Rittersporn verfüttern?

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Giftige Pflanzen die hier aufgeführt oder vorgestellt werden, stellen für Tiere die Ad Libitum ernährt werden selten eine Gefahr dar, da sie in der Lage sind zu selektieren und daher immer wissen, was fressbar und genießbar ist und was nicht. Solltest du Interesse daran haben bei deiner Tierart genau in Erfahrung zu bringen, ob entsprechende Pflanzen nun gut oder schlecht für sie sind, bitten wir dich im entsprechenden Forum eine direkte Frage zu stellen.
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Rittersporn verfüttern?

Beitrag von Gast Luder » So 12. Jul 2009, 13:03

Ich habe mir auch den kompletten Balkon mit Kräutern zugepflanzt. Von Petersilie über Basilikum, Dill, Majoran, Pfefferminze, Zitronenmelisse, Walderdbeeren, Brombeeren, einer Wildblumenwiese im Balkonkasten und Franzosenkraut hab ich alles angepflanzt. Davon gibbet auch täglich ne Handvoll. Leider kann man auf einem Balkon ja nicht soooo viel anpflanzen. Aber ich tue was ich kann. Habe auch eine Korkenzieherweide da, von der es immer mal Zweige gibt.

In der Wildblumenwiese ist leider auch Rittersporn mit dabei, das verfütter ich aber nicht. Oder meint ihr das kann man auch anbieten? Heißt ja immer die sind giftig.


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Re: Rittersporn verfüttern?

Beitrag von saloiv » So 12. Jul 2009, 13:05

Giftpflanzen sind so eine Sache... Sie sind ja nicht von Grund auf giftig. Pflanzen stellen Gifte her um Fraßfeinde abzuhalten. Diese Gifte wirken ab einer bestimmten Dosis. Daher sind manche Pflanzen eben in kleinen Mengen noch gut verzehrbar, gerade von Kaninchen, die ja durch ihre Nahrungsmittelwahl (Kräuter) solche Stoffe gut vertragen.
Ab einer gewissen Dosis sind sie dann giftig...

Kaninchen haben normalerweise bei artgerechter Ernährung ein gutes Gespür für die Giftigkeit einer Pflanze. Die Pflanzen produzieren ja diese Giftstoffe um Fraßfeinde abzuhalten, wenn diese Fraßfeinde es aber nicht "merken" würden, dann würden die Giftstoffe nicht ihren Zweck erfülle.

Allerdings kann dieses Gespür durch falsche Fütterung total geschwächt sein, oder auch durch falsche Haltung oder mangelnde Ausweichmöglichkeiten. Wenn ich ein Kaninchen in den Käfig setze, es mit Trockenfutter ernähre und ihm dann nur Schierling anbiete, wird es aus Langeweile den Schierling fressen und durch die falsche Ernährung fehlt auch ein Stück das Gefühl.

Meine Kaninchen leben ja tagsüber frei im Garten und dort wachsen auch Bux und sehr viele andere Giftpflanzen. Sie werden aber nichteinmal angeschaut. Warum auch? Meinen Kaninchen ist weder langweilig (viel Platz und Natur), noch fehlt die Ausweichmöglichkeit (viele andere Pflanzen), noch ist ihr Gespür durch falsche Ernährung geschädigt.

Giftpflanzen die als stark toxisch wirken lege ich (vorsichtshalber) aber trotzdem nicht in den Napf .
Dann die nächste Frage ist: Welche Dosis ist für Kaninchen toxisch? Es gibt die Giftdatenbank für Tiere, dort werden Fälle gemeldet, die man dann einsehen kann. Im Falle von Rittersporn sieht es so aus:
https://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?perldocs/toxsyqry.htm?inhalt_c.htm" onclick="window.open(this.href);return false;

Du kannst dann noch die Unterseiten anklicken, z.B. die hier (sollte man immer):
https://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?perldocs/toxsyqry.htm?inhalt_c.htm" onclick="window.open(this.href);return false;
Dort stehen die Fälle:
Letale Dosis
Maus LD50 (i.v.): 7.5 mg/kg Methyllycaconitin
Maus LD50 (i.v.): 9.2 mg/kg Elatin


Klinische Symptome
Rind: Unruhe und Uebererregbarkeit, steifer Gang, später Muskelschwäche bis Festliegen, Speichelfluss, Vomitus (Gefahr der Aspirationspneumonie!), Kolik, Tympanie, Muskelzuckungen, evt. Tod durch Atemlähmung.
Schaf: Muskelzuckungen, Paralyse, schaumiger Nasenausfluss, Todesfälle

Rinder und Pferde scheinen empfindlicher zu sein als Schafe.

Therapie

Dekontamination / Symptomatische Therapie (siehe Notfalltherapie).
Neostigmin (Antidot für Methyllycaconitin), Ruhe.
Demnach ist bei Kaninchen bisher kein Vergiftungsfall bekannt. Jetzt kann man in etwa abwägen...
Rittersporn gilt als stark giftig, daher ist er schon in kleinerer Dosis giftig. Allerdings wissen wir nicht, ob er bei Kaninchen auch wirklich "stark giftig" ist, denn die unterschiedlichen Tiere reagieren ja unterschiedlich und vertragen auch unterschieliche Dinge...
Beispielsweise ist Avocado für Kaninchen giftig und für den Menschen auch in großen Mengen sehr gut verträglich.

Also in dem Fall würde ich ihn nicht anbieten. Was du probieren kannst: Ein Blatt (richtig klein) pflücken und deinen Kaninchen anbieten. Am besten daneben hocken und schauen ob es den Rittersporn frisst. Wird er liegen gelassen, weißt du, dass er wohl stark giftig ist. Ebenso wenn nur ein Probebiss stattfindet. Wird er weg geschlungen, könnte es sein, dass er für Kaninchen verträglich ist (in kleineren Dosen).

Hinzu kommt auch immer, dass Pflanzengifte gleichzeitig Medizin sind. Sie werden von der Pharmaindustrie gewonnen, um Medikamente herzustellen. Ist ein Kaninchen krank, so sucht es sich Pflanze mit helfenden Giften. Daher frisst auch jedes Kaninchen andere Pflanzen. Denn es wird immer das bevorzugt, was an optimalsten zu den momentanen Lebensumständen passt.

Hinweis: Mit Gespür ist nicht "Gefühl" gemeint, sondern lediglich, dass Kaninchen durch Erlernen, ausprobieren und Nachahmung die Fähigkeit entwickeln, Nahrungsmittel zu selektieren ;).


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Re: Rittersporn verfüttern?

Beitrag von Gast Luder » So 12. Jul 2009, 13:40

saloiv hat geschrieben:Was du probieren kannst: Ein Blatt (richtig klein) pflücken und deinen Kaninchen anbieten. Am besten daneben hocken und schauen ob es den Rittersporn frisst. Wird er liegen gelassen, weißt du, dass er wohl stark giftig ist. Ebenso wenn nur ein Probebiss stattfindet. Wird er weg geschlungen, könnte es sein, dass er für Kaninchen verträglich ist (in kleineren Dosen).
Das werde ich mal ausprobieren und sagen was passiert.


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Re: Rittersporn verfüttern?

Beitrag von saloiv » So 12. Jul 2009, 13:54

Da bin ich mal gespannt... :D


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Re: Rittersporn verfüttern?

Beitrag von saloiv » So 12. Jul 2009, 16:11

Ich habe mal ein paar Fotos gemacht. Ich habe Rittersporn im Garten. Soweit ich es beobachten konnte wurde er bisher von meinen Kaninchen verschmäht, da ich aber so viele Pflanzen habe, dass der Großteil nichteinmal angeschaut wird, heißt das garnichts ;).

Für diejenigen, die nicht wissen, wie Rittersporn aussieht:
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Re: Rittersporn verfüttern?

Beitrag von Gast Luder » So 12. Jul 2009, 16:31

So, ich habe ihm eben mal ein Blättchen angeboten und mich danebengesetzt. Er wurde nicht gefressen. Einmal kurz geschnüffelt und liegengelassen.

Ist dann lieber zu seiner Wiesenkiste und hat sich da was rausgesucht.

Werde ihm das also nicht anbieten. Denke, bei soviel Auswahl muss der auch nicht zwingend sein.

Genauso übrigens mit dem Fingerhut, der wurde auch mit dem Popöchen nicht angeschaut.

Nicht das ihr meint ich verfütter hier wahllos irgendwelche Giftpflanzen.

Aber die Wiesenblumenmischung die ich im Balkonkasten habe, enthielt auch diese Pflanzen. Bis jetzt hab ich die immer stehenlassen und von allein kommt er da nicht ran.

Nur durch die ganzen Selektions-Threads kam mir halt der Gedanke ob sie nicht evtl. doch fressbar sind.


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Re: Rittersporn verfüttern?

Beitrag von saloiv » So 12. Jul 2009, 17:00

Das ist interessant zu wissen. Ich gebe heute abend auch mal ein Blättchen und schau ob sie dran gehen oder nicht ;).


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