Schlaufzügel Ja oder Nein

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Schlaufzügel

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Schlaufzügel Ja oder Nein

Beitrag von lapin » Mo 25. Mär 2019, 16:57

Sinnvoll oder Tierquälerei?

Gibt es diesbezüglich Erfahrungen hier?


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

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Re: Schlaufzügel Ja oder Nein

Beitrag von Mrs Rabbit » Mo 25. Mär 2019, 18:50

Von dem Begriff Schlaufzügel hatte ich jetzt das erste mal gehört und hatte danach im Internet gesucht. Von dem was ich gelesen habe, wird das Pferd meiner Meinung nach in eine unnatürliche Kopfhaltung gezwungen, was ich als Tierquälerei empfinde. Wenn sollte das Tier es freiwillig machen. Ich habe jedoch noch kein Pferd oder Pony gesehen was im Schritt, Trap oder Galopp diese Kopfhaltung dauerhaft freiwillig beibehält.

Ich persönlich halte nichts von zusätzlichen Zaumzeug. Bei mir hatte früher Halfter und Strick ausgereicht. Irgendwann kaufte die Besitzerin extra eine Trense ohne Gebiss und Zügel für mein Pflegepony.


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Re: Schlaufzügel Ja oder Nein

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 25. Mär 2019, 19:15

Bei korrekter Verschnallung des Schlaufzügels ist der Schlaufzügel keine Tierquälerei - aber er ist gleichzeitig auch bei korrekter Ausbildung sinnlos.
Eine korrekte Ausbildung des Reitpferdes ziehlt darauf ab, daß das Pferd sich nach hinten lehnt und so das Reitergewicht mit der Hinterhand aufnimmt. Das heißt, während normalerweise ca. 60% des Gewichtes eines Pferdes auf der Vorderhand liegen, die deutlich schwächer bemuskelt ist, wie die Hinterhand, will man erreichen, daß nun mind. 50% des Pferdegewichtes (und damit auch das Reitergewicht) auf der gut bemuskelten Hinterhand liegen. Das führt dazu, daß die Vorhand entlastet wird und damit Verletzungen und durch Überlastung entstehende Schäden am Vorderbein vermieden werden. Auch Schlurfen und Stolpern wird durch diese angestrebte Aufrichtung vermieden, da das Pferd die entlasteten Vorderbeine besser heben kann.
Ein junges Pferd wird eine solche Aufrichtung noch gar nicht können, die Muskeln in der Hinterhand fehlen dafür (dieses nach hinten lehnen und so vorwärts laufen ist für das Pferd etwa so, als wenn wir Menschen im Entengang durch die Gegend spazieren - das ist sehr, sehr anstrengend). Hier gilt, daß das Pferd mehr oder weniger entspannt seinen Kopf nach vorne streckt und so das ungewohnte Reitergewicht besser ausbalancieren kann. Ist es mit Ruhe und Geduld über Abkauen, Stellen, Bodenarbeit, Longieren etc darauf vorbereitet worden, daß irgendwann mal so ein bescheuerter Nacktaffe auf den Rücken klettert, dann wird das Pferd auch ruhig bleiben, wenn der Nacktaffe tatsächlich das erste Mal auf den Rücken klettert. Es wird ganz automatisch seinen Kopf nach unten nehmen, so daß das Maul etwa zwischen Bug und Widerrist sich befinden wird, um das zusätzliche Gewicht des Reiters auszubalancieren.
Ist jedoch das Pferd nicht lange und geduldig genug auf den Reiter vorbereitet worden, dann wird es bei dem ungewohnten Gewicht im Rücken seinen Rücken nach unten wegdrücken, der Kopf kommt nach oben und die Schnauze richtet sich gen Himmel - das Pferd ist kurz davor, durchzugehen! Die Rückenmuskulatur verkrampft sich, der untere Halsmuskel verspannt sich, wenn nun das Pferd losrennt, wie auch immer, sitzt der Reiter nicht nur unbequem, sondern das Pferd macht sich die Beine kaputt!
Das kann natürlich prima mit nem Schlaufzügel verhindert werden ... nun ja - das kann jedoch auch prima mit ner entsprechenden Ausbildung verhindert werden, was vielleicht dann auch die Mitarbeit des Pferdes freudiger werden läßt ... sollte man meinen.

Schauen wir uns nun an, wie ein Schlaufzügel funktioniert, dann sieht man, daß das Pferdemaul nach unten bzw, wenn der Schlaufzügel seitlich vom Pferd am Gurt oder Sattel befestigt wird, nach rückwärts-abwärts gerichtet wird. Ein Hochkommen des Halses und damit ein korrektes nach hinten lehnen wird somit erfolgreich verhindert, selbst dann, wenn das Pferd dieses nach hinten lehnen anbieten will.

Wird der Schlaufzügel zudem auch noch so eng verschnallt, daß das Pferd dazu gezwungen wird, wie ein Spürhund auf ner Fährte zu laufen (damit es in die sog. korrekte Dehnungshaltung kommt), oder aber sein Maul Richtung Bug gezogen wird, so daß der Kopf die meiste Zeit hinter die Senkrechte kommt, ist der Schlaufzügel schädlich fürs Pferd, da er nun zudem auch noch dafür sorgt, daß sich ganze Muskelgruppen am Hals und auch im Rücken verspannen und irgendwann, nach einer gewissen Zeit, auch verkrampfen.
Schon mal verkrampfte Muskeln gehabt? - Kein son schönes Gefühl, oder?

Eine korrekte Stellung des Kopfes und Halses mit höchstem Punkt zwischen den Ohren läßt sich über einen Schlaufzügel nicht erreichen. Dazu kommt, daß der Schlaufzügel die Kraft auf das Pferdemaul extrem verstärkt.

Ursprünglich wurde der Schlaufzügel übrigens eingesetzt, um das Pferd zu einer ausgeprägten Biegung zu bekommen. Das bekommt man jedoch weitaus besser ohne Schlaufzügel hin, da es ja nicht darum geht, den Hals nach links oder rechts zu biegen, sondern auch der Rücken soll eine leichte Biegung bekommen ... und auch das geht besser mit Geduld und Einfühlungsvermögen fürs Pferd alswie mit nem Schlaufzügel.

Ein sehr guter Artikel zu dem Thema:
[url=https://www.pferderevue.at/aktuelles/ausruestung/2018/02/schlaufzuegel_folterwerkzeugodersinnvolletrainingsunterstuetzung.html]Schlaufzügel: Folterwerkzeug oder sinnvolle Trainingsunterstützung?[/url]



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Re: Schlaufzügel Ja oder Nein

Beitrag von darie » Do 28. Mär 2019, 10:34

Sind hier von Schlaufzügeln als Zügel die Rede? Also wo der Reiter sie in der Hand hat? Oder von der Möglichkeit sie locker als Dreiecker zu verschnallen ?



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Re: Schlaufzügel Ja oder Nein

Beitrag von lapin » Do 28. Mär 2019, 10:46

Oh da gibt es Unterschiede?


Lg lapin"Das Leben ist 10% was dir passiert und 90%, wie du darauf reagierst."

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Re: Schlaufzügel Ja oder Nein

Beitrag von darie » Do 28. Mär 2019, 10:52

Joah, schon....man kann sie dem Reiter in die Hand drücken, oder seitlich am Gurt verschnallen....

Ich hab sie als Dreieckszügel 2 oder 3 mal anfangs beim Longieren genommen, aber immer erst wenn er warm war und die letzten 10 min, aber das mach ich schon lange nicht mehr.....braucht man in meinen Augen nicht



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Re: Schlaufzügel Ja oder Nein

Beitrag von Murx Pickwick » Do 28. Mär 2019, 12:03

Das Verschnallen am Gurt macht sogar noch weniger Sinn ... da überträgt sich ja gleich die Bewegung des Gurtes mit aufs Pferdemaul. Das heißt, daß das Pferd letztendlich gar nicht mehr weiß, was muß es ignorieren und was sind wichtige Hilfen, die über den Zügel mitgeteilt werden.
Es gibt die Unsitte, Schlaufzügel am Gurt zu Befestigen und da nen Anfänger aufs Pferd zu setzen. Der Sinn der ganzen Sache ist wohl, das Schlagen des Pferdekopfes oder aber das Hochreißen des Pferdekopfes zu verhindern, wenn der Reiter ungeschickt sonstwas auf dem Pferderücken ausprobiert.
Allerdings sind Hochreißen des Pferdekopfes und Schlagen des Pferdekopfes auch eindeutig Zeichen, daß das Pferd nicht genügend oder gar falsch ausgebildet wurde (oder Schmerzen erfährt) - was hat da also ein Reitanfänger auf dem Pferderücken zu suchen? Es wäre doch im Sinne aller, nur gut ausgebildete Pferde als Schulpferde einzusetzen, so kann der Reitanfänger viel mehr lernen und hat schneller Erfolge, das Pferd wird nicht über die Maßen durch unwillkürliche Bewegungen des Reitanfängers gequält usw usf ...



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Re: Schlaufzügel Ja oder Nein

Beitrag von darie » Do 28. Mär 2019, 14:18

Ich wusste es leider damals nicht besser....hatte ne FN-Bereiterin als Trainerin, die saß einmal auf meinem Pferd und danach hab ich nie wieder einen Termin mit ihr gemacht.

Inzwischen mach ich sehr viel vom Boden, wir lieben beide die Freiarbeit, da ist er so stolz das zu können.....er kann jederzeit weg, wir arbeiten mitten zwischen den anderen Pferden und er bleibt und macht sehr gerne mit :)
Das ist mir viel wichtiger :)



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Re: Schlaufzügel Ja oder Nein

Beitrag von Murx Pickwick » Do 28. Mär 2019, 14:43

Ich hatte früher ja auch Hunde mit Stachelhalsband und ähnlichen Marterinstrumenten traktiert, weil es mir auf Schäferhundeplätzen so falsch beigebracht wurde.
Anders, wie bei deinem Einsatz von Schlaufzügeln früher, schädigt es Hunde jedoch physisch und psychisch, wenn sie nach den alten Brachialmethoden ausgebildet werden ... da warst du mit deinem Pferd deutlich tierfreundlicher.

Allerdings find ich es gut, daß du viel Freiarbeit und Bodenarbeit machst. :D
Du siehst ja, wie stolz ein Pferd sein kann, wenn es frei gearbeitet wird - aber auch geduldige Bodenarbeit bringt eine Menge Vertrauen zwischen Mensch und Pferd, ohne daß man Brachialmethoden einsetzen müßte. Pferde sind eigentlich so leicht zufriedenzustellen ...
Ich bin inzwischen der felsenfesten Überzeugung, daß ein Pferd, was vom Boden aus mit Geduld und Fairness weit genug ausgebildet ist, den Reiter sofort ohne Probleme auf seinem Rücken duldet - wenn nicht, reicht die Ausbildung vom Boden noch nicht.
Aber was weiß ich schon, bin ja kein ausgebildeter FN-Bereiter und hab bislang noch nie ein Pferd ausgebildet.



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Re: Schlaufzügel Ja oder Nein

Beitrag von darie » Fr 29. Mär 2019, 07:35

Ich auch nicht....also ein Pferd ausgebildet.....aber wenn man hinsieht und versteht, wie sie mit einem kommunizieren, ist das schon viel wert :)

Ich mache Anfang Juni einen WE Kurs in Bodenarbeit, da werde ich auch viel mitnehmen können zu meinem Pferd (dort ist es mit Schulpferden) :)



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