Freigänger Katzen und Jungvögel

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Re: Freigänger Katzen und Jungvögel

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 20. Apr 2012, 13:54

Es bringt ihnen allerdings auch nix, den Hund nur an der Kette zu lassen und Katz nur noch im Zwinger zu halten ... was nicht von der Katz geschlagen wird, wird vom Fuchs gefressen, den Viechern draußen ist das wurscht.

Dazu kommt, mir wird da nicht mal ne Wahl gelassen, wenn ich meinen Hund behalten will, denn, wenn ein Hund beim Wildern erwischt wird, wird er geschossen, fertig ... wenn eine Katze sich zu weit von befriedetem Gelände entfernt, wird sie geschossen, fertig.
Wenn ich mein Tier behalten will, muß ich also für sorgen, daß Katzili schön brav im Garten bleibt und die 500m zur Siedlungsgrenze nicht überschreitet und das Hundi eben nicht wildert. Damit erübrigt sich sämtliche andere Diskussion!
(wobei ich mit den Erfahrungen mit Bero mich ernsthaft frage, wie ich eine Katze ausbilden kann, exakt an der 500m-Grenze zu Feld, Wald und Flur stehenzubleiben und umzukehren! Bei Bero ist mir das nämlich nicht gelungen, der ist einfach auch 2km weit weggelaufen und hat dort in den Wiesen gejagt ... bei Hunden wäre sowas kein Problem, einige special dogs mal ausgenommen, die einfach zum Streunern und Wildern neigen, weil sie es beispielsweise aus ihrer Heimat nie anders kennengelernt haben)

Wo ich was tun kann, zumindest wenn ich nen Garten habe oder mich politisch engagiere, ist dafür zu sorgen, daß andere Bewirtschaftungsmethoden wie die übliche Monokultur-Turbowiesen-Stangenwaldbewirtschaftung gefördert werden bzw daß ich mit meinem Garten die erforderliche Mosaiklandschaft schaffe. Dann gehts auch den Wachteln, Rebhühnern und Fasanen besser ... egal ob mit oder ohne Katz im Freigang.

Gesicherter Freigang wäre bei Bero nicht möglich gewesen, der hat uns die Wohnung zerlegt, wenn wir ihn eingesperrt hatten und er hatte sich die Pfoten wundgekratzt, wenn er im Zwinger eingesperrt war. Er wollte raus, er hat es verlangt und er ließ sich mit nix davon überzeugen, auch nur ein paar Stunden irgendwo eingesperrt zu sein - er hat sich nicht mal nach Tagen dran gewöhnt!



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Re: Freigänger Katzen und Jungvögel

Beitrag von Ziesel » Fr 20. Apr 2012, 14:11

mmhh von´nem Zwinger/Kette red ich gar nicht..

Zugegebenermaßen hab ich mir vor 20 Jahren als wir Freigängerkatze hatten auch weniger Gedanken über sowas gemacht aber ich denke schon, dass die vielen Freilaufkatzen in so manchem Gebiet nicht ganz unbeteiligt sind ...
Ich find es nachvollziehbar, dass Hund in der Brut-und Setzzeit an der Leine geführt werden soll und verstehe auch, dass und warum man Katze nicht an die Leine nimmt oÄ aber für mich bleibt hier die Erkenntnis: Hund und Katze werden unterschiedlich "behandelt" obwohl für´s heimische Getier von Beiden "Gefahr" ausgeht. Der Hundehalter zahlt Steuern und wird viel mehr reglementiert als der Katzenhalter



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Re: Freigänger Katzen und Jungvögel

Beitrag von Curly » Fr 20. Apr 2012, 14:15

Vielleicht liegts ja auch daran, dass Hunde sich an die Leine nehmen lassen,
dass sie erziehbar sind. Katzen sicher auch aber sie ordnen sich dem
menschlichen Willen eben nicht unter.



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Re: Freigänger Katzen und Jungvögel

Beitrag von Ziesel » Fr 20. Apr 2012, 14:20

Ja und ? Wenn ich mein Grundstück so sicher, dass meine Kaninchen oder der Hund dort nicht nach Belieben kommen und gehen kann wie und wann er mag, lässt sich das doch auch für Katze realisieren. ?!
Für´n Hundehalter wäre das selbstverstädlich, von einem Katzenhalter wirds nicht mal ansatzweise erwartet



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Re: Freigänger Katzen und Jungvögel

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 20. Apr 2012, 14:44

Nein ... das Katzen weniger reglementiert sind, liegt an der Geschichte, an nix weiter ...

Katzen konnten ihre Aufgabe, die Mäuse kurzhalten, nur dann wahrnehmen, wenn sie frei rumliefen, und nur das hatte Hungersnöte verhindert. Hunde dagegen, die frei rumliefen, wurden vom Landesherrn erschossen, gemeuchelt oder sonstwie aus der Welt geschafft - denn alle Aufgaben, die ein Hund in Europa wahrzunehmen hatte, konnte er im engsten Umkreis des Menschen.
Ein Hofhund hatte also nur seine Existenzberechtigung, wenn er auf dem Hof blieb ... ein Schaftreiber hatte nur seine Existenzberechtigung, wenn er beim Schäfer blieb und Schafe trieb ... ein Metzgerhund hatte nur seine Berechtigung, wenn er in der Metzgerei blieb. Die Einzigsten, die frei rumlaufen und eventuell sogar wildern durften, das waren die Hunde des Landesherrn, die zudem auch noch von den Fronbauern durchgefüttert werden mußten - egal ob die Bauern was von diesen edlen Jagdhunden hatten oder nicht.

Mit dem Aufblühen der Rassehundezucht im 19.Jhr änderte sich einiges, es wurden nun zunehmend Schaftreibehunde (deutscher Schäferhund!) am Hof gehalten - und diese waren nicht so stark darauf selektiert worden, daß diese Hunde den Hof nicht verlassen durften, man mußte sie dahingehend ausbilden - aber da vordem noch nie jemand Hunde dazu ausbilden mußte, am Hof zu bleiben, hatte man schnell das Problem, daß die großen Schaftreiber ihrer angeborenen Aufgabe nachgingen - und halt Wild trieben und auch rissen. Man legte also diese großen Schaftreiber an die Kette - der Kettenhund war geboren, die Hunde verloren endgültig das Recht, frei rumzulaufen.

Selbst die Steuern sind ein Relikt aus dem Spätmittelalter ... Hunde wurden besteuert, um die Hundehaltung in den Dörfern auf das Notwendigste zu beschränken. Viele Landesherren verboten sogar gänzlich die Haltung von Hunden, sie hatten Angst, das die Dorfköter wildern gingen und ihr Wild, was ja ihrer Meinung nur ihnen ganz allein zustand, an den Kragen ging.

Aus dieser Zeit stammen übrigens auch die massiven Ausrottungskampagnen gegenüber Wolf, Luchs und Bär ... Wolf und Bär wurden in Deutschland komplett ausgerottet, einzig der Luchs konnte sich mit Ach und Krach halten. Diese Ausrottungskampagnen sind inzwischen mehr oder weniger beigelegt (wie man an Bruno, dem Bären sieht, eigentlich eher weniger ... aber egal ... so richtig legal schießen darf man die großen Beutegreifer eigentlich nicht mehr), aber Steuern bleiben, wenn sie schon mal da sind - und Hundesteuer ist traditionell, die war seit dem Mittelalter da, also gibts Hundesteuern, aber keine Katzensteuern.
Das Wild nur vom Jäger geschossen werden darf und man zum Fischen Anglerrechte braucht, ist auch so ein Relikt aus dem Spätmittelalter ...
Wenn ich mein Grundstück so sicher, dass meine Kaninchen oder der Hund dort nicht nach Belieben kommen und gehen kann wie und wann er mag, lässt sich das doch auch für Katze realisieren. ?!
Wenn ich nen Hund am Hof haben will, bilde ich den dazu aus, der wird in jungen Jahren schlichtweg einfach zurückgeschickt und zurückgerufen, wenn er auch nur eine einzige Pfote außerhalb des Hofes setzt.
Ne Katze kannst rufen, bis du heiser wirst ...

Die meisten Hunde akzeptieren einen Zaun in der Höhe von 1,20m, oft sogar noch weniger hoch ... die meisten Katzen lachen über so ein Sportgerät, über das katz locker klettern und springen kann. Für Katz muß es ein Zaun von mind. 2m Höhe sein, der zudem auch noch mit seiner obersten Kante nach innen gebogen sein muß, damit Katz da nicht rüberkommt. Die Kosten sind da unvergleichlich viel höher, wie so ein löchriger 1,20m Hundezaun.

Hunde klettern in der Regel nicht, Katzen erklettern jeden Baum und springen ... und sind schnell selbst über so einen 2m-Hochsicherheitszaun drüber!

Einen Hund in einem definierten Bereich zu halten ist mit den meisten Hunden ein Kinderspiel, es gibt nur ganz, ganz wenige Ausnahmen, wo man eben auch für Hunde einen Hochsicherheitstrakt braucht. Aber eine Katze in einem definierten Bereich zu halten, ist verdammt aufwendig und teuer und steht irgendwie in keinem einzigen Verhältnis ... es sei denn, man beschränkt die Katz auf Wohnung und 2qm Balkon oder sowas ... und das wiederum akzeptiert nicht jede Katz, insbesondere keine Katzen, die frei auf dem Hof geboren wurden und es nur in Freiheit kennen.



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Re: Freigänger Katzen und Jungvögel

Beitrag von RuJo » Fr 20. Apr 2012, 15:15

Murx Pickwick hat geschrieben:was nicht von der Katz geschlagen wird, wird vom Fuchs gefressen, den Viechern draußen ist das wurscht.
So vereinfachen lässt sich das allerdings nicht. Es gibt eine Studie in England, nach der in Großbritannien weit über eine Millionen Katzen leben, und damit 5 mal (!) soviele wie Füchse. In Deutschland leben gut 8 Mio Stubentiger... im Schnitt gut 20 pro Quadratkilometer... Füchse haben im Schnitt eine Reviergröße von 20 Quadratkilometern (Mit deutlich größeren und deutlich kleineren Ausnahmen... im gebirge sind Fuchsreviere doppelte so groß, in der Stadt bleiben sie gern unter einem Quadratkilometer, weil hier ähnliche Effekte auftreten wie bei der Katze, wenn auch ungewollt).
Katzen kommen (zumindest Gebietsweise) in für Beutegreifer unnatürlichen Populationsgrößen vor, freilich allein durch die Haltung und und Fütterung durch den Menschen möglich. In der Natur allein gibt es ein regulatorisches Gleichgewicht zwischen Nahrunsgverfügbarkeit und Beutegreifern. Daher wird es einem Raubtier niemals gelingen, seine Beute wirklich empfindlich zu schädigen. Katzen gelingt das (gebietsweise) dagegen durchaus. Sie sind nicht auf die Erbeutung von Wildtieren angewiesen... haben sie wegen mangelndem Angebot kein Jagderfolg, dann bedienen sie sich halt zuhause am Napf. Ein Fuchs würde bei längeren Pechsträhnen, weil die Beutepopulation empfindlich zusammengeschrumpft ist, abwandern oder verhungern.

Wie ich auch schon schrieb: die Katze ist sicherlich nicht schuld am massiven Rückgang vieler Arten, aber sie kann zu einem der Bausteine werden, die zu lokalen Aussterbeereignissen führen. Besonders in Katzenreichen Gebieten. Es gibt Studien zum Thema Rabenvögel und Singvogelnester.-.. in einigen Regionen kam heraus, dass bis zu 80% der Singvogelnetser von Katzen geplündert worden waren.

In meinen Augen ist die Katzenproblematik sicherlich nicht so zu verteufeln, wie es teils getan wird (wie gesagt, damit Katzen hierzulande wirklich negative Auswirkungen haben, muss vorher schon was im Argen liegen). Aber dieser Verharmlosung halte ich für mindestens ebenso undifferenzierte Augenwischerei...


"Ein gutes Buch, das von majestätischer Unerschlossenheit an seiner Stelle im Regal steht, stellt die aufmunternste Form intellektueller Wandverkleidung dar!" (David Quammen "Die Hörner des Rhinozeros")

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Re: Freigänger Katzen und Jungvögel

Beitrag von Entensusi » Fr 20. Apr 2012, 15:37

OK, natürlich kann ich meinen Garten so sichern, dass Katzen drin bleiben. Allerdings komme ich mir dann vor wie im Fort Knox oder so.. denn der Zaun muss rundrum - auch zur Straße hin, erhöht und im Winkel nach innen aufgesetzt werden. Es darf kein Baum in der Nähe stehen. Wenn möglich, das Ganze noch unter Strom.
Ich könnte auch eine große Voliere bauen, um die Katzen zum Frischluftschnuppern nach draußen zu lassen. Ich könnte auch die Katzenhaltung ganz lassen, oder mir Katzen zulegen, die keinen Freilauf brauchen.
Ich frag mich jetzt nur: warum? Denn kein Hundehalter würde seinen Hund in der entsprechenden Zeit anleinen, wenn es das Gesetz nicht gäbe. Ich nehme jetzt sogar an, dass die meisten sich nicht mal so daran halten, ich kann mich nicht erinnern, jahreszeitenbedingt verstärkt angeleinte Hunde gesehen zu haben.
Da es also bisher kein Gesetz gibt, das mich zwingt, die Katze einzusperren, und ich das Risiko eines Freigängers auf mich nehme, zum Wohl meiner Katzen und meiner Nerven, sperre ich die Katzen nicht freiwillig ein. Wie gesagt, bei akuter Gefahr für die Brut in der näheren Umgebung, für ein, zwei Tage, kein Thema.
Ob es nun politisch korrekt wäre, die Hauskatzen während der Brutzeit per Gesetz einzusperren, keine Ahnung, wie man sieht, gehen die Meinungen dazu ja stark auseinander. Aber auch da gilt doch wieder: wo kein Kläger... oder soll man alle Katzen, die dann freilaufen, wegfangen? Abknallen? Wir hatten so eine Situation ja in der Vogelgrippepanik-Zeit, mit dem schönen 10-km-Umkreis ..
Wenn so etwas kommt, folgt auf dem Fuß die Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht für Katzen. Oder andersrum, zuerst die eine Pflicht, dann die Steuern und die Einsperrpflicht. Kann man dann aber gut und gerne aufs ganze Jahr ausdehnen, Gründe wird man immer finden...
Off Topic
Sorry, aber mich macht es einfach traurig, wenn eine Freiheit nach der anderen eingeschränkt werden soll, egal in welchem Bereich. Fortgesetzte Entmündigung des Bürgers.


Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

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Re: Freigänger Katzen und Jungvögel

Beitrag von Murx Pickwick » Fr 20. Apr 2012, 17:09

Wenn es tatsächlich um den Tierschutz gehen würde, dann würden die Landwirte dazu verdammt werden, wieder Knicks anzulegen, kleinere Felder zu bewirtschaften, ihr Vieh auf die Weide zu stellen mit dem Verbot der Zufütterung mit nichtartgemäßem Kraftfutter (Soja und Getreide beispielsweise für Rinder sollte verboten werden)

Tatsächlich seh ich jedoch, sobald ich die Haustür verlasse, wie Landwirte, Forstwirte und Jäger ungestraft zur Nutzung ihres Landes wertvolle Brutbiotope zerstören dürfen, seltene Pflanzen (einschließlich der Futterpflanzen für Feldhase und Co) wegspritzen dürfen, mit ihren schweren Maschinen Kleinstbiotope mit seltenen Pflanzen kaputtfahren dürfen usw usf - ich selbst jedoch darf nicht mal für meine Kaninchen Kräuter sammeln!
Ich selbst soll ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich meine Katze oder meinen Hund frei laufen lasse!
Warum?

Wenn tatsächlich ein Stück Land beispielsweise für Schmetterlinge geschützt werden soll, werde ich das respektieren und mit den Naturschützern zusammenarbeiten, wir helfen uns dann gegenseitig, denn ich kann mir zu bestimmten Zeiten artenreiche Wiese für meine Viecher holen, die Naturschützer können sich sicher sein, daß die Wiese nicht angetastet wird, wenn sie blüht und dann abgesenst wird, wenn die Schmetterlinge geschlüpft sind. Die Bodenbrüter haben auch was davon, sie erhalten einen bunten Teppich aus Blümchenmustern, die ihnen helfen, ihre Nester wiederzufinden und genügend unterschiedliche Deckung, um Katzen, Greifvögeln und anderen Beutegreifern zu entkommen. Die Katze freut sich wiederum ob der vielen Gerüche auf der Wiese - aber ich respektiere es nicht, wenn großräumig Topinambur- und Schilfbestände im Naturschutzgebiet während der Brutzeit niedergemäht werden, nur um die Flußufer instandzuhalten, dabei die Brut der Schilfrohrsänger und weiterer dort brütender Vögel komplett zu 100% zerstört werden, ich jedoch meine Tiere eingesperrt halten muß zum Schutze von Pflanze und Tier, die vor meinen Augen aus wirtschaftlichen Gründen vernichtet werden!

Bero war ein großer Jäger, dazu kam eine erhebliche Katzendichte dort, wo ich gewohnt hatte, dadurch, daß der dortige Campingplatz die Katzen noch schön angefüttert hatte, aber nicht für die Kastration der Kätzinnen gesorgt hatte. Der Verlust bei Zaunkönigen dürfte tatsächlich mehr wie 80% betragen haben ... aber, es brüteten alleine auf meinem Grundstück 5 - 11 Paare Zaunkönige. Diese hatten im Jahr 3 - 5 Bruten hochgebracht mit 4 - 8 Eiern pro Brut. Das sind also im Worst Case nur 60 junge Zaunkönige ... werden davon 90% gefressen, bleiben zum Arterhalt noch 6 Zaunkönige über ... reicht, selbst wenn Zaunkönige nur ein einziges Jahr alt werden würden.

Man sieht es sehr schön an der Wachtel, wie wenig Einfluß Katzen tatsächlich auf die Populationsdichte haben - dort, wo es viele Flächenstillegungen und Brachen gibt, nimmt die Wachtel zu ... vollkommen unabhängig, ob dort eine zu hohe Katzenpopulation ihr Unwesen treibt oder ob es nur wenige Katzen sind. Bei den Flächenzusammenlegungen und der großräumigen Flurbereinigung in den 60er Jahren dagegen haben die Wachteln schlagartig extrem abgenommen und starben auch in Gebieten aus, wo es kaum freilaufende Katzen gab.

Übrigens hatte ich in Berlin-Hermsdorf in den 80er Jahren beobachten dürfen, was passiert, wenn der Feinddruck auf die Singvogelpopulation für die Singvögel unerträglich wird. Katzen und Elstern hatten systematisch immer mehr Nester geplündert, es gab ein Jahr, wo so gut wie kein Jungvogel mehr flügge wurde - dann veränderte sich das Verhalten der Singvögel. Sie wurden regelrecht aggressiv gegenüber Elstern und Katzen und arbeiteten artübergreifend zusammen. Sie flogen zusammen kamikazemäßig Scheinangriffe auf alles, was wie Rabenvogel oder Katze aussah, selbst Hunde blieben nicht verschont. Die Vögel waren derartig erfolgreich, daß nun die Population der Elstern extrem zurückging und die Katzen lieber in ihren Häusern blieben.
In diesem Jahr, in dem die Singvögel eine derartig geschlossene Front gegenüber ihren Freßfeinden aufgebaut hatten, kamen wieder fast 90% der Singvögel, auch der selteneren Singvögel, in den Gärten hoch ...
Zumindest also die Garten-Singvögel kennen sehr erfolgreiche Strategien, um sich gegen Katz und Co zur Wehr zu setzen ... klar, auch hier wieder, wenn die Singvogeldichte zu gering ist, wird eine solche Strategie nicht fruchten, da ein einzelner Grünfink nur in den seltensten Fällen erfolgreich ne Katz verjagen kann. Ein Sammelsurium von mehreren Grünfinken, Amseln, Buchfinken und Meisen dagegen können Katzen mit ihren Scheinangriffen derartig nerven, daß diese einfach nur noch aufstecken und genervt nach Hause marschieren. Der enorme Energieaufwand dieser Art Scheinangriffe lohnt sich für die Singvögel, da sie nun ihre Brut tatsächlich wieder hochbekommen.

Man hilft den Vögeln, auch den Bodenbrütern, sehr viel mehr, wenn man von den Landwirten die Erlaubnis sich holt, den Vögeln auf deren Feldern zu helfen. Beispielsweise können die fünffache Anzahl an Lerchen sehr erfolgreich ihre Jungen hochbekommen, wenn in den Feldern unterschiedliche Marken aufgebaut werden, beispielsweise unterschiedlich große Fahnen oder einfach nur Stangen, die mit unterschiedlichen Abständen zueinander aufgestellt werden. Diese Marken brauchen die Lerchen, um sich zu orientieren und ihre Nester wiederzufinden. Kommt nun die Katz, wird sie zwar auch mehr Lerchenjunge plündern - aber das macht nix, da sehr viel mehr Lerchenjungen flügge werden. Die Marken müssen selbstverständlich dann eingesammelt werden, bevor der Landwirt düngt, spritzt oder erntet und nach dem Eingriff wieder genauso aufgestellt werden, wie sie vorher standen. Es ist also eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem Landwirt vonnöten (und hierdran scheitert es dann wiederum oft ... ).



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Re: Freigänger Katzen und Jungvögel

Beitrag von schweinsnase77 » So 22. Apr 2012, 09:08

Hier herrscht im Naturschutzgebiet das ganze Jahr Anleinpflicht.....und niemand hält sich dran. Allerdings sind hier auch aus dem Grunde verdammt wenig Mietzen unterwegs.

Ich sehe fünf Unterschiede zwischen der Brutsaison bei Katzen und Hunden, allerdings bezieht das auch andere Tiere mit ein.

Zumindest bei uns ist es so, dass durch rumtobende Hunde wesentlich mehr Kolleterallschaden bei den Bodenbrütern entsteht als durch Katzen, ein fach weil sie im Spiel mit Besitzern und Artgenossen nicht drauf achten wo sie gerade hinspringen.

2. Das betrifft eher andere Tiere: Katzen finden Tiere die größer sind als ihr Beuteschema nicht wirklich interessant. Das trifft auf Hunde nicht zu. Hunde haben also völlig abhängig von ihrer Größe eine viel größe Auswahl an Tieren die sie interessant finden. Ich mag da noch nicht mal Jadgtrieb unterstellen, aber Hunde sind halt oft Neugieriger als Katzen und gerade kleine Hunde hechten mal auch Kopfüber in einen Bau rein, was Katzen nicht tun.

3. Hunde verfolgen ihre "Beute" einfach wesentlich länger und sorgen damit für noch mehr Unruhe im Gebiet.

4.Hunde und Katzen haben ein völlig anderes Verhalten zum Beutefinden. Hunde stöbern und verfolgen Geruchsmarken oft über lange Wege, während Katzen eher darauf warten das die Beute zu ihnen kommt, wenn sie nicht gerade in der Wiese über ein Nest stolpern.

5. Katzen haben feste Reviere und sind für Beutetiere damit gut einzuschätzen. Eine niedrige Vogelpopulation in der Nähe von einer hohen Katzenpopulation bedeutet keinesfalls das Katzen die Vögel alle fressen, sondern man verlegt sein Wohngebiet oftmals einfach in sicherere Gefilde. Was aber hier auf dem Land wirklich problematisch sein kann...wo soll man denn hin?


Mit freundlichen Grunzern

Annette

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