Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht?

Moderatoren: Bigfoot63, Da4nG3L

Antworten
Benutzeravatar
lapin
Administrator
Administrator
Beiträge: 30761
Registriert: Do 13. Nov 2008, 17:52
Land: Deutschland
Wohnort: stadtroda
Hat sich bedankt: 1782 Mal
Danksagung erhalten: 1080 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht?

Beitrag von lapin » Mi 2. Okt 2013, 20:05

Einige wissen ja, dass ich meine Kaninchen auf knapp 500m² Gartenhaltung halte, bis auf einen mit Kaninchendraht umzäunten Zaun, gibt es sonst keinen weiteren besonderen Schutz, außer dem was natürlich gewachsen ist...Bäume = Schutz von oben oder Wilde Hecken = Zaun noch schwieriger zu durchqueren....
Nachts haben sie dann eine 10m² Schutzhütte.

Insgesamt habe ich diese Art von Haltung nun knapp 4 Jahre und hatte in der Zeit einige neue Vergesellschaftungen und konnte so entsprechend in vielerlei Hinsicht das Verhalten meiner Kaninchen kennenlernen.


Im Vergleich zudem was ich dann auch hier lese, hab ich nun 2 Gedanken..entweder es liegt an dem jeweiligen Charakter meiner Kaninchen oder aber die Haltung hat extreme Wirkung warum manches hier so abläuft, wie es eben manchmal abläuft.

Prinzipiell würde ich nicht behaupten, dass ich EINE harmonische Gruppe habe. Auf keinen Fall und das hatte ich auch noch nie.
Ich habe hier immer ganz spezielle Konstellationen, die extrem gefestigt sind, ab und an Kontakt zu den anderen suchen, aber nichts inniges ist.
So kann ich sagen, besteht meine Gruppe mit einigen hin und hers aus 2-3 Grüppchen.

Dies merke ich immer ganz extrem, wenn ein neues Kaninchen dazu stößt. Ich wende die Gehege Methode an, das heißt Neues in Gehege, so hat es Schutz vor der restlichen Meute, können sich aber dennoch kennenlernen.
Hier sind ganz klar Kämpfe in meiner Gruppe zu erkennen, es wird plötzlich wieder gejagt, Blume hochgezogen, rumgespritzt, enorm viele Mulden gebuddelt und Stinke Haufen verteilt.

Iwann kommt der Zeitpunkt wo alles sich auf Distanz akzeptieren, sobalds näher geht, geht das gejage los...
nun aber, worauf ich hinaus will...
ist in der Hütte alles anders.
Da wird recht nah beieinander gefuttert, auch mal geschnuppert und prinzipiell ist man gar nicht mehr so abgeneigt von dem anderen.
Sobald der Tag anbricht, ich die Klappe öffne und die Kleinen Freiluft schnuppern, geht der Krieg von vorne los...und das ziiiiieht sich enorm.

Es passiert NIE schlimmes, allerdings ist nach einer gewissen Zeit ein Anschluß bei irgendeiner von den Grüppchen zu erkennen, meist bei meiner Randgruppe...
die aktuell Jivana und Leon sind.

Nun kommt der weitere Punkt...in wirklicher Freihaltung, würden diesen Kaninchen eine neue Gruppe suchen, wo sie aufgenommen werden und evtl im Rang steigen können.
Diese Chance haben sie hier nicht, sie leben zwar recht artgerecht, aber immer noch nicht artgerecht genug um selbst wählen zu können, wo sie hin wollen.

In der Hütte ist KLAR Akzeptanz zu erkennen, nicht auch aus dem Grund, dass sie sich ihrem Schicksal in Gefangenschaft ergeben haben und den anderen nun mal tolerieren müssen...
ist in Freilandhaltung starke Distanz zu spüren, was sie ebenfalls hinzunehmen scheinen, aber ohne in mir das Gefühl zu wecken, dass sie so glücklich sind.

Jetzt wo der Winter naht, merke ich, dass die Gruppe näher zusammenrückt (soll ja nun auch der Jahrhundertwinter werden), dass machts auch einfacher zu vergesellschaften. Niyati (meine Neue) ist gestern auch aus dem Gehege ausgebüxt, als wir nach ihr auf der Suchen waren, fand sie schon wieder den Weg zurück ins Gehege :jaja: wir wissen nun nicht wo sie war, aber sie war ungerupft und meine Gruppe entspannt...

Was denkt ihr über meine Gedankengänge...
ist dieses Zwischending meiner Haltung evtl eigentlich das am wenigsten idealste?
Ist so eine Kompromisshaltung mehr "Tierquälerei", als ganz frei oder eben Gefangenschaft auf kleinerem Raum, wo Gruppenbildungen gar nicht machbar wären?
Ich hoffe ihr könnt mir folgen :lieb:


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1720 Mal
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 2. Okt 2013, 21:03

Wenn man mal vergleicht, mit dem, was bei wildlebenden Kaninchen abläuft, dann hast du nur selten wirklich entspannte Gruppen ... gerade bei den Weibern ist eigentlich ständig Zickenkrieg angesagt, sobald eine Häsin krank wird oder auch nur ein wenig ihrer Vitalität einbüßt, warum auch immer, wird sie sofort von den anderen Gruppenmitgliedern gemobbt und wird teilweise sogar zu einem Randkaninchen - was allerdings den sicheren Tod aller ihrer unter vier Wochen alten Jungen bedeutet.

Weiterhin wandern Randkaninchen nur dann ab, wenn Nachbarreviere frei sind - ansonsten müssen sie zwischen den Revieren und am Rand des Kaninchengebietes ihr Leben fristen ... ständig auf der Hut vor den Revierinhabern, da diese erbarmungslos jedes Kaninchen verjagen, was nicht zur Fortpflanzungsgruppe gehört.

Dann wiederum hast du das Phänomeen, daß die Reviere und die Gruppenzusammensetzung im Frühjahr jedesmal wieder aufs Neue ausgefochten wird - die Gruppen sind nicht dauerhaft, sondern ergeben sich aus Kampfgeist und Duldung der stärksten und vitalsten Häsin, die ein Revier besetzt (da gibts Häsinnen, die nur vital deutlich schwächere Häsinnen neben sich dulden, bedeutet für sie nämlich weniger Streß in der Fortpflanzungszeit, weil die deutlich schwächeren Häsinnen erst gar nicht auf die Idee kommen, der ranghöchsten Häsin den Rang abzulaufen, falls die mal nen schlechten Tag hat ... ), das heißt also, daß zwar die ranghöchsten Häsinnen sehr oft das gleiche Revier wie im Vorjahr besetzen und genauso oft sogar die gesamte Zeit ihres Lebens für sich beanspruchen, aber wen sie nebenher an Häsinnen dulden, wechselt stark!
Bei den Rammlern ist es noch schlimmer, da deren Reviere gleich mehrere Häsinnenreviere beanspruchen! Da gibts allerdings einige Männerriegen, die über Jahre stabil bleiben, weil sie sich einfach bewährt haben - die Rammler können so deutlich größere Reviere kontrollieren, als wenn sie alleine ein Revier halten und verteidigen müssen.

Erst, wenn die Witterung eine Fortpflanzung nicht mehr zuläßst, also im trockenen Sommer in Spanien und Portugal bzw im Winter bei uns, fangen die Kaninchen an, verträglich zu werden und man sieht im Winter harmonische Riesengruppen engumschlungen und aneinandergedrängt schlafen - die Kaninchenhaufen.

Heißt also - für das Rauhbein Kaninchen ist es normal sich zu prügeln, wenn sich keine kleinen Grüppchen mehr bilden und sie nicht bei der kleinsten Veränderung der Population ihre Ansprüche wieder neu ausfechten, ist irgendwas im Argen ... sie müssen auf Sparflamme schalten und werden friedlich.
Das kann sowohl über Handycap und Krankheit geschehen, wie auch über mangelnden Platz ... oder unzureichendes Futter (mit hauptsächlich Heu gefütterte Kaninchen bilden überdurchschnittlich oft äußerst harmonische Gruppen, die just dann sich das große Prügeln bekommen, wenn sie viel Wiese und Wegrand bekommen ... )

Für uns Menschen als Hordenwesen sieht natürlich die harmonische, durch Mangel oder eingeschränkter Fitness hervorgerufene Gruppe deutlich schöner aus und wir haben das Gefühl, daß die Kaninchen sich dabei weitaus glücklicher fühlen ... für die Kaninchen dagegen dürfte es genau das Gegenteil sein, wenn sie sich glücklich fühlen, fangen sie an, kleine Grüppchen zu bilden, Reviere zu besetzen und sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen - Kaninchen im Paradies sind in ständiger Anspannung und ständig kampfbereit ...
Das Konzept der ruhigen, harmonischen Gruppe, die sich gegenseitig hilft und sich gegenseitig unterstützt, ist ein für Kaninchen unvorstellbar, die leben in einer angeborenen Ellbogengesellschaft - nur der Fitteste und Kampferfahrendste wird sein Revier halten und damit seine Jungen hochbekommen ... und kann weitere Kaninchen gleichen Geschlechts innerhalb seines Revieres dulden, welche die Aufgabe haben, das Revier mitzuverteidigen - mit dem Duldungsrecht, auch Wurfhöhlen zu bauen und Junge aufzuziehen.

Insofern könnte diese Haltung, wie du sie betreibst, sogar die bessere Lösung für die Kaninchen sein - sie können richtig Rauhbein Kaninchen sein, werden jedoch in der nächtlichen Platzmangelsituation gezwungen, ruhig zu bleiben - und können sich so von dem täglichen Streß; Kaninchen zu sein, erholen.
Ein Luxus, den wildlebende Kaninchen schlichtweg nicht haben ... die müssen tag und nacht auf der Hut und bereit sein, ihre Reviere zu verteidigen, wer das nicht kann, fristet bei deutlich schlechterem Futter und deutlich höherem Feinddruck sein Leben als Randkaninchen zwischen den Revieren.



Benutzeravatar
lapin
Administrator
Administrator
Beiträge: 30761
Registriert: Do 13. Nov 2008, 17:52
Land: Deutschland
Wohnort: stadtroda
Hat sich bedankt: 1782 Mal
Danksagung erhalten: 1080 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von lapin » Mi 2. Okt 2013, 21:44

Der Blickwinkel gefällt mir besser :lieb: , allerdings habe ich eben auch oft drüber nachgedacht, ob dieses Leben was du ihnen ermöglichen konntest, also völlig frei und selbstentscheidend ob Nachts in den Stall oder nicht, nicht die artgerechtere Variante ist, weil eben auch die Chance auf Nachbarreviere besteht.

So wie sie jetzt zusammenleben, ist ja eine von mir gemachte und gegebene Konstellation.
Ich habe die Gruppe so wie sie ist gewählt...nicht sie, daher meine bedenken ... :grübel:


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1720 Mal
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 2. Okt 2013, 22:19

Ich kann dich da absolut verstehen ...

Diese ganz freie Haltung war eben bei mir auch nicht so ideal gelaufen, weil ich sie in einem Biotop gehalten hatte, was nicht kaninchengerecht war, Kaninchen sind nunmal keine Waldtiere, sondern Waldrandtiere (oder besser gesagt, Buschsteppenbewohner ... der bebuschte Waldrand ist eigentlich auch nur ein Ersatzbiotop) - ist das wirklich besser?

Auch die Weide war nicht so ideal, wie sie aussah ... da war ja der Platz stark eingeschränkt, da kann man sagen, was man will - und da die Kaninchen zudem auch noch Junge haben konnten, war der Konkurrenzdruck enorm viel größer wie in freier Wildbahn - ist das wirklich besser?

Ich weiß es einfach nicht ... aber vom Gefühl her würde ich sagen, war Beides auch nicht so das Gelbe vom Ei.
Ich meine, es gibt nen Grund, weshalb ich irgendwann anfing, die Kaninchen unter Verschluß zu halten - gerade dieses ungeeignete Biotop Wald hatte halt ein Kaninchenleben nach dem anderen gekostet, nachdem ein Schwarzmilan rausfand, wie man Großwild per Ansitzjagd von den hohen Bäumen aus jagt. Die Kaninchen hatten unter diesen riesigen Bäumen keine Chance gehabt ... sie hatten den Greif nicht mal im Ansatz sehen können, wenn der da lauerte.



Benutzeravatar
Entensusi
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 6005
Registriert: Sa 9. Okt 2010, 21:41
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 380 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von Entensusi » Mi 2. Okt 2013, 22:52

lapin hat geschrieben: So wie sie jetzt zusammenleben, ist ja eine von mir gemachte und gegebene Konstellation.
Ich habe die Gruppe so wie sie ist gewählt...nicht sie, daher meine bedenken ... :grübel:
Lustig, ich hatte genau das Thema heute mit meiner Freundin bzgl. "Herdenhaltung" bei Pferden.
Funktioniert auch nur richtig, wenn a) sehr viel Platz ist und b) die Gruppe sehr stabil bleibt, über Jahre. Das ist aber noch viel extremer als bei Deinen Kaninchen, wenn z.B. ein Stall "Herdenhaltung" anbietet und dann die Besetzung alle paar Wochen wechselt. Eigentlich völliger Irrsinn.


Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

Benutzeravatar
mausefusses
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 2170
Registriert: Do 15. Okt 2009, 17:00
Land: Deutschland
Wohnort: auf dem Land
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 79 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von mausefusses » Sa 5. Okt 2013, 12:39

Ich mache es ja auch so mit der Freilandhaltung. Im Frühjahr wird immer neu ausgefochten, bei Krankheit wird gerangelt ....also im Prinzip wie Murx es beschreibt.
Bei ernster Gefahr (lautes Flugzeug oder so) sieht man sie allerdings als eine Gruppe agieren und da ist absolut ein Zusammenhalt.
Wenn es abends schon dämmert halten sie sich recht nah beieinander auf , tagsüber dann eher Grüppchenbildung....

Ich finde ein gewisses Maß an Gekloppe gehört einfach dazu, natülich sollte es nicht soweit gehen das man Dauergast beim TA ist um Wunden nähen zu lassen.

Ich würde also genauso weitermachen lapin!


Bild
http://www.facebook.com/profile.php?id=100002540263338" onclick="window.open(this.href);return false;

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1720 Mal
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 5. Okt 2013, 14:05

Bei ernster Gefahr (lautes Flugzeug oder so) sieht man sie allerdings als eine Gruppe agieren und da ist absolut ein Zusammenhalt.
Kann ich bestätigen, so sehr sie sich sonst ständig verjagt, gekloppt oder sonstwie drauf geachtet hatten, daß jedes Kanin in seinem Revier blieb, so sehr hatten alle zusammengehalten, auch die benachbarten Inhaber der Reviere, wenn es darum ging, Beutegreifer zu verwirren oder abzuschütteln.
Da kam es durchaus vor, daß die ranghöchste Häsin mal kurz knapp an ner Hundeschnauze vorbeirannte, um den Hund auf sich zu lenken, damit ein rangniedriges Kaninchen entkommen konnte. Genauso wurde der Jungfuchs, der durch meine Kaninchen verletzt und verjagt wurde, von mind. drei Kaninchen gleichzeitig angegriffen (in dem Fall gabs allerdings auch schwere Verletzungen bei den drei Kaninchen! Füchse sind lebensgefährlich für Kaninchen). Reviergrenzen waren ad acta gelegt, nin arbeitete zusammen ... ne Stunde später ging die Rangelei um die Reviergrenzen weiter.



Benutzeravatar
lapin
Administrator
Administrator
Beiträge: 30761
Registriert: Do 13. Nov 2008, 17:52
Land: Deutschland
Wohnort: stadtroda
Hat sich bedankt: 1782 Mal
Danksagung erhalten: 1080 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von lapin » So 6. Okt 2013, 19:05

Aktuell sind sie wirklich Jahreszeitenbedingt enger zusammengerückt...
selbst Emma und Jivana fressen wieder zusammen an einem Maiskolben.

Jedoch macht man sich iwie jedes Jahr aufs Neue und wenn es auch immer neue Begebenheiten gibt, wie die VG aktuell mit Niyati so seine Gedanken, wie artgerecht ist das hier bei mir wirklich :hehe:!?


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

Benutzeravatar
Knödel
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 141
Registriert: Mo 5. Dez 2011, 11:46
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 20 Mal
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von Knödel » Mo 7. Okt 2013, 09:04

Ja - das ist auch bei uns so - im geschlossenen 20 qm Gehege läufts es ruhiger ab.
Manchmal muss ich das Gehege in 2(3+3) Gruppen teilen, weil einer krank ist oder verletzt ist. -sie haben sicht und riechkontakt - alles ist friedlich. Wenn ich dann aber alle 6 ins grosse Gartengehege (100 qm)lasse, rennen alle mit erhobener Blume rum- spritzen sich an und jagen sich zum Teil sehr böse. Jeder mit jedem - obwohl sie kurz vorher noch zusammengesessen haben. Hab das Gefühl, dass sie dann anderst riechen- das den Gegenüber reizt.... Es ist dann ein richtiges lauern und beobachten - keiner gönnt dem anderen was.... Zusammenschweisst sich die Gruppe immer dann, wenn eine Katze auftaucht - dann verschwindet man zusammen in den selbstgegrabenen Höhlen... und versteht sich anschliessend wieder besser...
Jeder Hase hat seinen eigenen Charakter - den ich kenne - aber sie sind schwer fest einzuschätzen - sie reagieren von 1 Minute zur anderen plötzlich ganz anders....



Benutzeravatar
mausefusses
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 2170
Registriert: Do 15. Okt 2009, 17:00
Land: Deutschland
Wohnort: auf dem Land
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 79 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von mausefusses » Mo 7. Okt 2013, 13:36

Also die jagereien sind bei mir schon eher selten und dann konzentriert und meist bei gesundheitliche Problemen.
Der Chefkastrat leidet besipielsweise seit Jahren unter Arthrose, wenn er mal einen heftigeren Schub hat kommt sofort der rangniedrigere Kastrat und versucht aufzusteigen. Das passiert so 3-4x im Jahr und dauert meist nur 1 Tag.

Kleinere jagerein gibt es immer mal, allerdings innerhalb der Grüppchen und vor allem bei den Mädels.....
2 meiner Kastraten scheinen Neutrums zu sein, die machen bei dem Rangkram gar nicht mit....


Bild
http://www.facebook.com/profile.php?id=100002540263338" onclick="window.open(this.href);return false;

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1720 Mal
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 7. Okt 2013, 15:49

Hat jemand von euch kastrierte Häsinnen?
Sind die auch friedlicher in der Gruppe, wie unkastrierte Häsinnen?
Ich vermute nämlich, daß viele kastrierten Rammler sich so verhalten, wie gehandicapte Kaninchen (sind sie ja im Grunde genommen auch, sie können dem Hauptzweck des Kaninchendaseins nicht mehr nachkommen: Nachkommenschaft zeugen)



Benutzeravatar
Ringelsöckchen
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 227
Registriert: Mo 5. Aug 2013, 08:54
Land: Deutschland
Wohnort: Süddeutschland
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von Ringelsöckchen » Mo 7. Okt 2013, 15:57

Ich habe kastrierte Weibchen (jetzt nur noch eines, ne Zeitlang warens 2).

BEIDE waren bei ihren ersten Zusammenführungen jeweils noch unkastriert und beide waren sie echte Oberzicken, unleidlich, angriffslustig, bestimmerisch - gingen mir beide auch total auf den Wecker! Beide wurden jeweils später irgendwann kastriert und beide wurden (in etwas zeitlichem Abstand zur Kastra, rund 2 Monate benötigte das) viel ruhiger und ausgeglichener.

Ich habe beide Weibchen als total "getrieben" und als selbst irgendwie sehr unglücklich empfunden vor ihren Kastrationen. Wie die hätten Kinder zeugen wollen - keine Ahnung, beiden durfte kein weiteres Tier je zu nahe kommen, sonst gab es Anspringen, Geknurre, Gebeiße und entschlossenes Verjagen... Kuscheln und ihr Dasein genießen konnten beide erst nach ihren Kastras.

Bei mir wird inzwischen jedes Kaninchenweibchen kastriert, weil ich die erste der beiden Weibchen fast verloren hätte durch einen Gebärmuttertumor. Es war Zufall, dass sie genau an dem Tag operiert wurde - vermutlich hätte sie keine Woche mehr überlebt, der Tumor war direkt vor dem Platzen und sie wäre auf der Stelle verblutet, wenn das geschehen wäre...



Benutzeravatar
suntrek
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 1433
Registriert: Sa 25. Aug 2012, 22:09
Land: Deutschland
Wohnort: Bielefeld
Hat sich bedankt: 246 Mal
Danksagung erhalten: 259 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von suntrek » Mo 7. Okt 2013, 16:14

Ich habe nur kastrierte Mädels hier. Im groben sind sie so wirklich ruhiger nicht so zickig. Aber es gibt trotzdem ausnahmen z.B. Angie, ein Pflegi, hasst trotzalledem Molly. Aber dann ist es halt so.
Molly und Josi , vorallem Josi, dagegen sieht alles sehr gelassen.


Mit freundlichen Grüßen Jasmin und ihr tierischer Anhang.

Benutzeravatar
saloiv
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 12303
Registriert: Di 25. Nov 2008, 23:42
Land: Deutschland
Wohnort: Landsberg
Hat sich bedankt: 217 Mal
Danksagung erhalten: 309 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von saloiv » Di 8. Okt 2013, 01:46

Meine Gruppe ist zur Zeit nicht ideal zusammen gesetzt... Das merke ich natürlich (4 Männchen auf 1 Weibchen).

Tagsüber treibt hier jeder so was er will.
Mümmeline gräbt leidenschaftlich Bauten, sucht Ausbruchsmöglichkeiten aus dem Garten und versucht neue Bereiche zu erklimmen.
Krümel höppelt ganz gerne umher, gräbt munter mit (gelegentlich) und fetzt sich aber auch mal ganz gerne mit Bobi.
Bobi ist viel alleine unterwegs und hat so seine eigenen Bereiche, die er liebt.
Seppel bettelt hier sehr gerne nachdem er gemerkt hat, dass das bei mir fruchtet, nachdem er nach seiner Schneidezahn-OP erst mal etwas Futter-Schwierigkeiten hatte (obwohl er mittlerweile sogar selber weiden kann), insgesamt ist er recht viel auf Nahrungssuche und sucht viel die Nähe zu Mümmeline
Erni sichert viel die Umgebung, sucht Anschluss zu den anderen und erkundet...

Obwohl sie wirklich genug Platz haben (an die 1000m²?) sitzen sie regelmäßig dazwischen recht nah an einer Stelle im Garten (immer unterschiedlich), dann gibt es mal wieder Zoff (weil einer unverschämt war etc.) oder sie nutzen das der andere aufpasst um selber zu entspannen. Irgendwie sind sie immer dazwischen wieder eine Gruppe, obwohl jeder sein Ding macht.

Abends sitzen sie immer schon alle im oder vor dem Gehege und warten. :D Wenn ein Flugzeug kommt, warnen sie sich und flitzen und bibbern gemeinsam...

Es gibt Streit und es gibt Harmonie, jeder macht sein Ding und jeder sucht und braucht die Gruppe.

Sicherlich weichen sie sich mehr aus als im Gehege und evtl. gibt es auch mehr Zoff, aber ich glaube das liegt eher daran, dass sie recht energiegeladen, aktiv und interessiert sind im Freiland, in Gehegen wirken sie immer etwas unbeteiligt und angepasster.

Ein ähnliches Thema ist die Schreckhaftigkeit. In der Wohnung sind Kaninchen deutlich ruhiger, weniger schreckhaft usw. - meine sind im Gehege zahmer als im Garten. Sie rechnen mit Feinden, es gibt viel Neues, viel Unbekanntes, es verändert sich viel, sie wissen um die Gefahren. Ist das nun negativ?


Bild
Ich wünsche Dir...
dass Du arbeitest als würdest Du kein Geld brauchen.
dass Du liebst, als hätte Dich noch nie jemand verletzt.
dass Du tanzt, als würde keiner hinschauen.
dass Du singst, als würde keiner zuhören.
dass Du lebst, als wäre das Paradies auf Erden.

Benutzeravatar
Sharon
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 797
Registriert: Di 3. Jan 2012, 18:29
Land: Deutschland
Wohnort: Rheinland-Pfalz
Hat sich bedankt: 78 Mal
Danksagung erhalten: 78 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von Sharon » Di 8. Okt 2013, 10:21

Seit meine beiden harmonischen Gruppen auseinander gesprochen sind,
kommen bei mir zunehmend Zweifel auf. :schnief:

Immer diese schrecklichen VG Versuche.
Nur noch Bangen und Hoffen. Mir graust schon beim Gedanken.



Benutzeravatar
lapin
Administrator
Administrator
Beiträge: 30761
Registriert: Do 13. Nov 2008, 17:52
Land: Deutschland
Wohnort: stadtroda
Hat sich bedankt: 1782 Mal
Danksagung erhalten: 1080 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von lapin » Di 8. Okt 2013, 13:32

Ja genau Sharon, das meinte ich auch...diese zwingenden VGs, meine Gruppe kracht sich in der Zeit und das Neue bleibt auch nicht verschont...
auch wenn die Rangeleien für manche bei mir vllt recht harmlos abliefen, so strapazieren sie dennoch die eigenen Nerven und man macht sich immer und immer wieder Gedanken, wie richtig wohl die Haltung ist.

Sind sie auf engem Raum, bin ich mir sicher...es passiert nichts...gar nichts.
Selbst ein krankes Tier, hat die Möglichkeit sich alleine eine Ecke zu suchen ohne vertrieben zu werden.
Aber in Freilandhaltung, Krieg....Bisse am ganzen Körper.

Sei es in Krankheitsfällen oder in der Haltung...man kämpft stetig mit sich selbst um Entscheidungen zu treffen, nur um zu wissen, dass es das BESTE für das Tier ist.
Das hab ich noch bei keiner Haltung so intensiv erlebt, wie bei Kaninchen.


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

Benutzeravatar
Sharon
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 797
Registriert: Di 3. Jan 2012, 18:29
Land: Deutschland
Wohnort: Rheinland-Pfalz
Hat sich bedankt: 78 Mal
Danksagung erhalten: 78 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von Sharon » Di 8. Okt 2013, 14:42

Du sprichst mir in allen Punkten aus der Seele!



Benutzeravatar
Ringelsöckchen
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 227
Registriert: Mo 5. Aug 2013, 08:54
Land: Deutschland
Wohnort: Süddeutschland
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von Ringelsöckchen » Di 8. Okt 2013, 15:29

Also, meine hatten bei ihren VG's meist nicht soviel Platz, da sie in Innenhaltung lebten. Zwar auch nicht wenig, aber halt nicht gleich 50qm. TROTZDEM gab es jedesmal Bisse überall, insbesondere dann, wenn Mädels an der VG beteiligt waren. Die reinen Männer-VG's waren alle total harmlos... :roll: Kurzes Jagen, fertig. VG nach 2 Tagen abgeschlossen...

Die letzte VG dauerte dafür dann mit Gejage und Fellgerupfe und Bissen insgesamt fast 2 Monate... Eine frühere VG musste ich sogar abbrechen, weil sie für 2 Tiere beim TA zum Nähen endete... Aber es waren immer die Mädels, die anfingen! (Nicht mal untereinander - sondern den Herren der Schöpfung gegenüber, die sich aber nur gegen die Mädels verteidigten!)



Benutzeravatar
suntrek
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 1433
Registriert: Sa 25. Aug 2012, 22:09
Land: Deutschland
Wohnort: Bielefeld
Hat sich bedankt: 246 Mal
Danksagung erhalten: 259 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Neue Gedanken zur "Freilandhaltung", wirklich artgerecht

Beitrag von suntrek » Di 8. Okt 2013, 15:49

Ich denke, dass es hier bei der noch Komib 2 Mädels ein Bub vorallem klappt wegen Josefine.
Denn ich habe beobachtet das sie für alle beide sozu sagen die große fürsorgliche Mama ist. Sie putzt jeden gerne stundenlang und schmust mit den anderen viel das genießen beide anderen und so sitzen sie dann auch mal zusammen vor Josefine und wollen geputzt werden. Nur ohne Josefine sehe ich Bibo und Molly eher weniger zusammen auch kein so intensives kuscheln.
Also Kurz un dkanpp Josefine ist so ein richtiger Ruhepunkt den alle mögen.
Aktuell läuft hier ja auch wieder eine Vg und da merke ich auch, dass die neuen bisher nur Josi zu ihnen lässt und die anderen nur wenn sie da ist. Aber die alleine mit den anderen noch nie gesehen.


Mit freundlichen Grüßen Jasmin und ihr tierischer Anhang.

Antworten

Zurück zu „Kaninchen Haltung“