Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

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Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Hasilein » Mo 16. Sep 2013, 10:59

Guten Morgen,

ich fühle mich ein wenig überfordert mit der Entscheidung, Praziquantel (Droncit) einem Kaninchen zu verabreichen, das seit einem jahr eine verstärkte Atmung hat.

Er hat Bandwürmer, und leider noch nicht gelernt, daß man dann Wurmfarn und Co. fressen sollte.
Ausserdem werde ich ihn nicht mit in die Tierarztpraxis nehmen, denn ich hab zusehr Angst, dass ihm dort was zustößt, wie beinahe letztes Jahr.
Meine TÄ ist eh im Urlaub und dort ist man noch auf Panacur. Ich könnte sie bitten, nach dem Urlaub hier zu Hause Droncit zu spritzen, damit die Finnen auch erledigt werden.

Am liebsten würde ich ihm Droncit jetzt schon oral oder als Spot On geben, damit der Wurm abgeht. Und dann nochmal später als Injektion, gegen die Finnen.
Oder ich warte noch und lass Droncit dann einmalig spritzen.

Meine Kaninchen sind wohl auch alle Schnupfer, bisher ist´s aber nur einmal, letztes Jahr zum Ausbruch gekommen, als sie von der Innenhaltung in ein Gartengehege zogen.

Weiß jemand, wie Droncit genau wirkt? Kann es da Probleme mit der Atmung geben?
Ich sehe allerdings keine Alternative zu Droncit. (Ich brauche nur etwas Zuspruch. :yeah: )

Mir würde echt ein Stein vom Herzen fallen, wenn mir bei der Entscheidung geholfen werden könnte. :smile:



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 16. Sep 2013, 12:48

Praziquantel wirkt auf die Calciumkanäle im Außenmuskel der Würmer und verursacht in deren Muskeln spastische Zuckungen. Die Würmer überleben das nicht bzw sind dann nicht mehr in der Lage, ihre Position im Darm zu halten - eine Wirkung auf Bandwurmfinnen dagegen gibt es nicht, wie denn auch?
Bandwurmfinnen haben eine Art Kapsel als Außenhaut, sie futtern zwar, aber haben kaum Muskeln und keinen Darm, sie bewegen sich auch nicht aktiv fort, sondern haben Haken, mit denen sie sich im Gewebe festhaken, dementsprechend nehmen sie das Praziquantel nur auf und geben es wieder ab ... ohne Schaden zu nehmen.

Auch Kaninchen haben Calciumkanäle, die von Praziquantel erreichbar sind ... besonders anfällig ist das Hirn. Die Auswirkungen sind für uns Menschen kaum sichtbar, leichte Benommenheit wegen Kopfschmerzen, weniger Bewegung wegen Muskelschmerzen, eventuell sitzen die Kaninchen nach Behandlung auch die nächsten zwei Stunden mit glasigen Augen in der Ecke, weil ihnen schlichtweg übel ist ... nach spätestens drei Stunden sollte der Spuk allerdings vorbei sein, Praziquantel wird relativ schnell im Organismus abgebaut und wenn ich mich recht entsinne, wurde es sogar an Kaninchen entwickelt, sollte also für Kaninchen sehr sicher sein.
Oral sollte der für Kaninchen sicherste Weg für Praziquantel sein - zwar greift Praziquantel eine ganze Reihe von wichtigen Organismen im Blinddarm an, reduziert jedoch auch sowas wie Giardien und Co ... so halten sich die Nützlinge und die Schädlinge immer noch die Waage, vor allem, wenn die Kaninchen Wiese und Wegrand gewöhnt sind. Bei Pelletfütterung oder Kuntibuntifütterung sieht es ein wenig anders aus, weil die allgegenwärtigen Escheria choli kaum Gegenspieler haben, fehlen da also darmwurmartige Organismen, bekommen die wiederum ihre Chance, dicht gefolgt von Hefen.

Wildkaninchen schützen ihre Bandwürmer und sorgen nur dafür, daß ein Zuviel an Bandwurm abgeht ... der Hintergrund ist, daß Kaninchen ein vergleichsweise empfindliches Immunsystem haben. Die Bandwürmer puschen das Immunsystem, heißt also, daß Bandwürmer vor Kaninchenschnupfen schützen bzw die Auswirkungen dämpfen.
Vertreibt man nun die Bandwürmer aus dem Darm, wird erstmal der Schnupfen stärker ... wenn du also bekämpfen mußt/willst, solltest du immunstimmulierende Kräuter im Angebot halten: Zwiebelgewächse, Kohlgewächse, Sonnenhut (Echinacea), Zitronengras und thujonhaltige Gewürzkräuter bieten sich da an.

Noch eine Sache ... Finnen und Würmer im gleichen Tier ist sehr ungewöhnlich, wenn auch nicht unmöglich ...
Die Bandwurmeier werden aufgenommen, die Schale der Bandwurmeier wird von der Salzsäure aufgeweicht, die Eier quellen sozusagen auf ... nun können eiweißabbauende Enzyme auf diese Schale wirken - und je nachdem, ob es sich um den richtigen Zwischenwirt handelt, oder nicht, haben die Eischalen gleich noch den passenden Schutz gegen diese Enzyme eingebaut und nutzen diese Enzyme für sich - oder auch nicht ...
Beim oder auch nicht werden sie einfach verdaut ...
Wenn sie aber nen passenden Schutz parat haben, bewirkt die Einwirkung der Verdauungsentzyme, daß die Eischalen Widerstände ausbilden, sie gelangen lebendig in den Dünndarm und krallen sich im Dünndarm an die Darmwände und bohren sich regelrecht durch die Darmwände durch ... und die hakenbewährten Finnen schlüpfen, werden mit dem Blut an die Stellen weitergespühlt, wo sie sich am Wohlsten fühlen, haken sich dort ein und bleiben dort, bis sie mit dem Kaninchen von einem Beutegreifer gefuttert werden.
Sie können im Zwischenwirt nicht ausreifen ...

Wird der Zwischenwirt vom falschen Tier gefressen, werden sie einfach verdaut und das wars mit Bandwurm.
Frißt der richtige Endwirt dein Kaninchen, sind es wieder die Verdauungsenzyme, welche den Finnen das Signal geben, ihre Außenhaut wieder zu ändern - so kommen sie dann gut vorgereift irgendwann als Bandwurm im Dickdarm an, wo sie wahrlich im Paradies leben und langsam geschlechtsreif werden.

Die ganzen Pflanzenfresser sind meist Zwischenwirte, Beutegreifer sind typische Endwirte. Bei den Allesfressern, wie bei uns oder bei Schweinen, kommt es durchaus vor, daß hier die gleiche Bandwurmart sich als Finne und als fertiger Bandwurm breitmacht.

Bei Kaninchen ist es vermutlich möglich, daß die sich sogar bei Infektionen regelrecht kurieren, indem sie aktiv Finnen fressen ... und sich so ihren eigenen Bandwurm als Schutz vor dieser Infektion anfressen. Bisher sind jedoch diese Zusammenhänge nicht erforscht, man weiß noch zuwenig darüber, wie es wirklich ist, es handelt sich hier also bislang nur um eine Theorie.
Es wäre zumindest eine sehr stimmige Erklärung, weshalb ausgerechnet Fast-Veganer, wie es Kaninchen nunmal sind, tatsächlich Finnen und Bandwürmer gleichzeitig haben können (ich hatte dieses Phänomeen selbst an zwei meiner Kaninchen nachgewiesen bekommen)



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Hasilein » Mo 16. Sep 2013, 15:49

Vielen vielen Dank für die ausführliche Antwort, Murx!

( Die erste Antwort ist futsch, ich versuch´s nun nochmal :roll: )

Ich habe jetzt keine Angst mehr, ihm Praziquantel zu geben. Allerdings stellt sich mir nun die Frage, ob ich es überhaupt geben soll!?
Es wäre doch sicherlich auf Dauer sinnvoller, gezielter Wurmfarn und Co. anzugewöhnen, um so Viecher in Schach zu halten und nicht immer mit der Chemiekeule anzukommen. Denn eine erneute Infektion mit Bandwürmern im Garten und Hasenhaus ist doch möglich.
Ich habe dieses Jahr nicht konsequent und kontinuirlich genug, Giftpflanzen angeboten. Allerdings letztes Jahr gab´s Probebisse an Wurmfarn und Kartoffelkraut. Diese Jahr gehört´s wohl mehr zur Deko. :roll:
Thuja, Maiglöckchen, Schneeglöckchen, Tulpe und sowas können die schon :D . Das war dieses Jahr im Frühling.
Bärenklau gibt´s immer viel, um E.c. in Schach zu halten, hoffe ich...Das ist hier Standardfutter.
Kohl bekommen sie viel, das gesamte Jahr durch. Auch rote Beete werden gern gefressen, besonders von der Mutterhäsin, die wohl die Hefen damit in Schach hält, da sie stärkehaltige Sachen nicht gut verträgt. Kann das sein?
Auch der Bandwurmkandidat frißt davon gut.
Wiese, Wegrand und Gehölz bekommen sie, allerdings dieses Jahr nicht in den Mengen, wie ich´s und sie gern hätten. Deshalb gibt´s ab und an auch Nösenberger.
Natürlich auch Samenmischungen, Trockenkräuter, Gemüse, Obst und Heu.

In den zwei Jahren habe ich beim Bandwurmkaninchen noch keinen Durchfall oder Matsche feststellen können. (Doch einmal war was. Das war noch in Innenhaltung. Mit Oxyuren...)Vielleicht ist das ja Quatsch, aber auch das führt mich in die Richtung, Droncit erstmal auf die Wartebank zu schieben.
Allerdings ist er und sein Bruder recht dünn. (Die Schwestern sind kräftiger!) Sie sind übrigens Kastraten( Da ist das Immunsystem doch eh nicht so klasse?). Paar Muskeln mehr, wären nicht schlecht. Deshalb dachte ich, eine Entwurmung wäre vielleicht deshalb bei beiden angebracht. Oder nimmt der Wurm nicht sooviel Energie weg?
Aber wer soll das Immunsystem jetzt stützen? Der Wurm oder die Pflanzen.

Wenn nichts dagegen sprechen sollte, würde ich es die Kaninchen gerne auf die "natürliche Weise" machen lassen.
Ich will also nicht entwurmen, weiß aber auch nicht, ob ich es muß :? .

Gibt´s vielleicht noch ne klitzekleine Entscheidungshilfe? :lieb:

(Achso Murx, mit den Finnen - vielleicht täusche ich mich, aber ich habe doch in einem Thread was gelesen, wo du schreibst, daß nur beim Spritzen von Bandwurmmitteln auch die Finnen mit abgetötet werden. Deshalb war ich so hin und her mit oral oder nicht. Ich such den nochmal...)



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 16. Sep 2013, 18:07

So ein Bandwurm frißt - je größer er wird, desto mehr frißt er ... und Kaninchen haben eigentlich nicht so viel Reserven, da noch nen Bandwurm mit durchzufüttern. Spätestens, wenn die beiden Kerle abnehmen, ist dann doch ne Entwurmung angesagt - zumal ja die Bedingungen in der Kaninchenhaltung nicht mit denen in der Wildnis übereinstimmen. Wir wissen einfach noch viel zu wenig um diese ganzen Zusammenhänge, da in dieser Richtung eigentlich erst wieder in den letzten Jahren geforscht wird, davor wurde fast ein Jahrhundert lang jegliche Forschungsansätze in Richtung Selbstheilung und Zusammenspiel von Parasiten, Krankheitserregern, Wirten etc sehr wirkungsvoll unterbunden ... die gesamte industrielle Haltung von Tieren wäre ja sonst nicht mehr begründbar gewesen.

Es gibt noch eine weitere Entscheidungshilfe ... es wird nun Herbst, dann kommt der Winter ... spätestens mit dem Fellwechsel sollten die beiden Kerle zunehmen - tun sie das nicht, insbesondere in Draußenhaltung, muß der Bandwurm raus ... sie haben sonst zuwenig Reserven, um die Winterzeit zu überstehen.
Auch hierbei ist übrigens noch gar nicht bekannt, inwieweit das Zurückfahren des Stoffwechsels beim Kaninchen für die Mangelzeit Winter mit Bandwurm überhaupt möglich ist, soweit ich weiß, gibts in dieser Richtung bislang gar keine Untersuchungen, nicht mal Ansätze!

Die unterschiedlichen Wurmmittel wirken sehr verschieden ... und haben sehr unterschiedliche Wirksamkeiten auf die einzelnen Wurmarten und Stadien. Beispielsweise wirkt Praziquantel nur auf den ausgewachsenen Bandwurm.

Albendazol dagegen wirkt auch auf Bandwurmfinnen, da es den Stoffwechsel enorm stört (der gesamte Glucosestoffwechsel läuft nicht mehr geordnet ab, die Finnen können also zwar Glucose aus Eiweiß und Fett herstellen, diese jedoch nicht mehr einsetzen, um Energie zu gewinnen) und zudem stört Albendazol den Spindelapparat, der für die Zellteilung notwendig ist. Die Finnen können also weder durch das Kaninchen-Immunsystem geschädigte Zellen reparieren, noch können sie wachsen.
Das Problem hierbei ist nun allerdings, daß Albendazol lange nicht so schnell abgebaut wird und zudem auch noch in den Glucosestoffwechsel vom Kaninchen eingreift! Die Nebenwirkungen sind also deutlich stärker. Beim Menschen braucht es ca. 8 - 9 Stunden, bis Albendazol abgebaut ist - die Abbauzeiten fürs Kaninchen kenne ich nicht und wüßte auch nicht, wo ich die nachschlagen kann.

Ivermectin wiederum wirkt auf bestimmte nur bei Darmwürmern vorkommende Chloridkanäle - und wirkt daher als Nervengift bei verschiedenen Wurmarten, insbesondere Nematoden ... auf ausgewachsene Bandwürmer hat Ivermectin wiederum keine Wirkung, dafür aber auf die Finnen, die dann gelähmt werden und keine Nahrung mehr aufnehmen können. Die Finnen nehmen nämlich aktiv Muskelgewebe auf, der fertige Bandwurm dagegen nimmt seine Nahrung per Direkteinspritzung und über seine Haut auf, muß also keine Muskeln mehr aktiv ansteuern, um an Fressi zu kommen. Ivermectin wird allerdings wiederum in der Leber, und noch gefährlicher, im Fettgewebe des Kaninchens eingelagert ... die Leber wird somit stark belastet, andere wichtige Stoffe, darunter auch einige B-Vitamine, können weniger gut eingelagert werden. Bei schneller Fettverbrennung wird mit einem Schlag viel Ivermectin wieder freigesetzt, was dann auch wiederum die Leber stark belastet.

Also kurzum, gerade bei Darmwürmern sollte man wissen, was man bekämpfen will ... jedes Wurmmittel wirkt anders und hat andere Nebenwirkungen.

Es gibt noch eine unangenehme Sache bei der Bekämpfung von Würmern, insbesondere von Finnen ... alles, was abstirbt, zerfällt mit der Zeit, wenn es nicht vom Immunsystem ordnungsgemäß zerlegt werden kann, weil es zuviel auf einmal ist, was abstirbt ... diese Abbauprodukte sind fast immer ziemlich schädliche Gifte.
Alles, was im Darm abstirbt, kann per Durchfall schnellstens nach Draußen katapultiert werden - alles, was im Muskelgewbe oder Organgewebe abstirbt, kann nur durch das Immunsystem abgebaut werden, was viel, viel langsamer ist. Die giftigen Abbauprodukte wirken deshalb viel länger aufs Gewebe, wie die Abbauprodukte im Darm.



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Hasilein » Mo 16. Sep 2013, 23:40

Und nochmal vielen Dank Murx!

Sag mal Murx, hast du schonmal über Fernheilung nachgedacht? Das scheint ja zu klappen! :D

Eben bin ich noch paar mal ins Hasenhaus, hab dann auch immer noch mal kontrolliert, ob wieder ein Eipaketchen rumliegt...Ja da lag eins, dann noch eins und dann ein Matscheipakethaufen. Uiiiiii...
Ich hab die Decke rausgeholt, ab inne Tüte. Dann ne frische Decke geholt, reingelegt, die andere Decke kontrolliert, wollte dann gute Nacht sagen, da seh ich doch nen ganzen Wurm! :hot:

Ja, mein Mann und ich den erstmal inspiziert. Weiß aber nicht, ob der Kopf dran ist. Glaub aber schon, der Wurm sieht ziemlich komplett aus. Ist so ca. 12 cm lang, vorher noch der Rest dazu, dann sind wir schon bei ca. 17-20 cm.

Mein Mann hatte mal aufgeschnappt, daß ich von Steirischen Kürbiskernen gegen Bandwürmer berichtet hatte, und brachte sie heute mit. Der Bandwurmkandidat fraß so 4-5 Stück davon.
Ob die echt geholfen haben? Wäre ja mal was! Oder man muß einfach mal drüber schreiben, dann flutsch das/der schon! :lol:

Kann es denn sein, daß der einfach so rauskommt?

Ich werde jetzt erstmal schauen, daß die beiden was zunehmen. Dann sehen wir weiter.

Wir gehen jetzt noch mal kucken, was das Würmchen so macht. :?



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 16. Sep 2013, 23:56

Der Kopf sieht gut erkennbar anders aus wie die Teilstücke, aus denen so ein Bandwurm sonst besteht ... während die Teilstücke ziemlich platt und mehr oder weniger (eher weniger wenn ihr mich fragt) quadratisch praktisch gut aussehen, sieht der Kopf sehr klein und rundlich bzw dreieckig aus drei runden Stücken aus. Er ist nie so platt wie die Teilstücke da hinten dran und nie so viereckig.

Bandwürmer haben die Eigenart, daß sie ihre reifen Teilstücke mit den Eiern drin sammeln können - das heißt, es reifen viele dieser Teilstücke heran und erst, wenn es sich lohnt, brechen die ab - und es kommen richtig lange Ketten dieser Teilstücken zum Vorschein.
Ohne Kopf ist das für den Bandwurm nur ne relativ erfolgreiche Eiablage, weiter nix ... am Kopf wachsen und reifen dann die nächsten Teilstücke.

Allerdings braucht so ein einsamer Kopf dann auch nicht mehr so viel Nahrung, als wenn da ein ganzer Rattenschwanz Eipakete mitzuversorgen sind ...

Sollten die steirischen Kürbiskerne jedoch dazu geführt haben, daß auch der Kopf mit abging, wärs n Ding ... daß Kürbiskerne wie Anthelmintika wirken können, wußte ich noch nicht :D



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Hasilein » Di 17. Sep 2013, 00:40

Nee, das waren nicht nur Teilstücke, und der Hammer: Da kam noch ein kleinerer Wurm mit raus!
Wieso sollte sich der kleine Wurm von seinem Fressi trennen? Und dazu kam ja auch alles auf einmal. raus. Und davor noch dieser Matschhaufen!
So lange Teilstückketten kenne ich von der Mutter. Das waren anscheinend echt zwei komplette Würmer!

Also wenn das die Kürbiskerne nicht waren dann warst du es doch mit deiner Fernheilung. :freu:
Wir haben Photos gemacht, die Würmer dann aber doch in die Tonne...
Jetzt müssen wir diese nette Erfahrung erstmal sacken lassen... :sleep:



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Hasilein » Di 17. Sep 2013, 11:28

[url]http://www.kuerbi.de/gesundheit.html#wurmbefall[/url]

aus dem Link:
Heute wird angenommen, dass die in Kürbiskernen enthaltene, sehr seltene Aminosäure Cucurbitin für die Wirkung gegen Würmer verantwortlich ist. Daher gelten Kürbiskerne auch heute noch als völlig harmloses, aber überraschend wirksames Mittel bei Bandwurmbefall.
Das schein echt zu klappen. Genau wie es da steht: "überraschend wirksames Mittel..."



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 17. Sep 2013, 12:04

Ich hab was gefunden ...

Die steirischen Kürbiskerne stammen von einer Kürbissorte, die tatsächlich steirischer Ölkürbis heißt. Diese Sorte gehört zur Kürbisart Cucurbita pepo ... einer Kürbisart, die in der Wildform große Mengen Cucurbitacin enthält.

Cucurbitacin ist ein Bitterstoff, welcher von den Cucurbita pepo als Fraßschutzstoff gebildet wird. Cucurbitacin reizt die Magenschleimhaut, beim Menschen führt das, wenn entsprechend viel Cucurbitacin aufgenommen wurde heißt das, zu Übelkeit, Bauchweh, Erbrechen und nem Flotten - klar, daß Menschen, die einmal bittere Kürbisse in größeren Mengen gefuttert haben, diesen Versuch nie wieder starten werden :D
Der Mensch hat allerdings eine recht praktikable Lösung für sich gefunden, er hat einfach Cucurbita pepo umgezüchtet und ihm diesen Fraßschutzstoff fast weggezüchtet - egal, ob Zucchini oder Spagettikürbis, der Gehalt an Cucurbitacin ist sehr gering, die Kürbisse dementsprechend wohlschmeckend und bekömmlich - in den Kernen jedoch findet sich auch heute noch Cucurbitacin - in ausnahmslos allen Sorten der Art Cucurbita pepo!

Beim Kaninchen ist die Magenschleimhaut nicht so leicht zu reizen, die vertragen mal wieder erhebliche Mengen davon, ohne daß sie irgendwelche Beschwerden bekommen ... außerdem verteilt sich da das Cucurbitacin eh im Nahrungsbrei, der in großen Mengen im Magen regelrecht gelagert wird, so daß schon alleine aus dem Grund ein Kaninchen sehr viel mehr von fressen muß, bis die gleiche Menge Cucurbitacin auf die Magenschleimhaut einwirken kann, wie beim Menschen.

Der Bandwurm wiederum ist reduziert auf das Wichtigste im Leben - Haken am Schlund, damit er sich so in die Darmwand einhaken kann, daß ihm Nahrungsbrei und Blut per Direkteinspritzung in den Körper gespritzt wird, nen Schlund, der den Nahrungsbrei im Körper verteilt, eine für Nahrungsbrei durchlässige Haut und abtrennbare Teilstücke, in denen die Fortpflanzungsorgane und später die fertigen Eier reifen. Und genau das ist sein Verderbnis ... das Cucurbitacin reizt nämlich nicht nur die Magenschleimhaut der Säugetiere, sondern reizt auch die Ansatzmuskeln für die Haken der Bandwürmer - egal, ob die Würmer das wollen oder nicht, selbst wenn nur ein einziges Cucurbitacin-Molekül mit deren Ansatzmuskeln in Kontakt kommt, gibts das Signal, Haken einziehen ... tja, wenn die Haken eingezogen sind, können sich die armen Bandwürmer nicht mehr in der Darmwand verhaken.

Der Mensch hat bei der Bandwurmbekämpfung dann noch ein wenig nachgeholfen, erst hat er Kürbiskerne gefuttert, dann ne Stunde gewartet und dann durchfallauslösendes Rhizinusöl getrunken ... dagegen hatten die Bandwürmer keine Chance, sie mußten mit ansehen, wie sie regelrecht aus dem Darm gespühlt wurden und sich im Trockenen wiederfanden ...

Kaninchen brauchen kein Rhizinusöl, um die Darmpassage zu beschleunigen, sie können das mehr oder weniger bewußt herbeiführen - es ist ein notwendiger Schutzmechanismus dagegen, falls Kaninchen was Falsches gefuttert haben - wir bekommen in solchen Fällen das große Kotzen, die Kaninchen bekommen dann nen ordentlichen Flotten, und draußen ist das Gift ... heißt also, auch ganz ohne Rhizinusöl können sie die durch das Cucurbitacin haltlos gemachten Bandwürmer postwendend hinausbefördern - und das scheinst du beobachtet zu haben!

Ich finds faszinierend!



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Hasilein » Di 17. Sep 2013, 18:14

Ja, es ist wahrlich faszinierend (wie du immer alles so klasse erklärst!), was ich da beobachten konnte.

Vor allem, er hat nur 5 Kerne gefressen und innerhalb von 3-4 Stunden war alles draußen!
Allerdings heute wollte er nur einen fressen. Die Anderen 4 Kaninchen lassen die Kerne links liegen. Ich hatte ja gehofft, ich könnte die alle mal rankriegen, aber vielleicht haben die ja keine Bandwürmer. Und wollen deshalb keine Kerne.

Und nur ein Molekül reicht aus!? Ist ja heftig...

Ich bin so froh, daß ich die Würmer und Stücke auch direkt gefunden habe und den Beweis habe, daß es funktioniert.

Deine Erklärung und unsere Beobachtung machen die Sache perfekt! :D



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 17. Sep 2013, 19:58

Ich muß ehrlich gestehen, als ich von dir das erste Mal gelesen hab, steierische Kürbiskerne gegen Bandwürmer, war ich schon wieder innerlich auf dem Trip: "So ein Blödsinn!"
Und auch die ersten Google-Ergebnisse sahen für mich einfach nur wie Humbug aus ... da kursiert ja leider viel Non Sense im Internet.

Manchmal lohnt es sich halt doch, genauer zu schauen. :D

Ganz nebenbei hab ich dann auch noch gelernt, daß alle Kürbisse (also auch die anderen angebauten Arten) sehr gut bei Blasenleiden sind, daß Kürbiskerne gegen gutartige Prostatavergrößerung helfen, daß die Phytosterole in den Kürbiskernen regulierend auf die Gebärmutter wirken (vielleicht ein weiteres Mittel bei hormonell aktiven Zysten bei Meerschweinchen?) und das die Kürbisse aufgrund ihres für Pflanzen relativ hohen Vitamin E-Gehalts (und zudem sehr verschiedenen Vitamin E-Sorten) leicht entzündungshemmend wirken.

Diese ganzen Wirkungen sind mehr oder weniger gut wissenschaftlich abgesichert ...



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Heike » Di 17. Sep 2013, 20:08

Ich habe Kürbiskerne seit den Blasenproblemen meiner Emma immer im Angebot. Ich konnte beobachten, dass Emma und Oskar die Kerne gefressen haben- von den anderen sonst keiner. Oskar hat Osteodystrophie, und er weiß wohl, was gut für ihn ist. :top:



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 17. Sep 2013, 20:28

Dann hätten wir hier also eine weitere potentielle Wirkung ... ich les sowieso sehr interessiert in dem Thread mit Oskar mit, zum Glück hatte ich ja bislang nicht viel mit Osteodystrophie zu tun.
Vielleicht findest du einen Weg, um Oskar ein recht langes und dennoch relativ beschwerdearmes Leben zu ermöglichen ... zu wünschen wäre es euch.



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Heike » Di 17. Sep 2013, 22:38

Ich habe die ganze Zeit diesen Thread mit großem Interesse mitgelesen. Zum Glück muss ich nun sagen. Die Kürbiskerne habe ich im Frühjahr extra für Emma im Bioladen gekauft. Ihre Blasenprobleme waren massiv und ich war so froh, dass sie sie von Anfang an so gerne gefressen hat. Auch Oskar hat die Kerne in großen Mengen gefressen- die beiden anderen noch nicht mal daran geschnubbert. Ich biete die Kerne in einem extra Napf an und deshalb sehe ich auch, wer sich davon bedient.
Eigentlich wollte ich nur noch die Packung zu Ende geben doch Dank dieses Thread werde ich wohl eine neue Packung kaufen müssen- Für Oskar :lieb:



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Re: Bandwürmer-Praziquantel bei verstärkter Atmung?

Beitrag von Hasilein » So 18. Jan 2015, 22:38

Seitdem ich hier regelmäßig steirische Kürbiskerne im Angebot habe, hab ich weder Bandwurmstücke noch Oxyuren gesichtet. Oxyuren waren immer wieder mal da. Sowas gibt´s hier einfach nicht mehr!
Ich weiß nicht, ob das so gut ist, denn seitdem ist der Schnupfen ja ausgeprägter...Naja, aber interessant finde ich das schon.

Hier im Link steht auch, daß Kürbiskerne Band- und Spulwürmer reduzieren. Vielleicht wirken die dann auch bei Oxyuren?

[url]http://www.vetmeduni.ac.at/hochschulschriften/diplomarbeiten/AC10815569.pdf[/url]

2.1.5.5. Nachgewiesene Wirkungen des Kürbis sind
(AICHBERGER et al., 2006)
 positive Wirkung bei Erkrankungen des Urogenitaltrakts: Prostata, Niere, Blase (Reizblase); Blasen- und Harnleiterdruck senkend; prostatatrop;
 antiandrogen
 antibakteriell
 antiphlogistisch
 stärkt das Immunsystem
 unterstützend bei Verstopfungen (wirkt dagegen)
 diuretisch
 lindernd bei Ödemen
 Reduktion von Parasiten (Spul- und Bandwürmern).



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