Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Do 5. Sep 2019, 18:51

Was genau fütterst du?
Je genauer du das beschreibst, desto besser kann optimiert werden.

Ist es ein Punktschecke? (Entweder Punkte auf weißem Grund oder unregelmäßige Grenzflächen zwischen dem farbigen Teil und dem weißen Teil)
Man kann bei Punktschecken nicht erkennen, ob sie reinerbig sind oder nicht - aber die reinerbigen Punktschecken haben fast immer ein sog. Megacolon, eine angeborene Darmmißbildung. Auch bei mischerbigen Punktschecken kann selten dieses Megacolon auftauchen.

Kannst du die Haltung genauer beschreiben?
Bekommt das Kaninchen ungefiltertes Sonnenlicht?
Wieviel Platz hat es, Streß mit Partner oder allein?

Woher kommt es, zu früh von ausgewachsenen Kaninchen getrennt, so daß eventuell kein oder nicht genügend Blinddarmkot von ausgewachsenen Kaninchen aufgenommen werden konnte? Handaufzucht? Vor deiner Haltung ein typisches Kuntibuntikaninchen?

Fütterst du viel frisches Laub und Gezweig zu, oder hat das Kaninchen nur Wiesenheu als Raufutter zur Verfügung?

Wird viel Wurzelgemüse (Möhren, Pastinaken, rote Bete) oder Fruchtgemüse (Paprika, Aubergine etc) verfüttert?

Verfütterst du Gartensalate (Kopfsalat, Eisbergsalat, Romanasalat, Schnittsalat?)

Die Kokzidien sind nur ein Zeichen, das generell was nicht in Ordnung ist. Sie bekommen ihre Chance bei einer zu wirkstoffarmen Ernährung, bei Streß, bei zu feuchter Haltung, Vitamin D-Mangel, bei Infektionskrankheiten aller Art, Vergiftungen etc ... wird die Ursache nicht erkannt und abgestellt, hilft die Bekämpfung der Kokzidien gar nix. Sie ist eh nur nötig bei geschwächten Kaninchen und bei Kaninchen, die zu trocken ernährt werden (Pelleternährung, Heu und bissi Gemüse Ernährung etc), damit die Kokzidien sie nicht endgültig über den Jordan bringen. Wenn das Kaninchen noch munter und vital erscheint, trotz Durchfall, und die Kaninchen fast nur Frischfutter futtern, ist eine Kokzidienbehandlung fast immer kontraproduktiv.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Do 5. Sep 2019, 21:26

Sagen wir mal so ... ne artgerechte Kaninchenhaltung ist nahezu unmöglich, denn für eine artgerechte Unterbringung bräuchte es eine mind. 500qm große artenreiche, sonnige Wiese und eine Strauchzone von mind. 2m Breite mit Sandboden.
Zeig mir mal nen Kaninchenhalter, der das bieten kann und dann auch noch die Sicherheit seiner Kaninchen (oder besser gesagt, die Sicherheit des umliegenden Geländes vor den Kaninchen) garantieren kann!
Viele gesundheitlichen Probleme, die wir mit Kaninchen haben, sind dem mangelnden Platz und dem doch recht eingeschränkten Futterangebot geschuldet, denn egal wie unsortiert die Wiese ist, die gesammelt wird, es fehlt der sog. Unterbewuchs, das heißt die kleinen, bodennahen Pflanzen, die zwar die Kaninchen ohne Probleme abknabbern können, die wir Menschen jedoch weder mit der Sense, noch mit Sichel oder mit unseren Händen effizient ernten können.
Je mehr ich über die Bedürfnisse der Kaninchen lerne, desto weniger sauer wäre ich, wenn die Kaninchenhaltung wegen Tierquälerei verboten werden würde ... die Kaninchen kommen ohne uns auch in unseren Breitengraden viel besser und gesünder durchs leben wie wenn wir sie halten und umpflegen.

Im Vergleich zu anderen Kaninchenhaltern bietest du allerdings deinen Kaninchen ne ganze Menge ... vor allem Außenhaltung ist äußerst gesund für Kaninchen. Das ist ein Riesenpluspunkt an deiner Haltung. Vitamin D Mangel ist also nahezu ausgeschlossen. Auch großer Korb Wiese über den Sommer ist ein sehr großer Pluspunkt, vor allem, wenn du nix aus der Wiese aussortierst, sondern mit allem verfütterst, was die Wiese so hergibt, einschließlich Jakobsgreiskraut, Sonnenwendwolfsmilch und ähnlich als giftig bekannte Pflanzen. Die Herbstzeitlose ist die einzige Wiesenpflanze, die von Kaninchen gar nicht gefressen wird und die in größeren Mengen sogar tödlich wäre, wenn sie gefressen werden würde. Die darf ruhig raussortiert werden.
Insgesamt 18qm ganzjährige Unterbringung plus ab und an 20qm Terrasse ist mehr, wie die meisten Kaninchenhalter ihren Kaninchen gönnen - nun, da viele wiesengefütterte Kaninchen auf nur 4 - 5qm keine Darmprobleme haben, ist das vermutlich auch nicht der Grund für die Darmempfindlichkeit.

Bleibt also noch die Vergangenheit ...
Vermutlich hat die Trockenfutterfütterung den Darm irreversibel geschädigt - das Wurzelgemüse hat das nicht besser gemacht. Die Medikamente, um die Würmer zu behandeln, und die Kokzidienbehandlung haben den Darm weiter geschadet ... zumindest ist das ein sehr typisches Szenario, wo selbst eine Wiesenfütterung scheinbar nicht helfen will, zumal ja aufgrund der ewigen Matsche, Durchfälle, Parasiten etc immer wieder behandelt wird - und damit der Darm nie zur Ruhe kommt.
Ein weiteres Problem ist das Alter ... wildlebende ranghohe Kaninchen werden zwischen sechs und zehn Jahre alt, nur selten werden sie älter. Darauf ist auch ihr Körper ausgelegt, das heißt, daß nun zum früh geschädigten Darm nun auch die Alterswehwehchen kommen - unter anderem wird der Darm nicht mehr so schnell repariert, wie bei einem jungen Kaninchen und das Immunsystem gibt nun auch nach und nach altersgemäß den Geist auf. Die Niere arbeitet nicht mehr so gut, wie bei einem jungen Kaninchen.
Es geht jetzt also hauptsächlich darum, alles zu ersetzen, was Medikament heißt ... damit der Darm die bestmögliche Bedingung bekommt, sich zu regenerieren - trotz Alter.
Oreganoöl ist leider gar nicht so wirksam, wie einem immer wieder weisgemacht wird - frischer Oregano ist wirkungsvoller. Kannst du irgendwo Oregano anbauen oder in großen Mengen von Gartenbesitzern besorgen? (Aus dem Laden geht natürlich auch, wäre jedoch extrem teuer).
Ansonsten wären Farne noch eine Option ... kannst du Wurmfarn (Dryopterix filix-mas) besorgen und in der Voliere anbauen? Der ist einer der verträglichsten Farne und das Kaninchen kann sich mit diesem Wurmfarn sehr gut gegen eine Menge Darmwurmarten selbst medikamentieren. Den Kernen des Gartenkürbis/der Zucchini werden wurmtreibende Eigenschaften nachgesagt, die Kerne wirken gegen Darm- und Spulwürmer, also genau gegen die Darmwurmarten, welche vom Wurmfarn nicht abgedeckt sind. Einfach ausprobieren, ob die Kerne vertragen werden. Dabei sollten Biokürbiskerne oder Kürbiskerne mit dem Markenzeichen steierscher Ölkürbis bevorzugt werden, da der Gehalt an Cucurbitol und Cucurbitin (den vermutlich wurmtreibenden Wirkstoffen) höher sind, wie bei konventionellen Kürbiskernen.
Nebenbei wirken Kürbiskerne auch sehr gut bei einer Reizblase und bei Blasenentzündungen, wobei sie auch vorbeugend wirken.
Was du auch anbieten kannst, ist ein Blatt Efeu pro Tag - entweder, es wird gefressen, oder nicht. Wenn es gefressen wird, sorgen die enthaltenen Saponine für eine Auslichtung der Darmgesellschaft. Selbst wenn es nach Efeugenuß wieder zu Matsche oder Durchfall kommen sollte, ist dies eher ein gutes Zeichen, da schnellwachsende Organismen, wie Hefen oder Kokzidien auf die Art und Weise regelrecht aus dem Darm gespühlt werden.
Aus diesem Grund sollte Durchfall beim Kaninchen nur dann medikamentös behandelt werden, wenn das Kaninchen durch den Durchfall stark geschwächt ist - solange ein Kaninchen mit Durchfall munter durch die Gegend hüpft und Dinge tut, die ein Kaninchen nunmal so tut, ist das stets ein Zeichen, daß es seinen Darm durchspühlt und die Organismen herausspühlt, die nicht in den Darm gehören. Durchfall gehört zum Heilungsprozeß!

Sobamin macht eigentlich schon Sinn, hat aber den Nachteil, daß es die Aufnahme von Eiweiß behindert - kannst du das Sobamin so reichen, daß das Kaninchen jederzeit ran kann und sich dann das Sobamin holen kann, wann es will?
Dann würde das Kaninchen die Sobamingaben so dosieren, daß genügend Zeit zwischen der Aufnahme eiweißreicher Pflanzen und Sobamin liegen würde - und es wäre die richtige Dosierung, was dann aufgenommen wird.
Dann könntest du zur Selbstmedikation medizinische Kohle zur freien Aufnahme anbieten. Ein weiterer Versuch wären sog. Heilerdekekse, also Heilerde, die naß gemacht wird und dann trocknet, so daß sie klumpt (als Pulver wird Heilerde von Kaninchen nicht aufgenommen).
Was auch sinnvoll ist, das ist ein Gesundheitsnapf mit Kümmel, Schwarzkümmel, Wacholderbeeren, Flohsamen, getrockneten Blaubeeren und Fenchelsamen.

Hat er die Hagebutten mit Kernen gefressen?
Dann wäre der wässrige Durchfall nur Zeichen dafür gewesen, daß er verschiedene Darmparasiten aus dem Darm spühlt. Das kann man übrigens auch bei wildlebenden Kaninchen beobachten, daß sie Hagebutten mit Kernen fressen, um mithilfe der haarigen Kerne Darmparasiten zu schwächen und mit wässrigem Durchfall nach draußen befördern. Es wäre also genau die richtige Idee, die du hattest.

Chinakohl verursacht auch Blähungen?
Ist in der Wiese Klee? Wie wird der vertragen?
Kommst du an Zaunwinde oder Ackerwinde dran, daß du die zusätzlich füttern kannst? Oder im Frühjahr und Frühsommer Giersch?
Wie sieht es mit Bärenklau aus?
Wird Spinat und Mangold vertragen?
Der Hintergrund ist, Kaninchen brauchen eine sehr eiweißreiche Kost. Viele Wiesenpflanzen, wie beispielsweise die Wegeriche, die meisten Gräser, Flockenblumen etc enthalten für Kaninchen zuwenig Eiweiß. Wenn also Kohl als eiweißreiche Pflanze wegfällt, müssen andere eiweißreiche Pflanzen den Kohl ersetzen.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 6. Sep 2019, 15:45

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie es unsere Industrie geschafft hat, unsere Köpfe zu verwirren ...

Da werden Mittelchen, die es erst seit einigen Jahrzehnten auf unserem Erdball gibt, mehr vertrauen entgegengebracht, wie den Mechanismen, die über Jahrtausende und Jahrmillionen entstanden sind und sich über solch lange Zeiträume bewährt haben.
Mit der Wiesenfütterung hab ich schon länger gemacht, allerdings muss ich kleinlaut zugeben das ich mich nie an Giftkräuter ran getraut hab. Mir war schon mulmig beim Gedanken Beifuss und Rainfarn gepflückt zu haben. Das mit dem Apfel und der Möhre ist erst seit ein paar Monaten das ich die weglasse. Ich wusste es nicht besser, zumal immer suggeriert wird im Internet das etwas Obst und Knolle nicht schlimm ist in der Fütterung. Wenn ich mich an den tollen Fotos im Netz mit wunderbar zusammengestellten Tellern orientiert hab, dachte ich nicht das es bei meinem so schädlich für die Verdauung sein könnte. Er hat mit wachsender Begeisterung jeden Tag sein Stückchen Apfel und eine Möhre gefressen. Damit hab ich seine Verdauung warscheinlich ruiniert....zu der Vergangenheit seines billigen Trockenkörnerfutter bei der Vorbesitzerin.
Kaninchen sind angepaßt an "Gift"kräuter, kurzum, die brauchen solch wirkstoffreiche Pflanzen, wie Reinfarn, Beifuß, Efeu, Ampfer, Sonnenwendwolfsmilch und Co, um sich gesund zu erhalten. Sind genügend dieser Pflanzen im Angebot vorhanden, vertragen Kaninchen ohne Probleme auch Apfel und Möhre ... mal ganz davon abgesehen, ein Stück Apfel und eine kleine Möhre täglich ruiniert nicht den Darm von Kaninchen, die Schädigungen fangen erst an, wenn die Kaninchen gezwungen sind, Apfel und Möhre als Hauptspeise zu futtern - also mehrere Äpfel und Möhren pro Tag.
Allerdings werden vorhandene Darmschäden schnell chronisch, wenn "Gift"kräuter fehlen! Kommen dann auch noch Medikamente, wie AB, Baycox oder ähnliches ins Spiel, sorgen sie für eine ständige Schädigung der Darmgesellschaft, auch der Schädigung der Blinddarmgesellschaft. Dieses führt erst zum übermäßigen Vermehren von Kokzidien, Hefen und Co, die dann wiederum mit ihren Ausscheidungsprodukten dafür sorgen, daß die Darmwände sich immer mehr entzünden.
Ein Darm kann nicht heilen, wenn Medikamente gegeben werden - Medikamente sind immer nur kurzfristig wirkende Mittelchen, welche Symptome lindern oder verschwinden lassen, sie führen jedoch nicht zur Heilung!
Baycox ist schädlicher, wie Wurmfarn! Baycox belastet die Leber, gerade wenn oft und viel mit Baycox behandelt wird, kommt es in Folge zu Leberschäden und manchmal auch zum Tod durch Leberversagen - haben vor dir schon viele Kaninchen-, Meerschweinchen- und Chinchillahalter ausprobiert. Das kann also als gesichert gelten.
An Farne haben sich Kaninchen angepaßt - sie zeigen ein ausgeprägtes Selektionsverhalten, was sich bei Darmparasiten teilweise extrem ändert. Sie wissen angeborenermaßen, wo sie suchen müssen, um hochwirksame Pflanzen gegen genau die Darmorganismen zu finden. Etliche Wirkstoffe und ihre Wirkung sind angeboren (cyanogene Glycoside beispielsweise), andere müssen erst in kleinen Mengen ausprobiert (Probebiß) und erlernt werden. Kaninchen lernen extrem schnell neue Pflanzen, es gibt vermutlich keine Tierart, die so schnell Heilpflanzen lernen kann, wie Kaninchen.

Würdest du dein Kaninchen auf eine artenreiche, trockene Wiese mit Buschrand und schwarzem Nachtschatten, Jakobskreuzkraut, Hahnenfuß, gefleckter Schierling und Tollkirsche neben den anderen vielen Wiesenpflanzen setzen, auf der sogar verschiedene Kohlpflanzen wachsen, würde es innerhalb eines Monats symptomlos sein und nach zwei Jahren einen so gesunden Darm haben, wie es nur mit dieser Vorschädigung, die es nunmal hat, haben kann. Das erreichst du mit keinem Medikament!
Solange du immer wieder mit Baycox und Co behandelst, behandelst du zwar Symptome, aber der Darm bleibt chronisch krank ... er entzündet sich immer wieder, es kommt immer wieder zu extremen Befällen von Chlostridien, Kokzidien, Hefen, Darmwürmern etc etc ... vielleicht habt ihr mal ein Jahr Ruhe, dann aber gehts wieder los mit Matsche, Durchfall, Blähungen und das volle Programm. Es kommt nicht von ungefähr, daß genau in den Massenhaltungsbetrieben, die mit Baycox und Co die Nebenwirkung ihrer Haltungsform versuchen zu fixen, Todesraten bis zu 30% bei ihren Kaninchen haben!
Und es kommt auch nicht von ungefähr, daß ein Großteil der gehaltenen Kaninchen mit chronischen Darmschäden, Zahn- und Kiefererkrankungen, Leberschäden etc beim Tierarzt landet.
Es ist also genau die Angst, seine Kaninchen mit Giftpflanzen zu vergiften, die es dem Kaninchendarm unmöglich macht, sich zu heilen ... dabei können Kaninchen sehr gut mit wirkstoffreichen Pflanzen umgehen, die wissen einfach, wieviel sie von was fressen müssen, um Nährstoffe und Wirkstoffe so zu kombinieren, daß es maximal hilft.

Merke:
Es ist nahezu unmöglich, Kaninchen mit Pflanzen zu vergiften - aber es ist verdammt leicht, Kaninchen mit dem Weglassen von Pflanzenarten chronisch erkranken zu lassen.

Sobamin ist nix weiter, wie eine Mischung aus Huminsäuren. Huminsäuren kommen in fruchtbaren Böden vor - also beispielsweise auf den Wiesen, auf denen Kaninchen ihr Unwesen treiben. Kaninchen sind daran angepaßt, Huminsäuren zur Heilung einzusetzen - sie fressen einfach den huminsäurereichen Oberboden der Wiese, auf der sie auch ihre Nahrungspflanzen finden.
Das kannst du ausnutzen, indem du das Sobamin und Heilerde in Wasser auflöst, gut rührst und wartest, bis das Gemisch hart und bröckelig wird ... du hast praktisch einen Wiesenoberbodenersatz geschaffen, den das Kaninchen genau so nutzen kann, wie Millionen seiner Vorfahren. Bei Kaninchen klappt das eigentlich sehr gut, sie fressen dann zu den optimalen Zeiten von diesem Heilerde-Sobamin-Gemisch und dosieren es exakt so, wie der Darm es braucht. Das kann kein Mensch - denn wir Menschen können nunmal nicht in den Darm von Kaninchen schauen.

Ähnlich verhält es sich mit Oregano ... dieser hat ja nicht nur eine Wirkung auf Kokzidien, sondern auch auf die Darmwand. In der Darmwand befinden sich Rezeptoren speziell für Thymol und Carvacrol, das sind wichtige Inhaltsstoffe des Oregano. Wenn Thymol und Carvacrol an diese Rezeptoren andocken, dann wird dadurch die Peristaltik, also die Bewegung der Darmwand zum Nahrungstransport, beschleunigt. Futter und Organismen werden schneller Richtung Anus geschoben.
Das hat den Vorteil, daß geschwächte Kokzidien schneller aus dem Darm entfernt werden, das hat aber auch den Nachteil, daß durch das schnelle Vorwärtsbewegen des Nahrungsbreies wichtige Nährstoffe nicht mehr so gut aufgenommen werden können. Die Kaninchen müssen also den Oregano genau so wenig dosieren, daß sie genügend Nährstoffe aufnehmen können, um damit ihr Immunsystem betreiben zu können. Gleichzeitig müssen sie aber auch so viel Oregano aufnehmen, daß sie den Kokzidien im Darm das Leben verleiden und sie zum Auszug bewegen.
Du weißt nicht, wie der Darm im Kaninchen aussieht und wie langsam der Nahrungsbrei durch den Darm geschoben werden muß, damit noch genügend Nährstoffe aufgenommen werden - das Kaninchen aber spührt es! Und wird bei entsprechend entzündetem Darm, der schon gar nicht mehr in der Lage ist, viele Nährstoffe in kurzer Zeit aufzunehmen, nur wenig Oregano fressen. Ein paar Blatt am Tag reichen dabei meist auch, um den Kokzidien das Leben schwer zu machen.

Gerade im Hinblick auf die Kokzidien ist ne etwas angepaßte Fütterung notwendig, damit das Kaninchen alles hat, um selbst die Kokzidien ohne die Gabe von Baycox zu bekämpfen.
Schau dir mal die Merkmale von Schöllkraut an (gelbe Blüten, gelber Saft im Stengel, Blattform). Schöllkraut ist neben Oregano ein sehr gutes Mittel bei Kokzidien">Kokzidiose, welches auch wildlebende Kaninchen nutzen.
Ein Blatt Efeu pro Tag bietet genügend Saponine, um Blähungen vorzubeugen, bestimmte schnellwachsende Bakterien (z. B. Escherichia coli) an der Vermehrung zu hindern und die Entzündungen an der Darmwand zu heilen. Gleichzeitig ist ein Blatt Efeu am Tag noch zu wenig, als daß sich das Kaninchen überschätzen könnte. Wenn das Kaninchen den Efeu frißt, kannst du nach und nach auch mehr Efeu anbieten. Wenn Kaninchen Efeu kennen, überschätzen sie sich nicht mehr, sie wissen dann, wieviel sie vom Efeu fressen können, um eine optimale Heilung zu erreichen.
Eichenzweige und Eichenblätter sind für Kaninchen, wie für uns der schwarze Tee. Die Gerbstoffe wirken entzündungshemmend, können leicht stopfend wirken, so daß Durchfall viel besser reguliert werden kann vom Kaninchen und sorgt für eine schnelle Abheilung eventueller Wunden im Darm.
Brombeerzweige mit Blättern (und Stacheln) wirken gegen Durchfall und werden vom Kaninchen hauptsächlich dann gefuttert, wenn der Darm genügend durchgespühlt ist, damit die Wasserverluste bei Durchfall im Rahmen bleiben. Ist also äußerst wichtig momentan.
Wenn du an Heidelbeerzweige oder getrocknete Heidelbeeren herankommst, auch die sind bei Durchfall extrem wichtig, um den Durchfall nur solange Durchfall sein zu lassen, wie er unbedingt gebraucht wird. Heidelbeerzweige und Brombeerblätter ergänzen sich sehr gut in ihrer Wirkung und werden deshalb oft gemeinsam gefressen. Eigentlich würden auch frische Heidelbeeren helfen - aber die meisten Kaninchen mögen frische Heidelbeeren nicht und fressen sie nur getrocknet.
Petersilie liefert viel Kalium, das ist wichtig bei Durchfall ... die Petersilienwurzel wiederum unterstützt das Durchspühlen des Darmes.
Wermut ist DAS Konstitiutionskraut für Kaninchen. Es weckt die Lebensgeister, wirkt gut gegen Viren und Bakterien und sorgt so dafür, daß Begleiterkrankungen des Darmes ausbleiben. Weiterhin regt Wermut die Einsäuerung des Nahrungsbreies im Magen an, was zu einer besseren Verdauung führt.
Beifuß fütterst du ja, es hat ähnliche Wirkungen wie Wermut, aber lange nicht so stark. Ebenso wirkt Salbei, wobei Salbei auch entzündungshemmend wirkt.
Weitere sehr hilfreiche Kräuter sind Schafgarbe, Brennessel, Weinrebe und Jungfernrebe.

Als Energielieferanten und Mineralstofflieferanten haben sich Leinsaat, Haferflocken und Haferkleie bewährt - Haferflocken sind nix für gesunde Kaninchen, weil die davon verfetten, aber bei einem kranken Darm bieten sie so viel Energie, daß der Darm entlastet wird und dennoch genügend Energie zum Aufbau des Immunsystems geliefert wird. Haferflocken bieten zudem Schleimstoffe, welche die Darmwand auskleiden.
Haferflocken und Haferkleie sind nicht wirklich natürlich - aber Kaninchen können sie erfahrungsgemäß dennoch sehr gut nutzen.
Mit den Kernen...hatte ja welche gegeben, Schwarzkümmel, Mariendistel, Leinsaat und Fenchelsaat plus die Zwei Hagebutten mit Kernen - jetzt ist wieder Katastrophe. Sind Kerne vorerst doch nicht gut wenn der Darm entzündet ist?
Das, was du als Katastrophe wahrnimmst, ist für das Kaninchen eine Erleicherung und Heilung. Wenn du das Symptom Durchfall unterdrückst, weil DU es als Katastrophe ansiehst, verpaßt du dem Kaninchen tierische Bauchschmerzen, mit dem es nun in Folge leben muß, weil das Kaninchen eben die Organismen, die raus müssen, nicht mehr rausspühlen kann. Gerade Kokzidien machen gerne mal ordentlich Bauchweh, da ist Kanin froh, wenn der erlösende Durchfall sie postwendend nach Draußen befördert.
Du schreibst ja selbst, das Kaninchen ist bei der ganzen Geschichte munter, buddelt, hüpft rum und macht alles - außer apathisch in der Ecke liegen.
Also kann man von ausgehen, der Durchfall ist für die Heilung notwendig und darf nicht unterbrochen werden.
Es ist immer das gleiche Problem - der Mensch sieht etwas, hat gelernt, das ist gefährlich, tödlich, ka was ... und unterbindet es - und macht dadurch alles nur noch viel schlimmer, weil er nicht begreift, was da wirklich abläuft!

Ansonsten gilt, soviel Wiese, wie geht ... mit wirklich ALLEN Pflanzen, die in der Wiese enthalten sind, also mit Hahnenfuß, mit Rainfarn, mit Sonnenwendwolfsmilch ...
Das Günstigste zum Pflücken ist entweder die Sense, die es nahezu unmöglich macht, einzelnen Pflanzen rauszusortieren, oder du verbindest dir beim Pflücken einfach die Augen und pflückst dann (Handschuhe sind dann sehr empfehlenswert, sonst hast du von Brennessel bis Distel alles Unangenehme in deinen Händen!)
Das bewußte oder unbewußte Weglassen von Pflanzenarten ist für Kaninchen ne einzige Katastrophe ... sie finden dann nicht mehr das, was sie tatsächlich zum Leben und zur Gesunderhaltung brauchen.

Kaninchen brauchen Ampfer und Co aufgrund der Oxalsäure zur Regulation der Calciumaufnahme. Sie können das nicht vom Körper aus regeln, wie wir Menschen. Oxalsäure bindet Calcium - haben also Kaninchen genügend Calcium aufgenommen, fressen sie nun oxalsäurereiche Pflanzen, um andere Nährstoffe, wie beispielsweise Kalium, Eisen etc auch aufnehmen zu können. Die Oxalsäure bindet sich am allerliebsten an Calcium - und für Calciumoxalat gibt es im Darm keine Transporter (alle Nährstoffe werden über Transporter durch die Darmwand geschleust, Moleküle, für die es keine Transporter gibt, bleiben im Darm). Das Calciumoxalat wird einfach ausgeschissen.
Es ist also wichtig, Ampfer und Co zu verfüttern. Den Kaninchen ist angeboren, wieviel Calcium und wieviel Oxalsäure sie aufnehmen müssen für eine optimale Versorgung mit Mineralstoffen.
Aktuell frage ich mich allerdings wie ich das Problem anpacken soll. Ich kann ihm im jetzigen Zustand ja nicht auf einmal alle unbekannten Pflanzen verfüttern, dann kollabiert er mir völlig mit der Verdauung.
Man kann ein völlig heruntergekommenes und verlottertes, totkrankes Kuntibuntikaninchen, was noch nie auch nur nen Salatblatt gesehen hat, von einem Tag auf den anderen auf eine artenreiche, trockene Wiese setzen und es gesundet innerhalb kürzester Zeit ... warum sollte das Aufeinmalfüttern von allen möglichen unbekannten Pflanzen ausgerechnet bei deinem Kaninchen nicht funktionieren? Ist doch nix anderes, wie ein Kaninchen einfach auf die Wiese zu setzen.
Die wichtigsten Wiesenpflanzen, die tatsächlich beim Kaninchen zu Problemen führen können, fütterst du doch schon: Diverse Kleearten und Luzerne. Dein Kaninchen ist also die eiweißreichen Wiesenpflanzen schon gewöhnt und verträgt die nun in beliebigen Mengen.
Nochmal - ein zu vorsichtiges Füttern von Pflanzen und Weglassen von sog. Giftpflanzen führt erst zu chronischen Erkrankungen des Verdauungstraktes, ein Vergiften des Kaninchens mit Pflanzen ist nahezu unmöglich ... je mehr Pflanzenarten das Kaninchen in der Auswahl hat, desto schneller kann es seinen Darm heilen, wobei chronische Darmerkrankungen bis zu zwei Jahren dauern, bis das alles soweit ausgeheilt ist, wie es halt ausheilen kann.
Jegliche Medikamentengabe läßt den Darm wieder neu erkranken - gerade bei chronischem Verlauf.
nochmal Baycox um die Kokzidien zu drücken, dann Sobamin für die Darmflora und weiterhin mit Oregano. Stabilisiert sich die Verdauung Pflanzenfütterung weiter ausbauen, aber in vorsichtigen Schritten. Wäre das ein Weg?
Das machst du doch schon die ganze Zeit - du siehst ein Symptom, haust es tot und wunderst dich, weshalb das Kaninchen nach einiger Zeit wieder anfängt, die gleichen Symptome zu bekommen.
Wie sinnvoll ist es, die gleiche Therapie, die noch nie geklappt hat, immer weiter anzuwenden?
Wäre es nicht langsam Zeit zum Umdenken?
Vertrau einfach mal ein paar Monate deinem Kaninchen ... es weiß besser, wie es sich fühlt und du kannst eh nicht in den Darm gucken gehen, was da wirklich los ist.
Laß dem Kaninchendarm doch einfach mal die Chance zur Selbstheilung.
An Efeu und Wurmfarn trau ich mich warscheinlich erst wenn die Verdauung wieder etwas stabiler ist.
Wenn die Verdauung wieder stabiler ist, brauchts keinen Efeu und keinen Wurmfarn mehr ...
Gibst du AB auch erst dann, wenn das Kaninchen wieder gesund ist? ;)
Mangold und Spinat haben mir immer Sorgen gemacht wegen der Oxalsäure und seinem Blasenschlamm, da wurde mir abgeraten.
Es geistert immer noch die alte Vorstellung in den Köpfen von Tierschützern, Tierernährungsberatern und Tierärzten rum, daß Oxalsäure aufgenommen wird und sich dann im Körper mit Calcium verbindet und so über Blase und Niere ausgeschieden wird ... das ist jedoch nicht der Fall, Oxalsäure bindet sich schon im Darm an Calcium und wird deshalb ausgeschissen. Es gelangt gar nicht in den Körper und kann deshalb weder in die Niere, noch in die Blase gelangen.
Oxalsäure ist jedoch zur Gesunderhaltung und zur Calciumaufnahmeregulierung bei Kaninchen immens wichtig und sollte deshalb immer viel im Angebot sein (also so, daß das Kaninchen wählen kann zwischen oxalsäurereichen Pflanzen und oxalsäurearmen Pflanzen - nur Ampfer und Mangold wäre fatal!)
Mangold ist deutlich besser verträglich wie Spinat, bei Spinat solltest du genau wie bei Kohl ausprobieren, ob der Spinat überhaupt vertragen wird, oder zu Blähungen führt. Spinat gehört also zu den wenigen Pflanzenarten, die langsam angefüttert werden sollten.

Eiweißreiche Pflanzen, die du verfütterst:
Franzosenkraut, Flohknöterich, Weißklee, Rotklee (darf ruhig viel sein, ist sehr gesund und wird meist gern gefressen), Hopfenklee, Hornklee, Wiesenbärenklau, Giersch, Ackerwinde, Disteln, Wicken, einige Gräser (wobei Gräser generell zum Herbst hin weniger eiweißreich sind), Esparsette, Luzerne.
Diese Pflanzen sollten nicht ausgehen, solange der Darm so angeschlagen ist.

Zusätzlich könntest du noch Sonnenhut (Echinacea) ins Angebot nehmen, da es das Immunsystem auf Trab bringt.

Wird eigentlich die wilde Karde gefressen?



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 7. Sep 2019, 15:23

...und ich dachte ich bin schon gut mit meiner schönen Wiesenauswahl
Naja ... gegenüber dem, was so im Schnitt ans Kanin verfüttert wird, ist das ja auch schon eine schöne Wiesenauswahl. Du hast da richtig Futterpflanzen für Kaninchen bei, von denen Kaninchen ihr Hauptfutter bestreiten können.
Die meisten Kaninchenhalter, die "Wiese" füttern, kommen auf sechs bis acht Pflanzenarten, davon nur eine als Hauptfutterpflanze geeignete Pflanze bei ist, der Rest sind Gewürz- und Medizinalpflanzen, die normalerweise nur in sehr geringen Mengen aufgenommen werden (wie der Oregano bei dir beispielsweise, das ist eine typische Gewürz- und Medizinalpflanze. Wenn Kaninchen davon ein bis zwei Blättchen pro Tag von fressen, ist das viel).
Da sind dann allerdings auch die ernährungsbedingten Probleme noch heftiger, wie bei dir. Man redet halt nur nicht so gern und ehrlich darüber.
Die wilde Karde wurde übrigens Anfang diesen Jahres nur einmal am jungen Blatt angeknabbert und danach stets verschmäht. Ich hatte sogar eine im Blumentopf auf der Terrasse gepflanzt weil ich denen das nochmals zur Auswahl lassen wollte. Aber ausser müdes schnuppern kein Interesse. Wäre die Karde ein Indiz gewesen?
Nene ... ich hab nur interessehalber gefragt.
Es gibt nur sehr wenige Kaninchen, die freiwillig Karde fressen und wenn, dann nur die jungen Blätter.
Meine Kaninchen fraßen die jungen Blätter hauptsächlich im Frühjahr - immer nur wirklich blättchenweise, nie mehr. Ich hab noch eine Kaninchenhalterin getroffen, deren Kaninchen auch Karde fraßen - aber auch nur blättchenweise, nur die ganz jungen Blätter und auch hauptsächlich im Frühjahr/Frühsommer.
Noch eine Gemeinsamkeit beider Haltungen: Wir wohnten Beide in Zeckengebieten, im Frühjahr litten die Kaninchen teilweise recht heftig unter Zeckennymphen. Ich hatte das mit Knoblauch und Knoblauchgrün im Futterangebot in den Griff bekommen, die andere Kaninchenhalterin hatte was vom Tierarzt benutzt.
Wolf Dieter Storl ist sich sicher, daß Karde als Tee und Pflanzenauszug gegen Borreliose hilft und die Symptome lindern bis heilen kann. Es gibt eine Studie, die diese Beobachtung vielleicht stützt - aber die isolierten Stoffe würden in den geringen Konzentrationen, wie sie im Karden-Tee enthalten sind, gar nicht wirken können, das müßten schon deutlich höhere Konzentrationen sein.
Dennoch ist möglich, daß da mehr dran ist, wie es scheint ... vielleicht gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen kardenfutternden Kaninchen und Zeckengebieten. Eventuell schützen sich Kaninchen so vor Borreliose. Allerdings braucht es dazu noch viel, viel mehr Beobachtungen und auch mehr Studien.
Anna Goc, Matthias Rath. The anti-borreliae efficacy of phytochemicals and micronutrients: an update. Ther Adv Infect Dis. 2016 Jun; 3(3-4): 75–82
Und mit den Körnern.....er ist so verfressen, das er nicht aufhört....dadurch das ich ihm letztes Jahr viel Saat jeden Tag gegeben hab ist er so dick geworden. Plus der Fructzucker aus Möhre und Apfel. Deswegen vertraue ich da nicht so sehr das er das eingeschätzt bekommt. Oder bin ich da wieder auf dem Holzweg?
Der Darm ist so angeschlagen, daß speziell in diesem Bereich nicht viel Platz für Experimente ist. Haferflocken sind eine unnatürliche Form der Haferkörner, so gibt es sie in der Natur nicht. Kaninchen sind nicht daran angepaßt und fressen davon zuviel - was dazu führt, daß sie verfetten.
Auch kranken Kaninchen können deshalb Haferflocken nur rationiert gegeben werden - ein Eßlöffel pro 2kg Kanin, das reicht für die Energie- und Mineralstoffversorgung. Ähnlich sieht es mit Kleie aus, allerdings ist die nicht so energiereich wie Haferflocken, deshalb kann von der Kleie bis zu zwei Eßlöffel voll pro Tag und 2kg Kanin verfüttert werden, ohne daß die Kaninchen aufgehen wie Hefekuchen. Hier ist auch gute Beobachtung und viel Fingerspitzengefühl vonnöten, um die richtige Menge für die eigenen Kaninchen zu ermitteln. Generell gilt, sobald das Kaninchen gesund ist, sollte es keine Flocken gleich welcher Art mehr bekommen, auch keine Haferflocken.

Das Pektin aus Apfel und Möhre werden für den Aufbau der Blinddarmgesellschaft gebraucht - deshalb werden sie natürlicherweise von Kaninchen teilweise in großen Mengen gefressen. Sobald die Blinddarmgesellschaft wieder so stark vertreten ist, daß sie optimal funktioniert, hören die Kaninchen mit der Apfel- und Möhrenfresserei auf und futtern nur noch sehr, sehr wenig oder gar nix mehr davon.
Das Problem ist nun, der Apfel enthält viel Fruktose (10g/100g FG) und auch Mohrrübe enthält viel Zucker. Es handelt sich hier um leicht verdauliche Speicherzucker. Und die machen im Kaninchendarm Probleme, wenn zuviel von ihnen im Dickdarm und Blinddarm ankommen. Sie füttern dann die schnellwachsenden Bakterien und sorgen für ein Ungleichgewicht der Bakterien im Dünn- und Blindarm, was zu Darmwandentzündungen und zu einer herabgesetzten Umsetzung von langkettigen Kohlenhydraten führt.
Kräuter enthalten zum großen Teil zwar noch viel mehr Zucker, aber auch stets die passenden antibakteriellen Wirkstoffe, welche die ungehemmte Vermehrung von Bakterien im Dick- und Blinddarm verhindern. Apfel und Mohrrübe enthalten viel zu wenig Wirkstoffe.
Nun ist es so, daß Kaninchen immer nach dem schnellsten Weg suchen, ihre Blinddarmgesellschaft anzufüttern, denn ihre Vitalität hängt von der Blinddarmgesellschaft ab. Der schnellste Weg, die Blinddarmgesellschaft anzufüttern, ist es, Apfel und Möhre zu fressen - und bei einem geschädigten Darm, wie es ja bei deinem Kaninchen der Fall ist, gleichzeitig die schnellwachsenden Mikroben anzufüttern. Hier funktioniert das System nicht mehr optimal, dem Halter bleibt nur noch, Apfel und Möhre erstmal zu rationieren, bis es keinen Hinweis mehr für Darmentzündungen gibt, dann kann wieder mit Apfel und Möhre in größeren Mengen angefangen werden.
Im Grunde genommen ist hier Fingerspitzengefühl und Beobachtung notwendig, um immer die richtige Menge Apfel und Möhre zu verfüttern.

Daumenregel: Für ein angeschlagenes darmkrankes 1kg Kaninchen sind ein Viertel Apfel und eine kleine Möhre in Ordnung. Es geht jedoch auch mit reiner Wiese ohne Apfel und Möhre. Auch in Kräutern sind Pektine enthalten, wenn auch nicht in so hohen Konzentrationen wie in Apfel und Möhre. Kaninchen brauchen also zum Aufbau ihrer Blinddarmgesellschaft mehr Kräuter, wie sie Apfel oder Möhre bräuchten.

Betrachtet man nun das ursprüngliche Habitat von Kaninchen, ist das Nordspanien. Dort fingen die Römer die Vorfahren unserer Kaninchen. In dieser Gegend wurden zwar auch schon im Mittelalter Äpfel und Möhren angebaut, aber erstens unterschieden sich die Mittelalteräpfel von unseren mordernen Äpfeln durch einen sehr viel höhren Wirkstoffgehalt (alte Apfelsorten, wie beispielsweise der badener Polizeiapfel, enthalten deutlich mehr Phenolverbindungen, wie Granny Smith und Co von Aldi) und die Möhren im Mittelalter waren deutlich faseriger; und zweitens waren sowohl Äpfel, als auch Möhren nicht ganzjährig und erst recht nicht nach Belieben frei verfügbar. Zur Apfelerntezeit gabs viele Äpfel, zur Möhrenernte gabs viele Möhren, die Kaninchen schlugen sich zum Leidwesen der Menschen den Bauch damit voll, aber nach der Ernte war nix mehr da ... die Kaninchen mußten wieder mit Wiese auskommen bis zur nächsten Apfel und Möhrenzeit. Außerdem war das Klauen von Apfel und Möhre auch noch lebensgefährlich für die Kaninchen, die Menschen schützten ihre wertvollen Nutzpflanzen mit Zäunen, Hunden und Schlingen.
Nun ist auch klar, weshalb Kaninchen erstmal Apfel und Möhre tendenziell "zuviel" futtern, bevor sie lernen, Apfel und Möhre liegenzulassen.
Für ein darmkrankes Kaninchen ist das allerdings nicht das optimale Vorgehen - deshalb ist eine Rationierung auch von Apfel und Möhre notwendig, bis sich der Darm erholt hat - und das merkt man gut daran, daß die Kaninchen tatsächlich Apfel und Möhre liegenlassen, wenn es mehr wie die gewohnte Menge ist.
Du hast warscheinlich nur recht gesunde Tiere oder?
Ich hab schon lange keine Kaninchen mehr - aber als ich noch welche hatte, gleich in großer Anzahl zur Selbstversorgung mit Kaninchenfleisch.
Ich hab mit Buchtenhaltung angefangen, hab mich über Volierenhaltung, Weidehaltung in kleinen, verschiebbaren Gehegen bis hin zur totalen Freiheit der Kaninchen mit nächtlichem Schutzraum durchgearbeitet. Ich hab von Pelletfütterung über unkontrollierte Sammelwut-Fütterung bis hin zu rationierter Heu-bissi Gemüse-Fütterung so ziemlich alles ausprobiert. Dazu kam die gemischte Weidehaltung mit Meerschweinchen.
Je nachdem, wie ich meine Kaninchen hielt oder fütterte, tauchten eine Menge Probleme, was Gesundheit und Co anging, auf. Beispielsweise war die Fütterung mit unkontrollierter Sammelwut, wo ich wirklich alles reinschmiß, was irgendwie grün war und nicht auf die Bäume floh bei meinem Ansichtigwerden, eine Fütterung, die tatsächlich zu sehr fruchtbaren, gesunden, robusten Kaninchen führte. Als ich dann durch Foren verunsichert wurde und immer mehr Pflanzen wegließ, weil ich nun lernte, daß die giftig sind, wurden meine Kaninchen immer weniger robust, die Fruchtbarkeit ging runter, die Würfe wurden kleiner, es kamen nicht mehr zehn Junge pro Häsin durch, wie vorher mit portionierter Weidehaltung und unkontrollierter Sammelwut. Ich hatte wieder, genau wie in Buchtenhaltung, das Problem Kokzidien">Kokzidiose, vor allem in feuchten Jahren.
Die mit Abstand schlechtesten Ergebnisse hatte ich, als ich tatsächlich die Heu-bissi-Gemüse-Fütterung im Winter ausprobierte, weil die ja so gesund ist für Kaninchen und zudem sehr billig. Die Kaninchen wurden über Wochen immer kränklicher und hatten plötzlich gesundheitliche Probleme, die ich nicht mal mit der Buchtenhaltung und Pelletfütterung kannte.
Du siehst - auch bei mir gab es kranke Tiere ... je mehr ich mich mit meiner Haltung von dem entfernte, wie freilebende Kaninchen lebten, desto mehr kranke Tiere hatte ich. Ich hab beobachtet und gelernt ... und hatte, als ich Andreas Rühle kennenlernte, auch noch die wissenschaftliche Absicherung gratis dazubekommen, weshalb ich genau das beobachtete, was ich beobachtete.

Seit einigen Jahren bewohne ich nur noch übliche Mietwohnungen in den üblichen Dimensionen - das ist keine artgerechte Kaninchenhaltung. Also ist das Thema Kaninchenhaltung erstmal für mich gestorben. Dazu kommt, es scheint ja doch so etwas Ähnliches wie Weisheit bei mir zu keimen, ich muß langsam meinem Opa recht geben - kein Mensch hat das Recht, Tiere nur zu seinem Vergnügen zu halten. Als Nutztier geht das insofern in Ordnung, weil eben Mensch auch tierische Produkte futtert - aber wenn er sich schon Nutztiere hält, soll er sie doch bitteschön auch artgerecht halten. Also Weidetiere auf der Weide, nicht im Stall.
Und Kaninchen sind Weidetiere.
Momentan leben die hoffentlich letzten Haustiere bei mir: drei Chinchillas. Momentan sind sie sehr gesund und das bleibt hoffentlich auch so, bis sie den von der Natur vorgegebenen Abgang machen ...
(Bitte jetzt nicht als unterschwelligen Angriff verstehen - das ist die Meinung meines Opas und langsam auch meine Meinung. Aber ich werde niemandem vorwerfen, daß er Kaninchen als Haustiere hält, denn jeder muß alleine für sich zu so einer Erkenntnis kommen - oder auch nicht, weil er eben durch seine Erfahrungen zu anderen Erkenntnissen und anderen Meinungen kommt, das ist legitim und muß so sein).
Ich hab übrigens auch noch Probleme mit der Partnerin und schlimmen Ohrgrundabzess.....darf ich dich da auch noch um Rat bitten?
Ja, natürlich darfst du - dazu ist dieses Forum doch da!
Mach am besten einen neuen Thread auf, sonst geht das alles viel zu sehr durcheinander.
Ich selbst werd beim Ohrgrundabzeß vermutlich nicht viel beisteuern können, das ist kein Ernährungsproblem und ich hatte solche Probleme bei meinen Kaninchen tatsächlich nie gehabt (Abszesse im Kiefer durch Biß oder durch Distelstacheln schon - aber eben keine Ohrgrundabszesse). Aber vielleicht haben andere Halter, die dieses Forum nutzen, hierzu Ideen.
Gibt es noch mehr Giftpflanzen ausser deine genannten auf die ich zukünftig Ausschau halten muss?
Darf ich fragen wie ich auch an dein Pflanzenerfahrungsschatz speziell zu Kaninchen gelange? Hast du da was studiert oder gibts empfehlenswerte Bücher wo man das entnehmen kann?
Du kannst dich auf der Seite von Andreas Rühle gut durchwühlen:
http://www.kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de/heil_und_giftpflanzen.htm

Ich selbst hab halt viel an meinen eigenen Kaninchen beobachtet und dann bei anderen Kaninchenhaltern geschaut, ob deren Kaninchen ähnlich reagieren. Weiterhin hab ich sehr viel profitiert von sehr alten Tierhaltern, die noch keine Angst vor Giftpflanzen hatten, sondern tradtionell gesenste Wiese und Wegrand verfüttert hatten. Da ist also sehr viel Erfahrungsschatz bei, was bislang noch nicht veröffentlicht ist.
Ich bin mir ehrlich gesagt auch nicht sicher, wie sinnvoll da noch eine Veröffentlichung ist, wenn es doch die Seiten von Andreas Rühle gibt, der derartig akribisch alles, was Kaninchen angeht, gesammelt und ausgewertet hat - da dürfte nicht viel Neues von mir aus bei sein. Ich lerne auch heute noch von seinen Seiten, da kommt von ihm immer wieder Neues dazu - gut wissenschaftlich abgesichert. Mein Erfahrungsschatz ist da eher empirisch und nicht gut abgesichert.

Die gesamte Homepage ist übrigens sehr empfehlenswert, einfach mal ein wenig schmöckern. Sollte dir das alles immer noch nicht ausreichen, kannst du dich auch direkt in die von ihm benutzte Originalliteratur einarbeiten und dich dort durchhangeln:
http://www.kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de/quellen.htm

Ich denke, so sehr viel mehr an Quellen, wie Andreas Rühle zum Thema Kaninchen zusammengetragen hat, ist noch gar nicht geschrieben worden ... :D

Weitere Literatur zur Selbstmedikation von Tieren wirst du unter dem Stichwort Zoopharmakognosie finden. Es gibt da inzwischen sehr interessante Literatur und sehr interessante Studien.
Ich hatte mich gestern abend noch mit chinesische Medizin befasst und Kräutermischungen die man als Tabletten kaufen kann für Tiere....da sind auch giftige Pflanzen mit verarbeitet, was hälst du davon?
Die TCM, von der du sprichst, ist das gesammelte und teils sehr unsortiere Wissen über immense Zeiträume und immense Landstriche, im Grunde genommen ist dort alles versammelt, was zwischen Indien und Japan, zwischen Mongolei und Südostasien an Kräutermedizin zu finden ist. Das ist bei weitem nicht vollständig und auch nicht hinterfragt. Man findet dort wundervolle Schätze - aber auch viel überholtes Wissen, was wir inzwischen besser wissen.

Prinzipiell gilt:
Für Kaninchen ist die originale TCM kaum anwendbar, weil die Pflanzen für die Medikamente feinstvermahlen werden - und Futtermehle nunmal Gift sind für Kaninchen. Kaninchen brauchen lange Pflanzenfasern und kein kleingemahlenes Cellulosemehl.
Du kannst jedoch drauf schauen, welche Pflanzen wurden für die Medikamente verwendet - und versuchen diese als ganze Pflanze zu bekommen. Das ist ein sehr teures Hobby ... schaden tut es nicht, kann aber eventuell Wirkstoffe beisteuern, die du mit gesammelten Wiesenpflanzen nicht abdecken kannst.
Du mußt also schauen, ob es für DICH Sinn macht, dich da durchzuwühlen und exotische Pflanzen den Kaninchen zur Verfügung zu stellen. Für mich persönlich macht das nur im Ausnahmefall Sinn, denn warum soll ich meine Tierhaltung immer teurer gestalten, wenn ich doch alles, was ich für meine Tiere brauche, vor der Haustür sammeln kann?
da ist ein Lymphozytwert wohl sehr hoch und er hat ne leichte Anämie
Dein Kaninchen hat Durchfall ... es ist sehr wahrscheinlich, daß die Darmwand entzündet ist.
Und wenn die Darmwand entzündet ist, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der Lymphozytenwert erhöht (klar, das Immunsystem arbeitet ja auf Höchsttouren, um der Entzündungen Herr zu werden) und es kommt zur mehr oder weniger ausgeprägten Anämie, weil nicht mehr genügend Nährstoffe aufgenommen werden können.
Es wird also nur bestätigt, was wir schon vermuteten ... hat nix mit Tumor zu tun.

Was aber mit Tumoren zu tun hat, ist das Alter deines Kaninchens ... acht Jahre ist ein hohes Alter, und je älter ein Säugetier wird, desto mehr Tumore entstehen auch im Körper, die nicht mehr beseitigt werden - einfach weil die Reparaturmechanismen nicht mehr so gut funktionieren. Das ist normal.
Es gibt sog. Tumormarker - wenn man bei Kaninchen nach diesen sucht, finden sich davon bei 80% der achtjährigen Kaninchen diese Tumormarker. Bei zehnjährigen Kaninchen findet sich bei jedem Kaninchen solche Tumormarker. Sucht man nach Tumoren, haben alle zehnjährigen Kaninchen irgendwo Tumore im Körper ... und ein Großteil der achtjährigen Kaninchen. Das sind altersgemäße Veränderungen im Körper und letztendlich die Vorbereitung auf den Tod.
Im Grunde genommen ist es ab dem sechsten Lebensjahr eines Kaninchens nur noch ein Wettrennen zwischen dem Ausfall von Organen und dem Wachstum von Tumoren, an was das Kaninchen letztendlich altersbedingt stirbt ... aber es wird sterben, ob du das willst oder nicht. Das ist so im Bauplan eines Kaninchens vorgegeben.

Ok, man kann da noch ein wenig dran drehen und noch ein paar Jahre rausschlagen - mit einer Ernährung, die zu viel ist zum Sterben und zu wenig zum Leben und mit der konsequenten reizlosen Haltung eines Kaninchens in kleinen Käfigen oder Buchten ohne Partner.
Ist ein wenig fies gegenüber dem Kaninchen, da ihm sein ganzer Lebenssinn und -zweck genommen wird, geb ich ja zu ... aber so bekommt man durchaus bisweilen Methusaleme von 20 Jahren hin. Mit einem ausgefüllten, lebenswerten Leben von Geburt an stirbt das Kaninchen schon mit 6 - 12 Jahren.

So - lohnt es sich nun, deshalb schlaflose Nächte zu haben?
Du kennst das Alter deines Kaninchens - also genieße doch einfach die gute Zeit mit ihm zusammen, solange er noch unter den Lebenden weilt und denk nicht über das Unausweichliche nach.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 9. Sep 2019, 19:49

Nun, Haferflocken und Kleie hat er nie bekommen, jedoch glaub ich mittlerweile das sein Darm dermassen im Argen ist und entzündet, das ich mir da momentan keine Sämereien und Kerne erlauben kann. Schwarzkümmel ist ja auch sehr scharf.....
Dem Darm des Kaninchens ist es doch vollkommen schnuppe, was du dir glaubst erlauben zu dürfen oder nicht ... zur Heilung des Kaninchendarms werden viel Eiweiß, viel Energie und viel Mineralstoffe gebraucht. Sicher, das Eiweiß bekommst du mit deiner Wiese noch zusammen - da sind sogar genügend limitierende Aminosäuren drin - aber was ist mit der Energie?
Woher bekommt dein Kaninchen genügend Mineralstoffe?
Und der Winter ist nicht mehr fern ... du fütterst kein Kohl, weil das Blähungen ergibt, die einzigen Pflanzen, die dann noch bleiben, um genügend Eiweiß zu liefern, wären dann also Mangold und Spinat. Und die liefern auch viel Oxalsäure, du hast dann im Winter keine eiweißreiche Pflanze mehr ohne Oxalsäure bei!
Oxalsäure bindet Calcium ... jetzt kann sich also dein Kaninchen überlegen, was schlimmer ist - Eiweißmangel oder Calciummangel.

Du kannst dir vielleicht keine Sämereien erlauben - das Kaninchen dagegen kann es sich nicht erlauben, Sämereien liegenzulassen! Die sind langsam und sicher so ohne Kohl lebensnotwendig! Zumal so langsam und sicher immer mehr Mineralstoffdepots und Vitamindepots, die durch das Kuntibunti vor Jahren ins Kaninchen reinkamen, alle aufgebraucht sein dürften.
Daher ja mein Rat mit den Haferflocken und Haferkleie ... das bietet Eiweiß mit vielen der limitierenden Aminosäuren, Mineralstoffe und jede Menge Energie - also alles, was zur Darmwiederherstellung gebraucht wird und es ist bei einem kaputten Darm seit mehreren Jahrhunderten bewährt. Schleimstoffe in den Haferflocken sorgen zudem dafür, daß der Nahrungsbrei besser an die Darmwand kommt und die Entzündungsherde an der Darmwand weniger Probleme machen.

Wenn du eine naturnahe Variante haben willst, die du nur hinstellen brauchst und das Kaninchen wählt selbst, wieviel es davon fressen mag, dann käme einmal eine Ölsamenmischung in Frage, oder aber eine Mischung unterschiedlicher Sämereien, die auch Mehlsaaten enthalten. Dabei gilt, Mehlsaaten geben schneller Energie, wie Ölsaaten. Ölsaaten bieten in aller Regel mehr Eiweiß und mehr Mineralstoffe.
Bewährte Ölsaatenmischung: Leinsaat, Leindotter, Hanfsamen, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne.
Bewährte Mischsaatenmischung: Buchweizen, Amaranth, Hafer im Spelz, Dari, Leinsaat, Kürbiskerne.
Die Saatenmischungen sind eigentlich erst seit einigen Jahren bewährt ... und geht verrückterweise auf Mißverständnisse und Fehlinterpretationen zurück, die ich noch vor Jahren hatte. Die reinen Ölsaatenmischungen dagegen gehen glaub ich auf Viola (ist meist unter saloiv unterwegs) zurück. Trotzdem funktionieren die Mischungen und man kann sich voll auf seine Kaninchen verlassen, was die Dosierung angeht, was eben bei Haferflocken und Haferkleie nicht geht. Haferflocken und Haferkleie müssen rationiert werden.

Wenn du ohne Saaten auskommen willst, braucht dein Kaninchen im Winter Kohl ... dies wäre nämlich die eiweißreiche Variante ohne Oxalsäure, die ganz dringend gebraucht wird. Und selbst mit Kohl oder Wiese wäre zumindest eine Ölsaatenmischung zusätzlich wichtig, um Mineralstoffengpässen oder sogar Mineralstoffmangel entgegenzuwirken. Ohne Kalium, Eisen, Zink und Co kann der Darm nicht heilen und das Immunsystem nicht funktionieren.
Ist nunmal so, kann ich nix für.
In irgendeinen sauren Apfel mußt du nun beißen und lernen über deinen eigenen Schatten zu springen, deinem Kaninchen zuliebe.

Schwarzkümmel ist eine aromatische Saat. Aromatische Sämereien bieten sehr hohe Konzentrationen an ätherischen Ölen - mit vielen wichtigen Wirkstoffen für die Verdauung. Schwarzkümmel ist DAS Darmmittel überhaupt - es gibt kein einziges Medikament und kein einziges Supplement, was derartig die Selbstheilung des Darmes anregt, wie Schwarzkümmel. Dazu kommt, daß eine immunmodulierende Wirkung vermutet wird - Schwarzkümmel hilft, daß das Immunsystem sich wieder eichen kann und genau die Organismen platthauen kann, die momentan zuviel im Darm sind, ohne die Organismen zu schädigen, welche das Kaninchen braucht.
Es gibt keinen Grund, keinen Schwarzkümmel zu verfüttern. Es gibt jedoch eine Menge Gründe, es anzubieten!
(Wie kommst du eigentlich darauf, daß Schwarzkümmel scharf sein könnte?
Ich esse regelmäßig Schwarzkümmel, weil ich ähnliche Darmprobleme habe, wie dein Karnickel. Ich finde nicht, daß Schwarzkümmel scharf schmeckt.
Wäre auch irgendwie unlogisch, da Schwarzkümmel keine Scharfstoffe enthält.)

Weitere aromatische Sämereien, die wichtig für den Darm sind, das sind Kreuzkümmel, Kümmel, Anis, Fenchel und Ajowan. Diese Sämereien sind in der Lage, Blähungen zu vermindern oder sogar gänzlich zu verhindern. Das ist besonders wichtig, um überhaupt eine Chance zu bekommen, daß du Kohl anfüttern kannst.
Dabei hat Kümmel die stärkste Anti-Blähungen-Wirkung und Fenchel die stärkste entzündungshemmende Wirkung. Anis regt den Stoffwechsel zusätzlich an, was wiederum wichtig ist, damit Nährstoffe besser aufgenommen werden können. Ajowan ist in Bio nicht zu bekommen und hat nach meiner Beobachtung eine sehr schwankende Qualität, wenn man ihn im Asiashop kauft. Ich persönlich kaufe deshalb nicht mehr gerne Ajowan.
Ach ja - es gibt einen Effekt rund um diese Blähungssaaten und auch Fenchel. Da sowohl Kümmel und Co, als auch Fenchelkraut unter anderem die Peristaltik im Darm auf Trab bringt und gleichzeitig die Darmwand dazu bringt, mehr Gase in den Körper zu leiten, fangen Kaninchen oft an zu gluckern, wenn sie diese Saaten oder Fenchel in größeren Mengen gefuttert haben - je mehr Gase im Darm sind, desto mehr gluckern sie. Manchmal ist sogar das Weiterleiten von Gasblasen von außen sichtbar bzw sehr gut fühlbar - das ist erstmal erschreckend, aber man kann sich sicher sein, das ist Luft, die eh schon im Darm ist und die nun weitergetrieben wird, bis sie aus dem Darm draußen ist.
Man kann halt nur zugucken, wie die schon vorhandenen Blähungen aus dem Darm getrieben werden, weil speziell diese Sämereien, aber auch Fenchelkraut und Fenchelknolle so wahnsinnig wirksam sind.

Weitere wichtige Zutaten im Napf aromatischer Saaten wären Wacholderbeeren und Heidelbeeren. Die können zur Regulation von Durchfall eingesetzt werden, haben aber auch heilende Wirkungen auf die Darmwand. Wenn du in der Apotheke Sadebaumspitzen (Sabinae summitates) herbekommst, die nicht staubfein zermahlen sind, gehören sie auch in diese Gruppe. Gerade Sadebaum wirkt stark gegen Viren.

Kaninchen können aus Näpfen nicht so gut selektieren - das ist jedoch gerade bei den aromatischen Sämereien sehr wichtig. Deshalb ist es sinnvoll, die Sämereien entweder jeweils in Extranäpfen anzubieten, oder man hat ein Futterbrett, auf welches man mehrere Häufchen machen kann. Das muß jeder auch so ein wenig ausprobieren, wie es mit der eigenen Haltung paßt und wie die Kaninchen am besten mit klar kommen. Es macht nunmal keinen Sinn, wenn die Kaninchen aufs Futterbrett hüpfen und die Sämereien in die Einstreu befördern - da können sie ja die aromatischen Samen auch nicht so gut selektieren, weil die unter die Einstreu geraten.
Damit bei der Napfmethode nicht zuviele Näpfe gebraucht werden, hab ich schon die passenden Sämereien, die zusammen in einen Napf können, aufgeteilt auf die Absätze.

Du siehst - es ist wieder so ein Ding von uns Haltern, keine Sämereien zu verfüttern ... für Kaninchen sind das normale und natürliche Futtermittel, die sie auch in freier Natur geziehlt aufnehmen, wenn sie die zur Energie-, Eiweiß- und Mineralstoffversorgung brauchen. Schließlich bilden auch Wiesenpflanzen Samen - die Kräuter bilden meist aromatische Sämereien und Ölsaaten, die Gräser bilden Mehlsaaten. Gibt ein paar Ausnahmen von der Regel, Buchweizen und Amaranth sind Kräuter, bilden jedoch Mehlsaaten.
Wenn du Sämereien in der Rispe oder Ähre bekommst, ist es besonders natürlich - wildlebende Kaninchen finden Sämereien nicht in Näpfen, sie knabbern die Samenstände ab - und beim (Bio-)hafer beißen sie sogar die Stengel durch, damit die Haferhalme umfallen, um an die Rispen ranzukommen. Ich habe selbst eine Gruppe Kaninchen bei beobachten können, wie sie sogar ihr Revier verließen, um an Hafer heranzukommen - auch wenn sie nicht viel Hafer fressen, es ist offenbar äußerst wichtig für sie.

Im Herbst, wenn die Eicheln und Bucheckern reif sind, kannst du auch die sammeln für den Winter - Eicheln und Bucheckern werden auch von den Wilden als Energielieferant gefressen. Eicheln enthalten dabei so viele Gerbstoffe, daß die Nebenwirkungen des riesigen Stärkekörpers der Eichel vollständig aufgehoben wird. Sie können also davon futtern, so viel sie wollen. Auch Bucheckern haben einen so hohen Wirkstoffgehalt, daß wir Menschen Bucheckern nur nach aufwendiger Vorbereitung essen können - ideal für Kaninchen, die diesen hohen Wirkstoffgehalt brauchen, um gesund zu bleiben.
Wie unterschiedlich hier der Darm von Mensch und Kaninchen reagiert, kann man übrigens an einem Inhaltsstoff der Bucheckern sehen ... wenn wir Menschen zuviel rohe Bucheckern futtern, bekommen wir Matsche oder gar Durchfall, je nach Empfindlichkeit. Das kommt daher, daß wir zuviel Fagin, dem Wirkstoff der Bucheckern, aufnehmen. Die Kaninchen dagegen können so viel Bucheckern futtern, wie sie wollen, bei ihnen wirkt der Wirkstoff Fagin entzündungshemmend auf die Darmwand und es wirkt giftig auf bestimmte, schnellwachsende Organismen, so daß Bucheckern mit ihrem Fagin wiederum zum Einstellen der Blinddarmgesellschaft genutzt werden kann.
Vermutlich entstehen diese Unterschiede durch die unterschiedliche Verdauung ... wir haben einen Magen, der immer nur über Stunden gefüllt ist und dann komplett geleert wird, die Kaninchen dagegen hauen ihren Magen bis Anschlag voll und sorgen dafür, daß der Magen immer bis Anschlag gefüllt bleibt. So können Enzyme im Magen viel besser und effektiver Wirkstoffe eliminieren - ein Teil davon ist das Fagin, so daß nur noch genau soviel Fagin in den Darm gelangt, wie die Kaninchen zur Gesunderhaltung brauchen.
Wir Menschen müssen die Bucheckern rösten, um größere Mengen davon futtern zu können, ohne daß wir zuviel Fagin in den Darm bekommen.
Apfel und Möhre hab ich leider immer geschält, da war nicht mehr viel mit Pektin schätze ich mal...
Das Schälen war ja gar nicht so schlecht von der Idee her, du hast nur den Abfall verfüttert, statt die gesunden Schalen :D
Direkt unter der Schale sitzen die meisten Mineralstoffe und Wirkstoffe von Apfel und Möhre, die Pektine dagegen sind gleichmäßig verteilt. Je weniger Wirkstoffe jedoch zwischen Zucker und Pektinen sitzen, desto schädlicher wird der Zucker, die Pektine können dann irgendwann gar nicht mehr ihre tolle Wirkung entfalten, da die Zucker die schnellwachsenden Organismen im Darm und Blinddarm zum explosionsartigen Vermehren anregen und dann für die Organismen, die Pektine verwerten, nicht mehr genügend Platz ist.

Prinzipiell kann man Pektine in Wasser gelöst anbieten - nur, hast du schonmal wildlebende Kaninchen gesehen, wie sie Pektine aus ihren Pflanzen herauslösen und dann nur die Pektine fressen?
Merke: Je weiter man sich in der Haltung von dem entfernt, wie wildlebende Kaninchen leben, desto mehr kann schiefgehen - und so ist das eben auch mit der geziehlten Pektingabe. Das kann klappen, das kann jedoch auch nach hinten losgehen.
Wenn Pektine in Form von Kräutern, Apfel und Möhre verfüttert werden, sind die Pektine genau in der Form, wie sie auch Kaninchen in der Natur vorfinden und futtern - daran sind sie angepaßt, da passiert nicht viel (außer, es wird zuviel Apfel und Möhre gefuttert weil zuwenig unsortierte (also mit Giftpflanzen!) Wiese im Angebot ist).
Mit der Anämie, glaubst du es machen B12 Depotspritzen mal Sinn?
Kaninchen sind doch keine Menschen, die mit aller Macht vegan leben wollen, trotzdem sie Omnivore sind!
Kaninchen sind von Natur aus Veganer, die ihre Vitamin B12-Generierung in einer Gärkammer im Blinddarm mit sich herumschleppen. Die nehmen mit einmal Blinddarmkot so viel Vitamin B12 auf, daß das erstmal für ein paar Jahre reicht - und da ihre Lebenszeit nunmal auf 6 - 12 Jahre begrenzt ist, reichen theoretisch sogar zweimal Aufnehmen von Blinddarmkot auf, um sie auf Lebenszeit mit Vitamin B12 zu versorgen.
Ok ... praktisch ist das nicht so - aber auch praktisch leiden Kaninchen so gut wie nie unter Vitamin B12 Mangel, weil sie Mikroorganismen im Blinddarm ranzüchten, die Vitamin B12 für sie herstellen. Gibt man da Vitamin B12 Spritzen, riskiert man durch die Überdosierung Autoimmunerkrankungen, die den Darm noch weiter kaputtmachen, wie er ja eh schon ist.

Die Mängel, mit denen sich Kaninchen in unseren Haltungen rumschlagen müssen, das sind Eiweißmangel, Energiemangel und Mineralstoffmängel aller Arten, bei Wohnungs- und Stallkaninchen auch Vitamin D Mangel ... dabei sind die meisten Fettlebern bei verstorbenen Kaninchen nicht mal durch Überfütterung zustandegekommen, sondern durch Eiweißmangel! Das Fett kann nicht mehr dorthin transportiert werden, wo es gebraucht wird, sondern lagert sich in der Leber ab, wo die Fettsäuren zu Fett zusammengebaut werden. Das gibt dann eine Fettleber, die sogar vorzeitig dazu führen kann, daß Kaninchen sterben.
Ich bereue auch das ich sehr leichtsinnig auf gedüngten Wiesen gepflückt hab und auf Wiesen wo Schafe und Pferde weideten, damit hab ich den Parasitenfall warscheinlich echt erhöht.....dazu hab ich oft in sehr schneckenhaltigen Wiesen gepflückt....alles warscheinlich sehr riskant..
Und ich bereue jeden Tag, den ich, durch Foren verunsichert, nicht mehr auf artenreichen Pferde- und Schafweiden und auf gedüngten Wiesen mit speziellen Kräutern gepflückt hab. Denn das hat erst bei meinen Kaninchen zu einem sichtbaren Rückgang der Robustheit und Zunahme von Krankheiten gesorgt ... einfach, weil ich nun auf Wiesen angewiesen war, die recht artenarm waren - oder schlichtweg ungeeignet, weil sie zu mager waren.
Es gibt kaum Krankheitserreger, die von Pferden oder Schafen auf Kaninchen übertragen werden können. Wir haben es hier mit Weidegängern zu tun, die seit Jahrtausenden zusammen weiden. Kaninchen, die empfänglich waren für die Krankheitserreger von Pferd und Schaf, haben nicht überlebt, konnten ihre Gene nicht weitergeben - kurzum, diese Linien gibt es schon seit Jahrtausenden nicht mehr. Und Dünger ist Fressi für Pflanzen, der versickert spätestens nach dem ersten Regen im Boden, unerreichbar für Kaninchen. In der Pflanze wird der Dünger in Biomasse umgesetzt - und genau diese Biomasse brauchen Kaninchen nunmal als Ernährung.
Wenn mit Blaudünger oder ähnlichem gedüngt wurde, siehst du das - es ist die einzige Situation, wo es Sinn macht, die Wiese bis nach dem ersten kräftigeren Regen entweder zu meiden oder den Regen mit ner kräftigen Brause nachzustellen.
Frische Gülle auf der Wiese stinkt den Kaninchen genauso, wie uns Menschen - sie fressen diese Wiese nicht, bis der erste starke Regen den Kot in den Boden gespühlt hat. Das ist eine angeborene Methode, um eine zu hohe Konzentration von eventuellen Krankheitserregern und Parasiten zu entgehen.
Wenn du dir bei Güllewiesen nicht sicher bist, geh mit der Nase direkt bis zum Boden und riech selbst dran - riecht es unangenehm nach Gülle, dann warte den nächsten Regen ab.
ich wasche derzeit die Wiese akribisch Handvoll für Handvoll mit einer Gartenbrause ab, vorher lege ich sie noch eine halbe Stunde in eine Mörtelwanne zum wässern, damit sie nochmal knackiger ist....danach schleuder ich sie in einer riesigen Gastronomieschleuder .....immer mit dem Gedanken eventuelle Wurmeier zu minimieren....bei zwei Nins geht das noch zeitlich vom Aufwand für mich....aber ich werde belächelt und es wird mir erzählt, das könnte ich mir sparen, weil ich sicherlich kein Ei damit abwasche - stimmt das???
Hast du schonmal wildlebende Kaninchen gesehen, die ihr Futter waschen wie die Waschbären?
Kaninchen sind daran angepaßt, daß sie ihre Nahrungspflanzen mit allem futtern, was so auf der Pflanze drauf ist - einschließlich einer mehr oder weniger dicken Wachsschicht auf den Blättern. Diese Wachsschicht schützt die Pflanze vor äußeren Einflüssen, beispielsweise vor dem Einwandern von Parasiten oder Krankheiten in die Pflanze.
Bei Starkregen produziert die Pflanze die schützende Wachsschicht neu, die vom Starkregen abgewaschen wird - dadurch wird das Wachs nie weniger. Es sorgt auch dafür, daß eventuelle Wurmeier oder sowas nicht so gut haften können.
Wenn du nun jedoch die abgepflückte Wiese akribisch mit der Handbrause abbraust, spühlst du diese Wachsschicht runter und du verletzt die Oberfläche empfindlicher Blätter. Dies kann nicht mehr repariert werden von den Pflanzen, weil sie ja keine Verbindung mehr zu ihren Wurzeln haben. Damit ist gefährlichen Bakterien und Amöben Tür und Tor geöffnet, in die Pflanzen einzuwandern - und so in großen Mengen in den Verdauungstrakt zu gelangen. Im Magen kann das fatale Auswirkungen haben, weil die Bakterien und Amöben sich in dem noch nicht vollständig durchgesäuerten Nahrungsbrei in der Nähe der Speiseröhre prima vermehren können. Wenn du Pech hast, kann dies zu vermehrter Gasbildung im Magen und damit zur Magenüberladung führen.
Da im Magen kein Sauerstoff an den Nahrungsbrei kommt, fängt also der Nahrungsbrei in Speiseröhrennähe an zu gären - das ist wie Wiese, die angetrocknet zu Ballen zusammengepreßt wird - das wird lebensgefährlich aufgrund der Gärungen und der Giftstoffe, die dabei entstehen. Da hilft dem Kaninchen nicht einmal mehr, daß irgendwann der Nahrungsbrei in Nähe des Magenpförtners so eingesäuert wird, daß alles abstirbt, die Giftstoffe sind ja schon produziert - und die wiederum gelangen in den Dünndarm, der nicht dafür ausgelegt wird und der wiederum sich aufgrund dieser Giftstoffe mit hoher Wahrscheinlichkeit entzündet.
Dein gutgemeintes Verfahren führt also erst zu Problemen im Verdauungstrakt (und kann durchaus die Ursache für die Kohlunverträglichkeit und den ewigen Durchfall sein).

Waschbären sind Omnivoren wie wir Menschen, sie haben einen Magen, der nach ein-, zwei Stunden vollständig geleert wird. Die haben deshalb dieses Problem nicht. Dafür haben sie das Problem, daß sie Pflanzen mit Wachsschicht gar nicht so richtig im Magen aufschließen können. Sie waschen also ihre Nahrung akribisch, um diese Wachsschicht wegzubekommen und gleichzeitig ihre Nahrung ordentlich einzuweichen, damit sie die Pflanzen besser kauen können, so daß sie besser im Magen mit Magensäure eingesäuert werden können. Da kann nix im Magen gären, wie bei den Kaninchen.
Also wenn dein Kaninchen ein Waschbär wäre, wäre das Abbrausen und Trockenschleudern sogar gesund ... für Kaninchen ist es krankmachend, deshalb waschen wildlebende Kaninchen ihre Nahrung nicht.
Und eine Ärztin hat mir gesagt wenn die Würmer in den Organen leben dann kann man eh nichts machen, müssen die mit leben....helfen da entsprechende Pflanzen auch nicht mehr?
Etliche Wirkstoffe in den Pflanzen helfen hier schon ... beispielsweise helfen Wirkstoffe aus Wurmfarn und Bärenklauarten, Parasit, welcher sich innerhalb der Zellen des Kaninchens einnistet. Symptome: Schiefhals, Gleichgewichtsstörungen, Schwäche, Nierenprobleme">Encephalitozoon cuniculi aus den Nerven herauszutreiben. Diese Pflanzen töten die Parasit, welcher sich innerhalb der Zellen des Kaninchens einnistet. Symptome: Schiefhals, Gleichgewichtsstörungen, Schwäche, Nierenprobleme">Encephalitozoon cuniculi nicht - aber sie helfen, diesen Zellparasiten klarzumachen, wo sie parasitieren dürfen und wo bitteschön nicht.
Wenn die Parasit, welcher sich innerhalb der Zellen des Kaninchens einnistet. Symptome: Schiefhals, Gleichgewichtsstörungen, Schwäche, Nierenprobleme">Encephalitozoon cuniculi in den Nieren oder anderen ungefährlichen Orten parasitieren, sorgen sie indirekt dafür, daß das Immunsystem der Kaninchen geeicht wird und Autoimmunerkrankungen nicht auftreten können - sie sind dort also nützlich. Nur wenn sie ins Hirn oder in die Nerven einwandern, sind sie nervig bis fatal ... da gehören sie nicht hin, müssen jedoch vom Kaninchen erzogen werden. Und das machen Kaninchen mit der geballten Chemie ihrer Nahrungspflanzen sozusagen.
Gilt übrigens für fast alle in Kaninchen lebenden Organismen ... nur die RHD-Varianten und Impfung vorgebeugt werden">Myxomatose gehören da nicht zu, was diese Erreger so wahnsinnig gefährlich für Kaninchen macht. Und genau diese Erreger sind erst mit der Haltung der Kaninchen entstanden und relativ neu. Es konnte sich also nur kein Kaninchen bislang dran anpassen.
Im Grunde genommen dürften wir die nächsten tausend Jahre unsere Kaninchen auch nicht gegen impfen - denn nur wenn sie nicht geimpft werden, haben sie die Chance, sich nach und nach an die Erreger anzupassen. Vermutlich ist die RHD-Impfung sogar mit Schuld daran, daß immer gefährlichere RHD-Varianten erst entstehen.
Hilft nur momentan keinem Kaninchenhalter, denn niemand, der Kaninchen hält, will seine Tiere auf einen Schlag alle an solche Krankheiten verlieren ... und genau das passiert nunmal heutzutage, wo RHD noch sehr neu ist und sich weder die RHD ans Kaninchen, noch das Kaninchen an die RHD angepaßt hat. Also wird natürlich geimpft ... was soll man denn auch sonst tun?
Wildlebende Kaninchen werden von der RHD nahezu vollständig dahingerafft - oft sind das über 99% der Kaninchenpopulation, die aufgrund von RHD elendig verrecken - und das sehr weiträumig. Nach über 300 Jahren gibt es deshalb wieder in Deutschland kaninchenfreie Landstriche ... die Kaninchen sind dort von der RHD regelrecht ausgerottet worden. Und daran sieht man dann, wer seine Kaninchen behalten will, wird impfen müssen ... oder riskiert, alle Kaninchen vorzeitig zu verlieren.
Verliert sich die Gerbsäure beim Trocknungsprozess eigentlich?
Nein! Gerbsäure ist äußerst stabil. Mit Gerbsäure kann man Haut zu leder werden lassen (nennt sich auch gerben, daher der Name Gerbsäure).
Es ist übrigens eine gute Idee, möglichst viel Laub (nicht nur Weide) für den Winter zu sammeln und zu trocknen, da Laubheu für Kaninchen deutlich gesünder ist wie Wiesenheu und meist auch bei optimaler Ernährung in größeren Mengen gefuttert wird. Wiesenheu ist eigentlich für Kaninchen nur ein freßbares Beschäftigungsmittel. Wenn Kaninchen anfangen, viel Wiesenheu zu futtern, statt ab und an mal ein paar Blättchen hier und Hälmchen da, dann sollte der Halter seine Haltung und Ernährung überdenken, denn dann läuft irgendwas falsch ...
Weitere wichtige Raufuttermittel im Winter sind Nadelgehölz (Fichte, Tanne, Kiefer) und Efeu (kommt von Ep-Heu = Laubheu und wurde früher im Winter als Heu an Ziegen und Schafe verfüttert. Überbrüht haben das sogar die Rinder bekommen).
Wie ist das eigentlich mit Moos vom Garten im Rasen, etwas was Kaninchen brauchen? Hatte ich immer aussortiert...
Moose und Flechten bieten wichtige Antibiotika - anders wie die Antibiotika vom Arzt sind das allerdings hochwirksame Gemische, an die sich Bakterien und Co nicht anpassen können (die Mischungen haben sich seit Millionen von Jahren bewährt, was sich nicht bewährt hat, wurde von den Moosen und Flechten nicht mehr produziert). Kaninchen können diese Antibiotika im Ernstfall sehr geziehlt einsetzen - wie sie das tun, ist allerdings bislang noch nicht erforscht. Aber man kann beobachten, Kaninchen sind insgesamt weniger anfällig für Kokzidien">Kokzidiose und Co, wenn sie an Moose und Flechten herankommen.
Was ist mit viel Mehltau an den Wiesenpflanzen? Gut oder schlecht für Kaninchen?
Mehltau ist nicht giftig für Kaninchen, aber er frißt wertvolles Eiweiß weg und ist selbst nicht so gut verdaulich. Das heißt, die bemehltauten Pflanzen sind nicht mehr so nährstoffreich, wie gesunde Pflanzen. Deshalb fressen Kaninchen bemehltaute Pflanzen nur im Notfall.
Ich weiss nicht wie ich das mit der Überwindung zur Fütterung von Giftpflanzen anstellen soll....hatte überlegt ob ich ne Schale hinstelle gemischt mit winzigen Mengen, so das ich Sicherheit habe und die Nins anfangen können....gute Idee?
Ich denke, den größten Effekt für dich und deine Kaninchen hast du, wenn du die für dich suspekten Pflanzen einfach gut sichtbar an die Seite legst und dann beobachtest, ob sie gefressen werden oder nicht. Die Kaninchen können so besser selektieren und du gewinnst nach und nach über Beobachtung die Sicherheit, wenn deine Kaninchen die Pflanzen futtern, dann sorgt es dafür, daß sie mit der Zeit gesünder und robuster werden. So gewinnst du nach und nach Vertrauen in deine Kaninchen und Sicherheit im Verfüttern suspekter Pflanzen.
Beobachte auch, in welcher Menge die Pflanzen in der Wiese vorkommen ... sind sie selten, legst du nur ein Stengel hin, sind sie häufig, kannst du ne Handvoll mitnehmen.

Ausnahmen:
Herbstzeitlose: Kannst du stehenlassen, wo sie steht, die wird eh nicht gefressen und du hast ein besseres Gefühl, wenn sie auf der Wiese bleibt.
Efeu: Fang erstmal mit einem Blatt an, trotzdem Efeu manchmal in die Wiese reinwächst. So verhinderst du, daß die Kaninchen den Efeu für ne Radikalkur nutzen ... ich hab Efeu nun schon bei vielen Kaninchenhaltern empfohlen, und es war nie was passiert, auch wenn ganz viel Efeu von Anfang an angeboten und gefressen wurde. Allerdings gab es einen Fall, wo ein Kaninchen dann doch ordentlich Efeu gefressen hatte und offenbar so eine Radikalkur vornahm - es bekam wässrigen Durchfall. Die Halterin hat sich mordsmäßig erschreckt und war ganz aus dem Häuschen. Danach wurde der Efeu nicht mehr angerührt, nach vier Tagen war das Kaninchen im Darm gesund und vertrug alles an Pflanze, trotzdem es vorher so empfindlich war, wie dein Kaninchen.
Um dir diesen Schreck zu ersparen, ist es günstiger, Efeu nur ein Blatt pro Tag anzubieten und erst, wenn du siehst, der Efeu wird gefressen, mehr anzubieten (also vorsichtig anfüttern). Der Efeu wirkt auch in kleinen Mengen, da brauchts keine Radikalkur (das, was ich überschätzen nenne) - und du lebst ruhiger.
Eibe: Wird traditionsmäßig nicht gefüttert, weil man sie für giftig hält ... außerdem ist das keine Wiesenpflanze, sondern eine Waldpflanze. Ähnliches gilt für Fingerhut und Eisenhut. Du machst dich dann nur unnötig verrückt, wenn du sowas verfütterst. Also - wenn diese Waldpflanzen in die Wiese wachsen, laß sie stehen, die stehen eh unter Naturschutz.
Die Tiere sind seit zwei Jahren nicht mehr geimpft, weil ich pausenlos mit Krankheiten zu tun hatte....mir ist schon ganz schlecht beim Gedanken irgendwann vom pflücken ne Seuche mitheim zu bringen....meinst du ich soll trotzdem impfen, trotz krank sein?
Das ist ein ganz schweres Thema ... Impfung vorgebeugt werden">Myxomatose ist klar, die impfst du nur dann, wenn die Kaninchen gesund sind. Die Gefahr bei kranken Tieren, daß sie dann auch noch Impfung vorgebeugt werden">Myxomatose durch die Impfung bekommen, ist höher, wie die Gefahr, sie durch Mücken zu bekommen. Wenn du myxomatosekranke Kaninchen auf einer Wiese siehst (sieht man gut an den Schwellungen am Kopf der befallenen Tiere), meide die Wiese, egal wie schön sie ist. Impfung vorgebeugt werden">Myxomatose kann durch Speichel übertragen werden.
RHD ist tückisch ... da würd ich mich an deiner Stelle auf den Rat deines TA verlassen, die haben meist Ahnung, ob eine Impfung eines kranken Tieres eher zum Ausbruch von RHD führt, oder die Nichtimpfung. Das ist scheinbar auch vom Wohnort abhängig. Auf jeden Fall solltest du Knoblauch und Knoblauchgrün ins Futterangebot nehmen - Kaninchen, die Knoblauch futtern, werden seltener von Stechinsekten gestochen - und damit minimiert sich die Gefahr für RHD.
Ansonsten gilt ... wenn deine Beiden doch noch gesunden - dann auf jeden Fall gegen RHD impfen lassen. Auch Wildkaninchen werden von RHD teilweise zu nahezu 100% dahingerafft, damit ist nicht zu spaßen.
Bald ist wieder Winter, dieses Jahr wird Möhre, Apfel, Paprika wegfallen mit seiner wackeligen Verdauung, Kohl ging noch nie.....der Speiseplan wird immer kürzer....was soll ich tun? Meine jetziger Plan sieht folgendermassen aus : Heu, getrocknetes Laub, vom Türken Minze, Petersilie, Koriander, Löwenzahn, Staudensellerie, Dill, Radiccio, Romanasalat, Feldsalat, Spinat, Mangold (will ich ausprobieren), dann Basilikum und andere Kräutertöpfe, sowie von draussen Brombeerblätter und Bambusblätter.....eventuell paar Cunis zufütterm, wie in anderen Foren geraten wird.....aber reicht das aus von der Versorgung?...es ist nichts eiweissreiches bei oder? gibts noch Tipps?
Zusätzlich brauchst du mind. eine Ölsaatenmischung und die aromatischen Sämereien bzw Heidelbeere und Wacholderbeere.
Mit viel Laub und den aromatischen Saaten heilt der Darm mit der Zeit so gut, daß dann auch wieder Kohl gefüttert werden kann - wann du es ausprobierst mit dem Kohl, mußt leider du abschätzen ... wenn es diesen Winter noch nicht klappt oder du zuviel Angst hast, ist das in Ordnung, die Ölsaatenmischung bringt genügend Eiweiß, Mineralstoffe und Energie. Oder du nimmst die gemischten Saaten mit dem Buchweizen.
Oder aber du versuchst es mit rationierten Haferflocken und Haferkleie ... auf 2kg Kanin kommen ein Eßlöffel Haferflocken (möglichst Vollkornflocken) und zwei Eßlöffel Haferkleie. Mußt dann also deine Kaninchen wiegen und entsprechend berechnen.
Je nachdem, mit was du besser klarkommst.

Ansonsten würd ich den Beiden eine Apfelspalte und eine kleine Möhre jeweils gönnen - einfach für die Pektinversorgung. Getrocknetes Laub, so viel als möglich.
Romanasalat ist ein Gartensalat - wär ich vorsichtig mit. Der kann, wie alle Gartensalate, durchaus Durchfall fördern. Die Gartensalate sind zu sehr auf Ertrag gezüchtet, das sind nur noch Pflanzen mit instabilen Cellulosegerüst, nur noch wenig Wachs auf den Blättern und viel Wasser. Das ist kein Vergleich mehr mit dem Stachellattich, von dem die Gartensalate abstammen. Anstelle vom Romana kannst du rote Bete Blätter und Chicoree mit ins Angebot nehmen.
Brombeerblätter und Bambus ist das Beste, was du über den Winter anbieten kannst ... so viel du auftreiben kannst und gefressen wird. Bambus kann ruhig trocknen und wird dann als eiweißreiches Heu gefressen. Ist besser wie Wiesenheu.
Wichtig ist auch frisches Nadelgehölz und ein Blatt Efeu am Tag.
Wenn du Topinambur siehst, den kannst du auch ab und an anbieten (nur nicht täglich, sonst wird das mit der Stärke zuviel). Topinambur ist gut verträglich, füttert mit seinen Fructooligosacchariden prima die guten Bakterien im Blinddarm und gibt viel Energie. Die Blätter des Topinambur kannst du in beliebiger Menge verfüttern, sowohl getrocknet, als auch frisch (besser natürlich frisch, aber im Winter wächst der Topinambur nunmal nicht).

Was sind Cunis?

Ich wünsch dir viel Stärke beim Umdenken :D
Daß es nicht einfach ist, gegen seine Ängste anzukommen, weiß ich aus eigener Erfahrung ... ich hab sehr lange gebraucht, um endlich auch Nachtkerze zu verfüttern - inzwischen eß ich die selbst als Gemüse, weil sie mir so gut bekommt mit meinem Darm. Und diese tolle Pflanze hab ich jahrelang meinen Kaninchen vorenthalten, weil ich Angst davor hatte, sie könnten sich dran vergiften ... so bescheuert kann man sein!



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 9. Sep 2019, 22:37

Cuni Complete von Versele Laga - uhhhh ... was für ein schauderhaftes Futter!
Hab mir mal angeschaut, was drin ist ... nun, Hauptzutat pflanzliche Nebenerzeugnisse, davon 10% Timothygras und Kräuter - und die restlichen 90% der pflanzlichen Nebenerzeugnisse, was sind das? Kartoffelverschnitt aus der Pommesproduktion? Weizenstärke aus der Kleiefabrikation? (Laut Futtermittelverordnung wäre das dann kein Getreide, weil Stärke - also woher wissen die Leute, die sowas kaufen, daß da kein Getreide drin ist?) Sojareste aus Schweinemastbetrieben? Ausrangierte Hanffaserkletterseile aus Schulbeständen?
Wenn das Timothygras und die Kräuter unter pflanzliche Nebenerzeugnisse auftauchen, kann ich dann damit rechnen, daß es sich um Mähgut an Autobahnen und Mittelinseln handelt? - Immerhin ist die dortige Flora meist so zusammengesetzt, daß Wiesenlieschgras (zu Neuhochdenglisch Timothygras) mit Hahnenfuß und Wegerichen verpaart ist, also Timothygras und Kräuter ... oder sind da vermahlene Herbstzeitlosen mit drin, wären ja auch Kräuter und würde bei dem Vermahlungsgrad nicht mal auffallen!

Ich glaub, ich hab mich zuviel mit Tierfutter beschäftigt ... mir wird bei der Zutatenliste schlecht, weil mir immer nur das einfallen will, was billig zu beschaffen ist ...

Dazu kommen dann 10.000 IE Vitamin A ... hmm ...
Fast soviel Vitamin A wie für die Katz, die ein reiner Fleischfresser ist und tatsächlich Vitamin A natürlicherweise im Futter vorfindet, und das für einen Pflanzenfresser, der nix mit Vitamin A drin futtert, sondern das Vitamin A aus Carotinoiden herstellt?

Ich kann noch irgendwie irgendwo ein wenig verstehen, wenn Nösenberger Strukturmüsli zugefüttert wird, trotz immenser Vitamin A-Konzentration (die ist noch höher wie in Cuni Complete) - einfach, weil da auch drin ist, was draufsteht, 96% der Zutaten sind aufgelistet. Es handelt sich zudem um ein Futter, wo die einzelnen Bestandteile so groß sind, daß man sie noch identifizieren kann - also tatsächlich langfaserig, wie ein Kaninchenfutter sein sollte und kein pelletiertes Futtermehl. Zudem läßt das Nösenberger Strukturfutter Selektion zu - Versele Laga wirbt immer noch damit, daß ihr Futter Selektion unterbindet.
Ach ja - ich vergaß, da ist ja böses Getreide im Nösenberger drin ... da kauft man natürlich lieber die Katze im Sack und nimmt ein Futter, wo man gar nicht weiß, was wirklich drin ist ... frei nach dem Motto, was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Also wenn ich mir die Zutatenliste von Cuni Complete anschaue, dann tust du da sehr gut dran, es nur als Leckerchen anzubieten. Da kann ja alles drin sein, was unappetitlich und billig billig ist! Für mich ist es absolut unverständlich, wie man ein solches Futter als gut empfinden kann ... das taugt nicht mal als Mastfutter, weil der Rohfasergehalt zu hoch ist.
eigentlich hab ich fast nur Einstreu und Heu gekauft, weil für mich das meiste Schrott war in den Regalen.......
Geht mir ähnlich ... es gibt zwar ein paar Onlineshops, wo ich Kräuter für meine Chinchillas kaufe, aber in den Tiergeschäften wird wirklich fast nur Einstreu geholt - und vielleicht mal Heu (wobei ich da regelmäßig die Erfahrung mache, das rühren die Chins gar nicht an ... entweder selbstgeheut oder Schwarzwaldheu, aber nix aus dem Tierladen!)
Als ich noch die Kaninchen hatte, hatte ich die Einstreu bei Raiffeisen geholt, weil billig und auch nicht schlechter wie im Tierladen und das Heu hatte ich entweder selbst getrocknet, oder aber ein ganz phantastisches Rotkleereuterheu vom Förster geholt. Selbst Kohl und Co für den Winter hatte ich direkt vom Landwirt geholt, da war ich nie im Tierladen. Ansonsten wurde halt Wiese, Wegrand und Gehölz gesammelt ... ach ja, Dari hatte ich im Winter noch zugefüttert - wurde bei Birds and More bestellt.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Di 10. Sep 2019, 12:20

Die Dosierung für Ölsaaten ist ganz einfach: So viel die Kaninchen wollen.
Es handelt sich hier um ein Futtermittel, was normal auf der Wiese wächst und teilweise von den Kaninchen geziehlt herausgesucht wird. Deshalb wissen sie, wieviel sie davon vertragen.

Es gibt jedoch einen Effekt, wo du mal wieder über deinen Schatten springen mußt:
Am Anfang werden sehr viele Ölsaaten gefressen, weil die Kaninchen ja nicht wissen können, daß es die nun jeden Tag genügend geben wird. Sie inhalieren also erstmal das Zeug - laß sie machen und mach dich drauf gefaßt, daß es beim Kot für ein, zwei Tage Veränderungen geben wird - er wird deutlich weicher mit glänzender Oberfläche.

Nach spätestens vier Tagen ist der Spuk vorbei, die Kaninchen fressen nur sehr wenig Ölsaaten, auch wenn du sie damit zuschüttest und der Kot normalisiert sich.
Heu hast du für die paar Tage genug da, das brauchen die Kaninchen, wenn sie zuviel Ölsaaten gefressen haben, damit die Köttel nicht zu weich werden.
allerdings könnte ich nur die Schale, grosszügig geschält, vielleicht von Bioäpfeln versuchen, ohne den Apfel, das wäre ne Idee.....wenn er es denn frisst
Meine Kaninchen hatten (Bio-)Apfelschale sehr gern gefressen, weil sie sich da nicht anstrengen mußten. Deshalb mochten sie die Schale lieber, als wenn sie von nem ganzen Apfel abbeißen mußten, der dann auch noch auf der Weide hin- und herrollte. Nin ist ja schließlich faul ...
Auch Möhrenschalen wurden bei mir gern angenommen.

Du fütterst gewaschene und trockengeklopfte Wiese, welche tatsächlich früher oder später zu Matsche und Durchfall führt. Du hast dein Kaninchen immer wieder mit diversen Medikamenten behandelt und so dafür gesorgt, daß die Darmgesellschaft radikal zusammengeschrumpft wurde. Was dazu führt, daß sich nun in den nächsten Wochen und Monaten nach solchen Kuren Kokzidien und Co vermehren.
Was macht dich da so sicher, daß es einen Zusammenhang zwischen Mariendistelsamen und Durchfall gibt?
Für mich ist da sehr viel wahrscheinlicher, daß die Mariendistelsamen, die ja Schleimstoffe enthalten, gefressen wurden, um den Durchfall zum Loswerden von Kokzidien, Hefen und Co so genau einzustellen, daß nicht zuviel Wasser verschwendet wird. Schleimstoffhaltige Pflanzen und Pflanzenteile werden dabei genau abgepaßt wenige Stunden vor dem Durchfall gefressen, so daß es tatsächlich zeitlich zusammenpaßt - allerdings was Mensch dabei nicht sieht, ist, daß der Durchfall ohne solche Pflanzen viel heftiger ausgefallen wäre ...

Der Mensch in seiner Hybris sieht nur, Mariendistelsamen = Durchfall und läßt die Mariendistelsamen weg ... und das Futterangebot wird wieder um eine wertvolle Futterkomponente weniger. Und der Darm kann wieder nicht heilen.
Genau deshalb haben genau diejenigen so oft chronisch darmkranke Kaninchen, die es besonders gut mit ihren Kaninchen meinen.

Ich selbst bin übrigens auch auf solche Dinge reingefallen ... heute weiß ich es besser, aber das hilft meinen Vergangenheitskaninchen nunmal nicht mehr.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Di 10. Sep 2019, 23:56

Den breiigen und stinkenden Blindarmkot hab ich untersucht und hab unverdaute Teile der Mariendistel gefunden , deswegen komm ich auf den Trichter...
Sind die Zähne in Ordnung?

Und du hast nun fast zwei Jahre lang die Wiese gewaschen in der von dir beschriebenen Art?

Wenn er Hartkot futtert, heißt es, daß er mit hoher Wahrscheinlichkeit unter akutem Eiweißmangel leidet - und Eiweißmangel führt zur Fettleber.
Ist aber alles momentan bei mir noch unausgegoren ... ich muß jetzt erstmal selbst sortieren, die Zeitabläufe sind wichtig.

(sry, ich versuche gerade mein Hirn wieder anzuschalten ... will aber jetzt erstmal selbst diverse Sachen, insbesondere Laborergebnisse und was sie wirklich aussagen und was ein Lymphom tatsächlich macht, nachlesen.)



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 06:36

Ja, die Zähne waren soweit ok.....ganz leichte Stufen aber nicht der Rede wert. Die Ärztin jetzt seit diesem Jahr halte ich eigentlich für recht kompetent, sie macht fast nur Nagerbehandlung glaub ich (Fr. Dr Brinkmeier in Rheda Wiedenbrück/Praxis Schepers) Sie hat auch als erstes mit so einem bildgebenden Kameragerät in die Ohren und in das Maul geschaut. Ist so etwas wo sie lange Aufsätze drauf macht und dann am Bildschirm ganz genau alles sehen kann. Keine Ahnung wie man das nennt....Hochinteressant sowas von seinen Kaninchen zu sehen, kannte ich schon mal garnicht vorher bei den Ärzten.
Die Blutwerte hat sie an Frau Dr. Hein (oder so) wohl extra geleitet, weil es so merkwürdig war. Diese Frau soll wohl deutschlandweit mit am kompetentesten sein was speziell Nagetiere angeht...hab ich aber auch keine Ahnung. Und sie sagte ihr auch das es sich nur um ein Lymphon handeln kann. Da sind wohl starke Veränderungen innerhalb der Lymphozyten, irgendwie Aussehen und Grösse. Aber puh, diese Fachbegriffe krieg ich nicht mehr auf die Kette.....ich werd mir die Ergebnisse nochmal genau erläutern und geben lassen. Dann sag ich da nochmal näheres....aktuell wurden mir vier Sachen von Heel empfohlen zur Tumorbehandlung, die ich gestern bestellt hab. Weiss nicht wieviel Geld ich dieses Jahr schon an Tierarztrechnungen geblecht hab, aber bis jetzt ist es wie gesagt die beste Praxis.....wenn ich das beurteilen kann.
Trotzdem kann ich nicht ruhig da sitzen und mich auf die verlassen, dafür bin ich auch einfach zu gebranntmarkt von den Jahren davor......deswegen bin ich nun hier
Nein, das mit der Wiese hab ich jetzt erst seit gut drei oder vier Wochen so gemacht. Nachdem ich wieder diese Parasitendiagnose bekam.... Es ist auch nicht so das ich sie komplett totkloppe, stellst du dir vielleicht etwas radikal vor nach meiner Beschreibung....ich wasche die schon mit grosser Vorsicht und leg sie behutsam in diese grosse Salatschleuder. Beim schleudern wird sie dann durch die Schwerkraft an die Wände der Schleuder gedrückt.....optisch erscheint sie mir nicht kaputt, im Gegenteil sehr knackig.....kann aber gut sein das man mikroskopisch gesehen natürlich schon Risse auf der Blattoberfläche dann findet. Ich hatte halt nur den Eindruck das die Nins seitdem ich die wasche eher noch mehr fressen. Ein gluckern konnte ich bislang noch nicht feststellen und seine Partnerin hat noch keine Veränderung in der Verdauung dadurch. Gestern abend hab ich sie dann das erste mal trotzdem wieder ungewaschen reingelegt, lediglich beim pflücken auf Schnecken deren Kot geachtet.....



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 07:08

Es waren übrigens auch nur zwei winzige Stückchen der Mariendistel im Kot zu finden, ich musste mich sehr anstrengen sie zu finden, konnte sie aber eindeutig als diese identifizieren. Die anderen Saaten passten einfach nicht von der Beschaffenheit ....der Rest des aktuellen unförmigen Blinddarmkotes ist ganz leicht faserig wenn man den auseinanderzieht. Nur in der Mitte ist mal ein glänzendes Träubchen bei.
Er schlingt aber teilweise auch find ich, bei Saaten sowieso......voll der Staubsauger.
Ja, Eiweissmangel....würd mich jetzt nicht wundern....obwohl er immerhin ja schon mit der Wiese besser da steht momentan. Vielleicht auch die Erklärung für sein abnehmen zusätzlich? Weil es einfach eiweissreicher ist mit Wiese.....ich darf ganicht an den Winter denken. Wenn er sein Eiweiss aus Saat und Haferflocken bestreiten muss, werd ich warscheinlich wieder ein richtig dickes Kaninchen im Frühjahr haben (sofern er dann noch lebt...) Da ist ja auch jede Menge Fett in der Saat oder nicht? ...oder lag sein Übergewicht doch eher an Möhre, Apfel und zuwenig Eiweiss.....? Aber wenn du es sagst schmeisse ich Saat im Winter ad libitum rein, kein Ding....
Ach mann, alles sehr schwierig...ich komm mir vor als mache ich grad nen Turbostudium zum Thema Kaninchen.....aber ich wills ja kapieren und auch wissen mit den Zusammenhängen.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 07:50

Meine aktuelle Theorie als Laie.....die Kokzidien hab ich mit dem selbsterstellten Oreganowasser zurückgedrängt, ohne Baycox.....Hartkot finde ich grad nicht mehr als Durchfall (der ja eigentlich gut ist) oder mit Glibber (meines Erachten Darmschleimhaut) vor. Die scheinen sich wohl in Blinddarmtrakt zurückgezogen zu haben (meine ich gelesen zu haben, das Kokzidien das tun). Dort haben die denke ich aber noch Heimspiel und die Blinddarmgesellschaft vermute ich ist stark ausgestorben (deswegen hab ich Apfelpektin gegeben) und suche Futter was die anfüttert. Das gut gemeinte Benebac und auch Symbiopet für die Darmflora bescherten mir stets immer immense Massen an Blinddarmkot, zwar geformt aber riesige Mengen. Man kann wohl nicht sagen ob es überhaupt was bringt ein Bakterienstamm zu verabreichen, immerhin hat ein Kaninchen wohl hunderte Bakterien von in der Darmflora, so meine Ärztin.

Meine Gedankengänge also bis jetzt-der Bakterienstamm aus BB und co führt zwar ein Stamm positiver Bakterien zu, aber durch die Inhaltsstoffe auch Futter für Kokzidien und co. ?....sprich Zucker und Stärke (Zucker in BB find ich unterschiedliche Meinungen im Netz/Symbiopet hat definitiv Maisstärke). Jedenfalls helfen diese Produkte uns irgendwie nicht. Jeglicher Fruchtzucker lässt direkt alles kippen mit seiner Verdauung. (Zwei Bissen Apfel) Deshalb meine Verzweiflung mit dem Apfelpektin.
Meine Gedanken weiterhin - hat Saat nicht auch viel Stärke? Wenn ich diese Blinddarmzusammensetzung nicht optimiert bekomme, dann kippt mit Saat alles und füttert mir die falschen unter anderen an?.....deshalb bin ich so ängstlich es jetzt schon ad libitum reinzuschmeissen, erst recht nach der letzten Erfahrung.....vielleicht reguliert es sich wie du sagst, dann mach ich das.....wenn auszuschliessen ist das ich nicht diese Parasiten unterstütze.....da hab ich halt keine Ahnung von.
Wie gesagt wir stehen hier grad auf extrem dünnem Eis mit der Verdauung......gestern war der Stinkebatzen schon kleiner, man sieht eine Entwicklung mit Oreganowasser, Apfelpektin und Heilmoor....auch wenn ich das lieber ihm überlassen würde in welchen Tempo er was aufnimmt, so musste ich aufgrund der akuten Lage eine Entscheidung fällen.....erst recht um Baycox zu vermeiden und die Kokzidien nicht alles ruinieren zu lassen was noch an Darm da ist.....

...mal schaun was ich heute mittag an Blinddarmkot finde. Hartkot ist wie gesagt prima, heut morgen direkt überprüft....



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 08:22

Gerade hat er etwas Thymian geknabbert und das selbständig so entschieden, nun werd ich schon mal auf das Oregano meinerseits verzichten.....



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 10:09

In dem Beitrag “Immer wieder matschiger Blinddarmkot“ von Februar 2016 find ich mich übrigens echt sowas von wieder mit den Problemen hier ...
......gerade haben meine erstmal ne Runde Saaten gekriegt, auch steiirische Kürbiskerne....fanden die toll....ich hoffe ich trau mich bald ganz viel darein zu geben.....und hoffe die beiden gehen mir davon nicht auseinander mit dem Gewicht.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 11. Sep 2019, 11:28

Ölsaaten speichern ihre Energie in Form von Fetten, deshalb enthalten sie nur sehr, sehr wenig Stärke. Die Stärke ist zudem auch noch gut eingebunden in sog. Fraßschutzstoffe, welche im Darm nachher das Bakterienwachstum hemmen. Je schneller die Bakterien futtern, desto mehr werden sie im Wachstum und Vermehrung gehemmt.
Das Gleiche passiert, wenn Kaninchen Rinde, Efeu oder Nadelgehölz futtern.

Mehlsaaten wie Amaranth, Buchweizen und Hafer enthalten viel Stärke, Kaninchen reagieren da normalerweise recht robust drauf, sie können Mehlsaaten in Verbindung mit Wiese oder blättrigem Gemüse im Winter ganz gut vertragen und im Blinddarm zu Eiweiß umbauen lassen, aber es ist auch nicht verkehrt, lieber nur Ölsaaten zu verfüttern und die Mehlsaaten gänzlich wegzulassen.
Ölsaaten machen einfach deutlich weniger Probleme bei dem Ernährungstyp mit Gärkammer im Blinddarm und ewig gefülltem Magen. Das gilt nicht nur für Kaninchen, sondern auch für Meerschweinchen, Degus und Chinchillas.

Im Winter werden Kaninchen dicker - auch die Wilden. Wildlebende Kaninchen sehen teilweise im Winter richtig kugelig aus. Das ist normal und muß so sein, weil sie eben im Herbst sich ein paar Reserven für die Winterzeit anfressen. Auch bewegen sich Kaninchen im Winter deutlich weniger, wie im Sommer. Nur bei Wohnungskaninchen kann man diesen Aktivitätsunterschied nicht so sehen - logo, die haben ja keine kalte Zeit in der Wohnung.
Die Kaninchen entwickeln im Winter eine relativ dicke Unterhautfettschicht, die man deutlich daran spüren kann, daß die Rippen nicht mehr so deutlich fühlbar sind. Wildlebende Kaninchen, welche diese Unterhautfettschicht nicht bilden können, sterben im Frühjahr fast immer. Es ist also ungesund, wenn Kaninchen im Winter diese Unterhautfettschicht nicht aufbauen können.

Auch die Niere ist zu ihrem eigenen Schutz in eine Fettschicht eingebettet, selbst wenn die Kaninchen im Sommer sehr muskulös und mager sind. Dieses Fett wird jedoch bei Heu-bissi Gemüse vollständig abgebaut. Da die meisten Tierärzte jedoch noch kein normal ernährtes Kaninchen gesehen haben, sondern nur die Extreme zwischen Heukaninchen und Kuntibuntikaninchen kennen, halten sie es für krankhaft, wenn um die Niere Fett zu finden ist - da aber wildlebende, gesunde Kaninchen alle diese Fettschicht um die Nieren haben, kann man von ausgehen, die gehört zu einem gesunden Kaninchen.
Bei älteren wildlebenden Kaninchen ist diese Nierenfettschicht dicker, wie bei jüngeren wildlebenden Kaninchen.

Fettleber entsteht entweder durch Nährstoffüberangebot, wie es bei Kuntibuntikaninchen der Fall ist, oder bei Eiweißmangel durch Heu-bissi Gemüse ... man erkennt sie weniger am angelagerten Fett an der Leber, sondern vielmehr daran, daß Fettlebern deutlich heller sind, wie gesunde Lebern. Fettlebern sind immer krankhaft - und können in Folge zu Leberkokzidiose, diversen Stoffwechselerkrankungen und im Worst Case auch zum Tod führen.
Fettleber durch Nährstoffüberangebot kann man gut von Eiweißmangel-Fettleber unterscheiden, weil im ersteren Fall viel Unterhautfett auch im Sommer gebildet wird - diese Unterhautfettschicht bei den Kuntibuntikaninchen kann doppelt so dick sein, wie bei einem wildlebenden Kaninchen die Unterhautfettschicht im Winter! Die betroffenen Kaninchen fühlen sich dann auch recht schlabberig an, man spührt keine Muskeln mehr durch das viele Fett durch. Das ist besonders auffällig auf dem Rücken und an den Hinterkeulen.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 12:48

Nun, dann tendier ich nach all dem Lesen und Erklärungen immer mehr zu Eiweissmangel...
Ich werd jetzt mal die Saaten von Fenchel, Anis, Kümmel, Sesam und Schwarzkümmel ausbauen.....ich muss es zu Ölsaaten ad libitum schaffen.....würde dann weiter beobachten, wie sich der Kot entwickelt und das Gewicht. Das Apfelpektin würde ich dann in Kürze mit Bioapfelschalen austauschen, Sobamin weiterhin halb freiwillig über Leckerchen geben.....und dann mal gucken was passiert. Wenn ich richtig gut bin, Efeu hinlegen.....gestern hatte ich schon Schöllkraut, Efeu und Greiskraut (soll tumorhemmend wohl sein) gepflückt, aber ich war zu feige *schäm*
Am meisten macht mir der Wurmfarn Angst, 25g für Schafe und 100g für Rinder sind tödlich.....und dat Ninchen kanns ? Glaub soweit bin ich noch nicht innerlich
.....Saaten und Efeu, vielleicht Schöllkraut.....ich muss gucken wie ich meine Angst überwinde.....gestern hab ich seiner Partnerin Huflattich angeboten (soll wohl bei Ohrentzündung helfen) und nochmal bissel Thuja....hatte sie aber kein Interesse dran.....Schnittlauch und Weide ist momentan hier der Renner, sie frisst auch Hopfen. Nun,ich versuche weiter zu beobachten und Rückschlüsse zu ziehen.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 13:11

Aktueller Blinddarmstand von heute: eine Walnussgrosse Menge klebte an ihm, halb ungeformt, halb traubig.....ich würde sagen mehr Trauben als gestern ....Farbe eher hell....Geruch bäh, aber da weiss ich auch nicht recht was normaler Blinddarmgeruch ist, oder wie es bei Hefen riecht oder bei Kokzidien....ehrlich gesagt.
Können Würmer eigentlich auch im Blinddarmkot sitzen?
Wird Saat über den Blinddarm abgebaut? Zählt das zu der Grösse der Partikel, wenn die Saat zerkaut ist, welche dann zum Blinddarm weiter geleitet wird?



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 13:48

Ja, Saat kommt in den Blinddarm, haste doch am Anfang deiner letzten Antwort drin stehen gehabt.....bei der Erklärung Mehlsaat.....ich dumme Nuss.....sorry....einfach zuviel Input die letzten Tage, bin schon ganz malle im Kopf. Also falls ich irgendwas durcheinander schmeisse, nicht verstehe oder doppelt frage - bitte nicht böse sein.....alles nicht so einfach für mich derzeit



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 11. Sep 2019, 15:14

Am meisten macht mir der Wurmfarn Angst, 25g für Schafe und 100g für Rinder sind tödlich...
Na, da können ja Landschaftsschützer von Glück sagen, daß das offenbar Schafe und Rinder nicht wissen ... ansonsten wäre es nicht möglich, diese Tierarten im Landschaftsschutz einzusetzen.
Es ist zwar richtig, daß Schafe aufgrund ihres besonderen Verdauungstraktes (vierhöhliger Magen mit Gärkammer im Gegensatz zu Kaninchen und uns, die wir nen einhöhligen Magen haben) besonders empfindlich auf Wurmfarn reagieren, aber tödlich sind 25g Wurmfarn für Schafe definitiv nicht ... es wird hier bestenfalls noch von stark giftig gesprochen, weil eben in einigen Fällen, vor allem, wenn Schafe auf Magerweiden mit hohem Bestand an Wurmfarn gestellt werden und nicht zugefüttert wird oder aber wenn Stallschafe oder unerfahrene Jungschafe auf problematische Flächen verbracht werden, es zu Vergiftungen kommt.
Die Schafe sind auf zu klein eingezäunten Magerwiesen unterernährt und gehen dann tatsächlich an den Wurmfarn ran, der dann allerdings für die Schafe gefährlich wird.

Aber es gibt auch Gräser, welche den Schafen schwer zu schaffen machen können, allen voran der Goldhafer - dieser ist insbesondere in Alpenlagen stark giftig für Schafe und führt zur enzootischen Kalzinose. Normalerweise schützen sich Schafe vor zu viel Goldhafer, indem sie weiterwandern - das können sie jedoch nicht auf eingezäunten Flächen und dementsprechend kommt es hier sogar noch viel häufiger zu Vergiftungen, wie mit Farn und Co. Enzootische Kalzinose ist zudem nicht heilbar und endet deshalb irgendwann nach langer Qual tödlich, wenn die Tiere weiterhin auf Goldhaferwiesen weiden müssen.
Quelle: Gerold Rahmann. Naturschutz mit Schafen und Ziegen. Johann Heinrich von Thünen-Institut, Institut für ökologischen Landbau, Trenthorst. 2007

Goldhafer ist jedoch eine sehr gute Futterpflanze für Kaninchen! Kein Kaninchenhalter würde dir raten, darauf zu achten, daß kein Goldhafer in der Wiese ist! Die enzootische Kalzinose gibt es bei Kaninchen bestenfalls, wenn in einem Industriefutter zuviel Vitamin D zugesetzt ist - Goldhafer kann bei Kaninchen keine enzootische Kalzinose auslösen.

Nun sind solche wandernden Weidegänger, wie Pferde, Schafe und Rinder, eh relativ empfindlich auf Pflanzengifte, weil die normalerweise einfach weiterwandern, wenn alle ungiftigen, nährstoffreichen Gräser und Kräuter abgegrast sind. Dadurch, daß wir diese extremen Wanderweider nun hinter Zäunen einsperren und sie nicht mehr kilometerweit wandern können (wildlebende Pferde legen in der Nacht Strecken bis 40km zurück, Rinder sind noch locker mit 10 - 20km pro Nacht dabei und selbst die im Vergleich zu Rindern und Pferden eher ortstreuen Schafe legen noch 5 - 10km in der Nacht zurück). Fallen solche Herden von wandernden Weidegänger in ein Kaninchenrevier ein, ist das die Vollkatastrophe für die kleinen Langohren, denn so eine Herde frißt so ziemlich alles ab, was eiweißreich und gut verdaulich ist. Der Rest wird durch die teilweise riesigen Herden niedergetrampelt - übrig bleibt nur noch eine trittfeste Giftflora, also Wurmfarn, Greißkräuter, Ampfer, Herbstzeitlosen, Tollkirschen etc.

Die Kaninchen wandern nicht, sie sind extrem ortstreu. Die meisten wildlebenden Kaninchen bleiben ihr Leben lang auf ca. 5000qm ... das hat so eine Rinderherde innerhalb von Stunden durchwandert und alles innerhalb des Gebietes, was nahrhaft und schmackhaft ist, systematisch vernichtet! Und die Kaninchen müssen sehen, wo sie bleiben ...
In den letzten paar zehntausendundebbes Jahren sind die Kaninchen, die mit dieser Vernichtung ihrer Lebensgrundlage nicht klarkamen und nicht auf die trittfeste Giftflora sich umstellen konnten, schlichtweg verhungert oder haben sich vergiftet. Über blieben nur die Kaninchen, welche nun sogar angewiesen ist auf diese Giftflora.
Kaninchen haben deshalb eine ganze Reihe von Anpassungen, welche sie vor Vergiftung schützen:
- In ihrem Speichel befinden sich etliche Enzyme, welche die gefährlichsten Gifte unschädlich machen. So enthält der Speichel ein Enzym, was die lebensgefährlichen Tropan-Alkaloide der Tollkirsche zerlegen.
- Den Kaninchen ist bei vielen Wirkstoffen angeboren, wieviel sie davon ohne Schaden zu nehmen, futtern können. Deshalb werden Kaninchen beispielsweise nie so viel Tollkirsche futtern, daß sie krank werden. Auch die Höcghstmenge an Greißkräutern und sogar die Höchstmenge an Eibe ist ihnen angeboren, man kann Kaninchen nicht dazu bringen, mehr Greißkräuter oder Eibe zu futtern, wie sie ohne Schaden zu nehmen futtern können.
- Der einhöhlige, ständig gefüllte Magen ist eine weitere Anpassung an die Giftigkeit der Nahrung ... es handelt sich nicht, wie bei den Schafen und Rindern um eine Gärkammer, sondern es handelt sich hier tatsächlich um ein hocheffektives Entgiftungszentrum. Im Magen werden diverse Enzyme abgegeben, welche beispielsweise die leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloide der Greißkräuter zu wertvollen Nährstoffen zerhacken. Dabei gibt es ein extremes Gefälle des pH-Wertes vom Mageneingang (pH nahezu bei 6 oder höher) bis zum Magenausgang (pH-Wert 1-2). So findet jedes Enzym seinen perfekten pH-Wert, bei dem es optimal arbeiten kann.
Gleichzeitig wird im Magen so ziemlich alles, was an Eiweißen schon zerlegt werden kann, in Aminosäuren zerlegt - einschließlich einiger giftiger Eiweiße (beispielsweise die giftigen Eiweiße in Farnen und Schachtelhalmen - diese Eiweiße sind es, die beim Schaf unzerlegt in die Gärkammer geraten, die ja im Magen liegt - und dort die Organismen plättet, welche eigentlich die Cellulose auffuttern sollen. So kommt es bei den Schafen zur Vergiftung - das Kaninchen schützt sich davor, weil es diese Eiweiße im Magen einfach in wichtige Aminosäuren zerlegt und die Gärkammer im Blinddarm hat). Auch dafür haben Kaninchen ein paar mehr Enzyme, wie jedes andere Säugetier. Selbst Meerschweinchen und Chinchillas können mit dieser Effizienz der Eiweißzerlegung nicht mithalten, trotzdem auch sie einen ähnlich aufgebauten einhöhligen, immer gefüllten Magen haben. Ihnen fehlen ein paar der eiweißzerlegenden Enzyme, welche die Kaninchen haben.
- Der Dünndarm vom Kaninchen ist mal ausnahmsweise Standardbauplan und dem unseren Dünndarm recht ähnlich. Ganz anders sieht es wieder mit der Gärkammer, also dem Blinddarm aus. Der ist riesengroß, wenn man ihn mit unserem kleinen Blinddarm vergleicht - aber er ist nicht so sehr geeignet, Cellulose kleinzumachen, sondern hier sind es die mittelkettigen Kohlenhydrate, die in Bakterieneiweiß umgesetzt werden. Ganz nebenbei werden von den Organismen im Blinddarm (sind nicht nur Bakterien, sondern auch Pilze, Einzeller und sogar Bärtierchen, also Tiere, die sich dort verlustieren) einige wichtige Vitamine hergestellt, wie beispielsweise fast alle B-Vitamine.
Auch dies ist eine Anpassung letztendlich an die Vollkatastrophe wandernde Viehherde ... wenn alles aufgefuttert, plattgetrampelt und vollgekotet ist im Kaninchenrevier und nicht mal mehr Giftpflanzen da sind, von denen sich das Kaninchen ernähren könnte, kann es aufgrund dessen, was im Blinddarm hergestellt wird, einige Tage einfach hungern und vom Blinddarmkot leben, bis dann endlich eiweißreiche Gräser und Kräuter nachgewachsen sind. In Mitteleuropa, was ja eigentlich gar nicht die Heimat der Kaninchen ist, können sie sogar schneereiche Winter und regenreiche Jahre gut überdauern, trotzdem Kaninchen daran nicht angepaßt sind. Sie bleiben einfach bei Extremwetterlagen in ihren Bauten und warten auf besseres Wetter.
(Das zu der Behauptung vieler Tierärzte, Kaninchen müssen ständig was futtern - ist nicht richtig, die haben ihren Blinddarmkot genau für solche Hungerzeiten! Kaninchen können deshalb besser hungern, wie wir Menschen, wenn es drauf ankommt. Was natürlich jetzt nicht heißen soll, daß man seine Kaninchen nix mehr zu futtern geben soll - Kaninchen können sehr gut auf Fastentage verzichten. Der Blinddarmkot ist Notnahrung, der sogar liegenbleibt, wenn genügend Eiweiß mit der Nahrung aufgenommen wird.)
- Unterhautfett, Nierenfett und andere Fett-Depots, die vor allem dann angelegt werden, wenn die Nahrungspflanzen immer weniger Eiweiß und mehr Cellulose/Lignin produzieren, sind eine weitere Anpassung an die Vollkatastrophe Viehherde, aber auch eine Anpassung an Trockenzeiten. Im Fettgewebe werden jede Menge Carotinoide gespeichert, die beispielsweise wichtig zur Vitamin A Herstellung sind. Die Fette bilden zudem Energiespeicher. Das A und O bei der Nutzung dieser Energiespeicher und Carotinoidspeicher ist allerdings die Eiweißversorgung, stimmt die nicht, können die Fette nichtmal dann abgebaut werden, wenn sie gebraucht werden.
Daher verfetten ausgerechnet die Kaninchen, die unter Eiweißmangel leiden. Besonders betroffen ist dann die Leber, weil in der Leber die Speicherfette zusammengebaut werden. Es kommt zur Fettleber, weil das hergestellte Fett nicht mehr in die Zielregionen verbracht werden kann.
- Kaninchen sind vom Verdauungstrakt selbst, also ohne Gärkammer, eigentlich kaum in der Lage, Stärke und Zucker zu verdauen, darin sind sie noch schlechter, wie wir Menschen (und wir können das schon nicht sonderlich gut). Aber auch dieses Problem haben sie gelöst ... vor Einsetzen der Trockenzeiten in Spanien, wo sie ja herkommen, reifen die Grassamen - und die werden nun verstärkt gefuttert. Damit nun durch die Stärke die Blinddarmgemeinschaft nicht fehlbesiedelt wird, fressen die Kaninchen alles, was für Bakterien giftig ist und nutzen dabei aus, daß die Bakterien, welche in der Lage sind, mittelkettige Kohlenhydrate umzusetzen, nicht so schnell futtern, wie die Bakterien, welche Stärke und Zucker futtern. Das heißt also, die schnellwachsenden und gefräßigen Bakterien, welche die kurzkettigen Kohlenhydrate (Zucker) und Stärke zerlegen, werden nun systematisch stark geschädigt und können sich kaum mehr vermehren. Werden sie zu stark vergiftet, ist es für das Kaninchen kein Problem, weil dann werden sie einfach mit dem Blinddarmkot als wichtige Eiweiß- und Vitaminbombe ausgeschieden und gefressen - oder liegengelassen, wenn genügend Nährstoffe in der Nahrung sind. Sollte dabei dennoch was schieflaufen - das kommt auch bei wildlebenden Kaninchen vor - wird einfach Wasser in den Blinddarm gepumpt und so der Blinddarm ordentlich durchgespühlt. Deshalb ist es beim Kaninchen normal, daß der Blinddarmkot extrem weich, stark verformbar und manchmal ganz ohne Form als Matsche ausgeschieden wird. Werden Kokzidien oder Escherichia coli aus dem Blinddarm entfernt, stinkt der Blinddarmkot zudem ekelhaft - und wird vom Kaninchen liegengelassen - die wissen angeborenermaßen, daß sie dieses Gemisch nicht nochmal futtern wollen.
- Sollten alle Stricke reißen, kann das Kaninchen den normalen Kot nochmals fressen - dadurch werden die groben Bestandteile noch kleiner gerieben und die mittelkettigen Kohlenhydrate besser erreichbar für die Blinddarmgesellschaft gemacht. Das ist dann allerdings der allerletzte Notnagel, danach gibts nix mehr, was das Kaninchen vor Eiweißmangel und Unterernährung schützt. Deshalb ist auch die Ernährung eines Kaninchens mit Wiesenheu und bissi Gemüse die schlechteste Idee, die man haben kann ...



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 11. Sep 2019, 16:02

Ich versuch dir erstmal die Grundlagen irgendwie beizubringen - du mußt dich, deine Kaninchen und deine Haltung selbst beurteilen und das kannst du nur mit Grundlagenwissen. Es ist halt sehr viel ... normalerweise werden da dicke Bücher drüber geschrieben!
Aktueller Blinddarmstand von heute: eine Walnussgrosse Menge klebte an ihm, halb ungeformt, halb traubig...
Blinddarmkot beim Kaninchen variiert stark - das kann von dickbreiiger Masse über halbgematschthalbtraubenförmig bis zu bilderbuchtraubenförmig gehen. Außerdem variiert die Farbe recht stark zwischen hellbraun und fast schwarz.
Was bei traubigem Blinddarmkot auf jeden Fall deutlich sichtbar sein sollte, ist die Schleimhülle drumrum - traubiger Blinddarmkot glänzt ein wenig - matschiger Blinddarmkot ist meist stumpf, weil da die Schleimhülle kaputt ist und in der Matsche vermatscht ist.

Auch der Geruch ist sehr variabel - von aromatisch fruchtigen Gerüchen bis hin zu elendig stinkendem Blinddarmkot ist alles drin, je nachdem, wie das Kaninchen die Blinddarmgesellschaft einstellt. Wirklich geruchlos ist der Blinddarmkot selten.

Deine Beobachtung, daß da faseriges Zeugs im Blinddarmkot ist, macht mir ein wenig Kopfzerbrechen - aber ich bin dran. Irgendwo ist das bestimmt dokumentiert.
Können Würmer eigentlich auch im Blinddarmkot sitzen?
Normalerweise nicht, wenn dann sind sie von Bakterien und anderem Getier im Blinddarm stark zersetzt.
Aber Darmwürmer können durchaus auch im Blinddarm leben und einige können sich dort auch vermehren. Solange genügend Eiweiß und Mineralstoffe für das Immunsystem da sind, ist das aber kein Problem, denn ein Hotspot für das Immunsystem stellt der Wurmfortsatz da - werden also Darmparasiten im Blinddarm zuviel, wird die geballte Kraft der weißen Blutkörperchen und weiterer Bestandteile des Immunsystems aus dem Wurmfortsatz auf die Darmwürmer losgelassen. Die Darmwürmer sterben, werden von Bakterien und Co zerlegt und die Bruchstücke werden mit dem Blinddarmkot ausgeschieden - oder, wenn die Bestandtteile zu groß sind, im normalen Kot.
Ich hab bislang noch keine Dokumentation gesehen, wo Darmwürmer im Blinddarmkot nachgewiesen wurden - bzw wo es so war, war der Blinddarmkot mit normalen Kot vermischt und es ist wahrscheinlich, daß die Darmwürmer aus dem normalen Kot stammten. Aber ganz ausschließen will ich es jetzt auch nicht ...
Wird Saat über den Blinddarm abgebaut?
Die Verdauung der Saaten beginnt im Maul, wo die Saaten kleingemahlen werden. Die Stärke wird dabei mit Spucke vermischt. Kaninchenspucke enthält genau wie unsere Spucke Alpha-Amylasen, welche Stärke zerkleinert. Wenn nur wenig Stärke in der Nahrung ist, wird die komplett in Zweifachzucker zerlegt, wenn die Alpha-Amylasen in der Spucke nicht ausreichen, gelangen die Stärkebruchstücke in den Magen. Dort stoppt die Verdauung von Stärke erstmal durch die in den Magen abgegebene Säure. Das heißt, beim Kaninchen wird immer weniger Stärke zerlegt, je näher der Nahrungsbrei zum Magenpförtner geschoben wird, weil der pH-Wert immer mehr absinkt. Ab einem pH-Wert von 4 -5 können Alpha-Amylasen nicht mehr arbeiten und werden vom Kaninchen in Aminosäuren zerlegt.
Sobald die Stärke in den Zwölffingerdarm gelangt, wird der Nahrungsbrei auf einen pH-Wert um 8 herum angehoben und es werden wieder Alpha-Amylasen zugesetzt. Nun wird die Stärke weiter zerlegt. Weitere Amylasen sorgen dafür, daß die Zweifachzucker nun auch zerlegt werden in Glucose und Fructose. Fructose und Glucose werden nahezu vollständig im Dünndarm aufgenommen, sind also normalerweise nicht mehr im Nahrungsbrei, wenn er endlich im Dickdarm und Blinddarm ankommt.
Alle mittelkettigen und kleinkettigen Kohlenhydrate, zu denen auch die Stärkebruchteile und Zweifachzucker gehören, werden nun in den Blinddarm geschoben, wo sie von den dortigen Organismen gefuttert werden. Kaninchen nutzen dabei sehr stark sog. Fraßschutzstoffe, um einer unbotmäßigen Vermehrung der schnellwachsenden Organismen im Blinddarm vorzubeugen. Benutzt werden hier Phenolverbindungen aus Ligninen, Saponine, verschiedene Wirkstoffe aus ätherischen Ölen (Thymol z. B.), Alliine und weitere bakterizide Wirkstoffe. Wenn die schnellwachsenden Organismen so vor sich hinfuttern, nehmen sie diese Wirkstoffe verstärkt auf und werden geschädigt - und können sich deshalb nicht mal bei Anwesenheit von viel Stärke und Zweifachzucker vermehren. Wer langsam futtert, nimmt kaum dieser Wirkstoffe auf und kann sich deshalb noch genauso gut vermehren, wie ohne Gift im Darm. Damit können die Kaninchen etwas, was beispielsweise Schaf und Kuh gar nicht können - sie stellen ihre Blinddarmgesellschaft mithilfe ihres Futters exakt ein.
Ein weiteres Mittel zum Einstellen der Blinddarmgesellschaft ist Wasser - wenn genügend Wasser mit der Nahrung aufgenommen wird, wird der Blinddarm regelmäßig durchgespühlt und schnellwachsende Organismen und Parasiten aus dem Blinddarm gespühlt. Man sieht das an besonders stinkigem und meist breiigmusigem Blinddarmkot sehr schön. Das ist etwas, was man fördern sollte durch möglichst viel Frischfutter, insbesondere Wiese. Malven und Leinsaat helfen, den Wasserzustrom beim Durchspühlen so genau einzustellen, daß nicht zuviel Wasser über den Blinddarmkot ausgeschieden wird.
Antibiotika, Bird Bene Bac (was ja inzwischen Bene Bac heißt, aber die gleiche Zusammensetzung wie das damalige Bird Bene Bac hat), Baytril, die meisten Schmerzmittel für Kaninchen, Symbiopet und ähnliches bringt dieses wohlausgefeilte System durcheinander. Das Kaninchen kann nicht mehr die optimale Blinddarmgesellschaft einstellen. Das von den Tierärzten so gerne empfohlene Symbiopet und Bene Bac macht relativ schnell chronisch darmkranke Kaninchen.
Zählt das zu der Grösse der Partikel, wenn die Saat zerkaut ist, welche dann zum Blinddarm weiter geleitet wird?
Die von den Amylasen zerlegte Stärke ist mittelkettig, Mehrfachzucker sind kurzkettig - paßt also in den Blinddarm. Die Schalen und Spelzen der Saaten dagegen bestehen aus langkettigen Cellulosewänden und Lignin ... die werden normalerweise über den Kot entsorgt und gelangen nicht in den Blinddarm. Da ein Teil des Lignins durch Bakterien abgebaut wird, entstehen Phenolverbindungen, die dann doch wieder in den Blinddarm gelangen und mithelfen, die Blinddarmgesellschaft genau an das Futter anzupassen, was das Kaninchen so vor sich hinfuttert.
Fette und Öle werden schon im Magen zu Fettsäuren zerlegt, die im Dünndarm aufgenommen werden - die gelangen also nicht in den Blinddarm. Brauchen sie auch nicht, da Bakterien und Co ihre eigenen Fettsäuren herstellen können.
Du hast also die Partikelfraktion in den Saaten, die in den Blinddarm gehört (Stärke, Mehrfachzucker, Pektine, Fructooligosaccharide, "Schleimzucker", Alkoholzucker) und eine Fraktion, welche mit dem Kot ausgeschieden wird und zu langkettig ist für den Blinddarm (Spelzen, Schalen, Stiele)
Also falls ich irgendwas durcheinander schmeisse, nicht verstehe oder doppelt frage - bitte nicht böse sein.....alles nicht so einfach für mich derzeit
Es ist wichtig, daß du nachfragst, wenn dir etwas unklar ist oder du es nicht verstanden hast.
1. Es ist wichtig, daß du die Grundlagen verstehst, wie der Verdauungstrakt eines Kaninchens funktioniert - nur dann kannst du das, was du tust, richtig einschätzen und deine Fütterung optimieren.
2. In der Vergangenheit waren es meist Fragen, die mich selbst auf Unlogikheiten aufmerksam machten, die ich in meinem Verständnis über den Verdauungstrakt hatte - auch ich bin nicht unfehlbar, manchmal hab auch ich etwas falsch verstanden oder zieh die falschen Schlüsse.
Werde ich auf Widersprüche gestoßen, kann ich sie auflösen - oder erkennen, daß ich es schlichtweg doch nicht weiß ... oder einer Falschinformation aufgesessen bin, soll ja auch bisweilen vorkommen, bin ja nicht Supermann und Allwissend.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 19:43

Uff, ich bin geplättet von soviel Info.....das hab ich alles garnicht richtig verstanden auf Anhieb, muss ich zugeben. Das muss ich nochmal Stück für Stück durchgehen, das kann dauern....ist echt ne hochkomplexe Angelegenheit wie ich merke....aber du bist der Hammer-danke erneut!
Nun, ich kann nicht im Turbo alles erlernen wo es dicke Bücher bedarf.....drum mal platte Fragen....ich checke das hier wohl Eiweissmangel herrscht, hab heute nochmal extra eiweissreich gepflückt. Du hattest bereits aufgezählt was meine Mischung enthält (Wiesenbärenklau, alle Kleesorten, Franzosenkraut, Giersch, Winden, Wicken, Disteln).....Genau die hatte ich immer nicht ausreichend gepflückt, muss ich gestehen. Hab heute schon mehr Augenmerk drauf gehabt. Nun, gibt es noch weitere Wiesenpflanzen die ich mal erkunden sollte, weil sie besonders eiweissreich sind?
Bleibt Eiweiss im Trocknungsprozess erhalten? Ja, ne? Dann könnte ich im Winter getrockeneten Klee im Heu verteilen. Ist dann zwar trocken, aber kanns nicht ändern.....wäre zumindest neben Saat und Haferflocken zusätzlich Eiweiss oder nicht?
Mit dem Blinddarmverständnis muss ich noch passen, einzig was hängen geblieben ist mittelkettige Kohlenhydrate füttern die guten Bakterien an. Was ist die Aussage dann in Futter übersetzt? *lol*
Ich hab noch garnicht geguckt wie man Fotos einsetzen kann.....dann könnte ich mal nen Foto vom Blinddarmkot machen und zeigen was ich meine.....vielleicht ist meine Interpretation des faserigen ja auch falsch....
Das Medis die Verdauung durcheinander hauen merk ich. Meine andere Maus hat gestern ganz leicht gegluckert, nicht viel....heute hat sie auch etwas unförmigen Blinddarmkot mit Hartkötteln verpappt ausgeschieden.Aber nur ganz wenig. Krieg trotzdem die Krise. Sie bekommt aktuell Metacam wegen der Ohrengeschichte und der Spülung letzte Woche. Allerdings hab ich den Eindruck sie kann jetzt keine Schmerzen mehr haben, also hab ich es jetzt heut morgen mal weggelassen......und wenn sie sich gleich immer noch nicht nach Schmerzen benimmt, lass ich es weiterhin weg.
Übrigens hab ich ein Fitzel Wurmfarn durchs Gehege gesteckt, sie hat es gefressen. Weiss garnicht ob ich mich freuen soll oder nicht.....heisst für mich sie hat sicherlich Bedarf wegen Würmer und ich bin trotz super Erklärung weiterhin ängstlich.....die Infos mit den Schafen und Rindern und Grammangaben hab ich übrigens von Wikipedia.....und darüber hinaus ist das halbe Internet voll von den gleichen Aussagen....füttert hier jeder Wurmfarn? Auch an stark darmkranke? Bei einem Blatt passiert garantiert nichts?
Dieses Tomatengrün erscheint mir eventuell harmloser....vielleicht sollte ich damit anfangen *zufeigebin*



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 20:39

Mit dem Cuni complete nochmal ne Frage.
Da steht ja....
pflanzliche Nebenerzeugnisse ( 10% Timotheegras, Gräser und Kräuter)

Ist das nicht so das die ganze Klammer die 100% erklärt und sich die 10% lediglich aufs Timotheegras bezieht? Sprich dann 90% Gräser und Kräuter die pflanzlichen Nebenerzeugnisse beiinhalten?
Ich hab mal anrissweise kurz in den Inhaltsstoffen unserer eigenen Einkäufe ne zeitlang gestöbert, und ich meine da war das dann so aufgeschlüsselt.....ganze Klammer bedeutet 100% der vorangehenden Bezeichnung und die einzelnen Komponenten dann anteilsmässig in der Klammer aufgeschlüsselt....aber kann auch sein das ich da falsch liege.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 21:14

Für die Zitierfunktion bin ich scheinbar zu blöd, drum kopier ich deine Passage:

Damit nun durch die Stärke die Blinddarmgemeinschaft nicht fehlbesiedelt wird, fressen die Kaninchen alles, was für Bakterien giftig ist und nutzen dabei aus, daß die Bakterien, welche in der Lage sind, mittelkettige Kohlenhydrate umzusetzen, nicht so schnell futtern, wie die Bakterien, welche Stärke und Zucker futtern. Das heißt also, die schnellwachsenden und gefräßigen Bakterien, welche die kurzkettigen Kohlenhydrate (Zucker) und Stärke zerlegen, werden nun systematisch stark geschädigt und können sich kaum mehr vermehren.

Heisst für mich jegliches Futter ohne Zucker und Stärke (um die schlechten Bakterien zu schwächebn) hilft zur Verdauungsstabilität.....sprich keine Möhren, keine anderweitigen Knollen wie Knollensellerie oder Pastinake, kein Apfel oder so Sachen wie Erbsenflocken..........aber Saat ist gut, Apfelschalen und Möhrenschalen (Pektin und Carotin), sofern Bio.....und Eiweiss braucht es in der Nahrung, Rohfaser natürlich auch....wenn ich das so grob durchblicke



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Mi 11. Sep 2019, 21:16

...und eine Fraktion, welche mit dem Kot ausgeschieden wird und zu langkettig ist für den Blinddarm (Spelzen, Schalen, Stiele)

Dann scheint aber was nicht funktioniert zu haben bei ihm wenn ich die Umschale des Mariendistelkorns im Blinddarmkot gefunden hab......
....übrigens war der traubige Teil des Blinddarmkotes mit der Glanzschicht umgeben.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 11. Sep 2019, 23:56

Nun, gibt es noch weitere Wiesenpflanzen die ich mal erkunden sollte, weil sie besonders eiweissreich sind?
Alle Knöteriche, insbesondere der japanische Staudenknöterich, Schneckenkleearten (Luzerne gilt als die Königin der Futterpflanzen aufgrund ihres Eiweißgehaltes), Raps, Senfarten und Brennesseln. So, wie Kaninchen Sonnenblumenblätter, Topinamburblätter und Amaranthblätter futtern, nehme ich an, daß auch diese Pflanzen relativ eiweißreich sind - aber das weiß ich nicht, das ist nur Bauchgefühl.
Bleibt Eiweiss im Trocknungsprozess erhalten?
Ja - aber es kommt drauf an, wie du trocknest, wieviel Eiweiß erhalten bleibt. Je schneller du dein Pflückgut getrocknet bekommst, desto mehr Eiweiß bleibt erhalten. Je mehr Sauerstoff an das Pflückgut kommt, desto weniger kann gären (wenn du zweimal täglich wendest, kann gar nix gären). Je weniger gärt, desto mehr Eiweiß bleibt erhalten.
Wenn du dein Pflückgut also auf dem feuchten Wiesenboden trocknest und es dann zu Ballen preßt, bleibt am wenigsten Eiweiß enthalten (deshalb ist Wiesenheu für Kaninchen auch nur noch freßbares Beschäftigungsmittel, aber kein Nahrungsmittel mehr). Wenn du dein Pflückgut in den Trockenschrank bei 35°C packst und trocknest, dann bleibt nahezu alles Eiweiß erhalten.
Für den Hausgebrauch reicht es, das Pflückgut entweder mit nem [url=http://www.degupedia.de/wiki/index.php/Wiesenheu#Heim-Reuter]Heimreuter[/url] oder aber auf Zeitungspapier oder auf nem Wäscheständer zu trocknen. Hauptsache, es kommt viel Luft ran und der Raum ist trocken und warm genug. Zum Trocknen von Kräutern ist übrigens trockene Heizungsluft sehr gut. Es bleibt so erstaunlich viel Eiweiß in den getrockneten Kräutern und es ist auf jeden Fall eine wertvolle Ergänzung.
Wie die Blase mit den getrockneten Kräutern mitspielt, mußt du beobachten, es fehlt ja in den getrockneten Blättern das Wasser. Der Brennesselanteil sollte möglichst hoch sein, damit die Nieren und die Blase gut durchgespühlt werden, trotz Trockenkost.
Mit dem Blinddarmverständnis muss ich noch passen, einzig was hängen geblieben ist mittelkettige Kohlenhydrate füttern die guten Bakterien an. Was ist die Aussage dann in Futter übersetzt? *lol*
Da bin ich dann wohl zu schnell vorgegangen oder hab zuviele Fremdworte benutzt ... werd das also nochmal nach didaktischen Kriterien aufarbeiten, damit es besser verständlich ist. Oder ich finde etwas, was leichter verständlich sein sollte und verlinke dann einfach.

Mittelkettige Kohlenhydrate:
Pektine: Kräuter, Apfelschale, Möhrenschalen Zitrusschalen (nur Bioland oder Demeter) ...
Fruktane (auch Fructooligosaccharide oder FOS; Inulin ist eine Untergruppe der Fructane): Gräser (die Fruktane sind nicht so gut, weil die von Bakterien kaum umgesetzt werden können), Kräuter, Knollen, Rüben und Rhizome. Rüben wird allerdings dein Problemkaninchen noch nicht vertragen - ein hoher Rübenanteil macht im Winter sogar gesunden Kaninchen Probleme.
Stärke: Hauptsächlich Mehlsaaten, aber auch Wurzelgemüse und Ölsaaten. Ein bischen Stärke ist auch in anderen Pflanzenteilen drin. Stärke ist nur dann für das Kaninchen brauchbar, wenn es gleichzeitig Rinde, Gerbstoffe, Saponine oder bakterizide Pflanzenwirkstoffe mitfuttert. Dies verhindert, daß die schnellwachsenden Bakterien die langsamwachsenden Organismen überwuchern. Stärke ist also nur gut, wenn genügend Pflanzenwirkstoffe im Futter sind.
Sehr gute stärkehaltige Futtermittel sind dementsprechend Eicheln und Bucheckern. Auch ungeschälter Buchweizen ist aufgrund des hohen Gehaltes an Fagopyrin sehr gut. Andere Mehlsaaten müssen mit wirkstoffreichen Pflanzen gereicht werden, damit die Blinddarmgesellschaft nicht durcheinanderkommt.
Ölsaaten und aromatische Saaten liefern auch ein wenig Stärke - aber sie liefern gleich noch die "Schutzmittel" für den Darm mit, da ist es nicht so superwichtig, auf wirkstoffreiche Pflanzen zu achten. Deshalb sind Ölsaaten einfacher ... man kann sich da drauf verlassen, daß dem Kaninchen nix passiert.
Haferflocken enthalten zwar Schleimstoffe, welche den Darm schützen und ihrerseits für eine gesunde Darmgesellschaft sorgen - aber davon futtert das Kaninchen zuviel, Haferflocken müssen also in jedem Fall rationiert werden.

Hoffe, das hilft so weiter, sonst muß ich mir da doch noch mehr Gedanken machen.
Übrigens hab ich ein Fitzel Wurmfarn durchs Gehege gesteckt, sie hat es gefressen. Weiss garnicht ob ich mich freuen soll oder nicht.....heisst für mich sie hat sicherlich Bedarf wegen Würmer und ich bin trotz super Erklärung weiterhin ängstlich...
Das dürfte eher ein Probebiß gewesen sein ... meist wissen Kaninchen schon nach dem ersten Probebiß, wie eine Pflanze wirkt.
Damit du beruhigter an die Sache herangehen kannst, hilft es ja schon, wenn du nun jeden Tag ein wenig Farn gibst. Es ist meist nicht so angsteinflößend, nur ein fingerlanges Stückchen zu geben, als gleich nen ganzes Blatt reinzuschmeißen und ich nehme an, du willst noch nachts schlafen können ...
Vielleicht helfen dir ja auch meine Erfahrungen weiter ... ich hatte sechs Jungkaninchen gehabt, die ganz schlimm mit Encephalito.zoon cuniculi zu tun hatten. Diese haben mir innerhalb von zwei Tagen zwei sehr große Wurmfarne samt Rhizom, was sie ausgebuddelt hatten, und einen Adlerfarn abgefressen. Danach waren sie symptomlos. Es kamen also auf zwei Kaninchen jeweils ein riesiger Farn. Ich vermute, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätten, hätten sie noch mehr Farn vernichtet.
Würden wir Menschen so viel Farn futtern, würde es uns nicht mehr gut gehen ... es gibt kaum eine Tierart, die so viel Farn futtern kann.
Kaninchen fressen eigentlich nur dann Farne, wenn sie nen Probebiß machen - oder eben wenn sie Darmwürmer oder Schiefhals haben. Und da wird der Farn auch nicht bei allen Darmwürmern gefressen, weil er nunmal nicht gegen alle Darmwürmer wirkt.
Du kannst aber auch mit Tomatengrün anfangen, wenn dir dabei wohler ist. Kürbiskerne verfütterst du ja schon, die helfen auch bei einigen Darmwurmarten.
Ich glaube nicht, daß Farne von allen Kaninchenhaltern hier im Forum geziehlt verfüttert werden ... es wird ja auch immer noch im Internet richtig böse Angst verbreitet, was Farne angeht. Schließlich gehören Farne zur letzten Bastion, vor denen gewarnt werden kann - die meisten furchtbar giftigen Pflanzen, wie Wiesenbärenklau, Efeu oder Greißkräuter sind ja wissenschaftlich bewiesenermaßen für Kaninchen eben nicht giftig ... da wird ja inzwischen erkannt, daß man sich lächerlich macht, vor diesen Pflanzen zu warnen.
Mit dem Cuni complete nochmal ne Frage.
Da steht ja....
pflanzliche Nebenerzeugnisse ( 10% Timotheegras, Gräser und Kräuter)

Ist das nicht so das die ganze Klammer die 100% erklärt und sich die 10% lediglich aufs Timotheegras bezieht? Sprich dann 90% Gräser und Kräuter die pflanzlichen Nebenerzeugnisse beiinhalten?
10% pflanzliche Nebenerzeugnisse (Timotheegras, Gräser und Kräuter) heißt, es sind 10% pflanzliche Nebenerzeugnisse drin, hauptsächlich Timotheegras, Gräser und Kräuter. Ich müßte in der aktuellen Futtermittelverordnung nachschlagen, wieviel % da noch Anderes drin sein darf ... die Futtermittelverordnung hat sich in dem Punkt mehrmals massiv geändert.
pflanzliche Nebenerzeugnisse (10% Timotheegras, 10% Gräser, 10% Kräuter) heißt, es sind nur pflanzliche Nebenerzeugnisse drin, aber von diesen pflanzlichen Nebenerzeugnissen sind 10% Timotheegras, 10% Gräser und 10% Kräuter ... das heißt, 30% von den pflanzlichen Nebenerzeugnissen sind angegeben, 70% kann alles mögliche Pflanzliche sein, was halt so in der Landwirtschaft und in der Verarbeitung anfällt.
pflanzliche Nebenerzeugnisse (10% Timotheegras, Gräser und Kräuter) heißt, es sind nur pflanzliche Nebenerzeugnisse drin, davon sind mind. 10% Timotheegras, Gräser oder Kräuter. 90% können also alles Mögliche an pflanzlichen Abfällen sein.
pflanzliche Nebenerzeugnisse, Timotheegras, Gräser, Kräuter heißt, die Hauptzutat sind pflanzliche Nebenerzeugnisse, danach kommen mengenmäßig das Timotheegras, dann die Gräser und dann die Kräuter. Wie die Verteilung aber genau aussieht, weiß man nicht, das kann sich um 96% pflanzliche Nebenerzeugnisse handeln, oder nur 40% ... das weiß man halt nicht so.
pflanzliche Nebenerzeugnisse, 10% Timotheegras, Gräser und Kräuter heißt, es sind mind. 10% Timotheegras drin. Es sind höchstens 10% Gräser drin und höchstens 10% Kräuter. Der Rest besteht aus pflanzlichen Nebenerzeugnissen. Es kann sich also um fast 90% pflanzliche Nebenerzeugnisse handeln, wenn nur ganz wenig Gräser und Kräuter drin sind.
pflanzliche Nebenerzeugnisse, 4% Timotheegras, Gräser und Kräuter dagegen heißt, es sind mind. 4% Timotheegras drin ... damit ist die Regel für alle nachfolgenden Zutaten aufgehoben, daß diese in der Reihenfolge der Menge, wie sie drin sind, angegeben werden müssen, sie dürfen jedoch die 4% nicht überschreiten. Es können also durchaus homöopathische Mengen Gräser drin sein, aber 4% Kräuter. Bei Katzenfutter wird das gerne ausgenutzt, da steht dann 0,1% Hühnerfett, Bäckereinebenerzeugnisse, Melasse pflanzliche Nebenerzeugnisse und tatsächlich enthalten sind dann 0,1% Hühnerfett, 4% Bäckereinebenerzeugnisse, 4% Melasse und 4% pflanzliche Nebenerzeugnisse - also 12% Müll, was im Katzenfutter nix zu suchen hat!
Heisst für mich jegliches Futter ohne Zucker und Stärke (um die schlechten Bakterien zu schwächebn) hilft zur Verdauungsstabilität.....sprich keine Möhren, keine anderweitigen Knollen wie Knollensellerie oder Pastinake, kein Apfel oder so Sachen wie Erbsenflocken..........aber Saat ist gut, Apfelschalen und Möhrenschalen (Pektin und Carotin), sofern Bio.....und Eiweiss braucht es in der Nahrung, Rohfaser natürlich auch....wenn ich das so grob durchblicke
Fast ...
Zucker und Stärke ist überall in den Pflanzen drin, kannst du gar nicht verhindern.
Zucker und Stärke OHNE bakterizide Wirkstoffe sind jedoch schlecht für die Blinddarmgesellschaft. Wenn genügend bakterizide Wirkstoffe im Futter sind, dann kann ein Kaninchen relativ viel Zucker und Stärke futtern, ohne daß es schadet.

Relativ ist dabei allerdings wirklich relativ ...
Ein Vergleich zwischen den Arten mit immer gefülltem Magen:
Kaninchen: höchstens 5% Saaten, und das auch nur im Herbst und Winter
Degus: 6 - 60% Saaten, im trockenen chilenischen Sommer viele Saaten, im feuchten chilenischen Winter wenig Saaten
Chinchilla: im trockenen chilenischen Sommer bis 10% Samen, im Winter keine Samen
Meerschweinchen: höchstens 5% Saaten, wobei Mehlsaaten kaum vertragen werden. Das ist jedoch vermutlich ein Domestikationsmerkmal, Meerschweinchen sind ja echte Haustiere.
Kaninchen fressen also von sich aus nur sehr wenige Samen im Vergleich zu den Kräutern, Gräsern, blättrigem Gemüse etc. Die Wilden futtern ein bis zwei Eicheln am Tag, das reicht ihnen an Samen.
Rohfaser natürlich auch....wenn ich das so grob durchblicke
Rohfaser ist ein analytischer Wert, der nicht weiterhilft ... Wenn die Rohfaser so feinstvermahlen ist, wie in Pelletform, schadet die Rohfaser. Wenn es sich um lange Pflanzenfasern handelt, ist es in Ordnung, aber darf nicht zu viel sein. Kaninchen fressen im Vergleich zu anderen Pflanzenfressern sehr wenig Pflanzenfasern mit, sie bevorzugen einen hohen Nährstoffgehalt und einen geringen Ballaststoffgehalt. Sie sind Blattspitzenfresser.
Wenn man natürlich Kaninchen mit Hunden vergleicht, brauchen Kaninchen sehr viele lange Pflanzenfasern - klar, Hunde sind ja auch ein gänzlich anderer Ernährungstyp.
Dann scheint aber was nicht funktioniert zu haben bei ihm wenn ich die Umschale des Mariendistelkorns im Blinddarmkot gefunden hab......
Genau das versuch ich herauszufinden, ob das schon irgendwo beschrieben wurde ... ich hab aber noch nix gefunden.
Eventuell ist der Blinddarmkot nur an normalem Kot so unglücklich vorbeigedrückt worden, daß die Mariendistelschale vom normalen Kot abgeschabt wurde und im Blinddarmkot hängengeblieben ist - das wäre dann einfach nur Zufall.
Es ist dennoch das erste Mal, daß ich von so einem Fund lese ... und da ist natürlich deine Beobachtung von faserigem Irgendwas beim Auseinanderreißen vom Blinddarmkot auch bedeutsam. Ob es aber tatsächlich was Krankhaftes ist, wissen wir mom noch nicht.
...übrigens war der traubige Teil des Blinddarmkotes mit der Glanzschicht umgeben
Das liest sich wie ganz normaler Blinddarmkot ... der kann auch zur Hälfte Matsche sein. Blinddarmkot ist nunmal so weich, daß der schon beim Rausdrücken gematscht werden kann und dann eher wie Mus aussieht, wie das, was man sich gemeinhin unter Kaninchenblinddarmkot vorstellt.
Viele Kaninchenhalter halten deshalb Blinddarmkot auch für Matsche oder gar Durchfall ... sieht ja auch oft so aus.



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Nicky2212
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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Do 12. Sep 2019, 08:05

Ich bin dir so dankbar für soviel Information. Ich glaub du musst dir nicht die Mühe machen es noch einfacher zu erklären. Ich glaub es liegt einfach daran das es gigantisch viel ist, ich von manchen Enzymen und bla einfach noch nie gehört hab und jetzt natürlich geflutet bin von neuen Bezeichnungen und Begriffen. Das muss ich erst mal hintereinander bekommen und in mein Hirn sacken lassen (gut das ich grad Urlaub habe). Ich lese manche Antworten auch mehrmals um sie Stück für Stück zu kapieren....wahnsinnig komplex diese ganze Exkursion Kaninchen. Und so langsam dämmert mir warum es viele kranke Tiere gibt bzw. wie schnell man in dieses getaktete Uhrwerk mit Eingriffen Schaden verursachen kann....nun, ich bin kein studierter Mensch, kann nur mit Realschulabschluss dienen, drum ist das Begreifen dieser Materie nicht mal nebenbei für mich.....aber ich bin nicht ganz blöd und kann mit Interesse für die Dinge dienen.....von daher werd ich es bestimmt mit der Zeit kapieren....

Und solange ich das noch nicht drauf habe muss ich ein Weg mit der Ernährung finden der uns am stabilsten hält. Wenn ich lese das zum Beispiel Möhren und Co schon vertragen werden, aber ausreichend andere Futtermittel bedarf, damit es kein Ungleichgewicht verursacht, dann ist es natürlich für mich das einfachste diese erstmal weg zu lassen (ich mein, hab ich ja eh schon)
Da steht 5% Saat beim Kaninchen.....und dann kann ich es ad libitum reinwerfen? Und es kapiert mit der Zeit, nur 5% davon zu fressen?
Ich versuch herauszufinden an was es hier noch fehlt.....Eiweissreiche Pflanzen gibt es hier (aktuell weil Sommer und Wiese, an den Winter darf ich grad nicht denken) ....ganz viel Verbesserung gibt es auch seitdem ich junge Weidenblätter bzw. Äste anbiete, da wäre ich dann wohl mit Gerbstoffen und Rinde abgedeckt und gibt auch noch andere Äste hier......Fructane-ja, ich muss gestehen er frisst immer wieder zwischendurch Heu. Meine Wiesenmischung beinhaltet aber auch wenig Gräser weil ich mich damit noch nicht auseinander gesetzt habe. Weidelgras soll Mist sein, das gute Knaulgras ist bis jetzt für mich am einfachsten zu erkennen gewesen.....von daher rupf ich eigentlich eher von dem .....dann noch Honiggras, glaub ich, dieses ganz weiche.....Quecke.....aber viel ist das nicht in meinem Pflückgut. FOS ist in den Leckerchen (die blöden Cunis, hab noch keine Alternative, Erbsenflocken sind bestimmt wegen Stärke schlecht, oder?) verarbeitet und Kräuter gibt es hier genug. Rüben und Co werden auch weiterhin hier wegfallen. Mit der Darmschädigung wird er eh nie mehr wie ein gesundes Kaninchen fressen können, schätze ich.
Kommen wir zu den Saponinen.....im Efeu ist mir hängen geblieben, in der Hagebutte, die Durchfall beschert hat......war da nicht auch Saponin in Saat? Ansonsten was kann ich noch geben mit Saponin?
Im Moment gibt es noch Saat rationiert, am We bin ich nicht da, von daher wäre es schlecht wenn da grosse Kotprobleme entstehen.....ab Montag wollte ich dann zumindest Aromasaaten zur freien Verfügung geben und gucken was passiert. Schwarzkümmel, Kümmel, Fenchel, Anis und Dill.....hab ich mir überlegt. Die Ölsaaten muss ich gucken. Hab Angst das wieder starkes Übergewicht entsteht, das gibt dann wieder nur Probleme mit anderem (Spondylose, Blasenschlamm, wegen weniger Bewegung etc)
Muss ich zwingend auf Stärkezufuhr achten? Reicht das nicht aus Saat und Pflanzen?....fällt mir mal so auf.
Mit der unverdauten Mariensaat-es waren zwei winzige Stücke. Nachdem ich sie gefunden habe hab ich sie vorsichtig mit der Schere zerschnitten und konnte dadurch erkennen das es Mariendistelsaat ist, weil da in Querschnitt Korninhalt mit Schalenring zu sehen war. Hab zum Vergleich eins aus der Tüte zerschnitten.....also es ist nicht so gewesen das ich nur die Schale gefunden habe, es war schon noch komplett mit innerem Korn.....nun vielleicht ist es einfach nur dazwischengehuscht.....oder aber es war Durchfall (vom Normalkot) mit Blinddarmkot vermischt, kann ja auch sein.....nun, ich werd schauen das ich neue Kotfunde zukünftig noch besser analysiere bzw. fotografiere.....mal gucken was mich heute mittag erwartet an seinem Po. Der Hartkot ist aktuell super.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Do 12. Sep 2019, 08:18

Was mir übrigens rückwirkend auch einfällt.....mittlerweile macht er wieder viel mehr Hartkot, ich meine sogar seit dem unbegrenzten Angebot an Weide. Lange Zeit war es so, das er immens viel Blinddarmkot produzierte und nur sehr wenig Hartkot. Teilweise stiess er den gesammelten Blinddarmkot auch nicht täglich aus, sondern erst am zweiten oder sogar dritten Tag. Oft dachte ich ob sein Sortiermechanismus kaputt ist....aber er ist ja nix Scheckiges....von daher fällt diese eine Erkrankung raus. Ob die Würmer da mit dran schuld waren? Oder es auch so sein kann beim Ungleichgewicht der Bakterien? Kein Plan.....aber vielleicht hilft die Info ja weiter



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Do 12. Sep 2019, 08:30

Er ist aber in diesem Jahr auch soviel aktiver geworden.....hat super abgenommen (da hat bestimmt Eiweiss der Wiese auch mitgewirkt) Mit den Infusionen (Ringerlaktat) anfangs zweimal die Woche, jetzt nur noch alle 7 oder 10 Tage gegen sein Blasenschlamm und dem Schwenken die erste Zeit hat sich viel getan. Dann hat er ja Athrose/Spondylose und ich las das Glucosamin der Baustein der Blasenschleimhaut ist. Also bekommt er täglich Rodicare Artrin, zwei Fliegen mit einer Klappe. Seitdem konnte ich das Metacam schleichend absetzen.....und ihm gehts super, früher lag er nur rum. Mittlerweile buddelt er, hoppelt, frisst wieder gut, es ist schon viel besser geworden. Es bleibt nur noch sein Blinddarmkot über......naja, und die anscheinend neue Diagnose.



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Do 12. Sep 2019, 10:31

Gerade den Bericht über Olaxobacter von dir überflogen.....jetzt zweifel ich sogar an meinem Eingriff mit den Huminsäuren .....also egal was ich mache und wie ich eingreife ist es wohl falsch. Im Endeffekt müsste man tatsächlich so ziemlich alles an Futter, Kräuter, Pflanzen, Saat reinschmeissen und sich das Nin selbst überlassen. Krass. Komme grad in einen Zwiespalt zwischen Medikament und helfen wollen. Jetzt hab ich diese Tumormedis bestellt, weiss bald garnicht mehr ob das so gut ist....oh mann
Die andere benimmt sich übrigens nicht nach Schmerzen, Metacam hab ich sein lassen......sie niest auch aktuell nicht, zumindest nicht so das ich es mitbekommen habe.....frage mich grad obs daran liegt, weil sie viel Weide frisst, mehr Saat bekommt, Schwarzkümmel, Thuja zur Auswahl....kein Plan



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Do 12. Sep 2019, 10:38

Schnittlauch fressen mittlerweile beide.....



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Re: Warscheinlich Darmentzündung bei Kaninchen, brauche Hilfe!

Beitrag von Nicky2212 » Do 12. Sep 2019, 13:13

Juhuu....heute der Blinddarmkot auf dem er lag, war weniger als walnussgross, astrein traubig geformt, mit Glanzüberzug, schöne mittelbraune Farbe und mit aromatischen Geruch....nicht stinkend oder breiig.....es geht aufwärts, ich freu mich grad.....jetzt muss ich am Ball bleiben mit der Ernährung *freu*.....gerade haben beide ne grosse Portion Basilikum gemampft, nachher werd ich wieder viel gemischte Wiese und Weide holen



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