Wie giftig sind Walnuss und Esche für Pferde?

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krümel 94
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Wie giftig sind Walnuss und Esche für Pferde?

Beitrag von krümel 94 » So 29. Jun 2014, 09:27

Hallo Leute :)

Ich habe mal eine ernährungstechnische Frage bei der es um mein neues Pflegepferd geht.

Also erstmal ein par allg. Infos vorweg. Das Pferd steht seit etwa 2-3 Monaten in einem Paddock Trail, das ist ein ewiger Rundweg mit dem hintergedanken, dass das Pferd immer in Bewegung ist. Dort ist er immer draußen, kann aber auch Unterstände nutzen, und hat Rund um die Uhr Heu zur Verfügung zudem gibt es noch ein paar Stunden am Tag Koppelgang.
Vorher stand er wohl auch draußen, allerdings weis ich grad nicht genau ob er über Nacht in einem Stall stand. Ich kenne ihn erst seit etwa 2 Monaten.

Nun ist es so das er anscheinend total auf Blätter steht. Wenn er die Möglichkeit hat versucht er z.B. die Hainbuchenhecke anzufressen. Soll er zwar nicht, aber da ich Hainbuche unbedenklich finde lass ich ihn auf der Koppel gewähren wenn ich ihn dabei seh :pfeif:

Gestern aber hat er von der Wallnuss Blätter abgerupft, der Stamm wurde schon mit Maschendraht gesichert, da die Pflanze als giftig gilt. Und danach ist er zu einer Esche (ich glaube das es eine gemeine Esche ist), die am Paddock steht gezogen und hat davon gefressen.

Allerdings frisst er nicht normal im stehen, sondern macht um an die Blätter zu kommen extra Männchen.

Die Besitzerin meinte mal, dass er öfters weicheren Kot hat und schiebt es eben auf die Giftigkeit der Pflanzen, aber ich glaub sie weis noch nicht das auch Wallnuss gefressen wird, sonst wär der Baum wohl schon weg...
Ich vermute aber, aufgrund der Erfahrungen die ich hier schon im Kleintierbereich sammeln konnte, dass er wohl selbst clever genug ist um zu wissen was er frisst und was sein Körper vllt benötigt :lieb:

Neulich konnte ich auch beobachten, dass er genüßlich in einem Kothaufen gewühlt und gefressen hat, ich weis aber nicht ob es seiner oder ein anderer war.

Wenn ich nun meine Erfahrungen mit den Meerschweinchen auf das Pferd übertrage (ich bin mir allerdings nicht sicher ob das wirklich 1:1 geht) würde ich vermuten das er irgendwie versucht seinen Verdauungstrackt in Ordnung zu bringen.

Ich würde mich freuen wenn ich ein paar Meinungen zur Toxizität der zu Beginn erwähnten Pflanzen bekomme, aber auch auf meine Überlegungen zum eventuellen Selektieren aufgrund von gesundheitlichen Problemen. :)

Die anderen Pferde verhalten sich übrigens "normal".

LG krümel :D



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Murx Pickwick
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Re: Wie giftig sind Walnuss und Esche für Pferde?

Beitrag von Murx Pickwick » So 29. Jun 2014, 11:47

Früher hatte man auch an Pferde viel Laubheu verfüttert - und genau aus diesen Zeiten stammt auch der Ausspruch, einen Roßmagen haben, was keinesfalls bedeutete, der Magen sei besonders empfindlich, sondern was bedeutete, der Magen war besonders robust, solche Menschen mit Roßmagen können fressen, was sie wollen, da passiert nix ...

Heutzutage ist alles giftig, auch das was früher verfüttert wurde, es wird lieber Kraftfutter und Strukturmüsli aus der Retorte verfüttert - und die Pferde sind tatsächlich absolut empfindlich, was die Verdauung angeht, sie weisen diverse Stoffwechselerkrankungen auf, leiden unter Sommerekzemen, haben im Schnitt viel häufiger Hufrehe wie früher etc.
Ein Zusammenhang? - Zumindest wahrscheinlich ...

Generell sorgen die Zweige von Büschen und Bäumen dafür, daß sich die Zähne der Pferde artgemäß abnutzen können, sie müssen dann nicht mehr zum Pferdezahnarzt. Die Lignine und Gerbsäuren der Bäume sorgen zudem für ein ausgeglicheneres Mikrobengleichgewicht im Darm und Blinddarm, genau wie bei Meerschwein, Kanin und Co. Pektine in den Blättern sorgen zudem für ein besseres Wasserbindungsvermögen, Pferde, die viel unterschiedliches Gehölz fressen dürfen, haben im Schnitt seltener Kotwasser.

Im folgenden beziehe ich mich auf das, was Claudia Liath in ihrem Buch schreibt, ich selbst hab einfach zuwenig Erfahrung mit Pferdefütterung, hab ja nie ein Roß mein Eigen genannt ...
Die möglichst jungen Blätter der Walnuß können bei Stoffwechselstörungen, Parasitenbefall, äußerlich auch bei Hautleiden, Prellungen und Zerrungen angewendet werden, sind aber laut Liath nicht für innerliche Daueranwendung geeignet.
Zuviele Blätter können zu Durchfall und Vergiftungserscheinungen führen. Die Kur sollte deshalb über drei Wochen erfolgen, jeweils täglich zwei kleine Blätter ... die innerliche Gabe bezeichnet sie als umstritten.
Ansonsten empfiehlt sie die äußere Anwendung bei Prellungen, Zerrungen, Verletzungen und Co ...

Meine eigenen Beobachtungen ... die Schulpferde stehen im Sommer auf Streuobstwiesen, auf denen unter anderem auch Walnußbäume stehen und sie fressen die Blätter dort durchaus, aber eher selten und im Vergleich zu Blättern anderer Baum- und Straucharten nur wenig. Die Pensionspferde dagegen stehen auf den Weiden direkt am Hof - sehr fette Weiden, wo um die Weiden hauptsächlich Weißdorn, Spitz- und Feldahorn und Linde stehen. Walnußbäume gibts am Hof nicht. Wenn Probleme mit Darmwürmern auftreten, erwischt es regelmäßig die Pensionspferde schlimmer, wie die Schulpferde ...
Könnte also stimmen mit der Parasitenbekämpfung durch Walnuß, allerdings sind da etliche Faktoren anders, wie auf den Streuobstwiesen - da muß man dann schon vorsichtig sein mit seinen Schlüssen.

Quelle: Claudia Liath (2012): Das Kräuterbuch für Pferde. Books on Demand, Norderstedt. ISBN 978-3-8448-1499-6
(Übrigens ist das ein Buch, was meiner Meinung nach jeder Pferdehalter bei sich rumzustehen haben sollte - und ab und an auch mal reinschauen sollte! Es ist so ziemlich das Beste, was es in dieser Richtung im deutschsprachigen Bereich an Kräuterliteratur über Pferde zu kaufen gibt)

Esche zählt zu den typischen Bäumen, die vor 1900 viel geschnaitelt wurden - also für den Winter im Sommer geerntet und dann zu Heu getrocknet wurden. Esche wurde auch an Pferde verfüttert, allerdings immer im Gemisch anderer Baum- und Straucharten. Sie kann also nicht giftig sein.



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