Ist Mäuse fangen und verspeisen angeboren oder erlernt...?

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Ist Mäuse fangen und verspeisen angeboren oder erlernt...?

Beitrag von saloiv » Mi 15. Apr 2009, 01:56

Ich frage mich immer wieder, warum manche Katzen Mäuse fangen und andere nicht. Außerdem gibt es unter den Fängern diejenigen, welche die Mäuse liegen lassen, aber auch solche, die sie verspeißen.

Wenn man auf solchen Fragen ein wenig herumkaut, fragt man sich bald, ob das Verhalten unserer Stubentiger eigentlich erlernt oder angeboren ist...? Liegen die Ursprünge in der Genetik, oder in der Prägephase?

Meine frühere Katze (die immernoch die tollste Katze ist, die ich je hatte) wurde auf einem Hof von einer wild lebenden Katze geboren und wuchs nur durch die Nahrung der Mutter auf, die sich ausschließlich von Mäusen ernährte (vermurlich). Fee war die beste Mäusefängerin und ernährte sich wahnsinnig viel von Mäusen, desweiteren fraß sie jede einzelne Maus auf.

Meine beiden jetzigen Katzen lebten die erste Zeit außen (sie wurden von der Mutter versteckt) aber irgendwann siedelten sie nach innen um und wurden wohl nur von Trockenfutter ernährt. Sie fangen viele Mäuse, lassen aber auch reichlich liegen ohne sie anzurühren. Außerdem fahren sie total auf Trockenfutter ab (Kindheitserinnerungen?)...

Was meint ihr oder was habt ihr für Erfahrungen...
Ist die Zeit nach der Geburt, die Ernährung und die Art der Nahrungsbeschaffung nachher prägend und kommt es daher, dass so viele Katzen keine Mäuse fangen? Muss die Katzenmutter das "Mäuse fangen" zeigen damit es die Katzen auch können? Oder ist es angeboren?

Meine Vermutungen gehen in die Richtung: Das Töten ist angeboren (zumindest zu einem sehr großen Teil), das Verspeißen aber eher nicht. Deshalb muss es die Mutter zeigen oder manche klugen Katzen bekommen es vielleicht selber raus. Nur so kann ich mir das alles erklären...

Habt ihr Erfahrungen die das bestätigen oder widerlegen? Was denkt ihr darüber?


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Re: Ist mäusefangen und verspeißen angeboren oder erlernt...

Beitrag von halloich » Mi 15. Apr 2009, 07:17

Als ich 4 war haben wir eine "wilden" Katzen gezähmt, sie lebte mit ca. 15 - 30 Katzen je nach Jahreszeit und Jungen, bei uns auf einem alten Bauernhof und pendelten auch zum Tante Emma Laden. Wir und auch der Tante Emma Laden haben die Katzen so gut wie nicht gefüttert.
Sie haben sich eher geholt was sie brauchen. Auch im Haus vom Früchstückstisch Sachen geklaut.

Diese Katzen und auch die gezähmte von uns mussten somit Mäuse fresse um zu Überleben.
Auch wenn die gezähmte, dann bei uns Katzenfutter und alles bekommen hat, hat sie weiter Tiere gejagt und gefressen.
Sie hat dann ein Baby zur Welt gebracht, danach wurden die beiden sterelisiert.
Sie hatten aber immer noch das Wilde in sich. Sie waren oft den ganzen Tag unterwegs und haben immer etwas mitgebracht. Mäuse, Ratten, Maulwürfe, kleine Kanninchen, Vögel.
Meist wurden die Tiere komplett gefressen, teilweise lagen auch noch Überreste bei uns auf der Fußmatte
Toll war es wenn man, gerade im Sommer, nicht aufgepasst hat und die Terassentür auf war und sie die Vögel im Wohnzimmer zerflügt haben :shock: :sauer:

Als die beiden Katzen dann nicht mehr waren und wir einen kleinen Kater (ca. 8- 12 Wochen) bekommen haben, wurde er auch an draussen gewöhnt. Er war aber ein ganz andere Schlag, ruhig, friedlich und nie lange weg, hat auch nie Tiere mitgebracht :schwitz:
Er lebte am Gardaseee bei einem Hotel und wurde unbemerkt von Bekannten unter der Motorhaube eines Autos von dort mit hierhin gebracht.
Die Bekannten konnten und wollten keine Katzen, da unsere letzte gerade gestorben war hat mein Vater sie genommen (meine Mutter wollte eigentlich keine mehr)

Meine Schwester hatte einen Hamster, der hatte im Wohnzimmer eine Kiste, als Auslauf die komplett oben offen war. Die Katze saß immer davor.
Wir haben immer gesagt, nein, da darfst du nicht ran, die gehört zum Haus.

Als wir dann im Haus eine Maus entdekt haben in einer kleinen Abstellkammer haben wir den Kater da eingesperrt in der Hoffnung das er die Maus fängt. Ritze unter der Tür zugestofft, damit die Maus nicht unter der Tür durchhuscht. Wir haben vorher 5 Tage vergeblich versucht die Maus rauszubekommen.
Nichts, irgenwann mussten wir die Katze ja wieder rauslassen.
Am nächsten Morgen sitzen der Kater und die Maus gemeinsam am Katzenfutter und zusammen am fressen :crazy:
Wenn der Kater draussen auf der Wiese war und eine Maus vorbeikam, hat er die fast umgelascht. Er hat sich nicht dafür interessiert, kurz geschut, geschnuppert und das war es. manchmal ist er sogar drübergelatscht.

Ich denke Mäusefangen/Mäuseverspeissen ist erlernt.

Die ersten beiden Katzen von uns haben es jeweils durch die Mütter kennengelernt.
Der Kater hat es nicht von der Mutter gelern, sie wurden bei dem Hotel vollversorgt und mussten auch nicht jagen um zu fressen und zu überleben.


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Re: Ist mäusefangen und verspeißen angeboren oder erlernt...

Beitrag von Die Wilde7 » Mi 15. Apr 2009, 12:23

Also ich glaube einfach das das der Urinstikt unserer Katzen ist, die Mäuse zu töten und zu fressen, so ernähren sich ja auch die Wildkatzen, erlernt glaub ich nicht, ich denke schon das ist angeboren!



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Re: Ist mäusefangen und verspeißen angeboren oder erlernt...

Beitrag von Tierliebhaberin » Mi 15. Apr 2009, 17:07

Ich würde auch sagen das es bei jeder Katze angeboren ist,allerdings frage ich mich doch bei meinen beiden ob es nicht eine Lernsache ist?!



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Re: Ist mäusefangen und verspeißen angeboren oder erlernt...

Beitrag von Die Wilde7 » Mi 15. Apr 2009, 17:23

hmm und ich konnte das wiederrum anders beobachten, denn mein Rumble war noch nie in seinem Leben draußen gewesen, seit er lebt ein reiner Wohnungskater, hatte also nie wirklich Kontakt zu Mäusen ect und auch nicht was man damit machen soll und so.

Kürzlich hat sich wohl ne Maus zu uns in die Vorratskammer verirrt und die hat er instinktiv nachts gefangen und sie sogar so gefressen, wie damals mein Peter (Freigänger) die Mäuse immer gefressen hatte, nämlich von Kopf an bis auf die Hinterbeine, also es lag quasi nur noch der Schwanz bis zu den Hinterbeinen da (ich weiß klingt jetzt was eklig, is ja aber natürlich für Katzen) deswegen sag ich jetzt mal so erlernt wurde Rumble das nie und er wusste was zu tun ist :grübel: aber anscheinend sind da unsere Katzis auch verschieden drinne!

@Tess: Is ja schon beeindruckend das deine Katze mit Nagetieren gut auskommt, hört man ja eher selten, aber ich glaub das liegt wirklich auch an der Handaufzucht!



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Re: Ist mäusefangen und verspeißen angeboren oder erlernt...

Beitrag von saloiv » Mi 15. Apr 2009, 17:25

Kürzlich hat sich wohl ne Maus zu uns in die Vorratskammer verirrt und die hat er instinktiv nachts gefangen und sie sogar so gefressen, wie damals mein Peter (Freigänger) die Mäuse immer gefressen hatte, nämlich von Kopf an bis auf die Hinterbeine, also es lag quasi nur noch der schwanz bis zu den hinterbeinen da (is weiß klingt jetzt was eklig, is ja aber natürlich für Katzen) deswegen sag ich jetzt mal so erlernt wurde Rumble das nie und er wusste was zu tun ist aber anscheinend sind da unsere Katzis auch verschieden drinne!
Wie ist er denn aufgewachsen? Hat er vielleicht als Baby schon Mäuse kennen gelernt?


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Re: Ist mäusefangen und verspeißen angeboren oder erlernt...

Beitrag von Die Wilde7 » Mi 15. Apr 2009, 17:27

Nee Saloiv, Rumble hatte in seinem Leben noch keinen Kontakt zu einer Maus, nicht mal Hamster hatten wir oder dergleichen, also zumindest kann ich mich an nix erinnern!
Deswegen denke ich ein gewisse Portion Instinkt mischt da mit!



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Re: Ist mäusefangen und verspeißen angeboren oder erlernt...

Beitrag von Gelfling » Do 16. Apr 2009, 13:41

Ich würde dir „Katzen - eine Verhaltenskunde“
von Paul Leyhausen (ehem. Max-Planck-Instituts für Verhaltensphysiologie in Wuppertal )empfehlen.
Da hast du über 100 Seiten rund um das Verhalten zur Beute
(und weitere über 100 zum Sozialverhalten der Katze)
Leider gibt’s das Buch wohl nicht mehr im Handel aber vielleicht hast du ja auf Ebay o.ä. Glück.

Mal so ein bisschen in Kürze angerissen.
Die Jagt ist auf jeden Fall ein Verhalten die den Katzen im Blut steckt.
Unabhängig vom Hunger und der Nahrungsaufnahme.
Beute- Auslösemechanismen (Bewegung, weg rennen u.s.w. -
im Gegensatz dazu irritiert die Katze ein Beutetier welches nur da
hockt oder gar auf die Katze zu kommt).
Auch der Tötungsbiss wird durch Reize ausgelöst (nicht unbedingt von der Beute aus - Erregung der Katze Beispiel für aller erste Versuche durch Muttertier/andere Katze = Konkurrenz/Beuteneid oder Erregungssteigerung weil Beutetier droht zu entkommen)
Die Bereitschaft zum erstmaligen Töten ist bei jungen Katzen am größten und sinkt mit der Zeit ab so das ältere Tiere, die bis dahin noch keine Beutetiere kennen, nicht mehr töten oder sich zumindest schwerer tun es zu erlernen.
Auch sehr interessant das Spiel mit der Beute. Da gibt es unterschiedliche Arten,
die häufigste ist das Stauungsspiel – weiteres im oben genannten Buch.
Ob eine Beute dann auch Nahrung ist wird wohl durch den Geruch ausgemacht,
ob sie dann letztlich auch gefressen wird entscheidet der Geschmack (und e.v. Tastsinn).
Und wie Katzen bezüglich ihrem Geschmack so sind wissen wir ja.
Je älter und eingefahrener auf ein bestimmtes Futter sie sind um so unflexibler zeigen sie sich.
Aber sie können auch später noch lernen (im Prinzip wie das junge Kätzen von seiner Mutter immer wieder Nahrung vorgesetzt bekommt und dadurch auch lernt)
und Unbekanntes als Futter „entdecken“.
Je nach Katze und wie festlegt sie ist/Alter
wird’s nur nicht leicht und auch nicht immer von Erfolg gekrönt sein ;)
Eine Katze die jahrelang Dosenfutter bekam kann häufig mit
Rohfleisch erstmal noch nicht anfangen. Auch muss sie erstmal lernen wie man so was frisst.
Wenn sie Fleischstücke verspeist, ist der Schritt zur ganzen Beute, oder zumindest einem Hühnerflügel noch nicht unbedingt getan.
Selbst Trockenfutter- Nassfutter ist für entsprechend
gewöhnte Katzen ja schon eine enorme Umstellung.

Wie gut eine Katze sich als Jägerin zeigt ist zum einen von ihrem Temperament abhängig
aber auch schlicht Erfahrenheit.
Ein unerfahrenes Tier wird natürlich weniger gute Erfolge zielen als ein geübter Jäger und ein ehr faul veranlagtes gemütliches wird weniger eifirg auf Jagt gehen als eine aktivere quirlige Katze.

Grüße Gelfling



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Re: Ist mäusefangen und verspeißen angeboren oder erlernt...

Beitrag von saloiv » Do 16. Apr 2009, 13:59

Vielen Dank für deinen Beitrag, das klingt sehr spannend, ich habe schon nach dem Buch geschaut und gebraucht scheint man es recht gut im Internet zu bekommen...

Ich frage mich zur Zeit auch immer mehr, wie sehr sich eine Katze beherrschen kann. Meine Katzen leben nunmal in einem Haushalt mit Vögeln, Kleinsäugern usw. und verstehen aber auf jeden Fall den Unterschied zwischen "Haustieren (kein Futter) und Wildtieren, die sie erlegen dürfen). Grenzfälle sind dann beispielsweise meine Tauben, weil sie nicht unmittelbar am Haus leben sondern in einem Nebengebäude oben im Dachspitz, da sind sie noch etwas ungebremst...

Von Hand aufgezogene oder zu früh abgegebene Kätzchen haben öfter Probleme Mäuse zu fangen oder zu fressen, da häuft sich dieses Phänomen... Aus eigenen Beobachtungen weiß ich, dass die Katzenmütter erst tote Mäuse zum spielen anschleppen (für die Babys), dann "zuckende" und irgendwann sehr lebendige... Sie lehrt den Jungtieren sicherlich den Umgang mit Mäusen. Daher scheind es mir so, dass diese Phase des Lernens auch Auswirkung auf das spätere Fangverhalten hat.

Eine Erklärung könnte schichtweg die "Erfahrung" sein, wie du schon geschrieben hattest.
Gelfling hat geschrieben:Wie gut eine Katze sich als Jägerin zeigt ist zum einen von ihrem Temperament abhängig aber auch schlicht Erfahrenheit.Ein unerfahrenes Tier wird natürlich weniger gute Erfolge zielen als ein geübter Jäger und ein ehr faul veranlagtes gemütliches wird weniger eifirg auf Jagt gehen als eine aktivere quirlige Katze.


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