Frisches Heu - Gärung - gefährlich für Kaninchen?

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Giftige Pflanzen die hier aufgeführt oder vorgestellt werden, stellen für Tiere die Ad Libitum ernährt werden selten eine Gefahr dar, da sie in der Lage sind zu selektieren und daher immer wissen, was fressbar und genießbar ist und was nicht.

Wie in allen Fällen auch, ist jedes Tier individuell zu betrachten und man sollte neue Pflanzen IMMER langsam anfüttern.
Jedes Tier kann unterschiedliche Dinge auch unterschiedlich vertragen.

Die User sprechen von eigenen Erfahrungen, es liegt an Euch, Eure zu sammeln.
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Frisches Heu - Gärung - gefährlich für Kaninchen?

Beitrag von Binchen » Fr 19. Jul 2019, 10:06

Hallo,

da ich den Kaninchen immer viel Wiese anbietet, bleibt was übrig. In letzter Zeit war es ja so warm, da sind die Reste sehr schnell getrocknet.
Habe das getrocknete Gras/Heu gesammelt.

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Nun wurde mir gesagt, dass dies wegen der Gärung sehr gefährlich ist. Meine Kaninchen mögen es aber sehr gerne, dass heißt trotz jeden Tag frischer Wiesen springen sie ab und an auf die erste Etage und fressen davon. Bisher ist nichts passiert.

War das bisher nur Glück? Soll ich das Heu lieber wegräumen?


Liebe Grüße Sabine
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Re: Frisches Heu - Gärung - gefährlich für Kaninchen?

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 19. Jul 2019, 12:07

Wenn Heu kommerziell hergestellt wird, dann wird Wiese gemäht, diese wird auf dem Boden angetrocknet und schließlich zu Schwaden aufgehäufelt. Die Schwaden wiederum werden, bevor sie vollständig getrocknet sind, eingesammelt und zu Ballen gepreßt.
Bei einer solchen Trocknung hat man gleich mehrere Effekte:
Die vor sich hintrocknende Wiese auf dem Boden wird mit diversen Pilzen und Bakterien aus dem Boden geimpft. Da die Wiese jedoch nicht mehrmals täglich gewendet wird, bleibt sie unten feucht und trocknet nur oben.
Die Schwaden sind noch dichter gepackt, das schützt zwar vor plötzlichem Regen, aber in den Schwaden beginnt die Gärung, weil nicht mehr genügend Sauerstoff in die Schwaden hineingelangt und es innerhalb der Schwaden noch recht feucht ist. Ohne Sauerstoff jedoch bauen Bakterien und Pilze die Nährstoffe nicht vollständig ab, sondern produzieren eine Menge Zwischen- und Nebenprodukte, die teilweise giftig auf den Säugerorganismus wirken.
Sobald die Schwaden zu Ballen gepreßt sind, verschärft sich das Problem ... während die Schwaden noch eine relativ große Oberfläche zum Trocknen hatten, ohne Gärung, und nur innen die trocknende Wiese gärt, hat man bei Ballen eine relativ kleine Oberfläche und sehr viel gärendes Pflanzenmaterial in der Mitte, was durch die Pressung absolut luftdicht verschlossen ist. Nur noch wenige Bakterien und Pilze kommen mit sowenig Sauerstoff zurecht - und produzieren diverse für Säugetiere gefährlichen Verbindungen. Die Gärung hält nun wochenlang an - das Ballenheu ist äußerst gefährlich für Säugetiere, bis es endlich auch im Ballen soweit getrocknet und vergoren ist, daß keine gefährlichen Verbindungen mehr da sind. Es muß deshalb entsprechend lange gelagert werden und darf nicht sofort verfüttert werden.

Du legst vermutlich die Wiese deinen Kaninchen in lockeren Haufen vor ... und das ein- bis zweimal am Tag. Der Boden, wo du diese Haufen auslegst, sind vermutlich nicht gerade der Rasen, sondern trockener Untergrund - entweder der Boden deiner Wohnung oder trockener Naturboden in der Kaninchenvoliere oder trockener Stein. Die Wiese wird also nicht (so stark) mit Mikroorganismen beimpft, wie auf einer Wiese ... und dadurch, daß es auch von unten trocken ist, können sich die Mikroorganismen auch gar nicht vernünftig vermehren. Die Gärung kommt also gar nicht erst in Gang.
Abends sammelst du die schon angetrocknete Wiese beiseite - auf den Bildern ist zu sehen, daß du sie extrem locker in so eine Art Regal legst. Dort kann das getrocknete Gut nachtrocknen - ohne Gärung, denn es kommt viel zu viel Sauerstoff an die einzelnen Pflanzenhalme, als das irgendetwas gären kann. Dazu kommt, daß die Restfeuchte sehr gut verdunsten kann, ohne das was nachträglich durch den Boden befeuchtet wird.
So, wie du die Wiese trocknest, entsteht direkt Heu - ohne Gärung. Da kann also nix Ungesundes in dem trocknendem Gut entstehen, weil zuviel Sauerstoff rankommt und zuwenig Bodenfeuchte. Es entstehen also auch keine gefährlichen Substanzen, im Gegenteil - unter diesen Bedingungen bleiben die Nährstoffe im Heu erhalten, sie werden nicht aufgefuttert von Pilzen und Bakterien.

Wie immer, haben die Kaninchen recht - dieses Heu ist gleich nach der Trocknung und sogar während der Trocknung äußerst gesund! :D

Gegenversuch ... wenn du irgendwo Schwaden siehst, frag mal den Landwirt, ob du da ne Handvoll für dich mitnehmen kannst und biete das den Kaninchen an - ich denke, die Kaninchen zeigen dir auch hier, gefressen wird allerhöchstens die oberste Schicht, nicht jedoch, was darunter ist.
Kaninchen fressen nur, wenn sie am Verhungern sind, auch gärendes Heu ... wenn sie genügend Wiese bekommen, gehen sie nicht an gärendes Heu, sie wissen, wie ungesund das ist.

Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, wendest du dein Pflückgut zwei- bis dreimal am Tag, dann kann gar nix mehr passieren, weil an jeden Grashalm und jeden Kräuterstengel frischer Sauerstoff herankommt und die Restfeuchte besonders schnell entweichen kann - da kann dann wirklich gar nix mehr Gären, die für die Gärung zuständigen Mikroorganismen brauchen Feuchtigkeit und mögen keinen Sauerstoff.



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Re: Frisches Heu - Gärung - gefährlich für Kaninchen?

Beitrag von Binchen » Fr 19. Jul 2019, 21:25

Hallo Murx Pickwick,

vielen lieben Dank für die ausführliche und informative Antwort. :kiss: :freu:

War schon nahe dran, das Heu auszulagern, zur Sicherheit.

Ja, wie du schreibst bekommen sie morgens und abends die Wiese frisch, bzw. ein Teil lager ich einen Tag im Keller. Gehe also alle zwei Tage frische Wiese holen.

In dieser Tasche sammle ich. Mir ist schon aufgefallen, dass es in dieser Tasche in der Mitte schon warm wird, bis ich die 2 Minuten nach Hause fahre, vor allem wenn es draußen sehr warm ist.

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Dann teile ich es in vier Portionen auf und lege es ganz locker in die Kisten, bzw. Taschen.

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Das ganze lagert in einem kühlen, trockenem und dunklen Gewölbekeller.

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Das ist der Rest von heute morgen (2. Tag im Keller). Davon nehme ich die oberste Schicht und lagere sie auf der blauen Wanne, bis sie gefühlt trocken ist. Erst dann kommt es in die Hütte. Den Teil der ganz unten liegt und mit Köttel vermischt ist, werfe ich in den Müll.

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Trotz der heute Abend ganz frisch gepflückten Wiese, ist die andere noch interessant und wird auch gefressen.

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Aber letztendlich schmeckt dann doch die frische am Besten.

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Genau so, wie du es beschrieben hast, trockne ich die Wiese. Werde jetzt darauf achten, dass ich sie noch öfters wende.

Wenn es jetzt wieder so warm wird geht das ganz schnell, weil die Terrasse liegt auf der Südseite. Zum Glück können die Kaninchen dann den anderen Teil im Hof nutzen, da ist bis Nachmittag Schatten.


Liebe Grüße Sabine
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