Artgerecht und naturnah unter Beachtung des TiSchuG ?!

Beitrag von Ziesel » So 28. Nov 2010, 02:59

habe mich mit anderen Haltern mal drüber unterhalten und wir kamen zu dem Ergebnis, dass Stubenkatzen ernährungsmäßig per Gesetz ziemlich diskriminiert werden . .



Antworten

Zurück zu „Katzen Barf“