Reicht 1 Woche zur Futterumstellung?

Moderatoren: Emmy, Heike, Miss Marple

Forumsregeln
Giftige Pflanzen die hier aufgeführt oder vorgestellt werden, stellen für Tiere die Ad Libitum ernährt werden selten eine Gefahr dar, da sie in der Lage sind zu selektieren und daher immer wissen, was fressbar und genießbar ist und was nicht.

Wie in allen Fällen auch, ist jedes Tier individuell zu betrachten und man sollte neue Pflanzen IMMER langsam anfüttern.
Jedes Tier kann unterschiedliche Dinge auch unterschiedlich vertragen.

Die User sprechen von eigenen Erfahrungen, es liegt an Euch, Eure zu sammeln.
Antworten
Benutzeravatar
Jenny91
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 31
Registriert: So 16. Apr 2017, 18:34
Land: Deutschland
Danksagung erhalten: 11 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Reicht 1 Woche zur Futterumstellung?

Beitrag von Jenny91 » Mo 13. Nov 2017, 12:17

Hallo,

ich habe im September und Anfang November je ein Meerschweinmädel gehen lassen müssen. Beide schon älter (8 J. & 7 1/2 J.) und krank.
Eigentlich sollte kein neues dazu, eigentlich... :pfeif:

Nun ist ein Mädel (1 jährig) in einer Notstelle reserviert und ein Bekannter hat mich eben gefragt, ob ich sein letztes (Mädel, 4 jährig) übernehmen könnte. Meine sind zwischen 3 und 3 1/2 Jahre alt, bzw. ein Mädel ist 5 Jahre alt.

Problem bei dem vom Bekannten: Es kennt nur handelsübliches Trockenfutter (also möglichst bunt) bzw. sehr wenig Frischfutter. Meine bekommen aber fast nur Frischfutter bzw. gutes Trockenfutter (getrocknete Kräuter, Blüten, Saaten usw.).
Übernehmen könnte ich sie diesen Freitag (zeitlich vorher nicht anders machbar) und das von der Notstelle kann ich am 24.11. abholen. Die Woche würde ich gerne nutzen um Kotprobe abzugeben und die Fütterung umzustellen.

Reicht die 1 Woche zur Fütterungsumstellung? Ich habe kein Problem damit, wenn meine vorerst auch das Trofu reinbekommen, aber halt reduziert und mit meinem vermischt. Ist ja nur vorübergehend. Aber die Frage ist halt, ob ich sie in 1 Woche an genug Frischfutter gewöhnen kann? Meine bekommen momentan überwiegend Endivien, Karotte, Gurke, Paprika, Spitzkohl und Fenchel. Selten (wächst halt nicht mehr so wie im Sommer) Kräuter aus dem Garten und 1-2x pro Woche etwas Mangold (ebenfalls aus dem Garten). Wiese finde ich, leider, keine gescheite mehr.

Die letzten, die einzogen, waren immer aus Notstellen und kannten ausreichend Gemüsesorten...

LG



Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1720 Mal
Kontaktdaten:

Re: Reicht 1 Woche zur Futterumstellung?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 14. Nov 2017, 10:33

Stell nen Napf hin mit aromatischen Saaten und ähnlichem, also Fenchel, Kümmel, Schwarzkümmel, Wacholderbeeren und sowas - die Körner müssen alle ganz sein, darf also kein Pulver rein.
Wenn es Probleme mit dem Frischfutter gibt, können sich die Neuen mit dem Gesundheitsnapf selbst kurieren, dann bekommst du von dem Traraa Futterumstellung nicht viel mit :D

Kohl würd ich erst nach zwei Tagen mit ins Angebot nehmen, das Kuntibunti enthält genügend Nährstoffe, die in Pflanzen seltener sind, als daß man da nicht so schnell vorgehen muß, wie bei Heu-bissi Gemüse-Kaninchen. Alles andere geht eigentlich recht flott angefüttert, ne Woche reicht fast immer aus.
Wichtig sind Nadelgehölz, Efeu und Co zur Umstellung, damit Blähungen erst gar nicht aufkommen können.



Benutzeravatar
Jenny91
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 31
Registriert: So 16. Apr 2017, 18:34
Land: Deutschland
Danksagung erhalten: 11 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Reicht 1 Woche zur Futterumstellung?

Beitrag von Jenny91 » Di 14. Nov 2017, 10:41

Es geht ja vor allem um das Mädel vom Bekannten. Sie könnte ich ja dann problemlos bis zum VG-Tag umstellen. Die andere kennt ausreichend Frischfutter (und bekommt nichts buntes).

Nadelgehölz & Efeu? Bekommen meine nicht...



Benutzeravatar
Mrs Rabbit
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 2814
Registriert: Fr 19. Feb 2010, 12:20
Land: Deutschland
Wohnort: Schleswig - Holstein
Hat sich bedankt: 208 Mal
Danksagung erhalten: 314 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Reicht 1 Woche zur Futterumstellung?

Beitrag von Mrs Rabbit » Di 14. Nov 2017, 11:43

Ich würde mit den "harmlosen" Sachen anfangen. Fenchel, Apfel, Salate und Möhren samt Kraut sind denke ich ein guter start.
Letztendlich wirst du es am Tier erkennen wie gut sie die Umstellung verträgt. Kohl würde ich für ein KuntiBunti Tier erstmal weg lassen. Die einen Tiere kommen mit einer schnellen Umstellung problemlos klar, andere haben Probleme damit und man muss es langsam umstellen. In einer Woche kann eine Umstellung funktionieren oder auch nicht. :hm:

Was das Trockenfutter angeht würde ich dies komplett weg lassen. Stattdessen lieber viele verschiedene Saaten, evtl Haferflocken und Trockengemüse anbieten. Damit sollte das Schweinchen auch gut klar kommen. So habe ich es jedenfalls mit meinem Kaninchen damals gemacht, welches ein Schlachttier war und nur die Bucht, Trockenfutter und wenig Gras kannte.


Bild

Benutzeravatar
Murx Pickwick
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 11688
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:45
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 289 Mal
Danksagung erhalten: 1720 Mal
Kontaktdaten:

Re: Reicht 1 Woche zur Futterumstellung?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 14. Nov 2017, 14:33

Nadelgehölz, wie Kiefer, Fichte und Tanne, bieten den Meerschweinchen im Winter viele Lignine, welche im Dickdarm zu Phenolen abgebaut werden. Die Phenole wiederum sind Gift für die meisten Mikroorganismen im Dickdarm und Blinddarm - allerdings nur, wenn sie gefressen werden. Und am Schnellsten fressen die unerwünschten Hefen, Escherichia coli und ähnliche Bakterien - die werden durch die Phenole stark geschwächt und können sich nun nicht mehr vermehren, während die langsamfressenden Celluloseabbauer nur so wenig Phenole aufnehmen, daß diese ihnen nicht schadet.
Das ist besonders wichtig, weil eine Frischkosternährung erstmal bessere Lebensbedingungen im Darm bietet, da zu der Stärke und dem Zucker noch das Wasser kommt und die schnellwachsenden Mikroorganismen nun nicht mehr dursten müssen. Gerade die Wurzelernährung im Winter, also das Füttern von Möhren, Pastinaken, Rüben etc, fördert nämlich ausgerechnet das, was bei den Kuntibuntimeerschweinchen schon zuviel im Darm ist, nämlich die schnellwachsenden Mikroorganismen. Das führt zu unerwünschten Blähungen in der Umstellung.
Die Zweige von Nadelbäumen verhindern das.

Ein weiterer Vorteil ist, daß die ätherischen Öle im Nadelgehölz Atemwegserkrankungen vorbeugen. Das ist nun im Winter bei der trockenen Heizungsluft besonders wichtig - gerade bei Kuntibuntimeerschweinchen, deren Immunsystem durch die bisherige Ernährung angeschlagen ist.

Efeu bietet Saponine ... auch die wirken gegen Erkältungskrankheiten, aber was viel wichtiger ist, Saponine sind gutes Schmackofatz für Celluloseabbauer, die sich ja vermehren müssen, und sind giftig für die Zucker- und Stärkeabbauer, also den ganzen schnellwachsenden Mikroorganismen, die durch ihre Ausscheidungen Blähungen verursachen. Und auch noch wichtig - Kuntibunti erzeugt aufgrund seiner fehlenden Struktur (ist ja alles kleingemahlen und zusammengebabbert, sind ja keine langen Pflanzenfasern mehr drin im Kuntibunti) böse Darmentzündungen - Saponine helfen, diese Entzündungen abheilen zu lassen.
Auch, wenn Efeu in nur sehr geringen Mengen gefuttert wird (meist ist das nur ein halbes oder ein Blatt pro Tag), ist es immens wichtig, wenn man ein Meerschweinchen schnell auf Frischkost umstellen will.
Gerade durch Efeu stellt sich die Dick- und Blinddarmgesellschaft so schnell um, daß Kohl nach zwei Tagen kein Problem mehr ist. (Kohl sollte dennoch erstmal wenig, heißt also ein Blatt, angefüttert werden und wenn das ohne Probleme vertragen wird, kann man den nächsten Tag schon ne ordentliche Portion verfüttern und nach vier bis fünf Tagen meist schon ganze Kohlköppe - also Kohl ad lib, weil der Kohl bei solcher Menge eh liegenbleibt.)

Gemüse und Obst muß weniger gekaut werden, wie Wiese ... angepaßt sind Meerschweinchen jedoch an Wiese. Gemüse und Obst ist also gar nicht in der Lage, für genügend Zahnabrieb zu sorgen - Gehölz gleich welcher Art haut Riefen in die Zähne und das wiederum animiert die Meerschweinchen, solange die Zähne ohne Futter gegeneinander zu schleifen, bis die Zähne wieder ihre optimale Länge haben.
Man kann für den Zahnabrieb auch Schachtelhalm zufüttern - das schleift die Zähne sehr gleichmäßig. Aber es hat nicht die gesunde Wirkung auf den Darm wie das Gehölz.

Im Winter ist neben Heu das Nadelgehölz und Efeu das wichtigste Rauhfutter überhaupt, wenn man sichergehen will, daß die Schweinerei gesund bleibt und das, trotzdem Meerschweinchen nicht viel von fressen ... es ist halt Gesundheitsfutter.
Beim Efeu kann man bei der Einführung auf Nummer sicher gehen, einfach die ersten Tage immer nur ein Blatt pro Meerschweinchen anbieten, sobald die Meerschweinchen den Efeu kennen, kann man gleich nen ganzen Zweig anbieten oder mehr und den für ne Woche im Auslauf lassen. Wird mal mehr vom Efeu gefressen, dann, um ein Zuviel an Mikroorganismen im Darm zu bekämpfen.
Nadelgehölz kann man nicht zuviel füttern, es ist den Meerschweinchen angeboren, wieviel Gehölz sie vertragen, da überschätzen sie sich nie.
Ich kann dir deshalb nur raten - verfütter im Winter Nadelgehölz und Efeu ... schau dir vorher an, wie Eibe aussieht, daß du die Eibe nicht mit Tanne, Kiefer und Co verwechselst und schon kann die Sammelei losgehen. :D

Wenn du nach Weihnachten den Weihnachtsbaum verfüttern willst, solltest du beim Kauf drauf achten, daß es sich um einen sogenannten Bio-Weihnachtsbaum handelt. Diese Bio-Bäume dürfen mit bestimmten Chemikalien nicht behandelt werden, während die konventionellen Weihnachtsbäume mit einem ganzen Potpourri an Chemikalien, die es erst seit wenigen Jahrzehnten gibt, behandelt werden und so sehr giftig werden können. Das sind keinesfalls nur Pflanzenschutzmittel, sondern auch diverse Substanzen, um das frühzeitige Nadeln zu verhindern.
Übrigens ist es auch für die eigene Gesundheit sehr ratsam, drauf zu achten, einen Bio-Weihnachtsbaum zu kaufen ... diese Chemikalien greifen auch beim Menschen die Atemwege an und können Asthma und ähnliches verstärken. Viele dieser Chemikalien stehen im Verdacht, nervenschädigend und krebserregend zu sein.
Außerdem ist der Anbau von Weihnachtsbäumen in gespritzten Monokulturen tödlich für fast alle Organismen in diesen Monokulturen. Da wächst hektarweise wirklich nur noch Weihnachtsbaum!



Antworten

Zurück zu „Meerschweinchen Ernährung“