Gebt den Wolf zum Abschuss frei

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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Mrs Rabbit » Sa 9. Mär 2019, 20:45

Ich muss ehrlich sagen, das ich es gut finde das der Wolf wieder mehr vertreten ist.
Meine Schwester hatte neulich beim spazierengehen mit ihrer Familie einen gesehen (und gefilmt), er hatte sie angeguckt und ist dann abgetrottet. Es gab dazu gestern einen Beitrag im Schleswig Holstein Magazin, dort äußerte sich eine Schäferin (?) das der Wolf vermutlich eh schon längst wieder weitergezogen ist und wenn nicht, müsse sie die Schafe mit einem hohen Elektrozaun sichern. Zumindest hatte ich es so verstanden. :hm:


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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Venga » Sa 9. Mär 2019, 20:54

Ich hab den Link zu den Kieler Nachrichten, die online das Video zeigen.

https://m.kn-online.de/Lokales/Eckernfoerde/Faszinierendes-Video-Laeuft-da-ein-Wolf-in-Schwedeneck


LG
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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von lapin » Sa 9. Mär 2019, 21:36

Toll :liebe:.
Aber der Abschnitt mit den gerissenen Tieren, allein im Jahr 2018 macht diesen bitteren Geschmack zu diesem wunderbaren Video und dem tollen, respektvollen Kommentar der Mutter dazu.

Sind ja nicht genug Arten unter Menschenhand ausgerottet wurden. Schafft es eine Tierart sich wieder zu verbreiten, muss man schon wieder dem ganzen ein "sie müssen weg" Aufruf hinterher schmeißen.
Was läuft da denn nur falsch.

Ist es echt die Angst?
Hat deine Schwester jetzt Angst, der Wolf könnte ihren Kinder was tun, als Beispiel?!


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Venga » Sa 9. Mär 2019, 22:15

Meine Tochter hat keine Angst.
Sie ist fasziniert und findet es toll, daß es wieder Wölfe bei uns gibt.

Die Angst der Leute sitzt wohl tief von den Schauermärchen, die früher erzählt wurden.
Früher in bitterkalten Wintern haben Wölfe vielleich hin und wieder Kinder oder einzelne Leute getötet, die im Wald Holz sammelten. Das ist in den Köpfen immer noch existent.
Das war früher so, also muß das heute auch so sein.
Wir passen nicht in sein Beutechema und unsere Wälder sind immer noch voller Wild.

Ich glaube auch nicht, das Wölfe die Menschen angegriffen haben. ich glaube eher, das waren frei laufende Schäferhunde.
Ich hab im Laufe der Jahre bestimmt 10 Schäferhunde kennengelernt. Die waren bis auf 2 alle durchgeknallt und unberechenbar.
Wenn ich hier im Tierpark die Wölfe beobachte, sehe ich deren Scheu vor Menschen, obwohl sie schon viele Jahre dort leben und gefüttert werden und Menschen kennen.
Hier in der Umgebung läuft auch ein Wolf 'rum. Mein Nachbar hat ihn gesehen.
Ich bin sicher, daß er seinen Sicherheitsabstand einhällt und ausweicht, wenn ihm jemand näher kommt.


LG
Venga

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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Mo 8. Apr 2019, 09:33

ich muss sagen, ich habe meine Meinung geändert. Ich war/ bin immer Wolfsfan. War auch im Wolfscenter Dörverden ( empfehlenswert! ) und halte diese Angriffe auf Menschen für Quatsch, ist ja auch bei jeder Behauptung widerlegt worden.
Ein normaler Wolf hat Scheu vor dem Menschen, wir haben bei uns im Wald viele Wildschweine, vor denen hätte ich echt mehr Respekt als vor Wölfen, die sofort flüchten würden.
Ich habe es entspannt gesehen und mich gefreut dass sich endlich wieder Wölfe angesiedelt haben.

Mittlerweile sehe ich es differenziert.

Im Rodenwald haben die Leute mit Nutz- und Weidetieren keine ruhige Minute mehr.
Die Zäune stehen! Und werden übersprungen. Wie hoch will man die Festungen bauen- bis sich dann wieder Vögel darin verfangen?
Soll man die Pferde, Ponys, Fohlen, einsperren? Ist das artgerechte Haltung? Wenn man mal Videos gesehen hat wie sich die Wölfe ein Schaf nach dem anderen wegholen, am Hinterbein zerrend, aufgeregt blökend, findet man das nicht mehr ganz so lustig, zumal die nicht mal gefressen wurden, "nur" getötet.

Wenn man mal mit einem Schäfer gesprochen hat, der eine traumatisierte Schafherde hat, und für den die Tiere nicht nur Kapital sind, dann sieht man auch mal die andere Seite.
Ich habe Kontakt zu Pferdebesitzern die Angst haben ihre Pferde noch auf die Weide zu lassen, da dort dieses auffällige Rudel lebt, was schon öfter Fohlen und Ponys gerissen hat.
Trotz guter Zäune! Die Leute sind ja nicht alle doof...
Da muss man sich mal reinversetzen.
Ich habe selbst ein Pony, was nur einen Meter hoch ist.
Wir leben nicht in Kanada, mit viel unbewohnter Fläche.

Solange die unauffällig bleiben- gerne!
Werden sie auffällig, muss eingegriffen werden!
Das ist jetzt nach sehr vielen Vorfällen meine Meinung.
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Neustadt-Wolf-reisst-200-Kilo-Fohlen-auf-Weide,wolfsriss142.html



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von lapin » Mo 8. Apr 2019, 11:17

Danke für diesen Blickwinkel Traber.

Wie lösen es denn die anderen Länder, wo es keine Übergriffe gibt, hast du da evtl schon was drüber gefunden Gast?

Ich finde es sonderbar, dass die Wölfe scheinbar Lust am töten haben. Wie kommt das? Liegt es an der einfachen Beute, die eingesperrt auf dem goldenen Teller liegt? Oder liegt es daran, dass sie Hybriden sind?


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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Miss Marple » Mo 8. Apr 2019, 12:19

Ich mag die ruhige Art dieser Schäferin. Der Wolf muss töten, und der Mensch muss Haustiere schützen.
Scheint so, dass Dilemma noch einige Zeit bestehen wird, bis der Mensch bessere Schutzmöglichkeiten als den Abschuss entwickelt hat.


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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Wildkaninchen » Mo 8. Apr 2019, 18:20

lapin hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 11:17
Ich finde es sonderbar, dass die Wölfe scheinbar Lust am töten haben. Wie kommt das? Liegt es an der einfachen Beute, die eingesperrt auf dem goldenen Teller liegt? Oder liegt es daran, dass sie Hybriden sind?
Murx hatte hier was dazu geschrieben: https://www.tierpla.net/viewtopic.php?p=126684#p126684


Liebe Grüße von Marlene und den wilden Schwarzfüßen
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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Fr 12. Apr 2019, 12:56

Gast, ich kenne diese Theorie, aber erstens stehen besagte angegriffene Pferde hinter E-Zaun, zweitens, lassen wir die Kirche mal im Dorf, auch Esel wollen/ müssen artgerecht leben, das tun sie auf Pferdeweiden schon mal nicht zwingend, netterweise muss man dann auch noch mindestens zwei haben und auch die brauchen Tierarzt, Schmied usw.
Heißt, ich würde sicherlich eher keine zwei Esel kaufen und versorgen wollen/ können wenn ich als Privatperson ein Pony habe!

Mag sein dass ein größerer Züchter so etwas stemmen können finanziell, ob man das will ist eine andere Sache....

Das klingt immer so einfach, aber das muss schon locker umsetzbar sein.
Die Wölfe in der besagten Region machen sicher auch nicht vor Eseln halt, und selbst wenn, das sind mehrere Pferdeeigentümer, sollen die sich dann die Esel teilen und gemeinschaftlich drum kümmern? 40 Jahre lang? Oder/ Und wenn die Wölfe dann mal abwandern, die Esel hinterher schicken? Jetzt im Ernst, ich sehe das sehr kritisch.

Ganz so einfach ist das sicher nicht.
Nur weil Pferde nicht im Haus leben sind es dennoch "Haustiere" für die Eigentümer und meist keine Nutztiere.
Das ist ja so, als wenn man plötzlich jedem Hundebesitzer sagt, er muss noch zwei Dachse anschaffen, da die dann abschreckend auf Hundeangreifer wirken, oder so in der Art.

Weißt du was ich meine?


edit: habe grad noch einen Artikel gefunden, da hat es jmd getestet: keine Chance gegen ein Rudel. Und in den Fällen die ich ansprach geht es um ein Rudel
und diese Fälle werden zunehmen mit mehr Verbreitung
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/woelfe-esel-sollen-schafe-in-niedersachsen-beschuetzen-a-1125483.html



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Dajanira » Sa 13. Apr 2019, 01:26

Erst einen auf Arterhalt machen, die Auswirkungen unterschätzen und dann kommt Kritik und Abschuss. Armes Deutschland...

Die Schäfer hatten auch schon vor dem Wolf ihre finanziellen Probleme. Dumpingpreise für Fleisch und Wolle treiben viele in den Ruin. Viele können sich nicht Mal Herdenschutzhunde leisten. Anstatt auf artgerechte Haltung von Tieren zu setzen, Qualität von Lebensmitteln zu erhöhen und nachhaltige Landschaftspflege zu betreiben, bleiben die Schäfer im Endeffekt auf ihren Kosten sitzen. Eigentlich müsste hier die Regierung eingreifen und subventionieren, anstatt sich in Diskussionen zu verwickeln und im Endeffekt gar nichts zu Stande zu bekommen. Ich verstehe die Schäfer und Tierhalter sehr gut... aber Abschuss ist der falsche Weg.


Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.



31.08.2008 † 11.10.2013 Telefonmann
01.02.2011 † 03.02.2014 Fefe
31.08.2008 † 23.06.2015 Sinus
03.10.2010 † 07.03.2017 Gandalf

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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 15. Apr 2019, 17:59

Wissenschaftlich betrachtet sollte der Abschuß von Wölfen kein Thema sein, sondern vielmehr der Herdenschutz. Hier liegt tatsächlich noch viel im Argen.

Einer der wirkungsvollsten Pfeiler im Herdenschutz sind Herdenschutzhunde. Zwar bieten Herdenschutzhunde, nur für sich genommen, nicht mal nen 80%igen Schutz, aber mit anderen Herdenschutzmaßnahmen (und einem gut erzogenen ansässigen Wolfsrudel, dazu unten mehr) bringen sie nahezu 100% Schutz.
Insbesondere Pferde-, Schaf- und Ziegenhalter mit wenigen Tieren haben das Problem, daß sie die 2000 Euro für nen Herdenschutzhund kaum aufbringen können - und auch, wenn nur zwei Schafe in der Haltung sind, braucht es mind. drei ausgewachsene und ausgebildete Herdenschutzhunde, um die Schafe vor dem Wolf zu sichern.
6000 Öcken ist für jemanden, der nur zwei Schäfchen im Garten hält, gewöhnlicherweise gar nicht machbar ... dazu kommen ja dann noch die Futterkosten etc.
Aber auch die Wanderschäfer, Weidetierhalter im Naturschutz etc haben echte Probleme, das Geld für Herdenschutzhunde zusammenzubekommen - zumal für ne 1000köpfige Herde gut 6 - 10 Hunde gebraucht werden! Bei den Dumpingpreisen für Schaffleisch nahezu unmöglich ...

Elektrozäune ohne zusätzlichen anderweitigen Schutz sind kein Schutz vorm Wolf, sondern nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Zusätzlich kommt noch hinzu, werden die Weidezäune zu niedrig dimensioniert, lernen die Wölfe, die Zäune zu überspringen - und verlernen es nicht einfach mal so, wenn die Zäune höher gestaltet werden!
Im Gegenteil, sie springen selbst einfach höher ...
Elektrozäune sind eine wirkungsvolle Hilfsmaßnahme, aber als alleiniger Schutz genausowenig sinnvoll, wie jegliche andere Herdenschutzmaßnahme für sich genommen.
Dazu kommen die enormen Kosten für einen 1,40m hohen Elektrozaun - denn so hoch sollte ein wolfssicherer Zaun schon sein (und haben die Wölfe erstmal das Überspringen erlernt, ist so ein Zaun auch kein Schutz mehr)!
Die Wartung ist deutlich arbeitsaufwendiger, wie bei den bislang verwendeten Zäunen, da sichergestellt werden muß, daß die Wölfe nicht einfach unter dem Zaun durchkriechen können. Es muß mehr WUMMS auf den Zaun, nur Ziegenzäune bieten hier die notwendigen Spannungsstärken (und das auch nicht immer). Mehr Spannung heißt mehr Stromkosten und mehr Aufwand.

In der Schweiz werden mit Erfolg Lamas zur Herde gestellt ... Lamas fliehen nicht kopflos wie eine Schafherde, sondern gehen gucken. Gefällt ihnen nicht, was sie sehen, fangen sie an zu spucken. Das sind Verhaltensweisen, die auf Jungwölfe erstmal abschreckend wirken.
Ohne Herdenschutzhunde funktionieren Lamas allerdings nicht ...

Speziell Eselhengste sind Einzelgänger, sie können also ihrerseits an eine Herde gestellt werden, auch wenn nur ein Eselhengst zugestellt wird. Aber - auch ein Eselhengst ist nur dann ein wirksamer Schutz gegen den Wolf, wenn Herdenschutzhunde an der Herde mit aufpassen.
Sowohl Lama, als auch Eselhengst übernehmen die "Erstverteidigung", die Herdenschutzhunde sind für die endgültige Vertreibung der Beutegreifer da, das schaffen nämlich Lama und Eselhengst nicht.
In Brasilien werden zunehmend Wasserbüffel an die Herde gestellt - auch sie sind recht wehrhaft und halten dort den Jaguar in Schach ... was mit dem Jaguar klappt, sollte erst Recht mit Wölfen klappen. Aber auch hier - ohne Herdenschutzhunde sind die Wasserbüffel auf Dauer machtlos gegenüber dem Wolf. Nur mit Herdenschutzhund, gemischter Weidehaltung und Elektrozaun lassen sich die Verluste auf nahezu Null Prozent senken.

Die Schweiz zeigt übrigens, daß eine gemischte Weidehaltung mit genügend Herdenschutzhunden ohne Zaun mit vertretbaren Verlusten durchaus machbar sind - aber Verluste gibt es nunmal ohne die Ausreizung aller Herdenschutzmaßnahmen, die man zur Verfügung hat!
Es handelt sich allerdings immer nur um ein oder wenige Tiere, die gerissen werden - die Fälle, wo ganze Herden gerissen werden, gibt es nur bei der ungeschützten Haltung oder wenn sich nur auf den Elektrozaun als Schutz verlassen wird.

Oben hab ich noch behauptet, der Abschuß macht aus wissenschaftlicher Sicht keinen Sinn ... bestenfalls "Problemwölfe" wären sinnvoll, aus dem System zu nehmen.
Der Grund dafür ist das Verhalten der Wölfe ...
Die Besiedlung durch den Wolf findet immer in gleicher Art und Weise statt. Ein Einzelwolf siedelt sich in einem für ihn attraktiven Gebiet an und verteidigt dieses Revier gegen andere Wölfe. Findet sich das passende Gegengeschlecht und Wolf kann sich gut riechen, verpaart sich der Wolf im Revier mit diesem Neuankömmling, die Beiden bilden nun ein Paar, was gemeinsam ihr Revier gegen hindurchziehende Wölfe verteidigt. Irgendwann bekommen die Beiden dann Kinder, im nächsten Jahr bekommen sie wieder Kinder, die vorjährigen Kinder helfen nun bei der Jungenaufzucht mit. Dabei können die ersten aus diesem Rudel kommenden Jungwölfe schon mit etwas über einem Jahr abwandern, wenn ihnen die Herrschaft ihrer Eltern reicht.
Im darauffolgenden Jahr kommen wieder Welpen auf die Welt, die Ältesten Jungwölfe wandern nun nach und nach ab - oder bleiben noch ein wenig im Rudel, wenn es paßt (in den USA hat man viele Wolfsrudel mit zwei bis dreijährigen Jungwölfen in den Rudeln, oft wandern diese erst mit vier Jahren ab. Dementsprechend groß werden diese Rudel auch).
Die Elternwölfe lernen das Verhalten des Wildes in ihrem Revier und die besten Jagdstrategien in ihrem Revier. Das heißt also, wenn da ein Milchbauer seine Kühe auf die Weidelgrasweide treibt und auf einer Seite seiner Weide nur nen Fluß als Begrenzung läßt, weil ja seine Rindviecher nicht über den Fluß schwimmen, freut sich der Wolf - die Wölfe schwimmen einfach über den Fluß und machen reichlich Beute - und haben gelernt: Rindviecher sind leicht erlegbares, sehr nahrhaftes Wild!
Nun - im Revier dieses Wolfsrudels wird kein Rinderbauer mehr froh!
Wenn jedoch innerhalb des Revieres jeder Weidetierhalter seine Tiere mit Herdenschutzhunden, eventuell 1,40m hohen Elektrozaun und gemischter Weidehaltung mehrerer Tierarten schützt, lernt der Wolf recht schnell: An so ein Rindvieh oder ein dämliches Schaf ist einfach kein rankommen, aber Rehe - ja, das ist leichtes Wild!
Dementsprechend werden diese Wölfe zunehmend auf Rehjagd gehen, die Weideviecher werden nicht mal eines Blickes mehr gewürdigt. Wolf denkt da nicht mal mehr drüber nach, daß es sich hier um potentielle Beute handeln könnte!
Wer seine Wölfe gut erzogen hat, wird keine Verluste haben, denn so ein Wolfsrudel verteidigt sein Revier sehr effektiv gegen durchwandernde Wölfe ... spielerische Beutegreifversuche gegenüber dem Weidevieh seitens der Jungwölfe halten Elektrozaun und Herdenschutzhund sehr effektiv ab.

Die abwandernden Jungwölfe haben das Jadgverhalten ihrer Eltern gelernt. Heißt also, kommen die Jungwölfe aus Revieren, wo Rinder leichte Beute waren, wird ihnen beim Anblick von Rindern auf der Weide das Wasser im Maule zusammenlaufen - und sie werden ein erhöhtes Risiko auf sich nehmen, an diese vermeintlich leichte Beute heranzukommen. Jungwölfe dagegen, die aus Revieren kommen mit funktionierendem Herdenschutz, werden als erstes versuchen, sich wie gewohnt von Rehwild zu ernähren - und erst, wenn das aufgrund ihrer Unerfahrenheit nicht so recht klappen will, probieren sie es doch mal mit dem guten Weidevieh ... nun, stimmt der Herdenschutz, wird das der einzige Versuch bleiben, stimmt er nicht, werden sie zu sehr effektiven Weideviehkillern - und dieses Jagdverhalten werden sie auch beibehalten, wenn sie ihr eigenes Revier besetzen.

Schießt man nun aus einem funktionierenden gut erzogenen Wolfsrudel auch nur einen der beiden Elterntiere, werden die Jungwölfe nach und nach abwandern - das Rudel stirbt aus, es bleibt ein Tier übrig, was das Revier nicht mehr gut gegen durchziehende Jungwölfe verteidigen kann - die Angriffe auf Weidevieh nimmt ganz extrem zu!
Man sieht das sehr schön in den USA, wo es nahezu unmöglich ist, sein Weidevieh gegen die Wölfe zu schützen ... klar, es werden ja immer wieder die Rudel zu Klump geschossen und die hungernden durchziehenden Jungwölfe probieren aus, auch das Überspringen von 1,40m hohen Eletroweidezäunen, das Austricksen von Herdenschutzhunden, das Zur-Strecke-Bringen von Eselhengsten und Lamas usw usf ... die Verluste bei den Weidetieren sind teilweise enorm!
In der Schweiz dagegen gibt es Wolfsreviere, wo gar keine Verluste mehr auftreten - trotzdem dort nicht mal Weidezäune installiert werden und sich die Schweizer nur auf ihre Herdenschutzhunde und Lamas verlassen! Einzig die Gegenden, wo sich noch kein Wolfsrudel etablieren konnte, machen Probleme - hier treten dann die Verluste trotz Herdenschutz auf.

Die Lösung liegt nicht nur in der staatlichen Unterstützung der Weidetierhalter, sondern auch in der Zusammenarbeit der Weidetierhalter. Es braucht versierte Herdenschutzhundezüchter, welche mit Rat und Tat zur Seite stehen und zur Not auch schonmal Hunde "ausborgen", um an Brennpunkten alle Nutz- und Haustiere zu schützen. Es braucht Menschen, die auch bereit sind, die Herdenschutzhunde des Nachbarn mitzuversorgen, wenn dieser verhindert ist. Es braucht den Zusammenschluß der einzelnen Tierhalter, damit verschiedene Tierarten auf eine Weide gestellt werden können, ohne die Weiden zu überlasten. Das setzt natürlich auch Vorraus, daß die Weidepflege sich nicht mehr nur auf Aufdüngen und Ansäen von Weidelgras mehr beschränken darf, sondern daß auch bei den Weiden auf eine natürlichere Weidezusammensetzung mit möglichst wenig Weidelgras geachtet wird (wäre übrigens auch gesünder für Milchrinder! Die werden nämlich genauso krank vom Weidelgras wie Pferde ... nur da man sie sportlich nicht nutzt und die Kuhfladen sich nur wenig von Kuhdurchfall unterscheiden, fällt das bei den Rindern weniger auf, wie krank sie vom Weidelgras sind.)
Ach ja - und es braucht die Ächtung derjenigen, die keinen oder nur unzureichenden Herdenschutz betreiben und hinterher jammern, wenn es zu spät ist! Es kann nicht angehen, daß einige wenige Tierhalter die Nutztiere aller Anderen im Wolfsrevier gefährden!

Die Finanzierung vom Herdenschutz ist auch noch alles andere wie optimal - wie oben dargelegt, die wenigsten Tierhalter sind in der Lage, einen vernünftigen Herdenschutz aufzubauen. Es fehlt Geld und Ressourcen.
Es braucht hier nicht nur die staatliche Unterstützung, sondern auch Spendenvereine, die Geld sammeln für die Tierhalter, die aus den staatlichen Herdenschutzprogrammen rausfallen oder auf für Tierhalter, die anderweitig selbst mit staatlicher Hilfe den Herdenschutz nicht stemmen können. Es braucht die Hilfsbereitschaft tierliebender Menschen, die zur Not für Tierhalter einspringen können, Weidezäune kontrollieren können etc. Vernachlässigte Weidetiere müssen entweder in Weidegemeinschaften untergebracht werden oder geschlachtet werden - jedes schutzlose Weidetier gefährdet die gesamte Gemeinschaft!
Wäre doch mal eine wirklich tolle Aufgabe für den Tierschutz, hier aktiv zu werden, oder?

Es müssen Gesetze und Verordnungen geändert werden - beispielsweise ist es eine Farce sondergleichen, die Deichschäfer dazu zu zwingen, ihre Schafe auf den Deichen weiden zu lassen, ohne daß sie legal ihre Herden schützen dürfen! Herdenschutzhunde sind auf den Deichen verboten in Deutschland!
Ganz ehrlich - wenn die Deichschäfer sich weigern, weiterhin Schafe zu halten, werden deutlich mehr Menschen verletzt werden oder gar sterben ... einfach, weil die Deichschafe die Deiche zusammenhalten - ohne funktionierende Deiche gibts jedoch Überschwemmungen in einem Ausmaß, daß kann sich offenbar heutzutage niemand mehr vorstellen ... da kann man doch wohl wirklich in Kauf nehmen, daß ein paar Touristen, welche für den Darwin-Award kandidieren, mal von Herdenschutzhunden gebissen werden, oder? - Wird jedenfalls zu deutlich weniger Verletzten und Toten führen, wie ein brechender Deich!

Es ist Aufklärung zu betreiben, nicht nur bei den Weidetierhaltern, sondern auch bei der umliegenden Bevölkerung und bei Touristen - das zwanglose Zusammenleben von Touristen und Herden einschließlich derer Herdenschutzhunde ist möglich, das zeigt die Schweiz. Dort stehen aber auch überall Schilder rum, wo draufsteht, was der Tourist bitteschön zu tun und zu lassen hat, wenn ihn so ein Rudel Herdenschutzhunde ankläfft. Es werden dort Broschüren an Touristen verteilt, ob die dat wollen oder nicht, wo drinsteht, was man auf den Almweiden zu tun und zu lassen hat. Selbst mit Werbefilmen wird versucht, Touristen vom Darwin-Award-Verhalten abzubringen ... und wenn dann doch was passiert, ist in der Schweiz selbstverfreilich nicht der Herdenschutzhund, sondern der selten dämliche Tourist schuld!

Das, was ich in Deutschland allerdings sehe, ist eine Ignoranz des Wolfes sondergleichen ... Bayern diskutiert beispielsweise immer noch drüber, ob und welche Herdenschutzunterstützung Sinn machen könnte, welche nicht.
Hallo Bayern! Aufwachen! Das erste Rudel hat sich schon bei euch angesiedelt!
Und die Weidetierhalter brauchen eine gewissen Anlaufzeit, um einen wirkungsvollen Herdenschutz hinzubekommen! So ein Herdenschutzhund braucht ca. daumengepeilte und quergeteilte drei Jahre, bis er vollen Einsatz zeigen kann! Und es wäre sicherlich sehr hilfreich, wenn Schafzüchter erfahren würden, wie die neuesten Empfehlungen zum Elektrozaun aussehen ... die müssen ja auch erstmal schauen, daß sie diese Elektrozäune finanziert bekommen!
Sind ihre Herden erstmal aufgefuttert, ist es zu spät ...

In Niedersachsen sind schon etliche Rinder getötet und aufgefuttert worden - oder auch nicht gefuttert worden. Dennoch gibts immer noch die Landwirte, die sich hinstellen frei nach dem Motto, ja ist ja schön und gut mit der Herdenschutzförderung, die macht mir aber zuviel Arbeit ... ging doch bislang auch ohne ...
... ja, bislang vor ein paar Jahren gabs ja auch noch keine Wölfe in Niedersachsen, ihr Eumels!
Und leider sind es genau diese Landwirte mit dieser Einstellung, welche die Wölfe erst dazu erziehen, auf Rinderjagd zu gehen!

Eigentlich wäre das Zusammenleben von Mensch und Wolf kein Problem in einem solch reichen Land wie Deutschland - zumindest nicht, wenn mal ausnahmsweise wir Deutschen uns darauf besinnen würden, daß wir soziale, zur Gruppenarbeit fähigen Nacktaffen sind. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern klappt die Zusammenarbeit teilweise schon ganz gut, wir können es also ... theoretisch ...



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 17. Apr 2019, 13:26

Herdenschutzhunde müssen in Deutschland, Schweiz und Co zusätzlich zum Herdenschutz, den sie überall auf der Welt leisten, noch etwas können: Die Unterscheidung zwischen harmlosen Touristen und gefährlichem Beutegreifer. Das ist beispielsweise in Afghanistan nicht nötig, da ist sogar erwünscht, daß jeder Eindringling, welcher sich der Herde nähert, vergrämt - und wenn er nicht Abstand hält, angegriffen wird. Erst wenn die Hirten auftauchen, kann man sich den Herden nähern.
Es muß also zusätzlich zur Aufzucht in der Herde (die übrigens ein Teil der Ausbildung ist, so ein Welpe kann noch nicht mit acht Wochen ne Herde beschützen, das tut er nunmal erst nach zwei bis drei Jahren und er tut es auch nur, wenn er in der Herde aufwuchs) auch noch darauf geachtet werden, daß die Hunde möglichst gute Erfahrungen mit Menschen machen, damit diese Hunde Touristen mit Falschverhalten nicht gleich an die Gurgel gehen.

Dann hatten wir (oder haben immer noch?) in speziell Deutschland die Situation, daß ausgerechnet die Herdenschutzrassen, welche besonders geeignet gewesen wären für deutsche Verhältnisse, in Bayern beispielsweise nicht gehalten werden durften - weil Listenhunde! Da haben wir das gleiche Gesetzes- und Verordnungsproblem wie mit den Deichschafen! Wenn da von der rechtlichen Seite keine Anpassungen stattfinden, siehts bös aus in einigen Gegenden Deutschlands, was den Herdenschutz angeht. Herdenschutzhunde, die schon seit Jahrzehnten nur noch auf Schönheit für Ausstellungen gezüchtet wurden, sind nunmal nicht mehr geeignet für den Herdenschutz (ein Problem, was die Schweiz lange Zeit hatte ... die eingesetzten Kuvasz waren zwar teilweise sehr friedlich zu Touristen und Co, aber hatten eben auch den Wolf freudestrahlend begrüßt), es mußte in Mitteleuropa wieder Herdenschutzhunde aus aller Welt importiert werden - und es ist nunmal leichter, einzelne Hunde zu importieren, wie gleich die ganze Herde mit dazu, in denen diese Hunde aufwuchsen.

Weiterhin sind die Bedingungen sehr unterschiedlich, unter denen Herdenschutzhunde zu arbeiten haben - in Afghanistan beispielsweise hat man viel wandernde Herden mit Hirtenfamilien, die ihre Herden nur selten verlassen. Es gibt keine Zäune, die Hunde müssen also die Wanderungen dieser ständig in Bewegung bleibenden Herde mitmachen, haben jedoch die volle Unterstützung im Falle einer Wolfs- oder Bärenbegegnung von ihren Menschen. Diese stehen nämlich dann in zweiter Reihe, mit Stöcken und Steinen bewaffnet, und machen ihrerseits ne Menge Krach. Die Hunde müssen nicht unterscheiden zwischen harmlosen Fußgängern und bösen Banditen, das macht der Mensch für sie - auch, wenn die Herden herrenlos erscheinen, sobald die Herdenschutzhunde bellen, dauert es nicht lange, und die ersten Hirten tauchen auf und bestimmen, ob der Eindringling freundlich gesinnt oder bekämpfenswürdig ist. Im ersteren Fall ziehen sich die Hunde zurück, im zweiteren Falle gehen sie bellend nach vorn.

In der Schweiz und in Österreich hat man viele Herden auf den Almen, ohne Zaun, aber mit Wanderwegen quer über die Almweiden, die oft hoch frequentiert mit Touristen aller Arten sind. Die zwei tödlichen Unfälle in Österreich, die in der Presse umgingen, zeigen, daß eine solche Haltung auch ohne Hunde schon sehr problematisch in der heutigen Zeit ist, weil offenbar selbst ältere Mitbürger gar nicht mehr wissen, wie sie sich gegenüber einer freiweidenden Herde zu verhalten haben. Die Herden weiden ohne Mensch, die Hirten sind oft Nebenerwerbslandwirte, die nebenbei noch nen Bürojob oder ähnliches haben, sie können schlichtweg nicht mit der Herde ziehen. Ohne Arbeit hätten sie jedoch auch nicht das Geld zur Haltung ihrer Tiere - und ohne diese gäbe es keine Weiden, welche den Boden an den Hängen festhalten und die Lawinengefahr auf der Ersatzsteppe minimieren. Würde alles in Bannwald umgewandelt werden, was momentan noch Wiesen und Weiden sind, würden eine Menge Pflanzen, Insekten und Co aussterben, die sich auf das Leben auf Wiese und Weide angepaßt haben.
Die Herdenschutzhunde müssen also von sich aus in der Lage sein, zwischen harmlosen Spaziergänger und bösem Wolf zu unterscheiden - und haben noch zusätzlich das Problem, daß sie angeleinte Hunde doch bitteschön auch vom Wolf unterscheiden lernen müssen!
Das geht nur mit speziellem Training.

In Deutschland wiederum überwiegt die Haltung hinterm Zaun ... auch hier taucht der Weidetierhalter nur ein- bis zweimal am Tag auf, um die Weidezäune zu überprüfen und nach der Herde zu schauen. Auch das sind wiederum gänzlich andere Bedingungen, wie in den anderen Haltungen. Dazu kommt, die Hunde müssen durch die Wesensprüfung kommen - das bedeutet, besonders eifrig bewachende Hunde können in Deutschland schonmal gar nicht eingesetzt werden, sie würden wegen Überaggressivität durchfallen. Auch hier ist eine gute Sozialisierung mit fremden Menschen und Co unbedingt notwendig ... etwas, was in Afghanistan oder in Spanien nicht notwendig ist, da ist jeder selbst Schuld, der sich in ne Herde wagt und totgetrampelt oder gebissen wird.
Sehr speziell ist wiederum die Deichschafhaltung ... die Herden laufen mehr oder weniger halbwild über die Deiche. Das Beistellen von Herdengebrauchshunden ist dort nicht erlaubt, das Ziehen von Zäunen auch nicht! Die Deichschafhalter müssen erdulden, daß Hunde ihre Schafe jagen oder sogar die Lämmer töten. Nun - der Wolf wird wohl kaum so freundlich sein, die Deiche zu meiden. Es ist nur eine Frage der Zeit - dann werden eben auch ausgewachsene Schafe von Wölfen getötet, die Deichschafhalter können ihre Haltung einstellen.
Bin mal gespannt, ob dann versucht wird, mit Rasenmähern und Mähmaschinen die Deiche dicht zu halten ...

Was das Unwissen vom Verhalten gegenüber Herdentieren und Herdenschutzhunden angeht, ist ein generelles Problem - denn die Leute, die nicht wissen, wie sie sich gegenüber Herdenschutzhunden zu verhalten haben, wissen meist auch nicht, wie sie sich gegenüber anderen Tieren respektvoll verhalten sollten. Es gibt so viele wirklich unnötige Unfälle an Weidezäunen mit Pferden, Rindern, Ziegen und ka, was noch alles ... im Naturschutz und im Deichschutz werden freilebende Herdentiere gebraucht - und selbst mit der scheuesten und wildesten Herde passieren Unfälle, auch wenn man meinen sollte, daß das gar nicht möglich ist.
Es wäre schön, wenn der Umgang mit Tieren etc in Kindergarten und Schulen gelehrt werden würde ... viele Eltern sind dazu nicht mehr in der Lage, weil sie selbst so denaturiert sind, daß sie nicht wissen, wie man sich gegenüber Tieren verhält. Hier könnte dann auch der Unterschied zwischen Durchschnittsstadthund und Herdengebrauchshund gelehrt werden. Das würde deutlich mehr bringen, wie im Schadensfall den eh schon kurz vor dem Ruin stehenden Landwirten Schmerzensgeld aufzubrummen!
Touristikunternehmen und Wandervereine könnten geziehlt Verhaltensregeln mitgeben, wenn sie Touren durch die Berglandschaft planen. An Hotels und in Berghütten könnten Broschüren ausgelegt werden, so teuer sind die ja im Druck nicht mehr, als daß man sich das nicht leisten könnte. Auch Tierschutzvereine könnten neben den Broschüren, wierum halte ich mein Meerschweinchen, auch Broschüren austeilen, wie verhalte ich mich gegenüber Herdenschutzhunden und ihren Herden.
Es gibt also noch viel zu tun ...



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 17. Apr 2019, 17:43

Es wäre schön, wenn du dir diese Zeit nehmen würdest und Richtigstellen könntest - ich lerne gerne dazu ...

Aber vielleicht ist es tatsächlich zuviel verlangt, daß, was ich Jahre lang in Foren mehr oder weniger gut getan habe, nämlich mir die Zeit nehmen zum Richtigstellen, selbst wenn es sich meiner Meinung um den größten Blödsinn der Welt handelte, von anderen Menschen zu verlangen - ich vergesse immer, daß ausnahmslos alle anderen wissenden Menschen deutlich weniger Zeit haben wie ich ...



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Di 30. Apr 2019, 11:23

http://www.maz-online.de/Lokales/Teltow-Flaeming/Nuthe-Urstromtal/Berkenbrueck-Zuchtfohlen-vom-Wolf-gerissen

ganz aktuell. ich wollte es euch nicht vorenthalten.
Wie gesagt, wertfrei. Jedoch muss man sich in die Leute und die Herde reinversetzen....lustig ist das nicht



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Di 30. Apr 2019, 13:34

Ja Mist, jetzt ist es zum Weiterlesen gesperrt, vorhin war es frei

doch, es war genetisch wieder ein Wolf, es war auch nicht das erste Mal, er hat vorher schon Alpakas und Kälber gerissen, nun das Fohlen, der Zaun war von Wolfsexperten, die vor Ort waren, empfohlen und für sehr gut befunden, extra hoch und extra viel Strom, der Züchter hat selbst investiert

das Fohlen wurde unter dem Zaun durchgezerrt, das haben Spuren gezeigt

schade jetzt, so ohne Bericht :(



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Di 30. Apr 2019, 16:17

da waren Bilder, gut gesicherter E-Zaun

Leider waren da auch Bilder von den Resten des Fohlens
es war eindeutig abgenagt, nur ein Teil des Kopfes war übrig

wie gesagt, in der Gegend ist es wohl schon oft passiert, weshalb die Sicherheitsmaßnahmen extrem erhöht wurden

klar kann man alles anzweifeln, ich glaube auch nicht blind alles, aber das war schon recht glaubhaft

egal, ohne den zugänglichen Bericht bringt es nix, es ist auch auf fb veröffentlicht, so wie es aussieht aber das kann ich hier in der Forma nicht sehen, die Seite ist gesperrt



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Di 30. Apr 2019, 19:40

das mit dem anzweifeln war nicht bös gemeint, aber du zeigst es jetzt sogar deutlich: die Fahrlässigkeit des Bauern...
ich kenne die Personen da auch nicht und kann es ebenso wenig beurteilen, aber ja, es war ein Symbolbild, das ist ein Züchter der seine Stuten da alle drauf hält ( im April ist meist Abfolhlzeit ) und das Fohlen war ganz fisch, ich glaube nur wenige Tage alt

der hat zusammen mit den Wolfsexperten bzw. nach deren Rat einen extra Zaun gebaut und Zigtausende dafür ausgegeben.
Deshalb finde ich es sehr schade das so abzutun

das ist es halt nur was ich meine, man muss beide Seiten sehen, und zwar möglichst fair. Wölfe einfach mal eben abzuballlern ist genauso wenig korrekt wie einfach den Geschädigten pauschal Schuld zu geben.
Aber das habe ich oben bereits geschrieben, dass mMn nicht alle nur zu blöd sind ihre Tiere zu schützen.
Einige sicher...aber nicht alle



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Di 30. Apr 2019, 20:55

geht der link?
http://www.maz-online.de/Lokales/Teltow-Flaeming/Nuthe-Urstromtal/Berkenbrueck-Zuchtfohlen-vom-Wolf-gerissen?fbclid=IwAR1bXM0Jw2yKiR2rsUGfHl-oD2AdSX1_2KKWU5d1grHgVmGwX9Bx_iCMCcQ



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von claudia » Di 30. Apr 2019, 21:20

Leider nicht, aber ich versuch es auch nochmal mit dem link, denn ich konnte es gerade lesen, als ich den Titel über Google gesucht hatte

http://www.maz-online.de/Lokales/Teltow-Flaeming/Nuthe-Urstromtal/Berkenbrueck-Zuchtfohlen-vom-Wolf-gerissen


Liebe Grüße
Claudia

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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Mi 1. Mai 2019, 09:19

aber Gast, jetzt mal ehrlich, was ist den jetzt schade? Wie reagiere ich denn? Ich stelle lediglich fest, dass du gleich versuchst, jmd die Schuld zu geben

ich greife dich hiermit nicht an, ich stelle das lediglich fest bzw sieht es für mich sehr so aus- das ist nicht schlimm aber dann bringt uns das nichts, ich wollte lediglich, wie bereits oben, ein aktuelles Beispiel bringen

natürlich kann ein Wolf auch 20cm unter dem Zaun durch, kein Pferdehalter hat seine Zäune auf extremer Höhe! Und es ist auch nicht korrekt was deine Beknnten gesagt haben, mit dem einen Grashalm und gleich leitet kein Strom mehr. Man muss Zäune freihalten, freischneiden, kontrollieren, klar, aber nur weil evtl mal etwas Gras den Zaun berührt fließt trotzdem noch Strom, es wird nur schwächer wenn es zuviel ist

das nehme ich hier nicht an, da wie gesagt grad typische Fohlenzeit ist und dort sehr viele Pferde draußen waren. Und ja, es ist normal, dass Pferde möglichst draußen geboren werden und nicht in der Box
Ein Pferd gehört ja eigentlich nicht in eine Box!

Ich glaube einfach nicht, dass ein Wolf sich grundsätzlich davon abschrecken lässt, insbesondere nicht, wenn er mal Erfolg hatte.

Es kann nicht sein dass man die Pferde einsperren muss und wie ich schrieb, er hat ein paar Tausender für die Abischerung investiert, und du schreibst einfach dass das ja nicht reicht? Das ist es halt, was soll man machen als Pferdehalter? Bitte jetzt mal realistisch. Ne Glocke drüber? Das ist nicht realistisch wie du dir das vorstellst, dass sich Pferdehalter dann alle noch Esel teilen, mehrere Zäune ziehen und Wachen aufstellen? Oder wie soll das gehen?
Ernsthaft, man hat Pferde hinter Zäunen, Holzzaun und Lize, das ist es auch was Versicherungen forden, bei uns wude neu gebaut, da haben sie Panels genommen, das ist sicher für die Pferde zwecks Ausbrechen, würde aber gegen den Wolf nicht helfen.

WEnn ich nachher zum Satll fahre, wir sind hier Pferdeland- komme ich an sicher zehn anderen, teilweise größeren, teilweise recht kleinen, Höfen bzw. Ställen vorbei. Alle vernünftig eingezäunt mit Strom, und ich sage dir, das würde gegen einen Wolf wohl nicht helfen.
Da muss man mehrfach Zaun ziehen, extra überwachen- wie sol das gehen mit Privatpersonen und begrenzten Mitteln?

Aber genau das habe ich in meinem ersten Post bereits gesagt, man muss die Kirche im Dorf lassen und beide Seiten kennen, sich auch etwas mit Pferden auskennen, und ncht einfch sagen, dass die doch im Stall bleiben oder Schafdraht unter Strom setzen, was nicht pferdegeeignet ist, wo sich dann möglichweise noch ein Pferd verletzt. Das kann es echt nicht sein.



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 1. Mai 2019, 12:39

Das Problem in diesem Fall ist, daß in Fläming seit drei Jahren immer wieder Wölfe gewildert oder von Jägern geschossen wurden, der letzte Vorfall dieser Art ereignete sich erst Anfang diesen Jahres:
[url=https://www.pnn.de/potsdam-mittelmark/brandenburg-hollaendischer-jaeger-erschiesst-wolf/23890772.html]Potsdamer Neue Nachrichten: Holländischer Jäger erschießt Wolf[/url]
Viele dieser Wolfstötungen kamen nicht mal in die Presse.

Es können sich deshalb im Fläming keine stabilen Wolfsrudel bilden ... wir haben das Problem, was auch in den USA zu beobachten ist. Die Wolfsübergriffe auf Weidevieh nehmen extrem zu - mit jedem geschossenen oder gewilderten Wolf!
Tatsächlich ist diesem Landwirt, um den es hier geht, schon letztes Jahr extrem viel gerissen worden: Kälber und Alpakas. Und nicht nur er muß darunter leiden, daß sich keine stabilen Wolfsrudel in der Gegend ansiedeln können. Es sind gerade im Nuthe-Urstromtal sehr viele Tierhalter, die seit ein bis zwei Jahren nicht mehr wissen, wie sie ihr Vieh schützen sollen, viele Pferdehalter halten ihre Pferde nur noch im Stall, die ersten Viehhalter haben ihre Haltung eingestellt.
So richtig los ging es im Fläming tatsächlich erst, nachdem zwei ausgewachsene Wölfe, die schon verpaart waren und sich ihr Revier geholt hatten, erschossen wurden, wenn ich mich richtig erinnere, war der eine Fall vor drei Jahren, einer vor zwei Jahren ... die Jungwölfe aus diesen Rudeln hatten offenbar nie richtig die Jagd auf die dort häufig vorkommenden Rehe gelernt und fingen an, systematisch sich am Weidevieh zu bedienen. Da kann dann irgendwann der Schutz so lückenlos und perfekt sein, wie will, wenn die Wölfe gelernt haben, Weidevieh als ihre Hauptbeute anzusehen, werden sie sich von keinem Zaun, keinem Herdenschutzhund und keinem Lama/Alpaka/Esel/Wasserbüffel mehr davon abhalten lassen, weiter Weidevieh zu reißen!
[url=http://www.maz-online.de/Lokales/Teltow-Flaeming/Extremjahr-fuer-Frank-Nitzsche]Märkische Allgemeine: Extremjahr für Landwirt Frank Nitzsche[/url]

Nun will die Gemeinde Nuthe-Urstromtal ne wolfsfreie Zone werden - ich frag mich nur, wie das gehen soll, die Gegend ist schon seit Jahren Wolfesland! Wenn also jeder Wolf im Nuthe-Urstromtal geschossen wird, wandern Jungwölfe aus den benachbarten Rudeln in die Gegend ein - und da Jungwölfe noch ausprobieren und nicht sehr geschickt in der Jagd von Rehwild sind, wird es da immer wieder Wölfe geben, die sich auf Weidevieh spezialisieren. Je mehr dort geschossen wird, desto schlimmer wird dort das Problem!
Bliebe nur noch, die gesamte Gemeinde hinter einem 2m hohen Elektrozaun zu verstecken, dahinter ne Todeszone zu installieren, in welchem Herdenschutzhunde patroullieren, danach noch mal nen Elektrozaun - hatten wir ja schonmal in deutlich größer, nur ging es da nicht um Wölfe, sondern um Menschen, die am Ausbrechen gehindert werden sollten ... nur, so wie es zu DDR-Zeiten dennoch immer wieder findige Menschen gab, welche die Todeszone überwanden, wird es sicherlich auch immer wieder findige Jungwölfe geben, die es dennoch schaffen, ins Nuthe-Urstromtal zu gelangen ... kurzum, der Abschuß von Wölfen ist kontraproduktiv.
Das Ausschließen von Wölfen innerhalb eines Gebietes, welches rundum fast vollständig von Wolfsrudeln besetzt ist, ist nahezu unmöglich.
Die Jungwölfe erscheinen aufgrund ihrer Unerfahrenheit als wenig scheu ... genau wie in den USA auch wissen sie schlicht nicht, wie man den Menschen umgeht, sie kommen in die Ortschaften, sie bleiben erschreckt stehen, statt zu fliehen, wenn man versucht, sie zu erschrecken und zum Fliehen zu bringen etc.
Ausgewachsene Wölfe mit Revier dagegen sieht man gewöhnlicherweise nicht und hört man nicht - da die Jungwölfe in intakten Rudeln sich das Verhalten ihrer Eltern abschauen, sieht man auch von den Jungwölfen nur wenig bis gar nix. Wenn aber Vater oder Mutter aus einem intakten Wolfsrudel geschossen oder mit Fallen entfernt wird, können sich die übergebliebenen Jungwölfe offenbar weder korrektes Jagen, noch das Meiden des Menschen von den Eltern abschauen. Sie fangen verfrüht an zu wandern - und probieren aus, was geht und was nicht geht.

Wenn man bedenkt, daß in der Gegend um Torgelow die maximale Wolfsdichte erreicht ist und bislang nur selten mal Weidevieh gerissen wurde, ist das schon bedenklich, was da momentan im Fläming passiert. Eigentlich ist es der beste Beweis dafür, daß die amtierenden Altwölfe auf jeden Fall geschützt, gehegt und gepflegt werden sollten - und korrekt erzogen werden sollten (wenn nötig, mit Gummigeschossen). Die Jagd von Revierinhabern schadet allen - insbesondere die Weidetierhalter!



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Mi 1. Mai 2019, 19:50

Gast, hier muss niemand "vermitteln" und ich habe nichts unterstellt, gar nichts. Ich verstehe deine Art zu "diskutieren" gar nicht und werde das hiernach auch nicht weiter verfolgen.
Ich habe gesagt wie es sich für mich iiest und das bestätigst du mit jedem Post mehr

Ich weiß aus Erfahrung wie sich auch Hunde unter oder zwischen Zäunen durchquetschen können, genau wie manch andere Tiere das auch können und sogar Stromschläge in Kauf nehmen wenn sie danach ein Erfolgserlebis haben

Ich bin dir zwar keine Rechenschaft schuldig, auch wenn du mich noch so harsch aufforderst, dir zu sagen wie ich meine Pferde schützen würde, aber ich kann dir sagen, so einfach wie du dir das vorstellst, paar Esel dazu und noch extra Zaun- das is unrealistisch! Ich hatte meine Tiere über 15 Jahre am Haus, da ist man mehr mit Zaunbau und fast täglich unter dem E-Zan abmähen beschäftigt, plus Sauberhalten und Füttern etc., dass alles andere zu kurz kommt

Und was verstehst du "unter ständiger Beobachtung" eines Fohlens? Mehr als mehrfach am Tag kontrollieren, zu verschiedenen Uhrzeiten mit verschiedenen Leuten, geht auch schwer. Ein Restrisiko bleibt immer, auch wenn ein Pferd mitten in der Nacht eine Kolik kriegt o.ä.

Weitere Zäune, hohe, feste, plus E-Zaun können vielleicht Räuber abhalten, aber auch anderes Wild wie Rehe. Und man schafft zusätzliche Gefahrenquellen. Von den Kosten rede ich gar nicht
Da ich seit Jahrzehnten Zäune ziehe, Material kaufe und das für einige Hektar, ärgern einen dann solche Pauschalaussagen.

Dass es viele "Kann-Risse" gibt steht außer Frage. Ich habe mich rein auf die tatsächlichen Tötungen durch Wölfe bezogen



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Mi 1. Mai 2019, 20:53

ich kopier das jetzt hier ein, ich kann das nämlich lesen ohne angemeldet zu sein:
Berkenbrück

Erst Alpakas, dann Kälber und jetzt das Zuchtfohlen. Frank Nitzsche weiß nicht, wie es weitergehen soll. Wieder hat der Wolf zugeschlagen – obwohl der Landwirt alle Ratschläge der Rissgutachter befolgt hat. Der Elektrozaun hat die Wölfe nicht aufhalten können.
Suchaktion gestartet

Am Sonntagmorgen sah ein Mitarbeiter der Bergranch Nitzsche eine Stute ohne ihr Fohlen. Das Tier lief aufgeregt am Zaun entlang. Er informierte Frank Nitzsche, der daraufhin eine Suchaktion nach dem Fohlen startete. Einige Zeit später wurde seine Befürchtung wahr: Von dem vor wenigen Tagen geborenen Fohlen war kaum noch etwas übrig. Der verständigte Rissgutachter schaute sich am Sonntagnachmittag die restliche Teile an und nahm DNA-Proben. Wie es aussieht, wurde das Fohlen unter dem Elektrozaun durchgezogen. Blutspuren befanden sich sowohl am Elektrozaun als auch am Schilf des Wassergrabens. Auf der Wiese haben die Wölfe das Fohlen dann zerfleischt.

Die Täter sind Wölfe

Frank Nitzsche hat in den vergangenen Jahren schon etliche Tiere an Wölfe verloren. 2016 wurde drei tragende Alpakas getötet und zwei weitere verletzt. Im vergangenen Jahr wurden vier Kälber gerissen. Daraufhin entschied sich der Landwirt trotz geringem Erlös 54 Kühe und Kälber zu verkaufen. Nach jedem Vorfall wird geprüft, ob es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt hat. Auch Hunde oder Füchse kommen als Täter in Frage. Doch bisher waren es immer Wölfe.
Vorbildliche Elektrozäune

„Wir haben wir alles gemacht, was die Wolfsbeauftragten von uns gefordert wurde“, sagt Frank Nitzsche. Er und seine Leute haben in den vergangen zwei Jahren drei Zäune gebaut – einen davon mit Fördermitteln, die anderen auf eigene Kosten. Ein Zaun wurde sogar noch erhöht, er wird mit 70 000 Volt unter Strom gesetzt. Die Investitionen gehen inzwischen in den fünfstelligen Bereich. Die Elektrozäune gelten als vorbildlich.
Um jeden Euro kämpfen

„Das nützt alles nichts, wenn sich die Wölfe trotzdem die Tiere holen“, sagt Nitzsche. Problematisch sei vor allem, wenn sie die Tiere in den Wald schleppen und man nichts mehr von ihnen findet. Dann besteht kein Anspruch auf Entschädigung. Und dieser werde auch nur bis zu einem gewissen Maß gezahlt. Deshalb machten sich manche Landwirte auch nicht mehr die Mühe, einen Rissgutachter zu bestellen. „Wir hatten von früh an zu tun, die Überreste vom Fohlen zu finden. Denn wir müssen beweisen, dass mit dem Tier alles in Ordnung war“, so Nitzsche. In den vergangenen Jahren hat der Landwirt einige tausend Euro Verlust gemacht und muss nun um jeden Cent kämpfen müssen.
Stute muss versorgt werden

Die Norwegerstute, die ihr Fohlen verloren hat, muss jetzt versorgt werden. Das Euter muss gekühlt werden – und es besteht das Risiko, dass die Stute nie wieder tragend ein wird. Nitzsche weiß inzwischen nicht mehr, was er tun soll – sechs Fohlen werden in den nächsten Tagen erwartet.
Und es trifft nicht nur ihn. Auch das Landgut in Hennickendorf ist betroffen. „Wir haben in Hennickendorf in der vergangenen Woche zwei Kälber durch Wolfsrisse verloren, zwei Woche davor ebenfalls und vor vier Wochen auch“, sagt Landwirt Jürgen Frenzel. „Es wurden DNA-Spuren gesichert, um zu sehen, ob die von ein und demselben Wolf sind“, sagt er.
Tag des Wolfes

Am 30. April ist der Tag des Wolfes, ausgerufen vom Naturschutzbund Deutschland, um der Freude über die Rückkehr des damals bedrohten Großraubtiers nach Deutschland Ausdruck zu verleihen. Inzwischen ist das Land Brandenburg flächendeckend von Wölfen besiedelt und die Population wächst weiter kontinuierlich, um zirka 30 Prozent jährlich.
Quelle: maz online



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 1. Mai 2019, 21:18

Das Problem ist hier wirklich die in den letzten zwei bis drei Jahren erfolgte Wilderei und Schießerei auf Wölfe ... der Verlust von revierinhabenden, zum Weidevieh friedlichen, Wölfen hat erst dieses Problem heraufbeschworen - die Verantwortlichen, soweit sie überhaupt ausfindig zu machen sind, werden frei ausgehen ... dabei ist wissenschaftlich längst bewiesen, daß die Herausnahme von revierinhabenden Elternwölfen dazu führt, daß vermehrt Weidevieh gerissen wird - und in solchen Fällen nix, aber auch wirklich gar nix mehr, an Schutzmaßnahmen hilft.

Die wahren Schuldigen an dieser Misere sind nunmal gänzlich andere wie dieser Landwirt und viele andere Weidetierhalter, die nun die Fehler von Wilderern und Jägern ausbaden müssen. Hier ist einfach etwas passiert, was unter allen Umständen zu vermeiden ist - die Herausnahme von revierinhabenden Wölfen!
Landwirte können diesen Fehler beim besten Willen nicht ausgleichen, die Zahlung von Geld für den Verlust wiegt bei weitem nicht das auf, was dem Landwirt (und anderen Weideviehhaltern in der Region) nun genommen wird. Die einzige Chance, sein Vieh eventuell zu schützen, wären Hochsicherheitstrakte, also Stallhaltung, für alles, was Weidevieh heißt. Und das kann es nicht sein - es ist nunmal nicht artgerecht!
Die einzige Chance, diese Misere wieder zu bereinigen, wäre dafür zu sorgen, daß Wolfspaare in dieser Region ihre Reviere bilden können - da das mit Sicherheit jedoch Pärchen sein werden, die sich aus weideviehreißenden Jungwölfen rekrutieren, müßte ein entsprechendes Erziehungsprogramm gestartet werden, welche die Wölfe, sobald sie eine Weide auch nur betreten wollen, oder nur daran denken, mit Gummigeschossen beharkt werden oder aber von wehrhaften Hunden (beispielsweise Kangals, die sind sehr gut geeignet dafür), gejagt werden, bis sie Weiden nicht mehr beachten. Der Aufwand ist nun enorm und kaum bezahlbar.
Es gibt erfahrungsgemäß keinen Herdenschutz, wenn revierbildende Wölfe getötet werden - das zeigen die USA, Kanada, Indien, Spanien, Österreich, Rußland, Tschechei usw usf ... es ist immer und überall das Gleiche, werden revierinhabende Wölfe geschossen, gibt es eine extreme Zunahme an Übergriffen auf Weidevieh - und es gibt KEINEN Schutz dagegen!

Insofern kann ich es einfach nicht verstehen, daß Jäger, die aus "Notwehr" einen Wolf erschießen, um ihre Hunde zu retten, straffrei davonkommen - ist dieser Wolf ein revierbildender Wolf gewesen, zieht es enorme Verluste von Weidevieh nach sich ... immer! Jäger, die "aus Versehen" Dackel, Bracken und ähnliche an der Jagd beteiligten Hunde erschießen, gehen genauso straffrei aus ... die werden ja auch nicht aus "Notwehr" erschossen. Es ist also Berufsrisiko, Jagdhunde auf der Jagd zu verlieren (viele Jäger halten schon keine Dackel zur Jagd mehr, weil das die Hunde sind, die am Häufigsten mit Füchsen verwechselt und erschossen werden).
Also - warum gehen dann Jäger, die Wölfe erschießen, um ihre Hunde zu schützen, straffrei aus?
Warum ist es erlaubt, daß zur Paarungszeit der Wölfe in Wolfsrevieren gejagt wird?
Aus welchem Grund dürfen Jagdhunde ohne Leine in Wolfsrevieren arbeiten, wenn angeleinte Suchhunde die gleiche Arbeit machen könnten (ok, der Mehraufwand für den Jäger ist enorm - aber dennoch, möglich ist es und schützt letztendlich Hund und Wolf. Sagt sogar mein Onkel, der Jäger war und eigentlich gegen Wölfe eingestellt ist).

Was hier abläuft, ist eine ganz große Sauerei gegenüber den Weidetierhaltern!
Und die geht nicht von den Wölfen aus!
Die geht von den Wolfshassern aus!
Hier müssen mal wieder Unschuldige unter der Unvernunft einiger Weniger leiden.



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Mi 1. Mai 2019, 22:06

Murx Pickwick hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 21:18


Die wahren Schuldigen an dieser Misere sind nunmal gänzlich andere wie dieser Landwirt und viele andere Weidetierhalter, die nun die Fehler von Wilderern und Jägern ausbaden müssen. Hier ist einfach etwas passiert, was unter allen Umständen zu vermeiden ist - die Herausnahme von revierinhabenden Wölfen!
Landwirte können diesen Fehler beim besten Willen nicht ausgleichen, die Zahlung von Geld für den Verlust wiegt bei weitem nicht das auf, was dem Landwirt (und anderen Weideviehhaltern in der Region) nun genommen wird. Die einzige Chance, sein Vieh eventuell zu schützen, wären Hochsicherheitstrakte, also Stallhaltung, für alles, was Weidevieh heißt. Und das kann es nicht sein - es ist nunmal nicht artgerecht!
......

Hier müssen mal wieder Unschuldige unter der Unvernunft einiger Weniger leiden.

ganz genau!Wie so oft übrigens....das ist es ja, sobald es so weit gekommen ist wie scheinbar dort jetzt, siehe auch Rodewald etc., kannst du noch mehr Zäune ziehen, es wird oftmals nicht reichen. In den Fällen die ich genauer verfolgt habe waren die Weiden gut gesichert! Wie hoch und wie dicht will man die Zäune ziehen....

Mit solchen Eingriffen versaut man leider oft nachhaltig eine ganze Menge. Und ausbaden dürfen es dann andere....die oft noch allein dastehen



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » Do 2. Mai 2019, 06:41

dann wären die Bestände ja "leer"
es gibt hier ja Abschussquoten, die Jäger schießen ja nicht wahllos ab ( nicht dass ich die jetzt verteidigen will ) aber hier ist es so, dass jeder sein Gebiet hat und dafür sorgt dass die Populationen angepasst bleiben

das wird auch oftmals von den Bauern eingefordert, insbesondere aber bei Wldschweinen, weil man es da schon merkt wenn die alles auf links drehen

ist die Population zu groß wird der Schaden größer, so habe ich es letztens erklärt bekommen, vereinfacht gesagt

es ist so schwerer für den Wolf, gesundes Wild zu jagen was ohne Zäune flüchten kann, als z.B. Schafe auf einem umfriedeten Stück, wo sie wie auf dem Präsentierteller sind und nicht wegkönnen, zu erlegen
da hat er nur die Arbeit dort reinzukommen, der Rest ist ein Kinderspiel für ihn



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Murx Pickwick » Do 2. Mai 2019, 08:49

Jäger sind verpflichtet, die Wilddichte von Schalenwild in ihren Revieren so anzupassen und das Schalenwild so zu hegen, daß das Schalenwild im Winter nicht verhungert.

Nun ist es so, daß Groß- und Riesenbauern besonders viele Transfergelder vom Staat bekommen. Solche Riesenfelder sind nur noch in Rein- und Monokultur überhaupt zu bewirtschaften, anders geht dem nicht, weil zu Arbeitsaufwendig. Dazu kommt, daß nur bestimmte Reinkulturen vom Staat in besonderem Maße bezuschußt werden, beispielsweise Mais, Raps und Weizen. Diese "Energiepflanzen" verschwinden dann zu einem großen Teil in die vom Staat bezuschußten Biogasanlagen, damit Deutschland unabhängig von russischen Gaslieferungen werden kann.

Das Ganze hat nun extreme Auswirkungen auf unsere Umwelt - und das Schalenwild.
Ausnahmslos alle vom Staat bezuschußten Kulturen werden pünktlich im Sommer geerntet, also ausgerechnet in einer Zeit, wo die Natur gewöhnlicherweise äußert üppig blüht und grünt und kein Tier Hunger leiden muß. Nun, wenn die Felder abgeerntet werden, bleiben nur noch die Feldränder und das, was im Wald wächst - für Rehe beispielsweise ist das viel zu wenig, die fangen ausgerechnet zu der Zeit, wo sie sich den Winterspeck anfressen und ihre Halbwüchsigen anfangen, ihrerseits Grünzeugs zu mampfen, an zu hungern, zumal es ja nicht nur um nen Garten von wenigen Quadratmetern geht, sondern um riesige Felder - flächendeckend!
Man spricht hier vom Ernteschock.
Wenn hier Jäger nicht den Bestand auf einem sehr geringen Niveau halten, werden die hungernden Rehe, trotz Energiesparmodus im Winter, anfangen, ganz extrem die Bäume zu schälen und den Aufwuchs aufzufuttern - eine Naturverjüngung in den Wäldern ist dann nicht mehr möglich, Fichtenmonokulturen ist unter dem Druck des Schalenwildes auch nicht mehr möglich. Der Verbiß steigt umso mehr, je mehr Rehwild im Sommer keinen Speck anfressen konnte und je mehr Rehe das versuchen, im Wald durch Auffuttern von Auswuchs und sommerlichen Schälen der Bäume auszugleichen.
Dazu kommt, die Nachwuchsplanung speziell der Rehe findet im Frühjahr statt - also genau dann, wenn die ganzen staatlich subventionierten Reinkulturen anfangen zu sprießen, die aber dann im Sommer abgeerntet werden. Heißt also, je mehr Reinkultur, desto mehr Rehe, desto mehr Rehe hungern im Sommer - und schälen die Bäume.
Durch Zufütterung (meist energiehaltigen Futters) im Winter kann das nicht abgefangen werden, im Gegenteil, es verschärft die Situation.
[url=http://www.jagd.it/hege/wildfuetterung.htm]Wild und Hund: Wildhege[/url] (gibt da auch etliche Studien zu, aber ich hab mom beim besten Willen keine Zeit, diese rauszusuchen ... )

Aus diesem Grunde gibt unser Vater Staat in vielen Bundesländern Abschußquoten vor - das ist das Wild, was geschossen werden muß. Schaffen die wenigsten Jäger ... egal, wo ich hinkomme, ich hör sie fast überall jammern.

Ein anderes Problem sind die Wildschweine - diese profitieren ganz enorm durch den Maisanbau. Je mehr Mais, desto mehr Wildschwein - und Wildschweine sind äußerst effektiv in der Anpassung ihrer Fortpflanzung an die Futter- und Versteckverhältnisse. Es gibt nix, wirklich gar nix, was so effektiv Wildschweinfutter und Wildschweinverstecke bietet, wie ausgerechnet Maisfelder - und die haben in den letzten Jahrzehnten dank guter Subventionen und zusätzlicher Transfergelder zum Schadensausgleich bei hohen Wildschweinbeständen ganz extrem zugenommen. Besonders lukrativ ist es, wenn der Landwirt den Mais anbaut, welches er in die eigene Biogasanlage verfrachtet, um die daraus gewonnene Energie wiederum zum Betreiben seiner überschweren landwirtschaftlichen Maschinen einzusetzen.
[url=https://www.maiskomitee.de/Fakten/Statistik/Deutschland]Deutsches Maiskomitee e. V.: Deutschland[/url]

Für Wildschweine entstand so das Paradies auf Erden ... unbegrenzt Fressi, unbegrenzt gute Verstecke, was will Schwein mehr ...
Während um 1970 herum Wildschweine nur einen Frühjahrswurf hatten und nur ganz selten einen Herbstwurf, der dann im Winter verhungerte und erfror, ist das nun anders - Wildschweine haben zwei bis dreimal im Jahr Junge und selbst der Winterwurf kommt zu 80% durch!
Na - wenn das keine Vermehrung ist ...
Wildschweine sind allerdings die Wühler unter dem Schalenwild, sie buddeln sehr zuverlässig den Boden um, lockern ihn auf, fressen Engerlinge und Co aus dem Boden ... kurzum, wer Permakultur oder ähnliche Kulturen betreibt, freut sich über jedes Schwein, was zu Besuch ist - ganz anders sind da die Verhältnisse in Reinkulturen und Turbowiesen. Die Schweine lockern den Boden so auf, daß Quadratmeterweise der Mais (oder andere Nutzpflanzen) umgelegt werden, Bodenlebewesen finden sie eh nicht mehr im totgespritzten Boden, also halten sie sich an das überirdisch wachsende Mastfutter (insbesondere Mais) und hinterlassen eine Schneise der Verwüstung, wo sie auftauchen. Die Erträge sinken extrem, wo Wildschweine in Reinkulturen ihr Unwesen treiben.
Auf Turbowiesen sieht es nicht viel anders aus, die Angewohnheit der Wildschweine die Wiesen umzugraben, hinterlassen Schneisen der Verwüstung, die Wiesen können nicht mehr mit Maschinen gemäht werden aufgrund des aufgebrochenen und von Schweinen umgepflügten Landes, die Erträge sinken ins Bodenlose.
Pferdehalter freuen sich auch nicht sonderlich über die Schweinerei ... hier sind es die Pferde, die durch die umgewühlten Weideflächen direkt gefährdet sind. Pferde sind angepaßt an weite Steppen mit hartem Boden, nicht an fette Weiden mit Ackerfurchen drin. Die Gefahr, daß Pferde stolpern und sich die Beine brechen ist umso höher, je mehr Schweine die Weide fachgerecht umgepflügt haben. Dazu kommt noch zusätzlich die Futterfrage - auf einer großflächig umgelegten Weide, wo das Oberste zuunterst gekehrt wurde, wächst erstmal kein Gras mehr - also weniger Futter für die Pferde, mehr Zukäufe für die Pferdehalter.

Diese Schäden können den Jägern vollumfänglich angelastet werden, dieser ist für "sein" Wild in seinem Revier zuständig und muß sowohl die Forstschäden, als auch die Schäden auf Weiden und in Feldern aufkommen ... nun, der Bauernverband führt jeden Winkelzug momentan ins Feld, um nun auch noch die Schäden zusätzlich vom Staat bezahlen zu lassen, und wo das nicht geht, wird der Abschuß der Wildschweine verlangt. Inzwischen wird die afrikanische Schweinepest vorgeschoben, um die Dringlichkeit, den Wildschweinbestand zu dezimieren, dem Staate klarzumachen.
Allerdings sind Wildschweine zu schlau, um sich durch Jagd dezimieren zu lassen ... wenn die Hälfte des Wildschweinbestandes in einem Jahr niedergeknallt wird, bleiben immer noch so viele Schweine über, die bei den momentanen Maismastbedingungen ihren Bestand im nächsten Jahr vervielfachen! Nun werden unter den subventionierten, also staatlich erwünschten, Bedingungen nicht mal ein Zehntel der Schweinerei geschossen - mehr ist einfach nicht drin, die meisten Jäger haben noch nen Job nebenbei, der sie ernährt und mit Wildschweinfleisch ist schon lange nix mehr zu verdienen, wir haben hier inzwischen auch ein Überangebot.
Eine Regulierung des Wildschweinbestandes ist durch Jagd nicht möglich.
Eine Regulierung des Wildschweinbestandes ist nur über die Regulierung der Maisanbauflächen möglich - das paßt aber dem Bauernverband, wo insbesondere die ganz großen Landwirte drin organisiert sind, überhaupt nicht. Schließlich würde es enorme Einbußen an staatlichen Transfergeldern bedeuten - also dem momentanen Hauptverdienst der ganz großen Landwirte.

Die natürliche Beute des Wolfes wird also keinesfalls von Jägern abgeschossen, sondern die natürliche Beute wird als Schädling in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft angesehen! Die Wölfe haben genug Wild, insbesondere Rehwild, was sie jagen können, die Feistzeit beginnt in Deutschland mit dem Ernteschock, wo die Felder abgeerntet sind, die Rehe sich neue Deckung suchen müssen und eh am Hungertuche nagen. Sie helfen seriösen Jägern dabei, die staatlich vorgegebenen Jagdquoten einzuhalten und tun das sogar so gut, daß trotz der unnatürlichen Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen der Rehbestand gesundet, die Geweihe wachsen wieder ebenmäßiger usw usf.

Wie auch im Tierschutz gibt es bei Jägern die Seriösen und die Unseriösen ... es ist kein Geheimnis, daß es bis heute noch in Deutschland Trophäenjäger gibt, die durch (illegale) Zufütterung und Aussetzen von Gehegewild den Wildbestand in ihren Revieren übernatürlich hoch halten und durch sehr energiehaltiges Futter, auch im Winter, dafür sorgen, daß kapitale Geweihe wachsen können. (Das Heranzüchten von kapitalen Jagdtieren im Gatter und dann Aussetzen, damit sie geschossen werden können, nennt sich auch canned hunting - im Deutschen gibt es kein Wort dafür, da es diese Art der Jagd in Deutschland offiziell gar nicht gibt und auch illegal ist. Kein seriöser Jäger würde so etwas tun!). Noch immer gibt es unseriöse Jäger, welche die Gatterjagd anbieten. Diese unseriösen Jäger verdienen ihr Geld mit ausländischen Trophäenjägern, welche diese extremen Geweihe zu schätzen wissen. Und genau in diesen Kreisen, die zudem leider auch noch recht kapital mit Kapital ausgestattet sind, finden sich die meisten Wolfshasser in der Jägergemeinde! Man braucht nur mal auf deren Treffen zu gehen, wenn sie sich irgendwelche Unsinn-Argumente, die längst widerlegt sind, an den Kopf schmeißen und sich gegenseitig darin bestärken, wie böse doch der Wolf ist, der ihre gemästeten Lieblingsrothirsche und fetten Lieblingsrehlein wegschnabulieren!
Leider ist es so, wie im Tierschutz auch - wer am lautesten schreit, bekommt recht ... tja, und genau diese Trophäenjäger und Gatterjäger, die eigentlich den weitaus kleineren Teil in der Jägerschaft ausmachen, schreien am allerlautesten!
Deswegen gleich pauschal alle Jäger in einen Topf zu schmeißen und sie zu verdammen, ist dagegen falsch ... der überwiegende Teil der Jäger ist nicht nur dem Wolfe neutral bis positiv eingestellt, sie bemühen sich auch ihrerseits um einen gesunden Wildbestand und helfen sogar vielerorts bei der Erforschung des Wolfsverhaltens durch Anbringen von Wildkameras etc. Sie legen Wildfelder an, die nicht abgeerntet werden, um sowohl dem Schalenwild, als auch Vögeln, Schmetterlingen und Co eine Chance in unserer immer artenärmer werdenden Landwirtschaft zu geben.
Ohne diese seriösen Jäger hätte der Wolf sich nicht so schnell ausbreiten können, weil es viel zu viele Vorurteile gegenüber dem Wolf gab. Ohne diese seriösen Jäger wäre die Erforschung von Herdenschutz, Wolfsbewegungen etc nicht so weit, wie er nun ist. Es sind gerade diese seriösen Jäger, die den Wolfsschützern geholfen haben, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, die Vorschläge eingebracht haben, wie ein Zusammenleben von Wolf und Mensch in Deutschland möglich ist.
[url=https://www.haz.de/Nachrichten/Wissen/Uebersicht/Niedersachsen-wird-Wolfsland]Hannover Allgemeine: Niedersachsen wird Wolfsland[/url]
Wer dieser Zeitungsmeldung nicht glaubt, kann gerne in den Wolfsberatungsstellen sich über die Organisation des Wolfsmonitoring informieren ... und bekommt die gleiche Info aus erster Hand.



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Kim » Sa 4. Mai 2019, 10:06

Dajanira hat geschrieben:
Sa 13. Apr 2019, 01:26
Viele können sich nicht Mal Herdenschutzhunde leisten.
Vielen geht es dabei nicht ums "können", sondern ums wollen.
Es ist halt mti "Wir setzen mal lustig einen HSH in eine Herde" nicht getan zum Herdenschutz.

So schön die idealistische Idee "Ach, Herdenschutzhunde und das Problem ist gelöst" nämlich klingt, ist sie nicht. Und es gibt mehr als genug Gründe sich aktiv dagegen zu entscheiden.



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Murx Pickwick » So 12. Mai 2019, 21:00

Auch deutsche Wanderschäfer koppeln oftmals nachts ihre Schafe, in Hessen ist zudem verboten, wie früher bei der Herde im Schäferwagen zu übernachten (keine Ahnung, wie das in anderen Bundesländern ist). Die Herde ist also nachts unbewacht (es sei denn, es stehen genügend Herdenschutzhunde an der Herde, was nochmal einen ziemlichen Mehraufwand an Fütterung etc bedeutet - so eine Wanderherde bringt eh nur Arbeit und kaum Gewinn, genügend Herdenschutzhunde an der Herde bedeutet Verlust, die Hunde müssen schließlich mit irgendwas gefüttert werden und ärztlich versorgt werden, was zusätzliche Kosten verursacht)
Das macht den Herdenschutz nicht gerade einfacher - und nächtliche Verluste genauso hoch, wie wenn man die Schafe Tag und Nacht gekoppelt hält.
Dazu kommt - jeden Tag die Schafe mit nem Stromzaun von 80cm Höhe einzukoppeln, ist schon richtige Knochenarbeit (hab ich selbst schon mitgeholfen, also das ist eigene Erfahrung). Einen wie vom Wolfsschutz empfohlenen 1,40m hohen Stromzaun jeden Abend aufbauen und wieder abbauen und das für eine Herde mit über 400 Muttern - spannend! Vor allem, wenn man alleine dasteht mit dem Zaun ... immerhin ist der Zaun zwei Drittel mal so schwer, wie ein 80cm hoher Zaun.

Wie man an den wildlebenden Mufflonbeständen sieht, rächt sich zudem, daß Schafe in Deutschland kein Gelände finden, an das sie angepaßt sind. Schafe sind nunmal Geröllfelderbewohner gebirgiger Landschaften, keine Waldbewohner. Wenn sie fliehen, fliehen sie ins Geröllfeld oder felsiges Gelände bergauf, wo sie sich äußerst sicher und schnell bewegen können - und wo Wölfe eben nicht so schnell und sicher sind. Nur so haben sie eine Chance, dem Wolf zu entkommen.
Auf Waldboden dagegen ist der Wolf schneller und wird über kurz oder lang die nicht hierhergehörenden verwilderten Mufflon ausrotten, vollkommen unabhängig, ob gekoppelt oder weiterhin freilebend. Ohne Herdenschutz hat nunmal kein Schaf auch nur die geringste Chance.


Es bleibet dabei - wenn nicht jeder in der Region ausnahmslos mithilft, dafür zu sorgen, daß Wolfspaare sich fest ansiedeln können, ihre Reviere aufbauen können und ordnungsgemäß erzogen werden, daß sie eben Stromzäune und Herdenschutzhunde respektieren, wird es immer für die Tierhalter übel ausgehen, egal wieviel Aufwand sie betreiben... oder die Tiere müssen Tag und Nacht im Hochsicherheitstrakt untergebracht werden - 24/7 Stallhaltung läßt grüßen!
Der Wolf kann nicht Aufgabe einzelner Tierhalter sein!
Der Wolf ist eine Gesellschaftsaufgabe!

OT:
Dieser Wolf frißt Äpfel ... scheint zu schmecken :crazy:



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Re: Gebt den Wolf zum Abschuss frei

Beitrag von Traber » So 12. Mai 2019, 21:10

das ist der Herr Faß vom Wolfscenter in Dörverden, das sagte ich ja eingangs das ich dort auch war

ganz tolle, engagierte Leute und ein echt schönes naturnahes Wolfscenter



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