Kamut und Mineralwasser im Katzenfutter

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Kamut und Mineralwasser im Katzenfutter

Beitrag von Curly » Di 12. Jan 2010, 14:50

Hi ihr!

Ich habe vor einigen Tagen ein Katzenfutter entdeckt,
welches ich so sehr gut finde.

Ich bin dann über 2 Inhaltsangaben gestolpert.
Zum einen ist in der einen Sorte Kamut enthalten.
Weiß jemand etwas darüber?

Und was macht Mineralwasser in Katzenfutter?

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Re: Kamut und Mineralwasser im Katzenfutter

Beitrag von chien » Di 12. Jan 2010, 15:02

Und was macht Mineralwasser in Katzenfutter?
Mineralwasser bedeutet eigentlich nur mineral haltiges Wasser denke ich und hat mit Mineralwasser in der konventionellen Art nichts zu tun ;) und kamut

https://www.lmgtfy.com/?q=kamut" onclick="window.open(this.href);return false; ;)



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Re: Kamut und Mineralwasser im Katzenfutter

Beitrag von Murx Pickwick » Di 12. Jan 2010, 16:52

Mit Mineralwasser ist ganz normales Mineralwasser gemeint, also ein Wasser, in dem Kohlensäure drin ist.
Im Futter hat die Kohlensäure nur die Aufgabe, Mineralstoffe zu binden und so besonders leichtverdaulich zu machen, weiter nix.
Besser wären hier organische Säuren, also Milchsäure, Zitronensäure oder Äpfelsäure zum Beispiel. Kohlensäure ist jedoch sehr viel billiger ... und ist endlich mal ein Stoff im Katzenfutter, der nicht noch zusätzlich schadet.



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Re: Kamut und Mineralwasser im Katzenfutter

Beitrag von Curly » Di 12. Jan 2010, 17:27

Hi chien,

danke für deine tolle Hilfe!
Ich hatte bereits gegoogelt.
Allerdings haben mir die Infos, die ich sammeln konnte nicht wirklich geholfen.
Was Kamut ist, wußte ich schon.
Nur was machts im KaFu?

Murx?

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Re: Kamut und Mineralwasser im Katzenfutter

Beitrag von chien » Di 12. Jan 2010, 17:37

Kamut ist wohl eine Weizensorte mit der Eigenschaft der besonderen Verträglichkeit.
Ich denke anstatt Weizen, was ja bei einigen Tieren zu Problemen führen soll bzw. unverträglich ist!



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Re: Kamut und Mineralwasser im Katzenfutter

Beitrag von Murx Pickwick » Di 12. Jan 2010, 18:03

Kamut ist ein Getreide, genauer gesagt, eine Weizenart. Der Glutengehalt ist noch in etwa der Gleiche, wie vor 200 Jahren, also nicht gleich so giftig, wie moderner Saatweizen oder Hartweizen.

Trotzdem hat Kamut für die Katze erhebliche Nachteile:
1. Wenn er nicht fermentiert wurde, enthält er, wie alle Weizenarten, sehr viel Phytat - und das wiederum bindet sich an Mineralstoffe, so daß diese nicht genügend aufgenommen werden.
Um also beurteilen zu können, ob der Kamut im Katzenfutter stört oder nicht, müßte man wissen, wieviel Phytat über den Kamut ins Katzenfutter gelangt sind ... wirst du nicht herausfinden können, es sei denn, irgendwo steht auf der Packung, wie der Kamut behandelt wurde, bevor er ins Katzenfutter kam ...
2. Kamut enthält, wie alle Mehlsaaten, viel Stärke. Stärke wird von Enzymen im Maul und im Dünndarm zu Einfachzucker abgebaut und über die Dünndarmschleimhaut aufgenommen.
Einer der Einfachzucker, die so entstehen, ist die Glucose - und die wiederum führt bei Aufnahme über die Dünndarmwand zu einer starken Insulinausschüttung und belastet das Insulinsystem der Katze.
Es ist also wichtig, zu wissen, wieviel Kamut da nun eigentlich im Katzenfutter ist, denn wenn es zuviel Kamut ist, erhöht dieser die Wahrscheinlichkeit für die Überlastung des Insulinsystems - sprichweg es kann zu Diabetes mellitus führen!
Die Katze ist an einen Anteil der Gesamtration von schätzungsweise 2 - 5% Getreide höchstens (über den Magen ihrer Beutetiere) angepaßt ... alles, was drüber liegt, ist für die Katz zuviel.
Ist unter 5% der Trockenmasse des Futters Kamut, wird es die Katz nicht mehr schaden, wie es das Fertigfutter an sich schon macht ... im Gegenteil, Kamut ist in der Lage (wie alle Getreide), Magensäure zu binden und so eines der wichtigsten Nachteile von Fertigfutter zu kompensieren - die nichtbenötigte Überproduktion von Magensäure, die anders als beim Hund von der Katze nicht ans Futter angepaßt werden kann. Der Hintergrund ist einfach, daß Katzen an Frischfleisch angepaßt sind - rohes Fleisch, unverdautes Fleisch, Fleisch mit vollständigen und perfekt gefalteten Eiweißmolekülen, die stark angesäuert werden müssen, damit die eiweißabbauenden Enzyme die Eiweißmoleküle überhaupt in Aminosäuren zerlegen können.
Jegliches verarbeitete, gekochte, gepreßte, extrudierte und sonstwie mißhandelte Fleisch enthält jedoch aufgefaltetes und zerstörtes, zerbrochenes Eiweiß ... das ist leicht von den eiweißabbauenden Enzymen zu zerlegen, dafür brauchts nicht eine so hohe Magensäurekonzentration.
Leider sorgt chronisch zuviel Magensäure im Magen dafür, daß es entweder hochgewürgt wird, um die Magenschleimhaut zu schützen (Sodbrennen), oder aber es greift die Magenschleimhaut auf Dauer an.
Getreide kann das zumindest abmildern ...
3. Als Weizenart ist Kamut ebenso wie alle anderen Weizenarten in der Lage, Allergien auszulösen - das müssen nicht mal Allergien gegen Weizen sein, das können auch andere Futtermittelallergien sein.
Auch hier wäre wieder wichtig zu wissen, wieviel Kamut drin ist und wie es vorher verarbeitet wurde ... weiterhin wäre wichtig, wieviele weitere Allergieauslöser das Futter enthält, wieviele Transfettsäuren enthalten sind usw usf ... steht garantiert nicht auf der Packung, brauchst nicht mal nach zu suchen - finde dich mit ab, kann man nicht beurteilen!
4. Auch Kamut enthält ein ungünstiges Verhältnis der essentiellen Aminosäuren zu Glutaminsäure, genau wie alle anderen Weizenarten auch. Das bedeutet, daß zum Abbau der Glutaminsäure viel Stickstoff über die Niere ausgeschieden werden muß - und das kann zu Nierenschäden führen.
Ist wenig Kamut enthalten, wird das nicht passieren, da genügend essentielle Aminosäuren in den anderen eiweißhaltigen Futtermitteln sind, ist der Anteil von Kamut hoch, hat die Katz ein Problem.

Grundsätzlich gilt ... ein bischen Getreide im Katzenfutter schadet nicht - die üblichen Mengen bis 20% der Trockenmasse dagegen sind eindeutig als krankmachend einzustufen.

Du hast manchmal einen Hinweis, wieviel Stärke und Zucker im Katzenfutter sind - nämlich dann, wenn es explizit in der Nährwertanalyse draufsteht. Weiterhin haben speziell amerikanische Futtermittel sehr oft eine Auflistung der Aminosäuren und die Verteilung der Aminosäuren aufgedruckt. Auch das gibt Hinweise darauf, wie schädlich das Futter ist. Grob gesagt, je höher der Anteil an Glutaminsäure, desto schlechter, je höher der Anteil von Methionin, Lysin, Cystein und Tryptophan ist, desto besser, wobei jedoch immer nur die Aminosäure limitierend wirkt, die am wenigsten enthalten ist ... reicht also nicht, wenn Methionin in rauhen Mengen zugesetzt wird und trotzdem nur wenig Lysin enthalten ist.
Das Problem der gecrackten, zerstörten und entfalteten, also vorverdauten Eiweiße hast du im Fertigfutter gratis, das liegt einfach in der Natur der Dinge, damit wirst du (und deine Katze) leben müssen, wenn du nicht roh füttern willst oder kannst.

Allerdings kann man gerade bei Katzen eine Menge Nachteile des Fertigfutters ausgleichen, wenn man einmal die Woche rohes Fleisch anbietet (und hofft, daß man ein rohes Fleisch findet, was Katz auch frißt ... ist nämlich auch wieder so ein Problem für sich ... )



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Re: Kamut und Mineralwasser im Katzenfutter

Beitrag von Curly » Di 12. Jan 2010, 18:45

Huhu!

Murx, erstmal danke und großes Lob für deine ausführliche Antwort!
Echt klasse. Kennst du dich eigentlich auch so gut mit menschl. Ernährung aus?

Fazit von dem Ganzen... das Futter ist so gut oder schlecht, wie jedes andere Fertigfutter auch.
Schade. Es hat mich so recht interessiert, da es einen hohen Fleischanteil hatte.

Einmal die Woche Fleisch sagst du?
Und dann zu jeder Mahlzeit?

Ich hoffe ja, dass die beiden nach dem Umzug hier und da ein Mäuschen fangen
und sich somit teilweise artgerecht ernähren. Selbst ist die Katz.
Ansonsten werde ich mal verschiedene Rohfleischsorten austesten und
schauen, wie sie diese annehmen.

Curly



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Re: Kamut und Mineralwasser im Katzenfutter

Beitrag von Murx Pickwick » Di 12. Jan 2010, 19:26

Kennst du dich eigentlich auch so gut mit menschl. Ernährung aus?
Solange keine Allergien oder Stoffwechselerkrankungen vorliegen - ja, sobald es zu den krankheitsbedingten Diäten kommt, da bin ich noch am Lernen.
Ich darf allerdings noch nicht Ernährungsberatung machen, dazu muß ich erst den Nachweis erbringen, daß ich das kann ... :D
Einmal die Woche Fleisch sagst du?
Und dann zu jeder Mahlzeit?
Kannst auch eine Mahlzeit draus machen ... es wird eh deine Katze bestimmen, was du ihr andrehen darfst und was nicht ...



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Re: Kamut und Mineralwasser im Katzenfutter

Beitrag von Tierliebhaberin » Di 12. Jan 2010, 21:53

Ja was soll ich noch dazu sagen,es wurde ja bereits alles dazu gesagt ;)

Danke Murx für deine ausführlichen Texte! :top:



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