Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

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Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von Vollblutkaninchen » Sa 9. Okt 2010, 17:13

Huhu ihr Lieben,

vor ein paar Wochen habe ich wieder angefangen zu reiten. Hatte bis jetzt zwar erst 2 Reitstunden (Zweierunterricht) habe mir aber schon ordentlich Gedanken darüber gemacht. Mein Ziel ist es das Reiten weitesgehened zu beherrschen, den Umgang mit den Tieren kennen zu lernen und zu verstehen und mir ansonsten auch noch ein bisschen Wissen aneignen.
Bis jetzt habe ich nur einen kleinen Einblick ins Western Reiten bekommen, habe aber eine lange Zeit lang Voltigiert. Ich bin auch schon ein wenig English geritten, hatte da aber Pech mit dem Reitstall und habe im Grunde genommen 2 Jahre lang nichts gelernt. Nunja, das ums kurz zu fassen: Ich kann im Prinzip sogut wie garnicht richtig reiten. So nun ist es so, dass meine Mutter viel arbeiten muss und mich somit nicht zu einem bestimmten Hof fahren kann, deshalb bin ich jetzt bei einem Reitstall in meinem Dorf, den ich eigentlich garnicht mag aber ich wills jetzt lernen. An diesem Hof lerne ich English, was ich ehrlich gesagt auch nicht so berauschend finde, da ich glaube, dass Western für Mensch und Tier angenehmer ist. Beim English zieht man ja immer zurück, wenn man in eine bestimmte Richtung abbiegen will und beim Western führt man den Zügel so seitlich weg. Irgentwann wird das Pferd in den Mundwinkel (beim English) doch ganz taub, weil ja ständig irgentwer dran zieht, oder sehe ich das falsch? Ansonsten dürfen Reitschüler bei dem Hof aus Versicherungsgründen nur in der Halle oder auf dem Platz reiten, was ich besonders bedauere. Was ich an dem Hof ebenfalls schade finde ist, dass die Schulpferde offentsichtlich weniger "Rechte" habe als Privatpferde. Die stehen alle auf einem eingezäunten Platz mit einem heruntergekommenen Unterstand und
der Boden ist total vermatscht. Ansonsten sind die Pferde teils auch etwas schwierig zu reiten oder schon relativ alt. Allein vom Äußerlichen unterscheiden sie sich deutlich von den Privatpferden, da sie immer ein wenig verdreckt und herruntergekommen wirken. Als ich mir erklären lies, wie man dem Pferd richtig die Trense anzieht (ich war zu klein und das Pferd hat ständig den Kopf gehoben), haute die Frau, die mir "half" dem Pferd das Mundstück gegen die Zähne, solange bis es sie irgentwann öffnete. Als ich sie dann fragte, ob man nicht eigendlich den Finger in den Mund schiebt, damit das Pferd das Maul öffnete, entgegnete sie mir:"Naja, es ist ja nur ein Schulpferd." Da dachte ich mir aber auch schon "Hallo!? Wo bin ich denn hier gelandet?" Die Privatpferde haben relativ große Boxen und davor noch einen kleinen Auslauf. Bei gutem Wetter im Sommer dürfen die auch mal in Gruppen auf die Koppeln. Aber mal ehrlich: Ich denke nicht, dass den Pferden das schlechte Wetter etwas ausmachen würde und es kann doch auch nicht so gesund sein, dass die Pferde in den Boxen wenig Kontakt zu ihren Artgenossen haben und im Winter fast ausschließlich nur vom Menschen bewegt werden.
Okay, und nun zum Reiten. Ich habe ja wie oben bereits erwähnt Zweierreitstunde, das heißt ich teile mir die Reitstunde mit einer anderen Person. Trotzdem waren zeitweise mit uns 6 anderen Pferde und Reiter in der Reithalle und ich musste mich fast mehr darauf konzentieren auszuweichen als zu reiten. Dazu kommt, ich bin doch kein besonders guter Reiter und ich kann die abfälligen Blicke förmlich spüren, die mir diesen eingebildeten Tussen auf ihren ach so tollen Springpferden zuwerfen. Man, wenn meine bloße Anwesendheit die stört, dann sollen sie halt zu einem anderen Zeitpunkt in die Halle gehen! Ich bin ja hier ums zu lernen, mehr kann ich nicht machen. Da ich früher immer viel im Gelände geritten bin, hab ich natürlich null Plan von diesen verdammten Hufschlagfiguren und ich wurde angestarrt, wie eine Auseridirsche, weil ich nicht wusste, was "durch die ganze Bahn wechseln" heißt. Aber mal ganz ehrlich: Wozu soll das denn gut sein? Es würde doch reichen, wenn mir jemand befiehlt das Pferd in eine bestimmte Richtung zu lenken, da muss ich mich doch nicht an so verdammte Buchstaben halten. Ich will ja schließlich auf keine Dessurtuniere gehen oder so. Aber die Hufschlagfiguren scheinen hier heilig zu sein. Naja. Ich gestehe, viel Spaß macht es im Moment nicht aber ich mag den Umgang mit den Pferden und will es jetzt ein für alle mal lernen, dann haue ich da wieder ab.
Der Mensch hat in meinen Augen das Pferd gezähmt und es zu seinem Diener gemacht. Manchmal kommt es mir vor, als würde man das Pferd nur als Sportgerät sehen und weniger darauf achten, ob dem Pferd das Reiten vielleicht auch Spaß macht.
Wie seht ihr das? Geht ihr auch Reiten, wenn ja wie und unter welchen Bedingungen? Bevorzugt ihr Western oder English?

Lg Vollblut


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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 9. Okt 2010, 17:41

Ich persönlich bevorzuge keine einzige Reitschule mehr, egal, ob es die Doma Vaquera mit und ohne Garrocha, englisch Reiten, Barockreiten, Geländereiten, Ausdauerreiten, Springreiten, RAI-Reiten oder Westernreiten heißt, alle Reitstile unterscheiden sich korrekt geritten nur in Kleinigkeiten und in allen Reitstilen wird Schindluder mit dem Pferd betrieben ... was mich interessiert, ist einzig die Quinteszenz, was macht einen guten Reiter aus ... und das scheint man nur in Reitschulen zu lernen, die für meine finanziellen Mittel einfach nicht bezahlbar sind.

Damit bin ich beim nächsten Dilemma - egal in welchem Reitstil, es gibt echte Meister der Reitkunst, die ihre Art zu Reiten auch mit den Grundkenntnissen und ohne Mythen und Dogma lehren können - diese Reitlehrer verlangen Geld - zu Recht! Was sie leisten, ist im Grunde genommen unbezahlbar, das kann der 0815-Reitlehrer von Nebenan gar nicht vermitteln, weil er selbst es falsch oder gar nicht verstanden hat ...

Fernreitlernen geht nicht - bei keinem Menschen, nicht mal bei mir. Auch das mußte ich schmerzlich feststellen, nachdem ein absoluter Zelter aufgrund meiner eigenen Fehler die Konsequenzen zog und mich auf den Boden der Tatsachen katapultierte - ich kenne bis heute nicht den wahren Grund dafür ... Merke: wer ein guter Reiter werden will, braucht die Korrektur eines guten Reiters, die hat man nunmal nicht, wenn man sich die Grundregeln guten Reitens selbstbeizubringen versucht. Die Leute, wo ich hoffte, sie könnten mich korrigieren, sahen noch weniger wie ich - kein Wunder, sind ja auch keine Pferdemenschen, die kennen sich genauso gut mit dem Pferd aus wie ich - nämlich gar nicht!

Ich hab kein Geld, und die Reitstunden, für die ich das Geld habe, auf die pfeiffe ich ... ich hab zulange in meinem Leben schlechten Reitunterricht genommen und ich möcht nicht wissen, was alles an Automatismen, die für das Pferd schmerzhaft sind, bei mir sich im Laufe von unzureichendem und schlechtem Reitunterricht entwickelt haben und die nun kaum mehr herauszubringen sind ...
Beim English zieht man ja immer zurück, wenn man in eine bestimmte Richtung abbiegen will und beim Western führt man den Zügel so seitlich weg. Irgentwann wird das Pferd in den Mundwinkel (beim English) doch ganz taub, weil ja ständig irgentwer dran zieht, oder sehe ich das falsch?
Auch beim englischen Reiten ist es das Ziel eines guten Reitstiles, daß ich nur dran denke, in welche Richtung ich möchte und das Pferd errät diese Richtung und biegt ab ... ein Ziehen am Zügel ist weder beim Westernreiten noch beim Englischen Reiten Sinn der Sache - im Gegenteil, beim englischen Reiten und beim Westernreiten gleichermaßen sollte wie bei jedem Reitstil die Zügelhilfe nur eine Aufmerksammachung und Korrektur sein, nix weiter. Die eigentlichen Hilfen sind die Gewichtshilfen und die Beinhilfen!
Wenn ich also beim Schulpferde dem Gaul erstmal die Zähne mithilfe des Gebisses aus dem Maule reißen muß, damit er endlich kapiert, daß er ja mal irgendwann die Richtung wechseln soll, läuft etwas gehörig und gründlich falsch!
Auch englisch gerittene Pferde können ohne Kopfzeug und ohne Sattel englisch geritten werden ... also funktioniert die Richtungsänderung ja wohl kaum über den Zügel!



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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von Nightmoon » Sa 9. Okt 2010, 19:49

Hier ist mal ein kleiner Tipp für dich.
https://www.tierpla.net/post20537.html#p20537" onclick="window.open(this.href);return false;

Keine Sorge, richtig Reiten, mit allen Regeln usw. hab ich auch nie gelernt. Es bestand einfach kein Bedarf. :hm:
Ich kann Dir nur wenige Fachbegriffe dazu nennen, aber dennoch weiß ich, wie ich mit einem Pferd umzugehen hab, dass wir uns beide wohlfühlen und dass das Pferd weiß, was ich von ihm will. ;)

Mein "Reiten lernen" war so, mit 8 Jahren rauf auf ein riesiges Pferd, gleich nach dem Pflügen auf dem Feld und das Pferd zu seinem Stall reiten. :hm: Ich hatte "von Tuten und Blasen" keine Ahnung. :lach:
Erstaunlich, ich blieb drauf und wurde ganz doll gelobt. Von da an liebte ich das "Reiten" und vor allem Pferde.
Danach folgten (in unregelmäßigen Abständen) immer wieder "Reitunterricht" nach Kavallerie-Art. :hehe:
Ja, der mir das beibrachte, dem ging es darum, dass ich in allen nur denkbaren Situationen mit dem Pferd eine Einheit bilde und nicht herunter falle und wenn ich schon falle, dann bitteschön so, dass ich mir nie etwas tat und dem Pferd auch nichts passierte.
:autsch: Du glaubst gar nicht, wie oft und in welchen Positionen ich alles vom Pferd gefallen bin. Diese Blauschimmelstute hatte in meinen Augen nur den einen Vorsatz, wie krieg ich die kleene Nervensäge von mir herunter. :jaja: ...was ihr auch immer wieder glückte. :jaja:
Später hatte ich kurz auch mal Voltegieren. Doch das Pferd "rannte" ja dauernd nur im Kreis herum und das war mir ehrlich gesagt zu langweilig, da ich ja sowieso noch Acrobatik u.v.a. an Sport machte. Das fand ich irgendwie spannender damals. :hot: Also hörte ich mit dem Voltegieren rel. schnell wieder auf.
Tja und seit dem bin ich nur Freizeitreiterei geritten. :hm: Immer, wenn sich die Gelegenheit bot oder man mich fragte, ob ich es nicht wieder "richten" wollte, weil sein Pferdchen nicht gut reitbar war, machte ich es.
Ich hab eine Menge von vielen Leuten gelernt, weil ich wahscheinlich nie aufhörte zu fragen. :hehe: Vor allem entdeckte ich als Kind die Körpersprache der Pferde/Tiere untereinander, welche ich für mich nutzte.
:hehe: Ich wollte dazu gehören, also beschäftigte ich mich sehr intensiv mit den Pferden.
Erst viele Jahre später, als ich erwachsen war, erfuhr ich von Monty Roberts usw.... aber dadurch fühlte ich mich nur noch bestätigt.
Naja, was soll ich ssagen, ich versuchte das auf und mit Pferden/Tieren anzuwenden, was mir meiner Meinung nach gut gelang.
Später entdeckte ich auch das Westernreiten für mich. Ich fand das von Anfang an viel schöner, als das englische Reiten. Es war sehr viel ohne Zwang, unheimlich viel mit Vertrauen, Gewichtverlagern, Beinarbeit und Beinposition. Mich beeindruckte das ziemlich stark, zumal ich einiges davon schon "unbewusst" anwendete, weil auf wildfremden Pferden, die auf irgendwelchen Koppeln standen, gab es keinen Sattel oder Trense. :pfeif:
Deswegen wahrscheinlich hatte ich nie das Bedürfnis wirklich richtig Reitunterricht zu nehmen. Klar, heute bedauere ich es schon ein bisschen, weil mir eben die ganzen Fachbegriffe fehlen. Zum Nachlesen und theoretisch lernen fehlt mir irgendwie die Zeit oder ich habe ganz einfach keine Lust dazu. :hehe:

Ich habe damals hier, im Tierpla.net mit Dante zusammen angefangen den Pferdebereich aufzubauen. Nunja, wir schafften nicht alles gemeinsam zu schreiben. Wir wollten damals auch die Hufschlagfiguren hier aufführen und erklären. Ich machte die Zeichnungen dazu, aber dann ging Dante leider hier weg und irgendwie geriet es in Vergessenheit. :hehe: :schäm:
Die Zeichnungen dazu hab ich noch. Falls sie Dir etwas bringen, dann kann ich die hier gerne reinsetzen. :lieb:


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Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von kmc97 » Sa 9. Okt 2010, 22:24

ich selbst reite beides, bei beiden giebt es auch vor- und nachteile.... wie es dir besser geffällt musst du selbst wissen. und ich reite auch nur einmal in der woche weil ich auch keine zeit öfters dafür hab
lg kmc97



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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von Lightning » Sa 9. Okt 2010, 23:15

Erstmal vorweg finde ich es gut,dass du dich mit dem Thema auseinandersetzt! :top:
Und noch eins vorweg,nimm diese "aroganten" Blicke nicht so ernst,das regt nur unnötig auf und am Ende wirst du auch solche Blicke aufsetzen..und das muss ja nicht sein. :mrgreen:
Ich kenne das zu gut,man ist gerade neu,ist eigentlich auch total motiviert und dann kommen solche "möchtegern" Reiterinnen daher und schauen dich sehr abstoßend an...aber hey auch die haben mal so angefangen wie du und ich und jeder andere der anfängt etwas zu lernen.
Allgemein zu Schulpferden und Reitstunden..mitlerweile denke ich einfach,dass es das einfachste und beste ist sich gewisse Dinge selber beizubringen.
Wie du schon geschildert hast,meist ist eine Reithalle viel zu überlastet von Pferden,wie zum Teufel soll man da was "lernen"?!
Das Pferd ist nicht 100% bei der Sache und du schonmal gar nicht,die Reitlehrerin/er gibt dann nur nen überflüssigen Kommentar und alle schauen dich an,da du ja gerade nicht das gemacht hast,was dir gesagt wurde...furchtbar der Gedanke.
Wobei eins find ich ja gut,dass deine "Gruppe" aus 2 Personen besteht!
Bei uns damals bestanden die Gruppen aus mind. 6 Leuten bis zu 11 Personen!...
Zu dem Zustand der Pferde...leider ist es häufig so,dass man einen relativ krassen Unterschied zwischen Schul - und Privatpferd sieht,es sei denn ein Privatpferd wird als Schulpferd eingesetzt.
Es ist zwar traurig,aber wir können nichts daran ändern,wenn manche Leute der Meinung sind,das wenig soziale Kontakte gerade für Herdentiere fördernd sind,sowie wenig Freigang...
Den Spruch,dass es ja nur Schulpferde sein,beim Auftrensen find ich schon arg unverschämt...ganz ehrlich Vollblut,mach es so,wie du es mal beigebracht bekommen hast,das Pferd wird sich deine Art des Auftrensens schon merken und für gut befinden.
Zu den Reitrichtungen mag ich so gar nichts sagen,find einfach heraus welche zu dir persönlich am Besten passt. :lieb:


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Der Hund blieb mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.

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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von KathyMHL » Sa 9. Okt 2010, 23:24

Auch beim Englischreiten wird, wenns korrekt gemacht wird, nicht im Maul herumgerissen. Allerdings gibts eben in jeder Reitweise gute und auch schlechte Beispiele, ebenso wie es gute und schlechte Reitställe gibt, wo man Unterricht nehmen kann.

Ich selbst bin einige Zeit freizeitmäßig Dressur geritten, habe aber festgestellt, das meinem Pferd sowie auch mir, das Ausreiten am Besten gefällt. Daher sind wir nun eigentlich so gut wie nur im Gelände unterwegs, allerdings wird auch da immer alles Mögliche gemacht, wie ich eben Lust habe. Also seitwärts, rückwärts, Schneller und Langsamer innerhalb einer Gangart, Biegen, Schlangenlinien, ne Wiese wo man reiten darf drauf wird kurzerhand mal für einige Minuten zum Reitplatz, etc.

Ich persönlich finde des Westernstil angenehmer, meinem Pferd liegts auch mehr. Eben weil er sich gut selbst trägt und man ihn nicht die ganze Zeit so "an den Zügel" stellt wie im Englischen, sondern die Zügel eben relativ lang sind und ich ihn so gut wie nur mit Umlegen der Zügel sowie Gewicht und Schenkeln lenke, durchpariere, etc. Was ihm aber vermutlich nicht liegen würde, ist dieser extrem langsame Trab bzw Jog den man auf Turnieren sieht, ebenso wie der Galopp.... in so nem Schneckentempo und noch dazu kein 3 Takt mehr....

Der Sattel ist mir auch lieber, wobei ein schöner Dressursattel auch nicht zu verachten ist von der reinen Bequemlichkeit her :)



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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von Entensusi » Mo 11. Okt 2010, 20:28

Reitställe, Reitlehrer, ein interessantes und endloses Thema...

Meine Erfahrung, die ich durch reines Zugucken gemacht habe ist, dass alle Reitlehrer ein großes EGO besitzen. Vielleicht muss das so sein, damit sie ihren Beruf gut machen?
Dann kommt dazu, dass das Pferd für sie nicht (nur) Besitz und Verpflichtung ist, sondern auch ein Instrument, mit dem sie Geld verdienen. D.h., wenn sie nicht geade eh schon superreich sind, dass sie den Einsatz des Tieres in der Reitstunde "optimieren" müssen - nicht so viel, dass sie ihm schaden, aber auch so, dass es sich noch "lohnt". Das ist für jemanden, der eher die Tierliebe und den Tierschutz im Blick hat wohl oft ein harter Brocken.
Ich muss sagen, man darf auch dankbar sein, dass es sie gibt, die Reitlehrer mit ihren Schulpferden. Denn wenn alle auf Privatpferde und Privatlehrer angewiesen wären, um reiten zu lernen, blieben viele Kinderträume auf der Strecke. Es soll ja auch noch irgendwie bezahlbar sein!
Als Beispiel: Klavierunterricht für einen Monat, einmal pro Woche Unterricht, kostet 80 €, mindestens. Wenn Du in der Woche eine Reitstunde nimmst, dann kommt das ungefähr auf das Gleiche raus - aber das Pferd braucht Tierarzt, Hufschmied, Futter, Box...

Grob ist es natürlich, wenn die Pferde wirklich geschunden werden, offensichtlich lahm oder krank mit laufen und so weiter. Da sollte man dann um keinen Preis Reitstunden nehmen.

Zum Thema Privatreiter/Reitunterricht kenne ich auch beide Seiten... in einem Stall, den meine Tochter besucht, läuft den ganzen Nachmittag (außer Montag - Ruhetag) in der Halle Unterricht, mit 2 - 3 Pferden. Dazu Samstag und Sonntag den ganzen Tag, teilweise auch Einzelstunden an der Longe.
Nun stell Dir vor, Du hast dort privat ein Pferd stehen, kommst um 17 Uhr aus der Arbeit, ziehst Dich schnell in der Sattelkammer um, richtest Dein Pferd und willst 1 h mit ihm zusammen genießen. Raus kannst Du nicht, weil es dunkel ist oder Glatteis hat, Du kommst in die Halle und was ist - 3 Reitschüler, die nicht mal die Hallenregeln beherrschen, dazu noch einer, der sein lahmes Pferd führt, 2 die abreiten und dabei ratschen und dann sollst Du da "Dressur" reiten, mit dem Pferd "arbeiten"? geht halt nicht, und das kann ganz schön frustrierend sein.
Andererseits sollte sich jeder Privatreiter in Erinnerung rufen, dass er (vermutlich) auch mal klein angefangen hat....

Western - Englsich... einerseits scheint Western-Reiten pferdefreundlicher zu sein, aber wenn ich dann zuhöre, was ein Westernpferd können muss, was es nicht darf, und wie ihm das beigebracht wurde, habe ich auch so meine Zweifel. Z.B. habe ich mich gewundert, dass die Westernpferde im Stall so ruhig stehen beim Abwaschen - inklusive Kopf, wohlgemerkt. Sagt die Besitzerin: ja, wenn sie sich ein paarmal dabei "aufgehängt" haben, lassen sie das Theater schon! Dazu kommt, dass ein Westernpferd oftmals mit 12, 13 Jahren schon einen kaputten Rücken hat. Hängt natürlich auch wieder von der Pflege udn Reitweise ab, aber der schwere starre Sattel fordert halt auch seinen Tribut. Er wurde ja eher für die Bequemlichkeit des Reiters als die des Pferdes konstruiert - wie das ganze Westernreiten an sich ja auf die Aufgabe des Cowboys ausgerichtet ist. Und der muss(te) nun mal die Hände für etwas anderes frei haben als ein Pferd zu "lenken".
Genial am Westernreiten finde ich, dass das Pferd quasi der verlängerte Fuß des Reiters ist. Es hilft bei der Berufsausübung richtig mit. Es ist wendig, muss "mitdenken" und eine irre Kondition haben.

Englisch, na ja, da hängt es auch sehr vom Reiter ab, wie viel er dem Pferd an "Verklemmtheit" zumutet. Ich habe letzt bei einem M-Turnier zugeschaut, da hatten schon ein paar Pferde die Schnauze fast an der Brust - muss aber sagen, dass die auch prompt Punktabzug bekommen haben.
Es gibt ja so viele Arten zu reiten! Zium Beispiel die Saddlebreds in den USA, kennt Ihr die?
Dann natürlich die Isländer, Springreiter, Military, Jagdreiten, Rennen... und das Pferd wird immer "benutzt", es muss für den Menschen arbeiten. Dafür bekommt es, im Normalfall, eine gute Unterkunft, Fürsorge und Verpflegung.. eigentlich kein ganz schlechter Deal, oder? (d.h. unsere Kaninchen haben es da noch besser - sie bekommen alles das und müssen NICHTS dafür leisten!)


Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 11. Okt 2010, 22:24

Der schwere Sattel ist es nicht, was Westernpferde nach 12, 13 Jahren alt werden läßt, sondern einfach nur die Perversion, mit der einige Westernreiter das Westernreiten betreiben ... ein Arbeitspferd arbeitet von morgens bis abends, muß die unterschiedlichsten Bewegungsformen drauf haben, kann laufen, wie es gerade bequem ist, hat Zeiten, wo es sich entspannen kann und Zeiten, wo es seine Muskeln ordentlich belasten muß - das Ganze entspricht ziemlich dem, was ein Wildpferd zu erdulden hat, was ja auch, wenn es vor etwas flieht, volle körperliche Leistung zeigen muß ... es gibt weltweit jede Menge solcher Arbeitspferde, einige werden mit deutlich mehr Gewicht belastet, wie es je ein Westernsattel mit Reiter obendrauf zustandebringt und arbeiten dennoch mit gesundem Rücken noch mit 30 Jahren und älter ...

Westernpferde dagegen werden oft nur noch auf Shows geritten. Schnelle Gallopaden, schnelle Stops, schnelle Spins, das ganze mit kalten Muskeln, weil stundenlange Aufwärmphase für ne Viertel Stunde Show? - Wozu?
Daraus erfolgen Muskelverspannungen und irgendwann eben auch die üblichen Wehwehchen, die wir Menschen auch so gut kennen mit Bandscheibenschäden, Lendenwirbelverschiebungen und und und ...
Klar, auch Arbeitspferde müssen diese schnellen Gallopaden, Spins, enge Wendungen und schnelle Stops bringen ... oft sogar täglich und oft sogar noch deutlich mehr davon, wie ein Westernpferd. Aber der große Unterschied ist einfach, die Muskeln dieser Pferde sind warm! Die Pferde stehen schließlich nicht den ganzen lieben langen Tag im Paddock oder Box, sondern die laufen, laufen, laufen ... die haben ihr Aufwärmtraining gratis, weil es einfach zur Arbeit gehört!

Dazu kommen einfach noch gewisse Fehlentwicklungen und Mißverständnisse der Reitweise selber ...

Noch 1993 sah Westernreiten so aus:
[youtube][/youtube]

Inzwischen im Jahre 2010 sieht das Ganze jedoch so aus:
[youtube][/youtube]

Achtet mal auf Kopfhaltung, zieht eine Gerade durch Kruppe und Widerrist, beachtet die Hankenbeweglichkeit, achtet auf den Rücken, was der macht, die Länge des Sliding Stops und das, was das Pferd neuerdings im Sliding Stop zu machen hat, achtet auf die Anerkennung des Reiters gegenüber der Leistung seines Pferdes ...
Seht ihr den Unterschied?
Das ist noch lange nicht das in den USA gezeigte Extrem! Und genau das schwappt nun auch fleißig nach Deutschland, weil ja jeder Möchtegern-Cowboy ebenso excellent sein Pferd quä ... äh ... sry, sein Pferd reiten will ...

1993 durfte das Pferd noch laufen, wie ihm der Rücken gewachsen war, es brauchte weder seine Nase wie ein Fährtensuchhund über den Sand schleifen, noch mußte es schon während des Sliding Stops den Rückwärtsgang einschalten, noch mußte es über die Vorhand trippeln, sondern es durfte bequem die Hinterbeine unter den Körper stellen, es durfte den Kopf entspannt nach oben halten, vor allem nach den anstrengenden Übungen und es wurde nie dazu veranlaßt, nen Kratzbuckel einer Katze zu mimen!
So passiert dem Rücken nix - egal wie schwer Sattel und Reiter sind. Der Rücken ist gerade, entspannt, die Arbeit machen die Beine - so wie von der Natur vorgegeben.

Wenn jedoch die Nase des Pferdes den Salonsand schieben soll und gleichzeitig der Hintern des Pferdes die Spuren verwischen soll, dann gibt das nunmal nen elendigen Kratzbuckel, nen nach oben gerundeten Rücken. Wenn das Vorwärts-Abwärts-Reiten so begriffen wird, daß nur noch auf die Haltung des Kopfes geachtet wird und alles geahndet wird, was die Ohrspitzen über den Widerrist bringt, dann wird das Pferd über seine Vorderhufe stolpern und nicht mehr das Gewicht des Reiters über die Hinterhand ausbalancieren!
Klar ... die Gäule werden drauf getrimmt, daß sie so laufen - nur der Rücken des Pferdes ist so einer Beanspruchung nicht gewachsen, weil die Pferde noch nie zuvor außer in den letzten Jahren mit Kratzbuckel einer Katze und der Kopfhaltung eines Fährtensuchhundes durch die Gegend gerannt sind!
Wenn Pferde Geschwindigkeit aufnehmen, ist der Kopf oberhalb vom Widerrist zu finden, nicht unterhalb!

Dieses ständige Treiben und am Zügel halten beim englisch Reiten ist eine genau solche Fehlentwicklung, die mit gutem Reitstil so gar nix am Hut hat ...

So sah der englische Reitstil in der höchsten Klasse noch 1960 aus:
[youtube][/youtube]
Man beachte hier die Hilfen, die aufgrund des starken Windes und der Ablenkung von Absent gut zu sehen sind ... die Verbindung mit dem Pferdemaul ist zwar immer gegeben, aber die Hilfengebung kommt dennoch erst zur Korrektur des Pferdes und zum Gangwechsel! Sergej Filatow treibt keinesfalls ständig den Gaul an und auch von Verklemmung ist nix zu spüren! Absent gleitet leicht wie eine Feder über den Boden, das Ganze sieht aus, als wenn es das Leichteste für Absent überhaupt ist, in voller Versammlung zu laufen!
Achtet auch hier auf Kopfhaltung, Hankenbeugung, der Rückenlinie ... und vor allem der Beinarbeit und Sitz des Reiters! Erst, wo dieses vermaledeite Zeitungspapier dem armen Absent um die Füße fliegt, bewegt sich der Hintern vom Reiter leicht aus dem Sattel und die Hilfen kommen mit jedem Schritt des Pferdes, damit Absent sich nicht vom Papier ablenken läßt!
(So fest im Sattel kleben will ich auch können ... meinereiner fällt nur leider dem armen Gaul in den Rücken, statt das Gleichgewicht zu wahren und mit dem Pferde mitzugehen ... kein Wunder, wenn selbst der bravste Zelter mir da die Quittung in Form eines Abwurfs spendiert!)

Und nun vergleicht mal, wie die heutige Elite das englische Reiten umsetzt:
[youtube][/youtube]
Ideale Reitbedingungen, nicht zu warmes, sonniges Wetter - und das Pferd fällt in jeden Schritt, hat Mühe hochzukommen, die Reiterin treibt und treibt und treibt, damit der Gaul überhaupt noch nen Schritt und noch einen und noch einen nach vorne macht, die Hinterhufe schleifen selbst in der vollen Versammlung über den Sand ...
Wohlgemerkt, es sind die olympischen Spiele, genau wie damals 1960 ... am Reglement hat sich nicht viel geändert, und dennoch sieht es so derartig anders aus, wie noch vor einem halben Jahrhundert!

Ist es da ein Wunder, wenn unsere Dressurpferde im Schnitt schon mit 12, 13 Jahren wegen Hufrolle aus dem Verkehr gezogen werden müssen? Absent hatte noch mit über 25 Jahren keine Probleme und lief ebenso leichtfüßig und schwerelos unter dem Reiter, wie damals 1960 bei den olympischen Spielen, als er gefilmt wurde ... und auch hier hab ich als Beispiel für die moderne Auslegung des englischen Reitens den guten Durchschnitt genommen und nicht etwa das Extrem!



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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von KathyMHL » Di 12. Okt 2010, 18:24

Super Beitrag Murx Pickwick!



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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von Entensusi » Di 11. Jan 2011, 07:58

Scheint her zu passen.. kennt Ihr den?

[url]http://www.philippe-karl.com/348/Deutsch/Home.html[/url]

Meine Freundin besucht Wochenend-Reitkurse nach seiner Lehre, und möchte jetzt auch ihr Jungpferd danach ausbilden.
Die meisten im Stall denken, das ist Spinnerei, wie immer halt, wenn jemand was Neues (ALtes, in dem Fall?) ausprobiert... :roll:


Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 11. Jan 2011, 09:48

Phillip Karl ist einer der großen Meister und vor allem auch Bewahrer der klassischen Reitkunst, hat am Centre d´Enseignement Zootechnique in Rambouillet gelernt, war selbst lange Zeit Mitglied der Cadre Noir und kennt das Reiten in der klassischen Reitweise von der Pike auf.

Er selbst bevorzugt das Reiten mit scharfen Hilfsmitteln auch bei jungen Pferden ... weiß jedoch auch, wie diese Mittel anzuwenden sind, ohne das Pferd zu unterdrücken oder zu verletzen.
Hier einfach mal nen Werbefilm über ihn, wo man jedoch sehr schön sieht, daß die klassische Reitweise nix damit zu tun hat, dem armen Gaul den Kiefer mit der Kandare zu brechen, sondern wirklich nur dann Hilfen kommen, wenn das Pferd entweder etwas tut, was es nicht soll oder aber zur Änderung der momentanen Bewegung:
[youtube][/youtube]
So locker übrigens, wie hier die Zügel gehalten werden, sollten sie eigentlich auch in der englischen Reitweise gehalten werden! Die Bewegung des Kopfes des Pferdes muß immer frei bleiben und die Hand des Reiters hat der Bewegung des Kopfes zu folgen, sowohl bei der klassischen Reitkunst, als auch bei der englischen (Militär-)reitweise! Die Anlehnung ans Pferdemaul heißt nicht nur Anlehnung, sie ist auch eine Anlehnung ans Pferdemaul und keineswegs ein Festhalten des Pferdemaules!

Was hier gezeigt wird, ist die wahre Reitkunst, wie sie seit dem 16. Jhr entwickelt und betrieben wurde, um mit seiner Reitweise brillieren zu können. Sie hat sich aus der spanischen Reitkunst entwickelt, die sich wiederum in der Stierkampfarena aus der normalen spanischen Arbeitsweise heraus entwickelt hatte ... besonderes Gewicht wurde deshalb von jeher auf die tragenden und langsamen, akzentuierten Bewegungsformen des Pferdes gelegt. Es ging darum, ein Pferd mit Doppelnutzung Präsentation - zuverlässiges Kriegspferd auszubilden.
Die gesamte Begriffswelt, die in der abgespeckten englischen Reitweise benutzt wird, stammt aus der klassischen Reitkunst. Die Hufschlagfiguren stammen aus der klassischen Reitkunst. Die englische Reitweise ist nix weiter, wie die abgespeckte Form fürs im 19. Jhr entstandene Militär, bei der große Mengen ungelernter Reiter auf ungelernte Pferde gesetzt wurden - man mußte einfach die klassische Reitkunst aufs Wichtigste runterbrechen, um überhaupt in kürzester Zeit große Mengen Reiter aufs Pferd zu bekommen ... selbst die Änderungen in der Zäumung (beispielsweise die engere Beschnallung der Trense am Maul in der englischen Reitweise) wurden nur vorgenommen, um die Mängel der damaligen Reiter zu überdecken! Man brauchte auch nicht mehr die tragende Reitweise, welche Vorraussetzung für schnelle Richtungsänderungen war, sondern eine Reitweise für lange Wanderstrecken, Sprünge über natürliche Hindernisse und schnelle Gallopaden ...

Das, was wir hier sehen, das ist das, wie auch die englische Reitweise eigentlich aussehen sollte!

Kritikpunkt meinerseits an Phillip Karl ... er hat die Ausbildung zu dieser altehrwürdige Reitkunst für sich patentieren lassen ...
Ich kann ihn schon irgendwo verstehen, er sieht ja selbst, was alles als klassische Reitkunst verkauft wird und sich bei näherem Hinschauen als Pferdequälerei entpuppt, dazu kamen und kommen die vielen Möchtegernreitlehrer, die ihn überspitzt gesagt einmal in einem youtube-Filmchen gesehen haben und nun glauben, ihrerseits so gut reiten zu können, wie der große Meister selbst und ihre verkorxten Ansichten unter seinem Namen als Zugpferd weitergeben ... nur frage ich mich, wie etwas, was schon seit Jahrhunderten praktiziert wird, patentiert werden kann?
Seine Philosophie deckt sich mit dem, was man in Büchern übers Reiten aus dem 17. Jhr nachlesen kann! Was ihn auszeichnet, ist einfach nur, daß er diese altehrwürdigen Ausbildungsansichten in Reinform weiterträgt und die Praxis zeigt. Gibt nämlich diverse Kleinigkeiten, die man im Umgang mit dem Tier gar nicht aufschreiben kann, weil es einfach auf Erfahrung, Beobachtung und Bauchgefühl basiert und gar nicht bewußt ist, daß es gemacht wird. Dazu kommen kleinere Unterschiede in der Präsentation - genau so, wie es ja unter uns Tierhaltern kleinere Unterschiede in der Fütterung unserer Tiere zwangsweise gibt, da die Praxis nunmal sehr speziell an die Gegebenheiten angepaßt werden muß.

Wer sich ein Bild von Phillip Karl machen will, dem empfehle ich als Einstieg seine eigene Seite:
[url=http://www.philippe-karl.com/]Phillip Karl - die Schule der Légèreté[/url]



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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 11. Jan 2011, 10:56

Nachtrag:
Natürlich kann auch Phillip Karl englisch reiten ... schließlich besteht der Unterschied einzig in der Zäumung, der Sattelung und der Reihenfolge der Ausbildung des Pferdes, nicht in der Hilfengebung.
Ich hab ein Beispiel gefunden, wo er in Australien auf einem für ihn fremden Pferd im englischen Reitstil ausreitet:
[youtube][/youtube] ab 0:16
Ich hoffe, man sieht den Unterschied zu dem, was man sonst im englischen Reitstil zu sehen bekommt und ich hoffe, man sieht auch, daß die Zügel relativ locker von ihm gehalten werden und eben nicht ständig im Maul gezogen wird und vor allem, daß er da ziemlich entspannt auf dem Pferd rumsitzt, ohne daß er ständig irgendwie treibt.

DAS ist korrektes englisch Reiten!



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Re: Meine Gedanken zum Reiten-wie seht ihr das?

Beitrag von Entensusi » Di 11. Jan 2011, 11:22

davon abgesehen, dass ich nun Fernweh der ersten Ordnung habe UND neidisch darauf bin, wie manche Menschen leben bzw. wo sie ausreiten können... :sauer:

danke! :D

Wegen des Patentes hab ich nochmal nachgedacht.. es ist doch schon so, dass jeder seinen Stil "nachreiten" kann, man darf es nur nicht nach ihm nennen bzw. ein Reitlehrer darf nciht einfach sagen "ich unterrichte nach..." wenn er nicht speziell von ihm ausgebildet ist?
Denn eigentlich müsste er ja zum Wohl der Pferde glücklich über jeden ANchahmer sein.. aber da ist wohl auch wieder das Ego im Weg.


Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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