Ist Schafe scheren Tierquälerei?

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Grashüpfer
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Ist Schafe scheren Tierquälerei?

Beitrag von Grashüpfer » So 3. Mai 2009, 21:56

Zur Zeit schaue ich verstärkt australische oder neuseeländische Filme/Dokus im TV.

Dort wird sehr häufig gezeigt wie die ihre Schafe scheren, nämlich:

Die werden auf den Popo gedreht, nicht gerade sanft, dann auf dem Popo, rücktwärts an den Vorderpfoten, von einem Stallzimmer ins nächste gezogen, dann wird der Kopf des Schafes zwischen die Beine des Scheres eingeklemmt, in einem Affenzahn mit dem Rasierer darüber, oft werden die Tiere dabei verletzt, jedenfalls bluten sie, dann werden sie losgelassen, aber sind irgendwie immer noch zwischen den Beinen eingeklemmt, können somit also nicht wirklich aufstehen und werden dann zu einem Ausgang hinter dem Scherer geschoben.

Fragen:
1.) Das auf dem Popo über den Boden ziehen, das muss doch weh tun, bzw. wie sieht es aus mit Brand-/Schleifwunden?

2.) Halten die Schafe aus Angststarre derartig still?

3.) Wieso werden die Wunden beim scheren nicht verartztet? Das muss doch brennen wie blöde, wenn man mit so einem Messer geschnitten wird.

4.) Muss das wirklich sein, dass die Tiere nach dem scheren, so auf der Seite oder rückenliegend aus der Scherkammer raus geschoben werden?

5.) Macht es den Schafen eigentlich gar nichts aus, immer so eng eingepfercht zu sein, dass sie sich nicht einmal einen Milimeter rumdrehen können?

Für mich sieht das immer ganz furchtbar grauenhaft aus. Wie ist das für die Tiere?


"Dass einmal das Wort Tierschutz geschaffen werden musste,
ist eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Entwicklung."

(Theodor Heuss)

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Re: Ist Schafe scheren Tierquälerei?

Beitrag von chien » So 3. Mai 2009, 22:45

Hier ein Paste von Peta.de zum Thema:
Die Qualen des Scherens und Mulesings

2001 war Australien mit seinen mehr etwa 100 Millionen Schafen der größte Wolllieferant der Welt und produzierte knapp 25 Prozent des gesamten Wollaufkommens. Die Herden bestehen gewöhnlich aus Tausenden von Schafen, was es faktisch unmöglich macht, einem Tier individuelle Aufmerksamkeit zu schenken oder den Bedürfnissen eines Einzelnen nachzukommen. Daher kommt es auch vor, dass jährlich bis zu 6 Millionen Tiere sterben, was von den Schafzüchtern in Kauf genommen wird. Die meist verbreitete Rasse sind die Merinos, Australien stellt etwa 50 Prozent der weltweiten Merinowolle. Dementsprechend ist die Bedeutung für den australischen Export, der – trotz sinkender Schafzahlen – heute noch immer den Weltmarkt mit Wolle versorgt (2, 3).

Merinos sind speziell so gezüchtet, dass sie faltige Haut haben, was noch mehr Wolle pro Tier bedeutet. Dieses unnatürliche Übermaß an Wolle führt dazu, dass Tiere während der heißen Monate an Überhitzung sterben, und in den Falten sammeln sich außerdem Urin und Feuchtigkeit. Von der Feuchtigkeit angezogen legen Fliegen ihre Eier in den Hautfalten ab, und die ausgeschlüpften Larven können die Schafe bei lebendigem Leibe auffressen. Um nun einen solchen „Fliegenbefall“ zu verhindern, nehmen die australischen Farmer eine barbarische Prozedur an den Schafen vor - Mulesing. Dabei werden den Lämmern bei vollem Bewusstsein und ohne Betäubung riesige Fleischstreifen hinten von den Beinen und im Bereich des Schwanzes weg geschnitten. Man will so eine glatte, vernarbte Fläche erhalten, auf der sich keine Fliegen ansiedeln und Eier ablegen, jedoch werden die offenen blutigen Wunden oft noch vor dem Abheilen von Fliegen befallen. Mittlerweile hat sich die australische Wollindustrie dem Druck gebeugt und eingewilligt, das Mulesing Ende 2010 auslaufen zu lassen und andere tierfreundliche Methoden zur Überwachung des Fliegenbefalls einzusetzen. Diese, wie bessere Kontrolle der Herden, Fliegenfallen oder die Verwendung einer anderen, besser an die Umgebung angepassten Rasse, stehen schon heute zu Verfügung. Man muss sich fragen, warum bis 2010 noch Millionen Schafe an dieser grausamen und unnötigen Prozedur leiden müssen (4).

Die Schafe werden in jedem Frühjahr geschoren, nachdem sie die Lämmer bekommen haben, also gerade zu der Zeit, wo sie normalerweise ihr Winterfell abwerfen würden. Das richtige Timing ist hier entscheidend: Schert man zu spät, verliert man Wolle, ist man zu sehr in Eile, sterben viele Schafe, weil sie zu früh geschoren wurden.

Die Scherer werden gewöhnlich nach Masse bezahlt, und nicht pro Stunde. Dies führt dazu, dass schnell gearbeitet und nicht auf das Wohl der Schafe geachtet wird. Erfahrene Arbeiter scheren um die 350 Tiere am Tag, und diese Geschwindigkeit wird bis zu vier Wochen aufrechterhalten. Dieses Scheren im Akkord verursacht immer wieder Verletzungen der brutal fixierten Tiere.



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Re: Ist Schafe scheren Tierquälerei?

Beitrag von saloiv » So 3. Mai 2009, 22:48

Die Schafe wurden auf Wolleistung gezüchtet um Wollkleidung herzustellen. Deshalb wird das Fell sehr lang und fällt nicht aus. Das Scheren ist deshalb pflicht.
Es gibt aber noch einzelne alte Rassen, die ohne Schurr zurecht kommen und deshalb vorallem für die Beweidung gehalten werden.

Aber nachdem der Verbraucher Wollprodukte wünscht, werden diese Rassen nicht eingesetzt, sondern Rasse mit viel Wolle...


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Re: Ist Schafe scheren Tierquälerei?

Beitrag von serafina » Mo 4. Mai 2009, 07:55

@Chien, das klingt ja furchtbar.:würg:
Ich hoffe das das bald auch dort verboten wird.

@dante, hast du Erfahrung mit Lamas scheren? Freddy ist bald fällig. Vielleicht kann ich ihr paar Tips geben.

LG
Serafina


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Re: Ist Schafe scheren Tierquälerei?

Beitrag von Die Wilde7 » Mo 4. Mai 2009, 08:54

Das klingt ja wirklich schrecklich!

Ich war da mal dabei als Schaafe geschoren wurden, das ist ja wirklich kein schöner Anblick!
Vor allem sind da einige Schaafe recht blutend rausgegangen :grübel:
Also wirklich Feingefühl haben die Schaaf-Scherer da nicht bewiesen!



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Re: Ist Schafe scheren Tierquälerei?

Beitrag von Die Wilde7 » Mo 4. Mai 2009, 09:08

Ich sag ja nicht das das überall so sein muss, ich sagte ja nur das es so war, als ich dort zugeschaut habe, und die Schaafe ham auch ganz schön rumgemekkert!



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Re: Ist Schafe scheren Tierquälerei?

Beitrag von Grashüpfer » Mo 4. Mai 2009, 09:53

@Chien, wie grauenvoll.

Wenn die Scherer nach Stückzahl bezahlt werden und nicht nach Stunden ist klar, dass die grob zu den Schafen sind, dann geht es einfach schneller.

Aber trotzdem, das ist keine Rechtfertigung. Da müsste ein Gesetz her, dass die Scherer auch zu ihrem Geld kommen, wenn sie die Tiere ordentlich behandeln. :sauer:

Die Schafe haben bestimmt schon beim zusammen treiben eine riesen Angst, weil sie genau wissen, was jetzt gleich passieren wird.....


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Re: Ist Schafe scheren Tierquälerei?

Beitrag von milli » So 10. Mai 2009, 17:16

hi

also meine 4 schafe werden auch geschoren und wenn man das sorgfältig macht, tragen die tiere auch keine wunden davon.
ausserdem ist das scheren eine erleichterung für die tiere besonders im sommer



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Re: Ist Schafe scheren Tierquälerei?

Beitrag von Nightmoon » So 10. Mai 2009, 21:19

Genau so sehe ich das auch Milli. ;)
Wenn die Scherer schon nach Stückzahl bezahlt werden, dann sollte man es auch gleich so machen, dass man ihnen das geld zum Teil wieder abzieht, wenn sie ein Schaf dabei verletzen.

In vielen Ländern gibt es Schafscherwettbewerbe. Der berühmteste ist wohl die „Golden Shears“-Weltmeisterschaft.
Die besten Schafscherer können ein Schaf, mit einer Schermaschine in ca. 20 Sekunden komplett von seiner Wolle befreien und per Hand dauer es ca 2 min. Das muss man sich mal überlegen. Das Tier muss ja dabei förmlich umhergeschleudert werden. :?
Das einzigst Positive daran ist, die Teilnehmer bekommen Punktabzug, sollten sie das Schaf dabei verschneiden.

Von dem Mulesings hab ich echt noch nie etwas gehört. Ich hab gerade mal danach gegooglet. Grauenhaft, wozu Mensch fähig ist. Mir fehlen echt die Worte. Die armen Tiere...


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Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

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