Saatenmischung, Pellets und Exdrudate

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Ezilie
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Saatenmischung, Pellets und Exdrudate

Beitrag von Ezilie » Sa 6. Mär 2010, 14:58

Huhu Zusammen,

ich habe mich gerade etwas in die Pelletfütterung reingelesen mit Vor- und Nachteilen und wollte daher ein Vergleich aufbauen. Es scheiden sich die Geister bei den Fütterungsmethoden. Zum Beispiel werden Papageien und Sittiche im Rest der Welt fast ausschließlich mit Pellets und Extrudaten gefüttert.Im deutschsprachigen Raum stehen viele dieser Fütterungsmethode reserviert gegenüber und sie findet hier eher langsam Verbreitung.

Die Saatenmischung:
Das ist die bekannteste und in Deutschland weit verbreiteste Vogelfütterungsart.

Vorteile:
-Kostengünstig
-Lange Haltbarkeit
-Enthülsen beschäftigt die Vögel
-Verdauung der Saaten beansprucht den Muskelmagen
- relativ natürliche Art der Fütterung
- unterschiedliche Geschmäcker (durch verschiedene Arten) vorhanden

Nachteile:

-unsachgemäße Lagerung von einem Selbst oder vom Händler weist häufig eine hohen Belastung mit Schimelpilzsporen auf.
- oft ist eine von Dritten gemischte Saatenmischung nicht für den Vogel ideal


Pellets:

Bei der Herstellung der Pellets gibt es verschieden Varianten, welche sich primär durch die Prozestemperatur sowie den Preßvorgang unterscheiden. Vor dem Presvorgang werden die Rohstoffe vermahlt und die homogene Vermischung derselben voraus. Das Gemisch wird sodann dem Pelletpreßvorgang zugeführt und im Regelfall bei Temperaturen zwischen 70° und 90° C und hohem Druck zu Pellets geformt.

Vorteile:
-Einzelne Bestandteile müssen wie bei der klassischen Saatenmischung vom Muskelmagen verdaut werden.
-Weniger Dreck und keine Spelsen bleiben nach dem Füttern übrig.
-die Vögel können nichts "aussortieren"
-keine Belastung mit Schimmelpilzen oder Herbiziden/Pestiziden
-"optimale" Zusammensetzung an Nährstoffen, Spurenelementen, Aminosäuren, Vitaminen und Mineralien.

Nachteile:

-Futteraufnahme bietet keine "Herausforderung"
-wenig Geschmacksunterschiede/Einheitsbrei
-teuer
-Haltbarkeit ist geringer als bei Extrudaten.
- natürliche Nährstoffe werden beim Erhitzungsvorgängen (über 40 °) vernichtet und müssen zugesetzt werden
- die Nährstoffe werden nach dem abkühlen meist "aufgesprüht" und ist daher nur auf der äußeren Struktur zu finden

Exdrudate
Das Extrusionsverfahren baut auf ein Verhalten der Stärke, die bei Hitzeeinwirkung quillt und ebenso verkleistert wie die „Getreidekleber“. Hierzu ist ebenfalls notwendig, daß alle Rohstoffe vermahlen und zu einem einheitlichen Brei vermischt werden. Unter besonders hohem Druck und Temperaturen zwischen 120° -180° C wird dieser Brei verdichtet und zusätzlich durch diesen Druck weiter erhitzt. Gepreßt durch eine Matrize „explodiert“ das Formstück und muß schließlich noch getrocknet und heruntergekühlt werden.

Vorteile:
-Kostengünstiger als Pellets
-Kein Dreck und keine Spelsen bleiben nach dem Füttern übrig.
-die Vögel können nichts "aussortieren"
-länger haltbar als Pellets
-keine Belastung mit Schimmelpilzen oder Herbiziden/Pestiziden
-"optimale" Zusammensetzung an Nährstoffen, Spurenelementen, Aminosäuren, Vitaminen und Mineralien.

Nachteile:
-Extrudate sind durch ihre Herstellungsweise bereits "vorverdaut", was den Muskelmagen der Vögel nicht so beansprucht wie gröberes Futter.
-Futteraufnahme bietet keine "Herausforderung"
-keine Geschmacksunterschiede/Einheitsbrei
- natürliche Nährstoffe werden beim Erhitzungsvorgang vernichtet und müssen zugesetzt werden
- die Nährstoffe werden nach dem abkühlen meist "aufgesprüht" und ist daher nur auf der äußeren Struktur zu finden



So, ich denke da lässt sich schon einiges herauslesen. Allerdings möchte ich noch auf die Fressweise von Vögeln eingehen.

Die meisten von uns gehaltenen Vogelarten gehören zu den Samenfresser, welche diese schälen. Durch entsprechende Schnabelbewegungen wird das Korn von der umgebenden Schale getrennt. Die Schale wird nicht gefressen.

Dies geschieht auch mit dem Pellet. Somit wird der Großteil der aufgesprühten Nährstoffe verworfen und nur wenige Nährstoffe aufgenommen.

Wie steht ihr zu der Pelletfütterun? Habt ihr damit Erfahrungen gemacht?

Freue mich auf eure Meinungen.

VLG

E.


Kira - Manchesterterrier-Mischling; Jada,Esmeralda,Barney - Chinchillas; Rocko & Cora - Graupapageien (Kongo);
Dörte & Spencer - Agarponiden; Wuschi, Sternchen, Humphrey - Katzen;
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Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.
[F. Nietzsche]

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Re: Saatenmischung, Pellets und Exdrudate

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 6. Mär 2010, 16:25

Eigene Erfahrungen mit Pellets hab ich mit Vögeln noch nicht gemacht, allerdings gibt es ein paar private Vogelhalter, die das Ganze mit den Pellets und Extrudaten statistisch ausgewertet hatten, unter anderem Michael von Lüttwitz, Herausgeber der Geflügelbörse.

Extrudate und Pellets werden oft mit Menadion, auch fälschlicherweise Vitamin K3 genannt, angereichert, als ein Ersatz für Vitamin K1. Beobachtet man nun die Wahrscheinlichkeit für die Mißbildung Featherduster bei Jungvögeln, so findet sich diese Mißbildung besonders häufig in Haltungen, wo menadionhaltige Extrudate oder Pellets verfüttert werden. Stellen diese Halter wieder bei sonst gleicher Haltung auf die Fütterung von Sämereien um, nehmen auch die Featherdusterfälle ab. Bei der Aufklärung von diesem Zusammenhang hat Michael von Lüttwitz starken Anteil.

Sowohl bei Pelletfütterung, als auch Extrudatenfütterung finden sich bei sonst gleicher Haltung deutlich häufiger fettleibige und leberkranke Vögel, wie bei Sämereienfütterung. Dies gilt jedoch nicht, wenn in der Samenmischung ein zu hoher Anteil großer Ölsaaten (Nüsse, Sonnenblumenkerne etc) enthalten ist, die Vögel so gut wie keine Bewegungsmöglichkeiten haben oder aber zuwenig Abwechslung im Futter geboten wird, also zuwenig Grünzeug beispielsweise oder zuwenig Sämereien in der Samenmischung oder gar versucht wird, Insektenfresser mit Körnern durchzufüttern.

Übrigens mag es vielleicht sein, daß Pellets aus frischgeöffneter Packung fast schimmelpilzfrei sind - dies gilt jedoch nicht mehr, wenn sie der normalen Luft bei den üblichen 60% Feuchtigkeit ausgesetzt werden. Sowohl Extrudate, als auch Pellets nehmen Feuchtigkeit aus der Luft auf, so daß sie erfolgreich von Schimmelpilzen besiedelt werden können - meist passiert das auch. Die wenigsten Vogelhalter brauchen so einen Sack innerhalb von einer Woche auf, in zwei Wochen schon kann die Schimmelpilzbelastung aufgrund es optimalen Substrates deutlich höher liegen, wie bei offen im Tierhandel angebotenen Sämereien. Bei den Sämereien schützt die Schale den Mehlkörper vor Verpilzung - und die Schale wird von vielen Samenfressern nicht mitgefressen.

Auch mit der Pestizidbelastung stimmt nicht ... im Gegenteil, Pellets und Extrudate bestehen nicht aus Bioware, sondern aus Rohware aus konventionellem Anbau, zudem auch noch meist aus Abfällen der Nahrungsmittelindustrie. Hier kommen zu den Zersetzungsprodukten der Pestizide, die kaum mehr nachgewiesen werden können, noch zusätzlich Reinigungsmittel und Fungizide, welche den Rohstoffen zugesetzt werden, um Schimmelbildung zu vermeiden. In den meisten Fällen sind also gerade die Pellets und Extrudate deutlich schadstoffbelasteter, wie Sämereien. Was sich besonders krass auswirkt, auch im Vogeldarm ist die Geschwindigkeit des Nahrungsbreies von kleingemahlenen und gepreßten/extrudierten Futters deutlich langsamer, wie im Magen deutlich weniger zerkleinerte Sämereien. Die Folge ist auch im Vogeldarm, daß nicht nur die Nährstoffe besser aufgenommen werden, sondern auch sämtliche Schadstoffe!
Dazu kommt, wenn durch Abrieb im Futtersack und durch das Entspelzen vom Vogelschnabel die Nährstoffe von Pellets runtergekratzt werden, hat man schnell ein Ungleichgewicht der Nährstoffe, da diese jedoch aufgrund der langsamen Darmpassage regelrecht zwangsaufgenommen werden, wiegt dieses Nährstoffungleichgewicht besonders stark, Nährstoffmängel sind die Folge.

Den Pellets und den Extrudaten werden zwar Nährstoffe zugesetzt, allerdings werden während des Verarbeitungsvorganges gleichzeitig nicht nur etliche Nährstoffe zerstört, sondern auch diverse sekundäre Pflanzenstoffe, wie beispielsweise eine ganze Reihe von Carotinoiden. Alle diese sekundären Pflanzenstoffe haben im Vogelkörper diverse Wirkungen, die zum größten Teil bisher überhaupt nichtmal entdeckt wurden. Vögel brauchen diese Stoffe als Stimulanz für ihr Immunsystem, für ihr Wohlbefinden usw usf ... weiterhin regulieren viele dieser sekundären Pflanzenstoffe die Aufnahme von Nährstoffen, der Vogel kann also, wenn er genügend Auswahl im Futter hat, weitaus besser sich das Futter individuell für seinen momentanen Status zusammenstellen.

Mineralstoffe und Spurenelemente verschwinden nicht während des Verarbeitungsprozesses, sind also in gleicher Höhe drin, wie in den Rohstoffen, aus denen Extrudate und Pellets hergestellt werden. Nun werden jedoch mit den aufgesprühten Mineralstoffvormischungen auch Mineralstoffe und Spurenelemente aufgesprüht ... bei vielen Mineralstoffen und Spurenelementen wird so schnell eine kritische Grenze überschritten, wo sie anfangen, giftig zu wirken. An erster Stelle mögen hier für viele Vogelarten giftiges Kupfer, Zink und Selen genannt sein.
Ist das wirklich noch gesund?



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Re: Saatenmischung, Pellets und Exdrudate

Beitrag von saloiv » Sa 6. Mär 2010, 21:32

Ich kenne Vögel die mit Extrudaten ernährt werden. Allerdings kenne ich bisher nur eine Firma: HARRISON'S BIRD FOODS
Ob es mehr gibt weiß ich nicht.

Klar es ist dreckfreier, einfacher zu händeln und praktischer. Aber irgendwie finde ich vorallem diese Nachteile schlimm:
- Der Vögel wird nicht beschäftigt weil alles gleich und langweilig ist (Futter ist die Hauptbeschäftigung)
- Die Akzeptanz bei den Vögeln ist deutlich schlechter, viele bekommt man garnicht dazu die Extrudate zu fressen.
- Man weiß nie was drinnen ist weil man es nicht sieht (Brei-Masse), praktisch für die Futtermittelhersteller, schlecht für die Vogelgesundheit. Viele Abfälle lassen sich auf diesen Weg super verwerten.
- Synthetische Vitamine statt natürliche ([url=http://www.noppeney.de/grafiken/Merkblatt/Unterschied%20zwischen%20natuerlichen%20und%20synthetischen%20Vitaminen.pdf]Der Unterschied[/url]
- Fehler in der Rezeptur wirken sich viel stärker aus, weil wirklich nur eine Masse gefüttert wird.


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Re: Saatenmischung, Pellets und Exdrudate

Beitrag von Ezilie » Mi 24. Mär 2010, 20:52

Ich direkt habe keine Erfahrung mit der Pelletfütterung gemacht, habe mir diese allerdings bei meinem Bruder angeschaut. Anfangs war ich ernsthaft irritiert darüber, dass es sowas gibt und dadurch habe ich mich in diese Thematik eingelesen, weil ich auch schauen wollte, ob dies vllt. für uns eine Alternative wäre.

Die Amas von meinem Bruder fahren zwar darauf ab, aber die Nachteile die ich mir angelesen habe sind wirkl. erschreckend. Zudem habe ich mal gelesen, dass diese Pellets derart mit Nährstoffen, Vitaminen etc. angereichert sind, dass eine Zufütterung von Obst/Gemüse zu einem Ungleichgewicht des Nährstoffhaushaltes führen könnte. Was dies anbelangt bin ich mir nicht so sicher.

Was denkt ihr darüber?

VLG


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Re: Saatenmischung, Pellets und Exdrudate

Beitrag von Murx Pickwick » Mi 24. Mär 2010, 21:58

Das Problem ist nicht die Überdosierung von Nährstoffen, sondern schlichtweg daß die Nährstoffe in den Pellets durch die langsame Darmpassage vollständig aufgenommen werden ... das ist halt mit rohen Pflanzen nicht der Fall, da muß um jede einzelne Aminosäure und jedes einzelne Vitamin förmlich gekämpft werden ...

Befindet sich also in den Pellets ein Ungleichgewicht der Nährstoffe, wird der Vogel entsprechend unter latentem Mangel oder an zuviel Nährstoffen neigen.



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